Читать книгу Endstation Föhr - Rainer Ballnus - Страница 4
Das Telefon…
Оглавление…am Bett klingelte und riss Nicole Steinbrinck aus dem Schlaf. Es war zwar schon halb zehn am Morgen, aber sie hatte erst gegen zwei Uhr ins Bett gefunden. Mit zwei guten Freundinnen, die sie seit ewigen Zeiten nicht mehr gesehen hatte, war sie bummeln gewesen. Die beiden waren auf der Durchreise und wollten mit dem Schiff von Travemünde weiter nach Skandinavien. Da war es natürlich klar, dass sie den beiden den mondänen Badeort von seiner besten Seite hatte präsentieren wollen. Und es hatte gut gepasst, denn ihr Mann Felix war auf einem Ärztekongress und wollte erst heute Abend wiederkommen.
Sie hatte sich auf den Besuch gefreut und sich ausgiebig mit ihnen amüsiert. Ja, das Ostseebad hatte schon eine gewisse Klasse. Im Sommer war viel los, und es wurde einiges geboten. Und es war ein super Sommer.
Nicole riskierte einen Blick zum Fenster und schloss die Augen gleich wieder. Die Sonne, sie verwöhnte in diesen Tagen die Urlauber, aber auch die Einheimischen sehr. Sie hatte vergessen, die Jalousien herunterzulassen, und so erreichten die schon um diese Zeit sehr warmen, fast heißen Sonnenstrahlen ungeschützt ihr Bett.
Das Telefon, es hörte einfach nicht auf zu klingeln. Unbarmherzig schrillte ihr der imitierte Ton eines Uralttelefons entgegen. Zu dumm, sie hatte den AB gestern Abend abgeschaltet, wollte nicht, dass irgendjemand etwas draufquatschte, dem sie hätte antworten müssen. Aber sie war neugierig, und so drehte sie sich stöhnend und ächzend zur Seite und langte nach dem Hörer. Die Nummer auf dem Display versöhnte sie ein wenig.
„Na, du alte Schlafmütze! Sag’ bloß, du liegst noch im Bett – bei dem herrlichen Wetter!“, schlug ihr eine fröhliche Stimme entgegen. Das war Gabi, ihre beste Freundin, die sich wahrscheinlich langweilte.
„Mensch, schrei doch nicht so!“, maulte Nicole und hielt den Hörer auf Abstand zu ihrem Ohr.
„Oha, da hast du ja wieder einmal sehr tief ins Glas geschaut“, interpretierte Gabi ihre Empfindlichkeit.
„Ja und? Neidisch?“, reagierte Nicole schnippisch. Doch dann meinte sie ein wenig versöhnlicher: „Was willst du alte Nervensäge?“
„Nichts eigentlich. Mir ist nur langweilig. Wollen wir bei dem herrlichen Wetter nicht etwas unternehmen?“
„Mhm.“
„Schlafen deine Freundinnen etwa auch noch?“
„Ne, die sind ins Hotel gegangen, die mussten schon früh raus und wollten mich nicht stören.“
„Okay. Sag mal, wann kommt Felix eigentlich zurück?“
„Keine Ahnung, am späten Nachmittag, schätze ich. Er ist mit dem Auto gefahren und du weißt ja, von München…“
„Na klar, jede Menge Stau“, unterbrach Gabi ihre Freundin. „Dann könnten wir ja tagsüber noch was unternehmen, oder?“
Nicole drehte sich stöhnend im Bett um.
