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Der Unfall

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Abraham war ein Junge im Alter von 16 Jahren, der kurz davor war auf's College zu gehen.

Sein Traum war es Forscher zu werden.

Nicht nur irgendein Forscher, sondern für Geschichte. Er wollte die Geschichte von alten Schlössern studieren und vielleicht sogar Bücher darüber verfassen.

Was genau seine Berufung werden sollte, konnte er noch nicht sagen.

Er wusste eines auf jeden Fall: Am College wird er Geschichte studieren, die sich auf Gebäudeanalyse spezialisiert.

Seine Lehrerin hat von Anfang an schon gesagt, dass Geschichte ideal für ihn sei, denn er hatte seit der fünften Klasse jedes Jahr am Geschichtswettbewerb teilgenommen und mit einer Ausnahme jeden davon gewonnen.

Das war sehr beeindruckend für einen Schüler in seinem Alter.

Geschichte machte ihm schon immer Spaß.

Er liebte es sein Wissen mit sehr alten Fakten zu erweitern, besonders wenn es um alte Gebäude ging. Abraham half vor zwei Jahren sogar dabei, die Historik der Kirche zu erforschen, die in seiner Stadt stand und hatte dafür sogar eine Auszeichnung bekommen.

Seine Eltern und Freunde standen alle hinter ihm und das gab ihm die Kraft und Motivation nicht aufzuhören, sondern weiterzumachen.

Hörte man den Namen Abraham, dann könnte man denken er kam aus Afrika oder Asien, aber im Gegenteil, er war hier in South Carolina geboren, in Amerika.

Seine Eltern, besonders seiner Mutter, gefiel der türkische Name so sehr, dass sie sich vor 16 Jahren bei seiner Geburt für diesen Namen entschieden haben. Ja, erst bei der Geburt stand dieser Name fest.

Abram, so war sein Spitzname, freute sich schon sehr auf den Urlaub in Florida.

Dieser Urlaub war schon 2 Jahre lang geplant.

Man muss wissen, dass Abram's Eltern nicht sehr viel Geld verdienten.

Seine Mutter war Lehrerin an der Berufsakademie und sein Vater arbeitete als Verkäufer im WallMart.

Das Gehalt von beiden zusammen reichte gerade so um die Familie mit Essen zu versorgen und die Kosten des Hauses und die Strom- und Gasversorgung zu zahlen.

Es war nicht leicht für alle, aber dennoch waren sie eine glückliche Familie.

Auch Abram's Schwester Isabell hatte sich daran gewöhnt, dass sie keine reichen Eltern hatte. Sie meinte, es ist nicht wichtig Geld, sondern ein Herz zu haben. Die Liebe war wichtig für einen guten Familienstand und damit lag sie natürlich richtig.

Das wusste Abraham und das wusste die ganze Familie.

Die Familie McCloud ist heute sehr zeitig aufgestanden, denn heute ist der Tag, an dem die Reise nach Florida geplant ist.

Jeder war schon sehr aufgeregt, denn das letzte mal , dass alle zusammen so eine große Reise gemacht haben war im Juli vor zwei Jahren. Abram war sich sicher, dass es dieses Jahr noch viel toller werden würde.

Das Wetter war perfekt, die Sonne schien und es war auch nicht zu heiß.

Die größte Sorge seiner Eltern war, dass das Auto nicht wieder verrückt spielt wie vor einigen Wochen.

Irgendetwas stimmte mit der Zündkerze nicht, aber inzwischen war alles wieder in Ordnung, anders gesagt, es sollte eigentlich alles funktionsfähig sein.

Die Straßen waren frei und die Fahrt war angenehm.

Abraham und seine Schwester spielten während der Fahrt "Animalcheck" Dieses Spiel haben die beiden selber erfunden.

Im Prinzip ist es ganz einfach zu erklären.

Man musste einfach aus dem Fenster des Autos schauen und beobachten welche Tiere man unterwegs sieht.

Der andere musste das Tier erraten, wenn er es selber nicht gesehen hat.

Auf Dauer wurde das aber auch langweilig, also beschlossen sie ein bisschen zu schlafen.

Das war das beste an der gesamten Autofahrt, denn sie schliefen bis zur Ankunft in Florida.

Hier sah das Wetter schon etwas anders aus.

Leider nicht so gut, wie sie es erhofft hatten.

Es regnete dort schon einige Tage hintereinander und Abraham musste sich eingestehen, dass er noch nie so viele Pfützen an einem Tag in einem kleinen Ort gesehen hat.

Das faszinierte ihn.

Der Himmel wurde immer düsterer und es dauerte nicht lange, bis es letztendlich auch donnerte und blitzte.

Am liebsten wäre er hinausgegangen und hätte seinen Körper dem Regen hingegeben, doch wegen den Blitzen konnte er sich diesen Wunsch nicht erfüllen. Das wäre ihm dann doch zu gefährlich geworden.

Abraham liebt das Risiko, aber er kannte auch seine Grenzen.

Er liebte es zu übertreiben und sich zu testen, wie weit er gehen konnte.

