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Einleitung

Herkunft und Geburt

Plutarch wurde um 45 n. Chr. in Chaironeia in Boiotien geboren und stammte aus einer Familie der alteingesessenen örtlichen Oberschicht. Sein Großvater, den Plutarch sehr liebte, hieß Lamprias. Ein eher distanziertes Verhältnis hatte Plutarch zu seinem Vater, der vor allem den philosophischen Neigungen eher zurückhaltend gegenüberstand. Seine Mutter erwähnt Plutarch in keiner seiner Schriften. Vielleicht ist sie früh gestorben, vielleicht hängt es mit dem durchaus zeittypischen Frauenbild zusammen, das ihm zu eigen war. Zur Familie gehörten noch zwei Brüder, Lamprias und Timon.

Zu Plutarchs Lebzeiten erreichte das Imperium Romanum, zu dem auch seine griechische Heimat gehörte, die in Provinzen eingeteilt war, seine größte Ausdehnung.

Jugend und Ausbildung

Auf Bildung legte Plutarchs Familie großen Wert. Der Sohn studierte Rhetorik an der Akademie in Athen und Philosophie bei Ammonios, einem platonischen Philosophen, ebenfalls in Athen. Außer Plato interessierte ihn dabei am meisten die Stoa, aber auch für Elemente der Lehre des Pythagoras konnte sich Plutarch begeistern.

Leben

Nach dem Studium kehrte Plutarch in seine Heimat zurück und lebte auf dem Gut seiner Familie, das er auch erbte. Mit seiner Frau Timoxena führte er eine glückliche Ehe, aus der vier Kinder, drei Söhne und als jüngstes eine Tochter hervorgingen. Letztere hatte sich die Mutter besonders gewünscht, weswegen sie auch nach ihr benannt wurde. Das Mädchen starb allerdings schon im Alter von zwei Jahren. Der älteste Sohn Soklaros starb wohl kurz nach dem zwölften Lebensjahr, denn er wird in Plutarchs Schriften später nicht mehr erwähnt. Überlebt haben wahrscheinlich die beiden Söhne Autobulos, benannt nach dem Großvater, und Plutarchos.

Plutarch hatte zahlreiche politische Ämter, vornehmlich in seiner Heimatstadt Chaironeia und zeitweise auch in der Provinz Achaia inne. Dazu gehörten die Leitung der Baupolizei und des öffentlichen Bauwesens in Chaironeia. Bedeutend waren auch seine zahlreichen priesterlichen Ämter; vor allem war er seit um 95 Priester am Apollotempel in Delphi und dabei vielfach bemüht, Stadt und Orakel zu fördern. Mit dieser Funktion hängt auch sein ausgeprägtes religionsphilosophisches Interesse zusammen.

Im Lauf seines Lebens reiste Plutarch in andere Teile Griechenlands, nach Kleinasien und Alexandria. Die auf den Reisen gewonnenen Erkenntnisse schlagen sich in seinen Schriften nieder, wobei Alexandria besonders nachhaltig auf ihn wirkte. Mehrfach reiste Plutarch nach Rom. Dort hielt er auch philosophische Vorträge, in der Regel in Griechisch, denn erst in späteren Jahren lernte er die lateinische Sprache gründlicher. Mit mehreren Römern war er befreundet, so etwa mit M. Mestrius Florus, einem Vertrauten Vespasians, von dem er seinen römischen Namen Mestrius Plutarchos annahm, anlässlich der Verleihung des Bürgerrechts, und mit Q. Sosius Senecio, einem dreimaligen Konsul und Freund Traians, dem er seine Biographien widmete. Weiteren Römern widmete er Schriften.

In Chaironeia gründete er eine eigene Philosophenschule, der er mehr als ein Gastgeber denn als Leiter vorstand. Diese Schule wurde zuerst von Angehörigen seiner Familie sowie Freunden und deren Verwandten besucht, später auch von Personen von außerhalb. Den Unterricht hielt er in Form von Vorträgen und Dialogen nach seinem Vorbild Plato. Wie in seinen Schriften dürften auch hier nahezu alle Themen behandelt worden sein: Ethik als zentrales Thema, außerdem Politik, Mathematik, Musik und Astronomie.

