Читать книгу Herzgeflüster und Sommerliebe - Petra Miarka - Страница 3

Frühlingsgefühle

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Heute ist er endlich da - der Frühling. Ich schaue aus dem Fenster und die Sonne lacht mir entgegen. Herrlich! Vogelgezwitscher und Sonnenschein, was kann es Schöneres geben an einem frühen Morgen? Das macht doch Lust auf - frische Brötchen? Oder etwa auf eine Joggingrunde am Kanal? Ich gestehe, ich schwanke und mein innerer Schweinehund tendiert eindeutig zu frischen Brötchen, eines mit Schinken, eines mit Marmelade, ich rieche auch schon förmlich den Kaffeeduft! Aber nein, wozu ist ein innerer Schweinehund da? Natürlich um ihn zu überwinden! Noch dazu an einem so wunderschönen Morgen wie heute. Also - nichts wie rein in die Laufschuhe und ab geht die Post! Die ersten Meter fallen mir noch etwas schwer aber dann geht es irgendwie immer besser, ich laufe und laufe, genieße die frische Luft und die Sonne. So langsam aber sicher laufe ich mich in einen Rausch und meine Gedanken beginnen abzuschweifen. Ich denke an Martin - und das erste Mal seit langem gibt es keinen Stich ins Herz und kein schwummeriges Gefühl in der Magengrube. Martin und ich haben uns vor einem halben Jahr getrennt, nachdem er mir die unglaubliche Liebe zu seiner Kollegin Hannah gestanden hat. Mit ihr konnte und wollte ich auch gar nicht konkurrieren und da gab es damals wohl nur diesen einen Entschluss. Was folgte war ein bis heute ziemlich hartes halbes Jahr mit Tränen und Wutanfällen und allem was dazu gehört. Immerhin haben wir fünf gemeinsame Jahre einfach so über den Haufen geworfen, das schmerzte schon sehr.

Weihnachten alleine, Silvester als Single auf einer Riesenfete, das war alles nicht so der wirkliche Knaller. So scheint es mir, als würde ich mir heute den ganzen Frust von der Seele laufen, vielleicht macht es auch tatsächlich der beginnende Frühling, der meine Lebenslust wieder ansteigen lässt. Ich genieße es ohne Ende, spüre den Wind in meinen Haaren und die Sonne wärmt tatsächlich auch schon ein wenig. Ein lange nicht gekanntes Glücksgefühl steigt in mir auf, ist das der so genannte „Runner`s High” über den immer so viel geschrieben wird?

Egal, Hauptsache es geht mir endlich mal wieder so richtig gut. Vielleicht sollte ich auch mal ein paar Tage verreisen. Eventuell in Richtung Nordsee? Mir fällt der Bericht über diesen Nordsee-Lauf wieder ein, den ich vor einigen Tagen im Fernsehen gesehen habe. Ich hätte große Lust, mich an dieser Veranstaltung zu beteiligen. Immerhin müsste ich dann nicht ganz allein meine Urlaubstage verbringe, lerne neue Leute kennen und möglicherweise gibt es da ja auch noch irgendwo ein sympathisches männliches Wesen, das genau auf mich wartet! Tief in Gedanken versunken hänge ich meinen Träumen nach, als plötzlich völlig überraschend ein kleiner weißer Hund aus dem Gebüsch springt und mir genau vor die Füße läuft.

Ich gerate ins Stolpern, kann mich nicht mehr rechtzeitig fangen und falle gnadenlos hin. Autsch! So ein Mist! In meinem rechten Knöchel spüre ich einen stechenden Schmerz. Wie betäubt bleibe ich mitten auf dem Weg sitzen, mir wird ein wenig schwindelig und ich versuche, tief durchzuatmen. Um mich herum tobt bellend dieses kleine weiße Ungeheuer, das mich zu Fall gebracht hat. „Hau ab du alter Köter,” brülle ich ihn wenig freundlich an. Abrupt ist er still und schaut mich fast traurig mit seinen dunklen Knopfaugen an. Da höre ich lautes Rufen: „Oskar, Oskar wo steckst du denn?” Schwupp, schon stellen sich seine spitzen Ohren auf und er schaut sich suchend um. Eine junge Frau mit einem panischen Gesichtsausdruck und einer Hundeleine in der Hand springt an der gleichen Stelle aus dem Gebüsch wie kurz zuvor der kleine Übeltäter. „Um Gottes Willen, Oskar, was hast du denn angestellt?” Erschrocken hockt sie sich neben mich. „Ist Ihnen etwas passiert? Kann ich Ihnen helfen?” „Ich glaube, ich kann nicht so wirklich aufstehen, mein rechter Knöchel schmerzt fürchterlich,“ jammere ich. „Wie können Sie Ihren Hund denn hier so herumlaufen lassen, wenn Sie ihn nicht richtig im Griff haben?” Ich mache meinem Ärger ein wenig Luft.

