Читать книгу Das Buch der Bilder - Rainer Maria Rilke, Иоган Фридрих Шиллер - Страница 21

Des ersten Buches Zweiter Teil

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Initiale

Aus unendlichen Sehnsüchten steigen

endliche Taten wie schwache Fontänen,

die sich zeitig und zitternd neigen.

Aber, die sich uns sonst verschweigen,

unsere fröhlichen Kräfte – zeigen

sich in diesen tanzenden Tränen.


Zum Einschlafen zu sagen

Ich möchte jemanden einsingen,

bei jemandem sitzen und sein.

Ich möchte dich wiegen und kleinsingen

und begleiten schlafaus und schlafein.

Ich möchte der Einzige sein im Haus,

der wüßte: die Nacht war kalt.

Und möchte horchen herein und hinaus

in dich, in die Welt, in den Wald.

Die Uhren rufen sich schlagend an,

und man sieht der Zeit auf den Grund.

Und unten geht noch ein fremder Mann

und stört einen fremden Hund.

Dahinter wird Stille. Ich habe groß

die Augen auf dich gelegt;

und sie halten dich sanft und lassen dich los,

wenn ein Ding sich im Dunkel bewegt.


Menschen bei Nacht

Die Nächte sind nicht für die Menge gemacht.

Von deinem Nachbar trennt dich die Nacht,

und du sollst ihn nicht suchen trotzdem.

Und machst du nachts deine Stube licht,

um Menschen zu schauen ins Angesicht,

so mußt du bedenken: wem.


Die Menschen sind furchtbar vom Licht entstellt,

das von ihren Gesichtern träuft,

und haben sie nachts sich zusammengesellt,

so schaust du eine wankende Welt

durcheinandergehäuft.

Auf ihren Stirnen hat gelber Schein

alle Gedanken verdrängt,

in ihren Blicken flackert der Wein,

an ihren Händen hängt

die schwere Gebärde, mit der sie sich

bei ihren Gesprächen verstehn;

und dabei sagen sie:IchundIch

und meinen:Irgendwen.


Der Nachbar

Fremde Geige, gehst du mir nach?

In wieviel fernen Städten schon sprach

deine einsame Nacht zu meiner?

Spielen dich hunderte? Spielt dich einer?


Giebt es in allen großen Städten

solche, die sich ohne dich

schon in den Flüssen verloren hätten?

Und warum trifft es immer mich?


Warum bin ich immer der Nachbar derer,

die dich bange zwingen zu singen

und zu sagen: Das Leben ist schwerer

als die Schwere von allen Dingen.


Pont du Carrousel

Der blinde Mann, der auf der Brücke steht,

grau wie ein Markstein namenloser Reiche,

er ist vielleicht das Ding, das immer gleiche,

um das von fern die Sternenstunde geht,

und der Gestirne stiller Mittelpunkt.

Denn alles um ihn irrt und rinnt und prunkt.


Er ist der unbewegliche Gerechte,

in viele wirre Wege hingestellt;

der dunkle Eingang in die Unterwelt

bei einem oberflächlichen Geschlechte.


Der Einsame

Wie einer, der auf fremden Meeren fuhr,

so bin ich bei den ewig Einheimischen;

die vollen Tage stehn auf ihren Tischen,

mir aber ist die Ferne voll Figur.


In mein Gesicht reicht eine Welt herein,

die vielleicht unbewohnt ist wie ein Mond,

sie aber lassen kein Gefühl allein,

und alle ihre Worte sind bewohnt.


Die Dinge, die ich weither mit mir nahm,

sehn selten aus, gehalten an das Ihre –:

in ihrer großen Heimat sind sie Tiere,

hier halten sie den Atem an vor Scham.


Die Aschanti

(Jardin d'Acclimatation)

Keine Vision von fremden Ländern,

kein Gefühl von braunen Frauen, die

tanzen aus den fallenden Gewändern.


Keine wilde fremde Melodie.

Keine Lieder, die vom Blute stammten,

und kein Blut, das aus den Tiefen schrie.


Keine braunen Mädchen, die sich samten

breiteten in Tropenmüdigkeit;

keine Augen, die wie Waffen flammten,

und die Munde zum Gelächter breit.

Und ein wunderliches Sich-verstehen

mit der hellen Menschen Eitelkeit.


Und mir war so bange hinzusehen.


O wie sind die Tiere so viel treuer,

die in Gittern auf und niedergehn,

ohne Eintracht mit dem Treiben neuer

fremder Dinge, die sie nicht verstehn;

und sie brennen wie ein stilles Feuer

leise aus und sinken in sich ein,

teilnahmslos dem neuen Abenteuer

und mit ihrem großen Blut allein.


Der Letzte

Ich habe kein Vaterhaus,

und habe auch keines verloren;

meine Mutter hat mich in die Welt hinaus

geboren.

Da steh ich nun in der Welt und geh

in die Welt immer tiefer hinein,

und habe mein Glück und habe mein Weh

und habe jedes allein.

Und bin doch manch eines Erbe.

Mit drei Zweigen hat mein Geschlecht geblüht

auf sieben Schlössern im Wald,

und wurde seines Wappens müd

und war schon viel zu alt; –

und was sie mir ließen und was ich erwerbe

zum alten Besitze, ist heimatlos.

In meinen Händen, in meinem Schooß

muß ich es halten, bis ich sterbe.

Denn was ich fortstelle,

hinein in die Welt,

fällt,

ist wie auf eine Welle

gestellt.


Bangnis

Im welken Walde ist ein Vogelruf,

der sinnlos scheint in diesem welken Walde.

Und dennoch ruht der runde Vogelruf

in dieser Weile, die ihn schuf,

breit wie ein Himmel auf dem welken Walde.

Gefügig räumt sich alles in den Schrei:

Das ganze Land scheint lautlos drin zu liegen,

der große Wind scheint sich hineinzuschmiegen,

und die Minute, welche weiter will,

ist bleich und still, als ob sie Dinge wüßte,

an denen jeder sterben müßte,

aus ihm herausgestiegen.


Das Buch der Bilder

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