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Kapitel 3 - Das Dorf Halmingen und seine Bewohner

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Das Dorf Halmingen lag etwas südlich der Burg Hamma am Fluss Tarels, nahe der Mündung der Desna, die aus dem Süden kommend in die Tarels floss.

Regiert wurde Halmingen von König Demodius, da es zum Königreich Hamma gehörte, aber es gab auch einen Dorfvorsteher, Christon genannt, der sich um die kleineren Belange der Bürger kümmerte.

Die ansässigen Handwerker waren der Schmied Bosson und seine Frau Kuntilla, die Müllers Leute Mellon und Mehla, die Bäcker Tortilius und Tarama, sowie die Schneiderin Nafa.

Bosson, Mellon und Tortilius bildeten gemeinsam mit Christon den Dorfrat, der über fast alles in der kleinen Gemeinschaft entschied, was es zu entscheiden gab und nicht dem König Demodius vorgetragen werden musste.

Dann gab es noch den Jäger Flintilius. Er hatte seine Hütte etwas außerhalb des Dorfes am Waldrand stehen. Dazu kamen noch weitere Bewohner des Dorfes und einige Bauern, die ihre Höfe bewirtschafteten. Schaf- und Kuhweiden bildeten die südliche Grenze der Dorfgemeinschaft.

Die Häuser glichen sich alle sehr. Die Bauweise war nahezu identisch. Aus Lehm errichtet und mit Stroh eingedeckt. Nur die Größe unterschied sich, je nach Stand und Notwendigkeit des Berufes.

So hatte zum Beispiel Bosson eine Terrasse vor dem Haus stehen, unter der sich seine Schmiede befand. Oder Tortilius, der Bäcker. Tortilius hatte sich einen Vorbau vor das Haus gesetzt. Dieser Vorbau hatte eine kleine Theke unter einem Fenster. Hier präsentierte er dann seine Backwaren und verkaufte sie.

Nafa hingegen hatte neben Christon das größte Haus im Dorf, weil sie sich ihre Nähstube direkt an ihren Wohnbereich gebaut hatte und außerdem auch viele selbst genähte Sachen in ihrem kleinen Laden verkaufte. So hatte sie Wohnhaus, Nähstube und Geschäft in einem. Eine Kirche gab es in Halmingen nicht. Es gab zwar eine, die lag aber auf etwa halbem Weg zwischen Halmingen und Merben. Dort war auch der Marktplatz.

Die Dorfbewohner in Halmingen lebten zufrieden und glücklich in ihrer kleinen, friedlichen Idylle, hatte die Königsfamilie doch häufig Aufträge zu vergeben, die stets an die Handwerker aus Halmingen gingen, die so zu einem gewissen Reichtum kamen.

Allerdings sehr zum Bedauern und Leidwesen der Bewohner und Handwerker des nicht sehr weit entfernt gelegenen Nachbardorfes Merben. Merben lag südlich von Halmingen an der Desna. Den Menschen dort ging es schlechter, als den Halmingern. Nicht, dass die Merbener am Hungertuch nagten, aber in Halmingen war das Leben eben doch etwas besser. Und das ärgerte die Merbener, besonders dem dortigen Dorfvorsteher Begdara.

Als sich nun die Morgensonne langsam gen Mittag bewegte stand Nusidron gerade bei Tortilius und seine Gemahlin Tarama, um über die Torten und Kekse zu verhandeln, die bei dem Frühsommerfest gereicht werden sollten. Da kam Christon, der Dorfvorsteher, um die Ecke.

„Ah, das trifft sich doch hervorragend!“, rief er in seiner unnachahmlichen, rauen und kratzigen Stimme, die von zu viel Wein geprägt war. „Mein Prinz, ich wünsche einen wundervollen guten Morgen!“, begrüßte der Dorfvorsteher den Prinzen.

„Christon, mein Guter, den wünsche ich Dir auch. Was kann ich für Dich tun? Was trifft sich so hervorragend?“, fragte Nusidron. „Ich stehe mit Tortilius in schweren Verhandlungen für die Süßigkeiten zum Frühsommerfest. Also hoffe ich, dass es was wirklich Wichtiges ist.“, feixte Nusidron augenzwinkernd.

„Das ist es, mein Prinz. Das ist es.“, beteuerte Christon und zog Nusidron von den Bäckersleuten beiseite. „Entschuldige Tortilius, ich muss Dir den Prinzen für einen Moment entführen.“

„Mache nur Christon. Er wird uns schon nicht davonlaufen.“, grinste Tortilius und legte Tarama den Arm um die Schulter. Gemeinsam gingen sie wieder in ihre Backstube.

„Nun denn mein guter Dorfvorsteher, was ist denn so wichtig, dass es nicht warten kann?“, wollte der Prinz wissen.

„Nicht hier, mein Prinz. Gehen wir in mein Haus. Da haben wir Ruhe und können einen guten Schluck dabei trinken.“

„So früh am Tage? Na, na, na. Ich muss mich doch sehr über Dich wundern.“ Es war schon immer so, dass die Königsfamilie sehr freundschaftlich mit ihren Untergebenen umging, so auch Prinz Nusidron. Der einzige, der es nicht mehr so tat, war König Demodius. Und genau der kam den beiden soeben entgegen geritten.

„Mein Sohn!“, rief er schon vom Weiten Nusidron zu. In seiner Stimme lag ein bedrohlicher Unterton. Ein Ton, den er früher niemals angeschlagen hatte. „Was hast Du mit Christon zu besprechen? Deine Königin sagte mir, dass Du Dich um die Frühsommerfeier kümmern wolltest! Jetzt sehe ich Dich hier stattdessen mit unserem Dorfvorsteher zusammen. Was hat das zu bedeuten?“ Demodius saß hoch aufgerichtet auf seinem Pferd und blickte feindselig seinen Sohn an.

„Er wollte mit mir sprechen, nicht ich mit ihm!“, verteidigte Nusidron sich und war wütend, weil sein Vater und König ihn so angeherrscht hatte.

„Wenn hier jemand was zu sagen hat, dann bin ich das! Ich! Der König von Hamma!“, brüllte der König fast. „Also werde ich mit ihm gehen. Noch bin ich der König hier! Das solltest Du eigentlich auch wissen!“, raunte Demodius den Dorfvorsteher an. Zu seinem Sohn, den Prinzen zugewandt: „Du kannst Dich weiter um die Festivitäten kümmern. Das ist eine Aufgabe, die Deinen Fähigkeiten entspricht.“ Sprach es und war schon auf dem Weg zum Haus des Dorfvorstehers. Dass sich Demodius damit selber widersprach, hatte er doch der Königin gegenüber genau das Gegenteil gesagt, war ihm völlig gleichgültig.

Christon und Prinz Nusidron schauten sich ratlos an, wohl wissend, dass jeder Widerspruch zwecklos gewesen wäre. Wieder einmal waren die Veränderungen am Verhalten des Königs mehr als deutlich geworden. Also machte sich der Prinz zurück auf den Weg zu Tortilius. Währenddessen ging Christon zu seinem Haus, wo der König bereits ungeduldig vor der Tür stand und darauf wartete, dass ihm eben diese geöffnet wurde.


Flarandil Grünauge

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