„Das ist gar nicht mein Hund, ich habe ihn heute in Pflege für meinen Nachbarn.. Oskar hat sich aus dem Staub gemacht, als ich ihn beim Aussteigen aus dem Auto anleinen wollte. Da war wohl eine läufige Hündin im Spiel” setzt sie entschuldigend hinzu. „Es tut mir wahnsinnig leid, was kann ich denn jetzt für Sie tun?”

Der kleine Übeltäter hat sich inzwischen neben mich gesetzt und leckt mir die Hand ab, als wolle er sich entschuldigen.

Na toll, da sind mit diesem kleinen Frechdachs wohl auch die Frühlingsgefühle durchgegangen…

Nach einigen erfolglosen Versuchen, aufzustehen und aufzutreten ruft Oskars Ersatzfrauchen einen Krankenwagen an und mein „Runner`s High” findet sein jähes Ende in der Notfallambulanz unseres Krankenhauses.

Am Abend des gleichen Tages liege ich mit einer wunderschönen Schiene auf meinem Sofa. Das habe ich nun von meinem sportlichen Ehrgeiz, hätte ich mir mal doch lieber Brötchen geholt. Ich bin wütend auf mich selber, sauer auf den kleinen frechen, liebestollen Hund und die Lust auf Frühling ist mir total vergangen!!!

Am nächsten Morgen regnet es in Strömen, das passt auch wesentlich besser zu meiner Stimmung. Als es an der Tür klingelt raffe ich mich mühselig vom Sofa hoch und humpele mit meinen Krücken los, um zu öffnen. Das ist sicher meine Freundin Annika, die versprochen hat, mir ein paar Einkäufe zu erledigen, denn so alleine ist man doch ziemlich aufgeschmissen. Schon wieder steigen mir die Tränen in die Augen, dieses Single-Dasein ist eben doch ziemlich blöde. Verheult öffne ich die Wohnungstür und glaube, meinen Augen nicht zu trauen. Vor der Tür sitzt ein kleiner weißer Westhighland White Terrier, an seinem Halsband baumelt ein Pappschild mit der Aufschrift „Sorry” und neben ihm steht ein junger Mann mit zerknirschtem Gesichtsausdruck und -nebenbei- den schönsten blauen Augen der Welt!!

Mir verschlägt es -was wirklich selten passiert- die Sprache und ich muss wohl einen ziemlich dämlichen Anblick darstellen. Oh, nein! Verheult, natürlich ungeschminkt, die Haare verstrubbelt und im ältesten Jogginganzug den ich im Schrank habe öffne ich so einem Traumtypen die Tür!!

„Guten Tag,” sagt dieser und versucht ein reichlich schiefes Lächeln. „Oskar und ich wollen uns bei Ihnen entschuldigen. Es tut mir schrecklich leid, was Ihnen passiert ist und ich hoffe, dass ich das irgendwie ein wenig wieder gutmachen kann.” Er zaubert einen wunderschönen Blumenstrauß hinter dem Rücken hervor und hält ihn mir entgegen.

„Darf ich vielleicht kurz reinkommen?” fragt er. „Ja, Ja, natürlich, Entschuldigung”, murmele ich verwirrt und humpele ein Stück zurück um Oskar und sein Herrchen hereinzulassen.

Oskar erweist sich heute als äußerst brav und sein Herrchen als nicht weniger zuvorkommend. Nachdem er seine Blumen eigenhändig in einer Vase untergebracht hat, stellt er sich als Felix Denner vor und entschuldigt sich wiederholt für das Unglück. Wir klären die versicherungsrechtliche Seite und er fragt, was er denn zu meiner Genesung beitragen könne. Mir, die sonst ziemlich schlagfertig ist, fällt leider gar nicht viel Intelligentes ein, so verwirrt bin ich von diesem Überraschungsbesuch.

Felix Denner verabschiedet sich nach einiger Zeit, verspricht aber, sich bald wieder zu melden und schon ist der Spuk vorbei.

Nachdem ich mich im Badezimmer von meinem scheußlichen Anblick überzeugt habe kriege ich die nächste Heulattacke. Was habe ich nur immer für ein Pech?? Da erscheint so ein toller Typ bei mir in der Wohnung und ich stammele nur wirres Zeug und habe auch optisch rein gar nichts zu bieten, na ja, das ist wohl mein Schicksal.

Ich hänge mich sofort an mein Telefon und berichte Annika von meinem Erlebnis. “Mach dir keine Gedanken, den siehst du sowieso nicht wieder”, teilt sie mir unglaublich aufbauend mit. „Das war ein Pflichtbesuch, der hat seine Schuldigkeit getan und damit ist das erledigt.“ Annika steht mit beiden Beinen im Leben und hat mich schon häufiger auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Wahrscheinlich hat sie recht.

Aussehen hin - Aussehen her, so ein Typ läuft sowieso nicht frei herum, der ist sicher schon längst unter der Haube.

Tatsächlich sind die letzten Tage ohne irgendwelche Besuche oder Anrufe vergangen. Warum sollte der gute Felix sich auch ständig bei mir melden?