„Ne, du das geht heute nicht, wirklich nicht. Ich… ich muss noch einiges besorgen. Ich habe Felix versprochen, ihm etwas Besonderes zu kochen, wenn er heute kommt. Und…“. Sie hielt kurz inne. „Sei bitte nicht böse, aber er wollte mit mir alleine sein. Du weißt ja, manchmal haben Männer solche Anfälle.“
„Verstehe.“
Gabi konnte ihre Enttäuschung nicht ganz verbergen, und es tat Nicole auch leid, aber heute ging es nun mal nicht anders. Mit Gabi verband sie eine innige Freundschaft. Sie beide hatten eine ziemlich schlimme und abgründige Vergangenheit; sie waren in ihrer Jugend aufgrund zweifelhafter männlicher Freundschaften ins Hamburger Rotlichtmilieu abgerutscht, und wenn es Felix und Bernd nicht gegeben hätte, dann wären sie kaum aus eigener Kraft diesem schmutzigen Milieu entkommen. Die beiden Männer hatten als Studenten einmal aufgrund einer Semester-Abschluss-Feier einen Abstecher auf die Reeperbahn gewagt und dabei in einer Nachtbar die beiden „Animier-Damen“ kennengelernt. Felix und Bernd hatten sehr schnell begriffen, dass die beiden da nicht hin gehörten, und da sie sich ineinander verliebt hatten, waren sie es, die die Mädels, wie sie sie immer genannt hatten, aus dem Sumpf des Rotlichtmilieus gezogen hatten, übrigens mit einigem Ärger und Drohungen übelster Art, wie man sich vorstellen kann. Und dann, ja und dann hatten die beiden sie geheiratet; Felix und sie und Bernd und Gabi hatten sich in einer Doppelhochzeit das Ja-Wort gegeben.
„Vielleicht morgen dann?“ Nicole fuhr erschrocken zusammen. Gabi hatte sie aus ihren Gedanken gerissen.
„Was, ja, natürlich, Gabi. Du weißt doch, du gehörst zu uns, auf immer und ewig, okay?“
„Okay, dann bis morgen.“
Gabi legte auf und Nicole hing noch ein wenig ihren Gedanken nach. Sie wusste, dass ihre Freundin daran zu knabbern hatte, doch heute war der Abend ganz allein für Felix reserviert. Bei diesen Gedanken spürte sie plötzlich ein Kribbeln im Bauch, und sie freute sich auf ihren Felix. Es musste auch einmal möglich sein, ohne Gabi einen Abend zu verbringen, rechtfertigte sie ihre Absage an ihre Freundin. Natürlich, sie hatten ihr versprochen, immer für sie da zu sein, nachdem ihr Mann vor einem halben Jahr im Urlaub ums Leben gekommen war. Bernd war Architekt und hatte einen Preis gewonnen, eine Reise in die Anden. Selbstverständlich hatte er darauf bestanden, seine Gabi mitzunehmen. Für Bernd war es eine Reise ohne Wiederkehr geworden. Bei einem Tagesausflug war er beim Aufstieg auf einem glatten Felsen ausgerutscht, hatte den Halt verloren und war Hunderte von Metern abgestürzt. Sein Körper war bis heute nicht gefunden worden. Gabi hatte sich immer noch nicht von dem Schock erholt und steckte mitten in der Trauer.
„Hoffentlich bleibt mir so etwas erspart“, murmelte Nicole vor sich hin, schlug die leichte Decke zurück, schwang sich aus dem Bett, streifte sich den seidenen Bademantel über und trat auf die Terrasse, mit einem direkten Blick auf die Ostsee. Sie atmete tief durch und sog die noch frische Morgenluft ein. Sie dachte an den Abend, an das besondere Essen, das sie zubereiten würde, und sie dachte an den Nachtisch, den sie sich beide gönnen würden. Sie schaute auf die Uhr. Kurz vor halb elf. Wenn nichts dazwischen kam, dann würden sie sich in gut neun Stunden in die Arme schließen. Sie ahnte nicht, wie schnell etwas „dazwischen kommen“ sollte.
Felix Steinbrinck trommelte mit seinen Fingern auf das Lenkrad. Er schaute auf die Uhr. Schon zehn nach drei. Wenn sich der Verkehr weiter so zäh hinzog und wenn vor allem noch mehr solcher Sonntagsfahrer ihm die wenigen Chancen für eine freie Fahrt nahmen, so wie eben gerade, dann würde er nicht vor neun Uhr zu Hause sein. Und er wusste, was das bedeutete. Seine temperamentvolle Nicole würde platzen vor Wut. Sie hasste es, wenn sie für ihn nach seinen Dienstreisen etwas ganz Besonderes in der Küche gezaubert und den Tisch besonders liebevoll gedeckt hatte und er zu spät kam, nicht eine, nicht zwei, nein, manchmal drei und mehr Stunden. In solchen Situationen musste er ganz tief in die Trickkiste greifen, um ihr aufschäumendes Temperament wieder zu bändigen. Meistens war ihm das gelungen, und der Nachtisch im Bett versöhnte nicht nur sie.
