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Bodenarbeit: Wozu, weshalb, warum?
ОглавлениеHast Du so etwas auch schon mal erlebt? Du willst zu einem Ausritt oder einem Lehrgang fahren und Dein Pferd steigt nicht in den Anhänger. Es steht an der Rampe, rammt die Vorderbeine in den Boden und sagt mit seinem ganzen Körper „Nein!“. Oder steht Dein Pferd nicht, wenn Du aufsteigen willst, sondern läuft direkt los, sobald Du einen Fuß in den Bügel stellst? Bedrängt es Dich, wenn Du mit dem Futtereimer in die Box kommst, rempelt Dich beim Führen an oder lässt sich womöglich gar nicht von der Koppel holen? Nur wenn alle anderen Pferde auch reingeholt werden und selbst dann musst Du Dir drei Leute zur Unterstützung holen?
Autsch …
Der Umgang mit Pferden kann manchmal ziemlich frustrierend sein, vor allem dann, wenn die Beziehung zwischen Dir und Deinem vierbeinigen Partner nicht genügend geklärt ist. Und das offenbart sich durch scheinbare Kleinigkeiten. Denn das Herden- und Fluchttier Pferd braucht eine geklärte Beziehung so nötig wie die Luft zum Atmen. Gibt es hier vielleicht „Spielräume“, weil Du Dein Pferd oder Pony wirklich gerne magst und deshalb besonders nett zu ihm sein möchtest, dann kann das genau das Gegenteil bewirken: Stress für alle Beteiligten. Du bist frustriert, weil Dein Pferd Dir zeigt, dass es lieber mit seinen pferdischen Kumpels zusammen ist, als mit Dir und das Pferd ist gestresst, weil es sich in Deiner Umgebung nicht sicher fühlt. Immerhin hat es den Eindruck, dass Du seine Grundbedürfnisse nicht sicherstellen kannst.
Und ganz ehrlich: Wenn es schon am Boden mit euch beiden nicht stimmt, wie soll es dann beim Reiten funktionieren? Sicherlich könntet ihr beide deutlich besser harmonieren und weiterkommen, wenn die berühmte Chemie stimmt. Denn ein unsicheres Pferd kann sich bei der Arbeit unter dem Sattel leider nicht genug loslassen und innere sowie äußere Losgelassenheit sind nun mal die Basis, auf der die ganze Pferdeausbildung aufbaut.
Der beste Weg zu mehr gegenseitigem Vertrauen und Harmonie ist … Bodenarbeit!
Ja, genau. Bodenarbeit, vernünftig gemacht, kann eure Beziehung unglaublich verbessern und auf ein ganz neues Level heben. Sie ist ein elementarer Bestandteil einer vernünftigen Pferdeausbildung.
Das Schöne an Bodenarbeit: Du kannst sie so, wie ich sie verstehe, eigentlich jederzeit und mit kleinsten Hilfsmitteln durchführen. Dafür ist weder ein teurer Kurs nach einem bestimmten super angesagten System erforderlich noch spezielles Equipment, das Du Dir wiederum für teuer Geld anschaffen musst.
Nein, das ist es genau nicht!
Mein Anliegen ist es nämlich, dass jeder jederzeit mit seinem Pferd diese wertvollen Übungen durchführen und davon profitieren kann ohne große Anschaffungen und ohne aufwendige Vorbereitungen. Denn ich bin mir sicher, die Sachen, die nötig sind, hast Du bereits bei Dir im Stall. Es reichen für den Anfang nämlich ein Stallhalfter, ein Führstrick, Handschuhe und eine Gerte. Später wäre es schön, wenn Du vielleicht noch ein paar Hindernisstangen, eine Halle, ein freier Paddock, ein kleines Stück Wiese und ein paar Pylonen zur Hand hast. Mehr brauchst Du nicht. Dann kannst Du bereits loslegen.
Damit Du besser verstehst, worauf es bei den jeweiligen Übungen ankommt, findest Du in diesem Buch zahlreiche Abbildungen, für die sich Mitglieder des Reitvereins „Unter den Eichen“ Bolsehle e.V. freundlicherweise zur Verfügung gestellt haben. Du siehst also Pferdemenschen auf jedem Niveau, vom Einsteiger bis zum Profi sowie Pferde unterschiedlichen Alters, Ausbildungsstandes und auch diverser Rassen. Denn Bodenarbeit ist etwas, das für alle geeignet ist! Sie ist für Reiteinsteiger sowie reine Freizeitreiter und -pferde ebenso sinnvoll wie für Turniercracks.
Das Besondere an diesen Aufnahmen: Zwei der Pferde befinden sich im Wiederaufbau nach einer längeren Erkrankung. Auch oder gerade für sie ist Bodenarbeit ideal als Gegenmittel bei Langeweile und um sie weiterhin beweglich und geschmeidig zu behalten, denn das alles kann Bodenarbeit:
Die Mensch-Pferd-Beziehung stärken und verbessern.
Das Pferd vertraut Dir immer mehr.
Du sorgst so für mehr Abwechslung in der Arbeit.
Du machst Dein Pferd mutiger und selbstbewusster.
Du gymnastizierst Dein Pferd.
Dein Pferd wird geschickter.
Du kannst so spätere Lektionen vom Boden aus vorbereiten.
Nicht schlecht, oder?
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich lange Zeit auch dachte, auf Bodenarbeit verzichten zu können. Irgendwie hielt ich es für eine Art „Spielerei“. Bis mir schließlich mehr durch Zufall klar wurde, dass ich auf dem Holzweg war. Nach langen Jahren wurde ich gebeten, mich um eine Ponystute zu kümmern, die wirklich gar keine Lust mehr auf Menschen hatte. Sie ließ sich über Tage nicht von der Wiese holen, selbst wenn die anderen Pferde reinkamen. Sollte sie mit Helfern in die Enge getrieben werden, rannte das Pferd sogar 2-Meter-Schränke über den Haufen. Das Pony hatte komplett das Vertrauen und das Interesse an einer Zusammenarbeit mit Menschen verloren und sollte daher eigentlich sogar zum Schlachter.
Als ich mich um die Stute kümmern sollte, war von vornherein eins klar: Ich würde umdenken müssen. Insofern waren wir gegenseitig Herausforderungen für uns. Hier half mir die Bodenarbeit unglaublich viel und inzwischen habe ich eine Ponystute, die begeistert wiehert und zu mir kommt, sobald sie mich entdeckt. Das schönste Geschenk, das einem so ein Tier machen kann. Ich bekomme heute noch jeden Tag Herzchenaugen.
Falls auch Du so eine wunderbare, innige Beziehung mit Deinem Pferd oder Pony erleben möchtest, dann ist das Programm, das ich Dir nun vorstellen werde, ideal für Dich. Es ist garantiert praxiserprobt und kinderleicht zu erlernen. Denn durch die Schritt-für-Schritt-Anleitungen wirst Du die Übungen problemlos umsetzen können, sodass Dein Pferd und Du schon bald von den positiven Effekten profitieren könnt.
Viel Spaß und viel Erfolg!
PS: Inzwischen ist die Ponystute sogar schon in Dressuren gegen Großpferde erfolgreich. Denn hinter dem ängstlichen „Einsiedler“ versteckte sich ein motiviertes, leistungsbereites Pony, das nur darauf wartete, sich endlich zeigen zu dürfen!