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Eins

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Der Junikäfer kam mit der Morgendämmerung. Das Brummen des Käfers beunruhigte den Kater. Er hätte sich gern ein Stück vom Rand der Balkonbrüstung zurückgezogen, fürchtete aber, er könnte dabei beobachtet werden, wie er sich vor einem Käfer zurückzog. Es war niemand da, der ihn hätte beobachten können. Niemand befand sich auf dem Weg, der zum Ufer führte, und es stand auch niemand hinter einem der Fenster, die von der Brüstung des Balkons aus einzusehen waren.

Auf der Balkonbrüstung des Hauses, das jenseits des Weges lag, erschien um diese Zeit gewöhnlich die weiße Katze. Eine weiße Katze mit blauen Augen und auffallend großen Ohren. Noch war die weiße Katze nicht auf die Brüstung des Balkons gesprungen. Sie konnte ihn nicht beobachten, wenn sie nicht auf die Brüstung sprang.

Das Problem des Rückzugs vor dem Käfer barg für den Kater nicht allein die Gefahr, sich dem Hohnlachen eines möglichen Beobachters ausgesetzt zu sehen. Die Balkonbrüstung war die Länge eines Ziegelsteines breit. Ein Rückzug hätte bedeutet, mit den Hinterbeinen von der Brüstung zu rutschen. Er würde an der Innenseite der Balkonbrüstung hängen. Es war eine Frage des Hohnlachens und der Bequemlichkeit.

Der Kater überlegte, ob sich ein Ausweichen zur Seite mit seiner Würde vereinbaren ließ. Es konnte keine geeignete Lösung sein, weil der Junikäfer inzwischen in einem unkalkulierbaren Schlingerkurs in Richtung der Brüstung flog. Er war nun so nah, dass der Kater die dreigliedrigen Fühler erkennen konnte, die Haare am Bauch und das unverschämte Grinsen unter den schwarzen Kulleraugen.

Der Kopf des Katers wich vor dem anfliegenden Käfer zurück, während sich seine nach hinten gedrehten Ohren legten. Er bemerkte, dass sein Mund offen stand, wobei ihm das Entsetzen bei dem Gedanken, der Käfer könnte in seinem Mund landen, den Mund noch weiter öffnete. Der Junikäfer vollzog einen unvermittelten Kurswechsel, prallte gegen den Balkonpfeiler und stürzte auf die Brüstung, wo er wenige Zentimeter neben der Pfote des Katers liegen blieb.

Wenn er die Pfote bedächtig gehoben hätte, um sie in aller Ruhe aus der Reichweite des Käfers zu bringen, würde ihm wohl niemand den Vorwurf machen können, er fürchte sich vor einem Junikäfer. Er wollte in dieser Hinsicht kein Risiko eingehen, möglicherweise saß die weiße Katze inzwischen auf der Brüstung und schaute zu ihm herüber. Aus den Augenwinkeln war der Balkon des Hauses auf der anderen Seite des Weges nicht deutlich zu erkennen. Er hätte den Kopf wenden können, doch er wollte den Käfer neben seiner Pfote nicht unbeobachtet lassen. Der Käfer lag auf dem Rücken. Es war ein Käfer von enormen Ausmaßen. Er schaukelte bei dem Versuch, sich zu drehen, und bewegte seine sechs Beine gleichzeitig. An den Schenkeln hatte er Borsten und etwas, das Zähnen ähnelte, ragte nahe des Gelenks aus den vorderen Schienen, während sämtliche Fußglieder in Doppelkrallen endeten.

Der Kater wollte sich die Details des Körperbaus nicht einprägen. Er fürchtete, den grässlichen Schenkelborsten des Käfers in seinen Träumen zu begegnen. Solange sich der Käfer bewegte, konnte er den Kopf nicht in die andere Richtung drehen. Es war denkbar, dass der Junikäfer auf die Beine kam und mit seinen in Doppelkrallen endenden Fußgliedern über die gepflegte Pfote des Katers krabbelte, wobei der Kater die Gefahr zu spät bemerken würde, weil er gerade zum Balkon des Hauses jenseits des Weges schaute. Der Käfer mühte sich noch immer ohne Erfolg. Es war kein guter Morgen, wenn einen ein hässlicher Käfer bedrängte. Ein Käfer, der unfähig war, seinen Flug zu kontrollieren, und es nicht schaffte, sich aus einer Rückenlage zu befreien. Der Kater schob den Käfer zum Rand der Brüstung und stieß ihn über die Kante.

