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Innere Leere

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Als ich durch das Fenster schaute spürte ich, dass es ein Tag wie jeder andere auch war.

Ein typischer Sommerabend und der leise Wind wehte stumm durch das offene Fenster.

Die Vögel zwitscherten ihre Laute und die Fliegen summten mir fleißig um die Ohren.

Alles schien an diesem Tag perfekt zu sein.

Nichts störte mich.

Wann hatte ich damit aufgehört mich über diese nervigen Insekten zu beklagen?

Ich wusste keine Antwort auf diese Frage.

Schließlich gab es wichtigere Dinge auf der Welt, als sich Sorgen um Fliegen oder Bienen zu machen.

Irgendetwas stimmte trotzdem nicht mit mir.

Klar, ich hatte den Streit mit einer sehr guten Freundin verdrängt.

Ich weiß bis heute nicht, was da damals mit mir los war.

Wieso habe ich sie nur so schlecht behandelt?

Leider kann sich niemand in meine Lage versetzen.

Niemand wusste, was in meinem Kopf passierte.

Dass ich andere Schmerzen spüren ließ, das hatte jeder mitbekommen, aber wie sehr mir das selbst weh tat, das wusste niemand.

Damals fand ich meine Gedanken alle echt.

Ich habe mir Gedanken eingeredet.

Warum?

Dafür habe ich bis heute keine Antwort.

Ich weiß nur, dass es falsch war.

Ich suchte förmlich nach Streit.

Mit Ruhe gab ich mich einfach nicht zufrieden.

Aber warum war dieser Wille nach Konflikten da?

Eine wahre Erklärung dafür habe ich nie gefunden und wenn ich ehrlich bin, ich habe auch nie danach gesucht.

Es war mir hilfreich genug Ausreden zu erfinden und mir diese auch einzureden.

War es die Krankheit?

Oder war es einfach nur Sturheit?

Es gab so viele Nächte, die ich weinend einschlief.

Doch danach hat niemand gefragt.

Warum auch?

Nach außen habe ich immer versucht den starken Mann zu spielen.

Aber irgendwann läuft selbst das größte Fass über.

Ich konnte nicht mehr den starken Mann hinauslassen.

Im Gegenteil, ich wurde immer kleiner.

Wenn man das ins Verhältnis setzen würde, dann könnte man das gut mit einem kleinen Buch in einer riesigen Bücherei vergleichen.

Wann hatte ich aufgehört realistisch zu denken?

Es war ja nicht der erste Streit, den wir hatten.

Nein, Jasmina hatte mir schon mehr als einmal vergeben.

Es war nur verständlich, dass ihre Kraft irgendwann nicht mehr reichte.

Ich war einfach verzweifelt.

Wie verstört musste ein Mensch sein, sich einzureden eine Beziehung mit einem Menschen zu haben?

Irgendwie kann man dieses Gefühl nicht beschreiben.

Man ist sich irgendwann selber nicht mehr sicher, ob man das nur aus Minderwertigkeitskomplexen macht oder ob man einfach cool sein wollte.

Ich weiß es bis heute nicht.

Ich habe mich so oft entschuldigt, aber ich verstehe, dass Jasmina mir bis heute nicht verzeihen kann.

Lügen, die haben kurze Beine und irgendwann, da kommt jede Wahrheit ans Licht.

Nun habe ich keinen Kontakt mehr zu Jasmina.

Und warum?

Weil ich Fehler gemacht habe.

Fehler gehören zum Leben dazu.

Ich bin mir sicher, dass nichts ohne Grund geschieht.

Ich durfte aus diesen Fehlern lernen und weiß, dass ich sie sicher nicht mehr begehen werde.

Aber warum sie überhaupt erst entstanden sind wüsste ich selber gern.

Vielleicht ist der Mensch von Natur aus dazu bestimmt, sich selbstbevorzugend zu verhalten.

Aber war nicht das, was ich mit meinem Gewissen vereinbaren konnte.

Alles was Jasmina mit mir durchgehalten hat waren Dinge, für die ich sie heute bewundere.

Ich frage mich, ob ich diese Geduld gehabt hätte - wohl eher nicht.

Die Freundschaft zu ihr, die war mir keineswegs egal.