Plutarch starb zwischen 120 und 125 n. Chr. Nach seinem Tod wurde eine Büste mit seinem Porträt von den Einwohnern Delphis und Chaironeias errichtet.

Werke

Als Grundlage für eine Übersicht über das umfangreiche Werk Plutarchs dient der sogenannte Lampriaskatalog aus dem 3./4. Jh. n. Chr., der 227 Schriften in 278 Büchern nennt. Erhalten sind davon zwar nur 83 (in 87) Büchern und einige Fragmente weiterer Werke, dafür aber auch 18 im Katalog nicht genannte Schriften, weitere 15 sind dem Titel nach bekannt. Während damit nur ca. ein Drittel des Gesamtwerkes erhalten ist, gehört Plutarch dennoch zu denjenigen antiken griechischen Schriftstellern, von denen sehr viele Werke auf uns gekommen sind.

Sein gesamtes Opus wird üblicherweise in zwei Teile geordnet: die Biographien und die sonstigen Schriften, für die sich allgemein der Name Moralia durchgesetzt hat.

Fragmentarisch erhalten sind von ihm verfasste Kaiserbiographien, in größerem Umfang die Vitae parallelae, in welchen er stets einen bedeutenden Römer einem bedeutenden Griechen gegenüberstellt. Dabei hat er weniger den Anspruch, Geschichte zu schreiben, als den, die Charaktere gegenüberzustellen und Tugenden und Laster, also das moralische Handeln zu beleuchten, wie auch sonst in seinem Werk die historischen Beispiele und die literarischen Motive im Dienst der Philosophie stehen. Die Parallelbiographien sind Sosius Senecio gewidmet und wurden nicht vor 96 begonnen, 22 Paare liegen uns noch vor. Hier wie in den Moralia zitiert Plutarch meist aus dem Gedächtnis, d. h. nicht immer wörtlich, dennoch stellen die zahllosen Literaturzitate, die sein Gesamtwerk durchziehen, eine unschätzbare Quelle über verlorene Schriften der Antike dar, aus der ja nur etwa drei Prozent des einstigen Gesamtbestandes auf uns gekommen sind.

Moralia

Dieser Teil des Werkes umfasst in seiner heutigen Form, wie sie um 1300 von Maximos Planudes zu einem Corpus zusammengestellt wurde, 78 Schriften (darunter auch einige unechte) in Essay-Form, die sich auf nahezu alle Bereiche antiker Kultur, Geschichte, Politik, Literatur, Religion und Pädagogik erstrecken, von denen sich weit mehr als die Hälfte auf philosophische Themen bezieht. In diesen wendet er sich nicht selten gegen die Epikureer.

Wirkung

Plutarch zeichnete sich durch große literarische und philosophische Bildung und umfassende Gelehrsamkeit aus, in seinem Denken war er ein echter Kosmopolit. Wegen seines hohen Ansehens wurden auch viele Schriften unter seinem Namen gefälscht. Da er sich in manchen Gedanken, besonders durch seine Humanität, auch christlichen Ideen annähert, schätzten ihn die Kirchenväter sehr, besonders Isidor von Pelusion und Theodoret von Cyrus, aber auch schon Clemens Alexandrinus, unter den Lateinern Arnobius und Hieronymus. Die Byzantiner dagegen lobten vor allem seine Bildung und seine gepflegte Sprache.

Die erste lateinische Übersetzung erschien 1471, später natürlich auch zahlreiche in andere Sprachen.

Übersetzung

Der vorliegende Text ist die behutsam modernisierte Fassung der Übersetzung von Johann Christian Felix Bähr (1798–1872), ordentlicher Professor für Klassische Philologie und Oberbibliothekar an der Universität Heidelberg, aus den Jahren 1827 ff.

Auswahl

Die Auswahl umfasst Texte zu Liebe, Freundschaft und Feindschaft, die ebenso theologische Erörterungen wie praktische Ratschläge für das Leben enthalten. Bemerkenswert sind vor allem die psychologischen Erkenntnisse über den Menschen sowie die Ideen zum Umgang mit Feinden, die der Autor darlegt.

Von Liebe, Freundschaft und Feindschaft

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