Nachdem er den Käfer über die Kante gestoßen hatte, kam ihm die Befürchtung, dass er im Fallen die Flügel ausbreiten könnte, um sich in einem weiteren Torkelflug der Balkonbrüstung zu nähern. Die Befürchtung war unbegründet. Der Kater sah den Käfer auf den Terrassensteinen am Haus. Er schüttelte seine Benommenheit ab und verschwand zwischen den Halmen des Rasens.

Der Kater war nahe daran, die Pfote, mit der er den Käfer über die Kante gestoßen hatte, zum Putzen an seinen Mund zu führen. Die Pfote war mit dem Käfer in Kontakt gekommen. Wenn er die Pfote putzen würde, müsste er seine Zunge über die Stelle führen, mit der er den Käfer berührt hatte. Es wäre, als ob er Käferspuren leckte. Er hatte mit seiner Pfote die borstigen Beine des Junikäfers berührt! Die Pfote musste unbedingt gründlich gereinigt werden. Seine eigene Zunge konnte er dazu unter keinen Umständen benutzen. Es schien eine ausweglose Situation zu sein. Der Kater sah sich um, als hoffe er, jemanden zu entdecken, der seine Käferpfote putzen würde.

Die weiße Katze saß auf der Balkonbrüstung des Hauses jenseits des Weges. Sie konnte noch nicht lange dort sitzen. Vermutlich war sie gerade nach draußen gekommen, hatte in das frühe Licht geblinzelt und entschieden, dass es ein guter Zeitpunkt für den Sprung auf die Brüstung sein musste. Ihre Augen hatten das durchscheinende Blau eines südlichen Meeres. Die außergewöhnlich großen Ohren waren aufgestellt und zeigten nach vorn. An den Ohren wuchsen lange Pinsel. Die Pinsel hatten eine Länge, dass man glauben mochte, unter ihren Vorfahren müsse sich ein Luchs befinden. Es waren weiße Pinsel. Die Katze hatte ein weißes Fell, das sich fleckenfrei von den Ohren bis zu der schwarzen Schwanzspitze zog.

Es war jeden Morgen der gleiche Ablauf. Die Katze beugte sich ein Stück über die Balkonbrüstung hinaus und ließ ihren Blick sorgfältig prüfend an den Häusern entlanggleiten, die eine ovale Freifläche einschlossen. Der Kater sah an der Haltung ihres Kopfes, dass sie angestrengt starrte. Ihre Augen wanderten zunächst über die Fenster der Häuser, die gestaffelt an der Uferlinie standen. Wenn sie beim dritten Haus angelangt waren, das im Scheitelpunkt des Ovals lag, wusste der Kater, dass sie auf seine Seite wechseln würde und ihn auf dem Balkon sitzen sah. Er hätte sich ihrem Blick entziehen können, indem er von der Brüstung sprang und nach drinnen ging. Es wäre auch möglich gewesen, ihr Starren zu erwidern, um deutlich zu machen, dass ihre Augen in sein Revier eindrangen, sobald sie den Weg, der zum Ufer führte, überquerten. Der Kater hatte sich aber bei der ersten Begegnung mit der weißen Katze dazu entschlossen, ihren Blick zu ignorieren. Im Grunde hatte er sich nicht dazu entschlossen, sondern spontan eine Haltung eingenommen, die den Eindruck erweckte, er wäre auf der Jagd nach Mäusen, die im Rasen unter ihm ihre Baue hatten. Genau so machte er es auch in diesem Moment. Er konnte nur hoffen, dass es im Rasen keine Mäusebaue gab. Durch den Kot der Mäuse wurden schreckliche Krankheiten übertragen. Der Kater hätte über den Mäusekot verseuchten Rasen nicht einmal in Gedanken gehen wollen. Er würde möglicherweise bereits krank werden, weil er die Grashalme, an denen der Mäusekot klebte, angeschaut hatte. Es wäre besser gewesen, den Rasen zu ignorieren und die weiße Katze anzustarren, bis sie vom Balkon fiel.