„Was schmunzelt du?“
Der Internist fuhr herum.
„Beobachtest du mich etwa?“, drehte er sich zur Seite und schaute Ralf Kastner grienend an. Die beiden waren befreundet. Jeder von ihnen unterhielt eine gut gehende Internisten-Praxis in dem exklusiven Badeort Travemünde. Beide konnten sich über viele Privatpatienten freuen, die für ein gutes Jahressalär sorgten. Und jetzt kamen sie gerade von diesem stinklangweiligen Ärztekongress aus München zurück. Viel Gelaber und nichts Neues.
„Ich musste gerade an den Nachtisch denken, den mir Nicole stets serviert, wenn ich spät nach Hause komme“, meinte Felix vielsagend, und Ralf nickte verstehend.
„Aha, dann trödelst du wohl mit Absicht, mein Lieber“, gab der feixend zurück und boxte ihm freundschaftlich in die Rippen. Er hatte gerade eine Scheidung hinter sich und wollte derzeit nichts von Frauen wissen. Felix hatte ihm jedes Mal den Vogel gezeigt, wenn er so mit ihm über die Damenwelt sprach. Er selbst wusste, dass Ralf das ohnehin nicht lange durchhielt und ihn bald mit einer neuen Eroberung überraschen würde.
„Aber mal im Ernst, wir hätten doch fliegen sollen“, meinte Ralf.
„Im Nachhinein hast du recht, aber wer konnte das ahnen. Wir haben Mittwoch und die Sommerferien haben noch gar nicht richtig begonnen, zumindest noch nicht in Bayern. Aber was soll’s. Pass mal auf, ich zeig’ dir, wie es geht!“
Felix hatte sich eine Zeitlang rechts eingeordnet, doch jetzt zog er den Sportwagen scharf nach links und klemmte sich ziemlich dicht hinter einen dieser trödelnden und Hut tragenden Ausflugsfahrer. Dabei betätigte er die Lichthupe und setzte den linken Blinker. Beides zeigte Wirkung. Der Mann am Steuer im Auto vor ihm fing zwar wie wild an zu gestikulieren, scherte aber nach rechts ein und Felix gab Gas. Ralf drehte sich zu diesem Fahrer um. „Wenn Blicke töten könnten“, meinte er und lehnte sich entspannt in seinen Sitz zurück. Felix hatte bis zur nächsten leichten Biegung freie Fahrt. Er freute sich auf Nicole, auf das Essen, auf den Nachtisch, einfach auf alles. Nochmals fiel sein Blick auf die Uhr. Gleich halb vier. Wenn jetzt alles einigermaßen gut ging, dann würde er es doch noch rechtzeitig schaffen, seine geliebte Nicole in die Arme zu schließen. Ja, er liebte sie immer noch so heiß und innig. Er hatte immer das Gefühl gehabt, sie besonders schützen zu müssen, bis auf den heutigen Tag. Ihm war schon bewusst, dass das mit ihrer Vergangenheit zusammenhing, aber er wunderte sich selbst darüber, dass dieser Beschützerinstinkt bis heute so intensiv anhielt. Sein verstorbener Freund Bernd, der würde das sehr gut verstehen, der hatte seine Gabi ja überbehütet, wie er es selbst formuliert hatte. Er seufzte leise vor sich hin. Den gab es nicht mehr. Er drehte sich zu Ralf um.
„Auch wenn du es nicht verstehst, ich ruf jetzt Nicole an und sage ihr, dass ich doch pünktlich sein werde.“
Der sagte gar nichts, und Felix betätigte die Freisprecheinrichtung. Beide hörten in den Lautsprechern des Sportwagens, dass der Ruf raus ging. Doch niemand nahm ab.