Ich habe die Nummer seiner Haftpflichtversicherung für den kleinen wilden Oskar bekommen und damit kann die Angelegenheit für ihn auch wirklich erledigt sein.

Kathi, bleib mal realistisch, ermahne ich mich selber. Doch ich habe momentan den ganzen lieben langen Tag nichts anderes zu tun als über mich selber nachzudenken, da ergeben sich schon mal recht kuriose Gedankengänge.

Heute ist nun Samstag und normalerweise schlendere ich am Morgen gemütlich über den Wochenmarkt, besorge mir leckere Antipasti, trinke im Café am Marktplatz einen schönen Latte Macchiato und genieße das Wochenende.

Heute sitze ich auf meinem Sofa und warte auf die liebe Annika, die sich bereit erklärt hat, mir meine Wochenendeinkäufe zu erledigen. Den Abend werde ich dann wohl vor dem Fernseher verbringen. Annika ist am Abend mit ihrem Freund auf einer Party eingeladen und der Rest meiner Clique ist heute mit der traditionellen Boßeltour beschäftigt. Eins ist sicher, Boßelkönigin werde ich dieses Jahr garantiert nicht, stattdessen werde ich mich mal mit dem Samstagabend-Fernsehprogramm auseinandersetzen

Als es am Abend soweit ist, zappe ich mich von einem Sender zum anderen und finde nichts, was mich in wirkliche Begeisterung versetzen könnte. Da mache ich dann am besten mal in Literatur. Lesen bildet, also verhelfe ich mir zu etwas mehr Bildung, das kann schließlich nie schaden. Zum Glück ist mein Buch wirklich gerade sehr spannend und mit einem guten Glas Wein und einer schönen CD verspricht der Abend doch noch ganz gemütlich zu werden. Als ich mich gerade so richtig in meine Lektüre vertieft habe, klingelt es an meiner Wohnungstür. Überrascht lege ich mein Buch zur Seite, wer kommt denn jetzt?

Auf meinen Krücken hopse ich in Richtung Tür, öffne sie ganz vorsichtig und sehe mich zum zweiten Mal in dieser Woche den schönsten blauen Augen der Welt gegenüber.

HHallo, schön dass Sie zuhause sind,” stellt Felix Denner fest. „Kunststück”, antworte ich lachend und schwenke meine Krücken. Ich bitte ihn herein und er betritt, beladen mit einem riesengroßen Korb, meine Wohnung.

Aus dem Korb lugt eine Weinflasche heraus. Puh bin ich froh dass ich mir heute endlich mal wieder etwas Mühe mit meinem Styling gegeben habe und mich auch mal wieder in richtige Klamotten geworfen habe.

„Darf ich?” fragt er und wandert ohne eine Antwort abzuwarten in das Wohnzimmer. „Schönen Gruß von Oskar,” sagt er. „Wir dachten, Sie könnten vielleicht eine kleine Stärkung gebrauchen. Schließlich müssen wir ja dafür sorgen, dass Sie wieder auf die Beine kommen.” Er beginnt, seinen Korb auszupacken. Wein, französische Salami, diverse leckere Käsesorten, Oliven, Baguette….” „Sagen Sie mal, sind Sie Rotkäppchen?” Diese Frage kann ich mir einfach nicht verkneifen. „Ja, und den bösen Wolf habe ich zu Hause gelassen, der hätte nämlich diese Salami auch sehr gerne selber verputzt.” Felix lächelt sein schönes Lächeln und ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus. Er zaubert auch noch Teller und Gläser, Servietten und Kerzen hervor und aus einem langweiligen Samstagabend wird der schönste Abend den ich je erlebt habe…

Als ich an diesem Morgen erwache ist es auf den Tag genau ein Jahr her, dass ich mir meinen Fuß beim Joggen verletzt habe. Wieder scheint die Sonne durch das Fenster und verspricht einen wunderschönen Frühlingstag. Etwas jedoch ist anders als vor einem Jahr. Neben mir liegen die schönsten blauen Augen der Welt – allerdings im Augenblick noch in geschlossenem Zustand - und vor meinem Bett sitzt erwartungsvoll der Frechdachs Oskar, der gerne draußen seinen Frühlingsgefühlen freien Lauf lassen möchte.

Ich glaube, er weiß, dass er bei mir unendlich viele Gassi-Runden gut hat und Leckerchen bis an sein Lebensende.

Wenn unsere Liebe auch ein wenig stürmisch begann, es hat sich wieder einmal der weise Spruch meiner lieben Mami bewahrheitet: „Kind, nichts ist so schlecht, als dass es nicht auch für etwas gut sein könnte….”

Manchmal haben Mütter eben doch recht.

Frühlingssonnenschein

neues Leben, neue Kraft –

und plötzlich ein Weg

Vogelgezwitscher

Frühlingsstimmen erklingen

und die Seele lacht

Der Amsel Gesang

vorbei die dunklen Tage

Ein Hauch von Frühling

Frühlingssonnenschein

malt lächelnde Gesichter

und beschenkt uns reich

Herzgeflüster und Sommerliebe

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