Der Kater hatte wenig Freude an Rivalitäten, die mit endlosem Starren und gesträubtem Rückenfell einhergingen. Er praktizierte diese Form des Umgangs, weil es den Konventionen entsprach. Ein ausgedehnter Schlummer auf einem frisch gewaschenen Kaschmirpullover deckte sich eher mit seinen Vorstellungen von einem gelungenen Tag. Als der Kaschmirpullover noch auf der Fensterbank der kleinen Wohnung gelegen hatte, war es möglich gewesen, das Geschehen zu beobachten, ohne einer Gefahr ausgesetzt zu sein. Ein Junikäfer hätte ihm nichts anhaben können, er wäre höchstens gegen die Fensterscheibe geflogen. Der Kater hing gewiss keinen fortschrittsoptimistischen Theorien an, doch er hätte nicht gern in einer Welt gelebt, die kein Fensterglas und kein Penicillin kannte. Er würde den Schlaf auf dem Kaschmirpullover lediglich kurz unterbrochen haben, um sich ausgiebig zu strecken. Eventuell hätte er seinen Kopf in den Schatten geschoben.

Den Platz auf der Fensterbank hatte ihm niemand streitig machen können, auch die beiden anderen Kater nicht, die in die kleine Wohnung gezogen waren. Es handelte sich um sein Revier und in seinem Revier gehörte die Fensterbank mit dem Kaschmirpullover ihm. Vor drei Wochen hatte Tamira damit begonnen, Bücher, Geschirr und Kleidung in Kisten zu verpacken. Der griechisch sprechende Mann war gekommen und hatte Tamira geholfen, die Kisten, den Schreibtisch und die Töpfe mit dem Basilikum aus der Wohnung zu tragen.

Das Problem bestand darin, dass er nun nicht mehr behaupten konnte, er hätte die älteren Rechte. Er war zusammen mit den anderen Katern in der neuen Wohnung eingetroffen. Rechte an bestimmten Plätzen mussten erst verhandelt werden. Die Wohnung bot deutlich mehr Raum, sie hatte zudem einen Balkon, von dem aus man über eine Wendeltreppe nach unten gelangte. Das neue Revier nahm damit einen bedeutenden Umfang an, was nur beim ersten Hören nach einem wahr gewordenen Traum klang. Ein Revier von bedeutendem Umfang war mit Arbeit verbunden. Das Revier musste fortwährend kontrolliert werden. Reviergrenzen waren festzulegen. Es bestand die Möglichkeit, dass jemand die Reviergrenzen infrage stellte. Hatte man sich für ein Schläfchen zusammengerollt, trieb einen die Sorge um Eindringlinge gleich wieder hinaus. Unter jedem Busch konnte ein Waschbär lauern, während Wildschweine durch die Hecken brachen. Es gab in der Gegend eine große Zahl an Hecken und Büschen. Das Schlimmste aber war, dass sich der Kaschmirpullover nicht mehr finden ließ. Der Kater hatte mehrfach nach seinem Kaschmirpullover gesucht.

Die weiße Katze drang zwar mit ihren Augen in sein Revier ein, schien aber die Hainbuchenhecke entlang des Weges zum Ufer als Grenze zu akzeptieren. Der Kater hatte sie bisher noch gar nicht außerhalb der Hecke gesehen, die das Grundstück des Hauses auf der anderen Seite des Weges einschloss. Die Augen der weißen Katze mussten längst weitergewandert sein. Vom Balkon, auf dessen Brüstung der Kater saß, über den Weg, die Hainbuchenhecke und den Rasen bis zu den Apfelbäumen, die neben dem Haus der weißen Katze standen. Wie kam diese Katze dazu, ihren Blick über ihn wandern zu lassen! Er war Didier de Marche. Er hatte zahlreiche hoch dotierte Fußballspieler dazu gebracht, lächerliche Frisuren zu tragen. Von seinen Bewunderern wurde er einfach der Mann genannt. Es ging um ihn, wenn es im Titel eines Liedes hieß: Listen To What The Man Said, Heʼs A Dangerous Man, The Man Comes Around, Sharp Dressed Man oder Heʼs All The Man That I Need. Er war der letzte der berühmten internationalen Playboys. Wie kam diese schlecht gelaunte Katze mit ihren meerfarbenen Augen und der lächerlich schwarzen Schwanzspitze dazu, ihren Blick über ihn wandern zu lassen! Er würde hinübergehen, um sie für ihr Verhalten zur Rechenschaft zu ziehen. Er würde sie zwingen, seine Käferpfote zu putzen.