Seine Eltern machte das oft wahnsinnig. Lebensfroh, wie er war, beruhigte er seine Eltern mit ganz gelassenen Antworten, wie sie sollten sich doch keine Sorgen um ihn machen.

Trotz des schlechten Wetters unternahm die Familie McCloud alle ihre geplanten Ausflüge.

Sie sind sogar an den Strand gegangen, obwohl es stürmte.

Für Abram war das ein Traum, der in Erfüllung ging.

Er wollte schon immer einmal bei einem Sturm nah am Meer sein, denn die Wellen toben zu sehen, faszinierte ihn so und nicht nur ihn, auch seine Schwester Isabell.

Die Eltern hatten eher ein mulmiges Gefühl bei der Sache.

Sie fragten sich oft woher diese Begeisterung für die Gefahr der Kinder herkam.

Beantworten konnten sie diese Frage jedoch nicht und akzeptierten es einfach so wie es war.

Der Strand von Florida war einfach ein Traum, den man vor Ort erleben musste.

Es gab immer Unterschiede zwischen Bildern und Besuchen am Strand.

Diese Erfahrung sammelten alle der Familie.

Bekannt war Florida jedoch auch für Naturkatastrophen.

Tornados sind dort noch nie eine Seltenheit gewesen.

Sie hofften, dass sie nicht in so ein Unglück gerieten würden.

Mittwochabend besuchten sie dann das Armymuseum.

Da hielt sich die Begeisterung allerdings in Grenzen.

Nicht, dass es nicht gut war, aber sie waren dann doch nicht so geschichtlich interessiert wie es besonders Abram war.

Ihn faszinierte alles, aber einiges hatte ihm dann doch gefehlt, was vielleicht zur Ausstellung gehört hätte.

Insgesamt waren sie nur drei Stunden im Museum und davon waren zwei Stunden eine Führung.

Die Frau, die die Führung übernommen hatte, sprach sehr leise und undeutlich.

Für ältere Menschen war das klar von Nachteil.

Abram musste sich auch bemühen alle Worte der Frau zu verstehen.

Es fiel ihm schwer alle Themen möglichst genau nachvollziehen zu können, weshalb er erstmals einen Vorteil in dem Notizblock sah, den er zu Weihnachten von seiner Tante bekam.

So war die Möglichkeit gegeben eigene Notizen zu verfassen und diese noch einmal zu Hause durchzugehen und zu verinnerlichen.

Diese Strebsamkeit hatte ihm schon immer gelegen, deshalb fiel ihm das Lernen auch nie schwer.

Insgeheim hasste er die Ferien.

Er war nicht der Typ, der sich wahnsinnig freute wenn die Schule vorüber ist, er freute sich auf den Lernstoff für zu Hause.

Ferien wären reine Zeitverschwendung.

Abram las, dass es sogar wissenschaftlich bewiesen sei, dass die Intelligenz des Menschen sinkt, wenn er sich im Urlaub nicht das Gehirn auffrischt.

Vielleicht glaubte der ein oder andere, dass er verrückt sei und einfach zu überfleißig, aber ganz im Gegenteil.

Der junge Abraham war so beliebt an seiner Schule, dass niemand auf die Idee gekommen wäre ihn bloßzustellen.

Seine Mitschüler suchten sich sogar Hilfe bei ihm, wenn sie nicht mit den Hausaufgaben oder gar dem Schulstoff klargekommen sind.

Im Erklären ist er schon immer gut gewesen.

Donnerstag war ein Schontag.

Es war kein gewöhnlicher Urlaubstag, wie jeder andere sonst.

Die Familie gönnte sich diesen Tag für sich.

Jeder konnte unternehmen was ihm in den Kopf kam.

Isabell ging reiten.

Sie liebte Pferde, seitdem sie das Wort Pferd überhaupt aussprechen konnte.

Abram war selbst noch ein Kind, aber er erinnerte sich schwach, wie seine kleine Schwester die ersten Sprachversuche unternahm.

Es war schon amüsant, wenn man darüber nachdachte, dass der Mensch in der Anfangsphase seines Lebens mit Lallen und anderen Lauten kommuniziert und dann irgendwann einfach anfängt zu sprechen.

Abram war kein Schüler, den nur ein Thema interessierte, er war begeistert von jedem Gebiet etwas zu wissen.

Sei es in Naturwissenschaften oder auch in der Politik oder gar in der Geschichte.

Irgendwas fand er immer zum Erzählen.

Seine einzige Schwäche war die Mathematik.

Aber wer kann sich schon mit der schnell anfreunden?

Er selbst verbrachte den Tag am Strand.

Der Ozean, das Wellenrauschen, das brauchte er schon immer.

Abram wusste ganz genau, dass er niemals ein Typ sein würde, der zum Urlaub machen irgendwo auf das Land fährt.

Denn er wohnte ja schon auf dem Land.

Das wäre so gewesen , als würde man die Wohnung mit der gleichen Tapete tapezieren, mit der sie vorher schon tapeziert gewesen ist. Und bekanntlich macht das nicht viel Sinn oder?