„Du bist einfach unschlagbar!“
Gabi war doch noch kurz „hereingeschneit“, wie sie sich ausdrückte, um vielleicht noch helfen zu können, wie sie entschuldigend meinte. Aber dann hatte sie Nicole doch eingestanden, dass sie es zu Hause nicht länger ausgehalten hatte und einfach jemanden „zum Quatschen“ brauchte. Das war mittags um halb zwei gewesen. Jetzt war es kurz nach drei, und auch Nicole nickte zufrieden. Beide standen vor dem eingedeckten Tisch auf der Terrasse. Die Sonne war ein wenig weitergewandert, und die Strahlen prallten nicht mehr direkt auf das Markisendach. Dazu wehte ein laues Lüftchen, so dass es nicht mehr so stickig heiß war.
„Nun will ich aber los. Nachher kommt dein Felix unverhofft doch früher und sieht mich traurige Nudel hier rumhängen.“
Gabi kam aus dem bequemen Gartensessel hoch und drückte ihre Freundin.
„Nun, so schlimm ist es auch wieder nicht. Und du weißt, wie sehr dich Felix mag.“
Nicole strich ihr über die Wange, war aber trotzdem froh, dass ihre Freundin von selbst darauf kam zu gehen.
„Ich weiß, ich weiß, meine liebste Freundin, aber ich kann mich immer noch sehr genau daran erinnern, wie es war, wenn Bernd nach einem längeren Termin wieder nach Hause kam…“. Sie hörte auf zu sprechen, und ihre Augen wurden feucht. ‚Nur jetzt keinen Weinkrampf’, dachte Nicole, und zum Glück kriegte ihre Freundin gerade noch die Kurve.
„Mach’s gut, meine Liebe. Bis demnächst in diesem Theater.“
Noch ein Küsschen links und rechts auf die Wangen und weg war sie.
Nicole atmete hörbar aus. „Das ist ja gerade noch mal gut gegangen“, murmelte sie vor sich hin und machte es sich im Gartensessel wieder bequem. Ein gutes Stündchen konnte sie noch entspannen, dann würde sie sich für ihren „Göttergatten“ aufhübschen, wie Felix es immer formulierte, wenn sie vor dem Spiegel im Badezimmer stand. Nicole griff nach einem Frauenmagazin, das sie sich ab und zu gönnte, blätterte darin herum und merkte, wie ihr langsam die Augenlider schwer und schwerer wurden…
Klack! Erschrocken fuhr Nicole aus dem Gartensessel hoch. Sie war doch tatsächlich eingeschlafen und dieser metallische Klick hatte sie abrupt geweckt. Das Geräusch kam von der Terrassentür, und bevor sie sich umdrehen konnte, klingelte neben ihr auf dem Beistelltischchen das Telefon. Sie erkannte die Handynummer von Felix. Doch bevor sie ranging, wollte sie wissen, woher das klickende Geräusch gekommen war, und als sie sich umwandte, entsetzt die Augen aufriss und ein gellender Schrei über ihre Lippen kam, war es schon zu spät.
„Mach’s gut, alter Junge.“
Die beiden klatschten sich ab und Ralf quälte sich stöhnend aus dem Sportcabrio.