Der Kater bemerkte, dass er die Pfote, mit der er den Käfer berührt hatte, in hoher Geschwindigkeit leckte. Er wusste, was eine Übersprunghandlung war. Wird der normale Ablauf einer Instinkthandlung durch Mängel der auslösenden Situation oder Auftreten eines Konflikts zwischen unvereinbaren Trieben gestört, kann die aufgestaute Triebenergie über ein in der Situation irrelevantes, zu einem anderen Instinkt gehörendes Verhalten abreagiert werden. Es konnte aber keine Instinkthandlung sein, schließlich hatte er den Gedanken gefasst, die unverschämte weiße Katze zu besuchen.

Die Sonne erhob sich über der Halbinsel. In der Lücke zwischen den Häusern, durch die der Weg zum Ufer führte, sah der Kater mehrere Schwäne auf dem Wasser, die sich nahe des Bootsstegs treiben ließen. Der Himmel war vogelfrei. Die Kondensstreifen zweier Flugzeuge malten ein im Osten bereits zerfließendes Doppelkreuz. Aus dem Inneren der Wohnung kam ein Geräusch, als ob etwas über Holz geschoben würde. Einige Augenblicke später schienen schwere Gegenstände beim Herabfallen auf etwas Hartes zu treffen. Es folgte ein anhaltender Schrei in einer unangenehmen Tonhöhe.

Tamira Heidbidder hielt sich die Stirn an der Stelle, an der sie der erste Band Karl Mendelssohn Bartholdys Geschichte Griechenlands: Von der Eroberung Konstantinopels durch die Türken im Jahre 1453 bis auf unsere Tage getroffen hatte. Gleichzeitig versuchte sie, ihren Morgenmantel überzuziehen. Ludwig musste die Bücher, die auf dem Regal gelegen hatten, ein Stück bewegt haben, sodass sie ihr auf den Kopf gefallen waren, als er sie herabgeworfen hatte. Es war im Grunde nicht zu glauben. Ihr schien es zudem unglaubwürdig, dass ein Kater von Ludwigs Gewicht die Höhe des Regals erreichen konnte. Er war entweder aus dem Stand von der Matratze auf das Regal gesprungen oder hatte sich am Kopfteil des Bettes hochgezogen, um das schmale Kopfteil als Ausgangspunkt für den Sprung zu nutzen. Immerhin hielt das Regal, das sie zwei Tage zuvor über dem Bett angebracht hatte, einen Kater von Ludwigs Gewicht aus, ohne sich von der Wand zu lösen.

Tamira schob einen Arm in den Ärmel des Morgenmantels und zog ihn zu ihrer Schulter, indem sie ihn mit den Zähnen am Kragen packte. Als ihre Finger wieder zum Vorschein kamen, nahm sie die Hand, die auf der Kopfverletzung lag, von ihrer Stirn und presste die Hand des Arms, der im Ärmel steckte, gegen die Wunde.

Ludwig schaute sie ernst aus seinen smaragdgrünen Augen an. Er saß aufrecht am Rand des Regalbretts, während seine Pfoten das Brett umklammerten und ein Geräusch zu hören war, als würden Katzenkrallen gegen Holz schlagen. Der gewaltige Bauch trat zwischen seinen Beinen hervor. Er hing über die Kante des Regals, sodass Tamira bangte, die Schwerkraft könnte dem Kater zum Verhängnis werden.

Sie ging in die Küche und wusch das Blut von der Hand, deren Arm noch nicht im Morgenmantel steckte. Nachdem sie auch diesen Arm in seinen Ärmel geschoben hatte, fand sie ein Taschentuch, das sie beim erneuten Wechseln der Hand zwischen die Fingerspitzen und die Kopfverletzung brachte. Ludwig war vom Regal gesprungen und ihr in die Küche gefolgt. Er schien kein Verständnis für eine längere Wartezeit zu haben, doch das Frühstück würde es erst geben, wenn ihre Wunde versorgt war.

Das Pflaster, das sie auf ihre Stirn klebte, war nicht groß genug, um die gesamte Wunde abzudecken. Über den Pflasterrand verlief der Schnitt nach oben zu ihrem Haaransatz. Er verlor sich nach unten in ihrer Augenbraue. Immerhin tropfte das Blut nicht auf die Hühnerbruststücke, die sie auf drei Teller verteilte. Oskar war kurz nach Ludwig in der Küche erschienen. Didier kam durch die offene Tür vom Balkon herein.