Aber sie war mir einfach zu wichtig.

Mir fiel es schwer diese Freundschaft von einer Beziehung zu unterscheiden.

Wenn ich heute über die Zeit nachdenke, dann frag ich mich, wer dieser Mensch in mir war.

Früher konnte ich depressive Menschen nie wirklich verstehen.

Ich mochte Menschen nicht, die alles ins Pessimistische gezogen haben und nun?

Ich war selbst so ein Mensch geworden.

Das war auch der Grund, weshalb ich mit mir selber unzufrieden war.

Das schlimmste an der Sache war aber nicht die Tatsache, wie sehr ich mich verändert hatte,

sondern, dass das einfach niemand nachvollziehen konnte.

Es gab nichts schlimmeres, als von der eigenen Familie oder den eigenen Freunden nicht verstanden zu werden.

Die wenigsten konnten das... das verübel ich auch niemandem.

Wer konnte schon verstehen, dass es für mich normal war eine besondere Liebe für Jasmina zu empfinden, obwohl diese nur einseitig bestand?

Wer konnte schon verstehen, dass man niemanden vertraute?

Niemand.

Und irgendwann hatten selbst die liebevollsten Menschen die Nase voll davon.

Ich habe versucht um die Freundschaft mit Jasmina zu kämpfen, doch irgendwann kam der Punkt, an dem ich wusste, dass ich den Kampf verloren hatte.

Das hatte mich psychisch kaputt gemacht, aber ich habe den Weg nach oben wieder gefunden.

Aus Fehlern lernt der Mensch.

Ich wusste, dass es keine Entschuldigung für mein Verhalten gab, doch das Furchtbare daran war, dass ich meine Schuld nie zugeben konnte.

Doch ich hätte gekonnt, aber ich hätte es nie ehrlich gemeint.

Wieso?

Ich wusste es nicht.

Ich wusste nur, dass es nichts bringt depressive Menschen mit positiven Gefühlen zu beeindrucken, da sie sowieso in ihrer eigenen Welt leben und diese Emotionen nicht so spüren, wie sie eigentlich gemeint sind.

Man sollte natürlich trotzdem für diese Menschen da sein.

Ich wusste genau wie es war, diese innere Leere zu spüren.

Ich war nicht manisch depressiv oder so, aber meine Psychologin meinte, die Symptome weisen auf eine leichte Depression hin.

Das Ergebnis der Untersuchung, na ja eigentlich des Gespräches war mir von vornherein schon klar.

Ich schlief fast den ganzen Tag, die Schule war mir recht egal und mein Zimmer ähnelte einem Messichaos.

Es war mir ziemlich egal, wann ich das letzte mal gelächelt hatte oder das Gefühl von Glück verspürte.

Und ehrlich gesagt, ich hätte es auch nicht gewusst.

Man hörte so oft von der Depression und machte sich auch teilweise darüber lustig.

Wenn man aber erst einmal selbst in so einer fürchterlichen Situation steckt, dann wusste man wie dumm das eigentlich war.

Gute Laune war längst ein Fremdwort.

Aber es gab einen Menschen in meinem Leben, der mir immer wieder zeigen konnte, dass ich nicht wertlos bin.

Lora schenkte mir jede Aufmerksamkeit die ich brauchte.

Sie kam mich in der Kirche besuchen oder schrieb mit mir nur Nachrichten wenn ich sie gebraucht habe.

Ich hatte einfach nur das Bedürfnis über etwas zu klagen.

Tat ich es nicht, dann fühlte ich mich leer.

Diese Leere war psychisch einfach schmerzhaft.

Ich wusste genau, dass alles nicht der Realität entsprach, aber trotzdem war sie da.

Und dafür bin ich ihr bis heute dankbar.

Ich fühlte mich innerlich einfach nur leer.

Dieses Gefühl der inneren Leere wünsche ich niemanden, es war eine Erfahrung, die ich nicht wieder erleben möchte.

Nicole , jetzt verstehst du vielleicht auch, warum ich dich verstanden habe und dir zuhören konnte.

Ich wusste genau wie du dich fühlst.

Deshalb wollte ich für dich da sein.

Auch wenn du damals vielleicht nicht der Mensch warst, der du jetzt bist.

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