„Das nächste Mal fahren wir wieder mit meinem“, meinte er ein wenig spöttisch und setzte noch nach: „Na denn viel Spaß beim Nachtisch!“
„Nur kein Neid, mein Lieber. Wenn du es auch ernsthaft wolltest, dann hätte ich da schon eine Idee“, konterte Felix und gab Gas. Er brauchte unbedingt noch Blumen und steuerte bequemerweise den Stamm-Blumenladen an. Dort wusste man, welche Blumen seine Nicole am liebsten hatte, und außerdem verstand man sich dort auf ein exquisites Gebinde. Auch dieses Mal kam er aus dem Staunen nicht heraus, als ihm die hübsche Floristin den tollen Strauß entgegenhielt. „Wunderbar, einfach wunderbar!“, strahlte der Mediziner und legte den Strauß vorsichtig auf den Beifahrersitz. Nur fünf Minuten später ließ er seinen Sportflitzer vor der häuslichen Garage ausrollen. Er griff nach dem Blumenstrauß, ließ das Gepäck im Auto und schritt flott auf die Eingangstür zu. Ein bisschen wunderte es ihn schon, dass Nicole ihn nicht hatte kommen hören. Er war es sonst gewohnt, dass sie, wenn sie ihn erwartete und natürlich nur bei schönem Sommerwetter, die Fenster zur Straße auf Kipp gestellt ließ, um das ihr vertraute Motorengeräusch zu hören und ihm entgegen zu eilen. Kurz vor der Eingangstür überlegte er es sich anders und ging links am Haus vorbei. Vielleicht hatte sie sich es ja bei diesem Wetter auf der Terrasse oder auf der Liegewiese gemütlich gemacht und war eventuell sogar eingenickt. Felix schmunzelte. Er freute sich auf den Überraschungsmoment, wenn er ihr den bunten Blumenstrauß wedelnd unter die Nase hielt. Doch auf der Terrasse lag niemand im Gartensessel. Er registrierte nur den liebevoll gedeckten Tisch. Felix schaute sich auf der Liegewiese um, doch auch dort entdeckte er Nicole auf keiner Liege. Komisch. Komisch war auch, dass Nicole vor gut einer Stunde nicht ans Telefon gegangen war. Das passte so gar nicht zu ihr. Sie wird doch nicht bei Gabi sein, dachte er und er spürte eine leichte Enttäuschung aufkommen. Er drehte sich zum Haus um und sah die offene Terrassentür. Er schmunzelte. Das war es. Nicole war es draußen zu heiß gewesen, und sie hatte sich ins Haus nach oben ins zur Nordseite zeigende Schlafzimmer verzogen. Schnellen Schrittes nahm er die wenigen Stufen auf die Terrasse, durchschritt die großzügige Wohnhalle und hastete mit dem üppigen Strauß nach oben. Bereits auf der Treppe rief er laut: „Nicole, Liebes! Wach auf! Ich bin wieder da! Und ich freue mich auf den Nachtisch!“ Niemand antwortete. Im ersten Stock sah er die offene Tür zum Schlafzimmer, und nur Sekunden später sah er das leere und unbenutzte Doppelbett. Jetzt wunderte er sich nicht nur, nein, jetzt stellte sich bei ihm ein beklemmendes Gefühl ein. Wo war sie? Was war passiert? Er hastete durchs ganze Haus. Vom Keller bis zum Dachboden. Keinen Raum, keine Kammer ließ er aus. In der breiten Garage stand ihr Auto. Er befühlte die Motorhaube; sie war kalt. Selbst im Gartenschuppen schaute er nach. Ihr altes Fahrrad stand da, abgeschlossen. Sonst nichts! Von Nicole keine Spur. Felix war ratlos. Für ihn war klar, dass irgendetwas geschehen war. Doch was? In keinem Fall glaubte er, dass sie sich irgendwo verquatscht hatte. In der Küche hatte er die Zutaten für ein Menü entdeckt. Seine Gedanken überschlugen sich. Er ließ sich in der Wohnhalle in einen Sessel fallen, sprang aber gleich wieder auf und rannte im Raum auf und ab. Er musste sich zwingen, seine aufkommenden Emotionen zu beherrschen. Er musste nachdenken. Felix setzte sich wieder und versuchte, über Atemübungen seine sonst von allen geschätzte Ruhe wieder zu gewinnen. Doch dieses Mal schaffte er es nicht. Zu groß wurde seine Sorge um Nicole. Der Mediziner besann sich auf eine mentale Übung und fixierte einen bestimmten Punkt auf der Tapete und konzentrierte sich dabei auf seinen Atem. Es schien zu funktionieren. Ganz allmählich stellte sich das Denkvermögen wieder ein. Und was er dachte, sorgte nicht nur für eine Explosion des Blutdrucks, sondern verfinsterte auch sein Gesicht. Mit zittrigen Knien ging er in den Flur und griff zum Telefon. Er wollte Gabi anrufen, doch zuvor wählte er die eins eins null.