Ludwig roch an den Hühnerbruststücken auf seinem Teller. Tamira fürchtete, er würde am Geruch erkennen, dass die Stücke aus einer Dose stammten, die sie in einem Tierbedarfsladen gekauft hatte. Ludwig beschwerte sich augenblicklich und die anderen beiden Kater stimmten ein. Tamira war nahe daran, die Teller mit den Hühnerbruststücken einzusammeln, als ihr der Gedanke kam, es mit Öl zu versuchen. Sie holte das Rapsöl aus dem Küchenschrank und zeigte es den Katern, damit sie sich von der Qualität des Öls überzeugen konnten. Einen Teelöffel Rapsöl gab es für jeden Teller. Zu Tamiras Erleichterung akzeptierten die Kater die Hühnerbruststücke in Pflanzenöl.

Ein wenig später stand sie mit einer Kaffeetasse in der Hand auf dem Balkon und schaute zu dem Haus auf der anderen Seite des Weges. Es war eine neobarocke Gründerzeitvilla. Nestoras hatte behauptet, dass ihm diese Villa merkwürdig vorkam. Tamira erschien die Größe für ein zweistöckiges Landhaus nicht ungewöhnlich und es machte auf sie keinen düsteren Eindruck. Nestoras hatte zu dem Giebelfeld über dem Balkon gedeutet und ihr erklärt, dass die Maße des Giebels übertrieben waren, wenn man die Maße des Hauses zum Vergleich heranzog. Zudem würde es sich um einen gesprengten Giebel handeln. Nestoras kannte seit Kurzem einige baustilkundliche Begriffe, weil er an der Übersetzung eines architekturhistorischen Textes arbeitete. Tamira war zu dem Schluss gelangt, dass er die Maße des Giebels lediglich deshalb in Zweifel zog, weil er neidisch war, kein so schönes Haus zu besitzen. Neben dem Haus befand sich ein kleiner Wald aus Apfelbäumen. Auf dem Weg hinter den Apfelbäumen war ein blauer Lieferwagen gefahren. Ein schnörkeliger Schriftzug hatte die gesamte Seite des Lieferwagens eingenommen. Nestoras war es nicht leicht gefallen, den schnörkeligen Schriftzug auf dem fahrenden Lieferwagen zu entziffern. »Galerie Luise«, hatte er schließlich gelesen.

In der kleinen Wohnung hatte sie mit den drei Katern unmöglich bleiben können. Oskar und Ludwig waren an ein Haus mit einem weitläufigen Garten gewöhnt. Es hatte einige Zeit in Anspruch genommen, die Wohnung auf der Halbinsel Stralow zu finden. Tamira konnte sich die Wohnung nur leisten, weil ihre Doktorandenstelle eine Zweidrittelstelle war. Es gab zwei große Zimmer, eine Küche mit einer breiten Öffnung zum Wohnzimmer und ein Bad mit einem Fenster, in dem der Turm der kleinen Kirche erschien, die Bartholomäus am Wasser genannt wurde. Zudem hatte die Wohnung einen Balkon, von dem aus der Bootssteg zu sehen war, der auf das Wasser der Hummelsburger Bucht ragte.

Im Augenblick lebte sie noch aus ihren Umzugskisten. Sie hatte einen Kleiderschrank und Regale bestellt, die in der nächsten Woche geliefert werden würden. Immerhin hatte sie einen Kühlschrank und eine Waschmaschine, ein Bett, einen Schreibtisch und ein neues Sofa. Zu dem Sofa gehörte ein kleiner Tisch. Auf der Fensterbank im Wohnzimmer standen die Töpfe mit ihrem Basilikum. Nestoras hatte ihr beim Umzug geholfen.

Tamiras Ermessen nach war die Gegend für Katzen weitgehend ungefährlich. Was sollte einer Katze hier passieren? Autos fuhren höchstens bis zur Bushaltestelle gegenüber der Kirche. An vielen Stellen waren hübsche Büsche und Hecken gepflanzt. Unter einen hübschen Busch würde sich eine Katze bestimmt gern schlafen legen. Sie würde Gefallen daran finden, von einer Hecke gedeckt die Nachbarschaft zu erkunden. Das Haus stand am Ende der Halbinsel, wo die Tunnelallee längst in die Landspitzenstraße übergegangen war. Es standen dort mehrere zweistöckige Häuser zwischen den Ufern. In einem der Häuser wohnte Frau Bohrfeldt mit ihrer Französischen Bulldogge, das Haus daneben gehörte der Familie Palmkern. Hinter den Häusern befand sich der Park mit den alten Platanen, der die Halbinsel abschloss.