Damit wollte er den Urlaub auf dem Land nicht schlecht reden, aber es war einfach nichts für ihn.

Es war nicht mehr lang bis zur Heimreise.

Es war unglaublich, wie schnell die Zeit wieder verflossen war.

Doch bei Familie McCloud war jede Sekunde wertvolle Zeit, vor allem die, die man mit der Familie verbracht hat.

Schnell war der Tag der Abreise gekommen.

Die Koffer waren gepackt und die Verabschiedung fiel allen schwer, aber früher oder später musste man wieder in die Heimat zurückkehren.

Im Urlaub dachte Abraham oft an die Worte eines bekannten Philosophen, der sagte : "Der Weg zum Ziel ist einfach, wenn das Ziel nicht im Weg steht."

Er wollte noch nicht nach Hause, er hätte hier noch so viel zu sehen gehabt.

Autofahren, nichts war schlimmer als das.

Oft schlief er, so auch bei dieser Fahrt.

Nach wenigen Stunden wachte Abraham durch einen lauten Knall auf.

Es passierte alles so schnell, als er die Augen öffnete hoffte er, dass er nur schlecht träumte, doch ihm wurde sehr schnell bewusst, dass das leider nicht der Fall war.

Vor seinen Augen drehte sich alles, er sah den Baum immer näher auf sich zukommen, eine kurze Pause und Abraham merkte nichts mehr.

Er wusste nicht, wie er sein Zustand hätte beschreiben können.

War er tot?

Hat sich das so angefühlt´?

Er hätte schwören können, dass er noch Geräusche um sich wahrnahm.

Was genau war passiert?

Das Auto muss von der Straße abgekommen sein, aber wie?

Sein Vater fuhr immer sehr vorsichtig.

Niemand konnte etwas sagen.

Die Sorge in Abram stieg.

Sind alle noch am Leben?

Spürte er das Weinen seiner Schwester oder war das nur eine Illusion?

Wenige Minuten später vernahm er die heulende Sirene der Krankenwagen.

Irgendetwas stimmte nicht, er merkte, dass er an einen anderen Ort gebracht wurde.

Jenseits seiner Familie.

Noch am Abend kam Abram wieder zu sich und sah seine Schwester im Nachbarbett liegen.

Sie schlief und hatte den Arm verbunden, offenbar war er durch den Aufprall gebrochen.

Er selbst betrachtete sich im Spiegel und sah, dass er schwere Kopfverletzungen hatte.

In diesem Moment betrat der Stationsarzt das Zimmer.

Den Blick würde er nie vergessen, er war voller Traurigkeit und Enttäuschung.

Abram wusste schon die ganze Zeit, dass etwas nicht in Ordnung war, aber dass das Ausmaß des Unfalls so hoch ausfiel hätte er nie im Leben geglaubt.

Dr. Clapton brachte den beiden Jugendlichen bei, dass ihre Eltern den Unfall nicht überlebt haben.

Isabell fiel sofort in bitterliches Weinen und brach zusammen.

Abram hoffte, dass er aus diesem Albtraum endlich aufwachte.

Er zeigte keine Reaktion, er war einfach nur geschockt.

Warum ist das passiert?

Wieso?

Das war so ungerecht.

Er verstand die Welt nicht mehr.

Alle seine Hoffnungen waren plötzlich verloren.

Sollten es wirklich die letzten Worte seines Vaters sein, dass er zu ihm sagte schlaf gut mein Sohn?

Wie geht es jetzt weiter?

Isabell, wird sie bei ihm bleiben können?

Müssen sie ins Heim?

Beide waren sich einig, dass ein Heim gar nicht in Frage käme.

Er wusste wohin er flüchten konnte.

Da Abram eine Zuneigung zu alten Schlössern hatte wusste er auch, wo sich eins in seinem Heimatort befand.

Es stand leer, da war er sicher und er würde Isabell mit dort hinnehmen.

Irgendwie würden sie es schon schaffen über die Runden zu kommen.

Die Zeit im Krankenhaus verging sehr schnell.

Die Ärzte haben sich sehr gut gekümmert.

Da die Kinder Waisen wurden, hatte das Krankenhaus einen Jugendarbeiter für die Beiden bereitgestellt.

Aus Angst, dass dieser sie in ein Heim stecken könnte, flüchteten sie in das Schloss, von dem Abraham sowieso schon lange schwärmte.

Der Weg dahin war nicht ohne Hindernisse zu bewältigen.

Schließlich würde man nach den Kindern suchen.

South Carolina war kein Staat, in dem die Polizei nicht jeden Hinweis überprüft.

Letztendlich haben sie es doch irgendwie zu dem Schloss geschafft.

Und wie Isabells Bruder schon vermutete stand dieses Schloss leer.

Dafür, dass es leer stand, war es aber sehr sauber.

Man konnte durch eine offene Tür Eintritt gewinnen.

Einige Fenster in der oberen Etage müssten neu renoviert werden, aber für die erste Zeit reichte es für zwei Menschen zum Leben aus.













Abraham im Schloss von Tardos

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