Tamira stieg mit dem Kaffee in der Hand die Wendeltreppe hinab. Sie warf einen unauffälligen Blick durch ein Fenster der leer stehenden Wohnung im Erdgeschoss und nahm den Weg, der an der Hainbuchenhecke entlang zum Ufer führte, wobei sie im Laufen auf die Zehenspitzen ging, um herauszufinden, ob sie über die Hecke zur Villa auf der anderen Seite schauen konnte. Die Hainbuchen waren etwas zu hoch für Tamira. Das Laufen auf den Zehenspitzen änderte daran nichts.

Der Bootssteg hatte Planken, deren Holz so hell und makellos war, dass es noch keinen Winter erlebt haben konnte. Nach beiden Seiten gingen kleine Stege ab, an denen die Boote lagen. Am Kopf verbreiterte sich der Steg zu einer Plattform. Die Plattform war von einem Geländer eingefasst. In der Mitte des Geländers gab es eine Öffnung, von der aus eine Leiter ins Wasser führte.

Tamira stand am Geländer und schaute über die Hummelsburger Bucht. Am anderen Ufer verschwanden die Häuser zu großen Teilen hinter hochgewachsenen Säulenpappeln. Vor den Pappeln zog sich die Promenade an der Uferlinie entlang bis zu ihrem Steg. Das Haus direkt gegenüber verdeckten die Bäume nicht. Es war so dicht ans Ufer gebaut, dass die Promenade landeinwärts ausweichen musste. Zu diesem Haus gehörte ein Anleger, von dem sich ein Ruderboot löste. Ein Stück weiter den Fluss hinauf waren die Schornsteine des Heizkraftwerks zu sehen, hinter denen die Schornsteine der Zementfabrik erschienen. Im Eingang der Bucht lagen zwei Inseln, die Hochzeitsinsel und der Katzenbruch. Mehrere Läufer bewegten sich auf der Promenade. Wenn sie nicht von der Promenade abbogen, würden sie etwas später an Tamiras Steg vorüberkommen. Bei dem Gedanken an atmungsaktive Laufhosen bekam Tamira das Gefühl, sie könnte sich unpassend gekleidet haben. Ihr Morgenmantel hatte ein schottisches Muster. Es war im Grunde egal, welches Muster der Mantel hatte. Ein Morgenmantel konnte am Morgen unmöglich unpassend sein. Das Ruderboot erreichte die Mitte der Bucht und hielt auf den Steg zu.

Sie musste am frühen Nachmittag zur Universität, um ihren Lektürekurs zu halten. Wenn die Studenten sie mit der Wunde sahen, die nach beiden Seiten über das Pflaster hinausging, würden sie annehmen, die Wunde wäre das Ergebnis einer Kneipenschlägerei. Einer Kneipenschlägerei zwischen verfeindeten Gruppen von Philologen.

Professor Kalarinea hatte die Betreuung ihrer Dissertation übernommen und ihr eine Doktorandenstelle angeboten. Da Professor Gotefrend für die geplanten Lehrveranstaltungen plötzlich nicht mehr zur Verfügung stand, war es möglich gewesen, die halbe Doktorandenstelle zu einer Zweidrittelstelle auszubauen. In diesem Semester hatte Tamira nicht mehr als zwei Kurse zu halten. Es handelte sich um eine Übersetzungsübung und einen Lektürekurs. Professor Kalarinea hatte ihr geraten, die Übersetzungsübung mit Texten zu bestreiten, die sie für ihre Dissertation bearbeitete. Sie solle lediglich darauf achten, mit einfachen Abschnitten zu beginnen. Der Lektürekurs drehte sich um Erzählungen des griechischen Schriftstellers Georgios Bizyenos, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden waren. In der Kurzgeschichte, die sie für den heutigen Tag ausgesucht hatte, kam eine schwarze Katze vor. Die Katze schlich in der Kirche herum, in der die kranke Schwester des Erzählers zur Genesung lag, und warf die Öllampen von den Tischen, die neben der mittleren Tür der Ikonostase standen. Tamira sagte sich, dass Katzen eben gern Gegenstände fallen sahen. Sie taten es nicht nur, um einen friedlichen Schläfer mit einem Buch am Kopf zu treffen. Es musste etwas mit ihrem Jagdtrieb zu tun haben. Wahrscheinlich hatten bereits die Urkatzen ihre Beute in Felsschluchten geworfen.

Das Ruderboot legte genau dort am Steg an, wo sich die Öffnung im Geländer befand. Eine ältere Dame befestigte das Boot mit einem Seil, legte ein Stativ auf dem Steg ab und stieg die drei Sprossen der Leiter empor. Sie trug einen breitkrempigen Strohhut mit einem cremefarbenen Hutband, dessen Enden zu einer Schleife gebunden waren. Über ihrer Schulter hing eine Tasche, die man aufgrund des Stativs leicht als Fototasche identifizieren konnte.

»Ich treffe hier selten jemanden um diese Uhrzeit«, sagte die alte Dame. »Wenn überhaupt, dann sind es Sportler und die bleiben niemals stehen.«

Tamira wusste nicht so recht, was sie entgegnen sollte. Die Frau mochte ihr nahelegen, sie nicht beim Fotografieren zu stören. Es mochte auch sein, dass sie froh war, jemanden um diese Uhrzeit auf dem Steg anzutreffen. Tamira kam zu dem Schluss, es sei am besten, der alten Dame mit einem Lächeln zu begegnen.

»Sie haben da eine Verletzung am Kopf«, stellte die Frau fest, die kurz unter der breiten Krempe ihres Strohhutes hervorschaute, um im Anschluss damit zu beginnen, das Stativ aufzubauen.

»Nein, das war der Kater«, antwortete Tamira, als ob man eine Wunde, die einem ein Kater zufügt, nicht Verletzung nannte.

Der Frau schien Tamiras Antwort einzuleuchten. Sie nickte bedächtig, schob die Kamera in die Halterung des Stativs und richtete das Objektiv auf das Haus, von dessen Anleger aus sie über die Bucht gerudert war. Nachdem sie einen Blick durch den Sucher geworfen hatte, nahm sie einige Änderungen an den Einstellungen vor und holte einen Fernauslöser aus der Tasche. »Ich mache jeden Morgen ein Foto von unserem Haus«, sagte sie und drückte den Auslöser.

»Es ist ein schönes Haus«, beeilte sich Tamira zu entgegnen, um klarzustellen, dass sie es keinesfalls für exzentrisch hielt, wenn einer am Morgen eines jeden Tages über die Bucht ruderte, um ein Foto von seinem Haus aufzunehmen. »Wie lange machen Sie diese Fotos schon?«

»Erst seit ein paar Wochen. Ich habe die Kamera und einen Fotokurs geschenkt bekommen.« Die Frau legte eine Hand wie einen Schirm an die breite Krempe ihres Hutes und schaute zum gegenüberliegenden Ufer. »Da fühlt man sich in gewisser Weise zum Fotografieren verpflichtet. Ich musste allerdings bemerken, dass mir das Rudern ausgesprochen gut bekommt.«

Tamira dachte daran, der Frau vorzuschlagen, die Katzen zu fotografieren. Möglicherweise gefielen ihr die Katzen besser als das Haus, wenn sie sich nun einmal zum Fotografieren verpflichtet fühlte. Das Rudern würde sie deswegen nicht aufgeben müssen. Da sich die Frau inzwischen zu ihr gedreht hatte und erneut ihre Kopfverletzung zu betrachten schien, wiederholte Tamira nur: »Das war der Kater.«

Aus den Schornsteinen des Heizkraftwerks quoll dicker weißer Rauch, den ein beständiger Wind über die Bucht in Richtung Alexanderplatz wehte. Der Rauch war so weiß wie die Schwäne, die mit den Wellen trieben. Raben saßen in Reihen auf den Ästen eines laublosen Baumes, der zur größeren Hälfte im Wasser beim Ufer der Hochzeitsinsel lag.

»Da hängt ein Schuh in der Hecke«, sagte die Frau, die mit einem ausgestreckten Finger zu der Hainbuchenhecke deutete.

Tamira folgte ihrem Finger mit den Augen. Einen hängenden Schuh sah sie nicht. Es war ein Bein, das aus der Hecke ragte.

»Der Name der Insel«, erklärte Ludwig, »hat mit Katzen aller Wahrscheinlichkeit nach nicht das Geringste zu tun.«

Die drei Kater saßen auf einer Bank unter einer Platane, die im Park an der Landspitze stand. Ein frischer Wind fuhr durch die Blätter des Baumes. Die Blätter rauschten. Oskar spitzte die Ohren. Wenig später bemerkte Didier eine Polizeisirene, die sich zügig näherte. Sie wurde so laut, dass Ludwig zu knurren begann, und endete plötzlich, als ob Ludwigs Knurren sie zum Verstummen gebracht hätte. Vor ihnen lagen die Schafe im Schatten der Baumkronen. Sie lagen innerhalb und außerhalb des mobilen Zauns, den dort jemand für sie aufgestellt haben musste. Ein Ausflugsdampfer fuhr die Spree hinab. Er passierte die Durchfahrt zwischen der Klosterinsel und der Landspitze, während ein Segelboot, das die Hummelsburger Bucht verließ, an der Hochzeitsinsel und dem Katzenbruch vorüberkam.

»Bruch bezeichnet einen Sumpf«, fuhr Ludwig fort. »Manchmal heißt es auch Brook oder Broich. Ich glaube, dass bei Katzen ähnlich wie bei Katten eine im Vokal gekürzte Form von mittelhochdeutsch kôt, quâd und kât vorliegt und somit die Bedeutung Kot oder Schmutz. Wir haben hier also einen schmutzigen Sumpf.«

»Diese Etymologie ist offensichtlich unwissenschaftlich«, erwiderte Didier. »Es lässt sich ganz einfach daran erkennen, dass niemand auf den Gedanken käme, einer Insel den Namen schmutziger Sumpf zu geben. Die Ursache des furchtbaren Namens liegt in einem furchtbaren Ritual. Vor langer Zeit pflegten die Menschen an der Spitze dieser Halbinsel eine eheliche Verbindung einzugehen. Es gab einen Brauch, dem sich niemand entziehen konnte, der sein Glück nicht gefährden wollte. Um die Ehe unter einen guten Stern zu stellen, musste eine Katze geopfert werden. Manche Menschen konnten es nicht ertragen, das Leid einer arglosen Katze zu sehen, die auf dem Altar getötet wurde, vor den sie im Anschluss traten. Man kam deshalb auf den Einfall, die eigentliche Hochzeit vom Ritual zu trennen. Der Mann opferte nun die Katze auf der Insel, die bald Katzenbruch heißen sollte, und fuhr dann hinüber zur Hochzeitsinsel, wo die Frau schon wartete. Es handelt sich also um selbsterklärende Inselnamen.«

»Das hast du dir doch gerade ausgedacht!«, erregte sich Ludwig. »Ich kenne den archäologischen Befund. Auf der gesamten Insel wurde kein einziger Katzenknochen entdeckt.«

»Falls er sich die Geschichte ausgedacht hat«, wandte Oskar ein, »kann es nicht weit von der Wahrheit entfernt sein. Ich habe gehört, dass die Menschen früher sehr grausam zu den Katzen waren.«

»Das war in alter Zeit«, sagte Ludwig. »Heute würde kein Mensch ein anderes Lebewesen misshandeln. Die Menschen hatten etwas, das sie die Aufklärung nennen.« Er zupfte mit seinen Zähnen an einer Stelle seiner Pfote, an der sich das Fell hartnäckig verknotet haben musste. »Die Aufklärung«, wiederholte er.

Didier erhob sich, streckte seine Beine und machte den Rücken rund, wobei ihn die Anstrengung am ganzen Körper zittern ließ und sich sein Schwanz aufzurichten begann. Er lief mit den Vorderbeinen zwei kleine Schritte und streckte die Hinterbeine gleichzeitig noch weiter, ohne sie von der Stelle zu bewegen. Die Vorderbeine schoben sich über das Ende der Sitzfläche der Bank hinaus, bis sein Kinn die Kante erreichte. Er lag mit Kopf, Hals und der Hälfte des Rumpfes flach auf dem Holz, während der hintere Teil seines Körpers einen steilen Anstieg verzeichnete, der sich im Schwanz fortsetzte, dessen Spitze zu einem Bogen überhing. In dieser Position blieb er, um den Mund zu einem gewaltigen Gähnen aufzureißen, das seine Augen hervortreten ließ. Ludwig schloss sich dem Gähnen an. Er kniff seine Augen allerdings zusammen. Oskars Gähnen ging mit einer heftigen Bewegung seiner Ohren einher.

Von der Klosterinsel fuhr ein Boot in gerader Linie über den Fluss. Es war ein flacher Transportkahn mit einer breiten Ladefläche und einem Außenbordmotor. Der Kahn hatte die Spitze der Halbinsel beinah erreicht und hielt auf eine Stelle zu, an der eine Betontreppe die Uferlinie unterbrach. Nachdem der Mann mit dem üppigen Vollbart den Außenbordmotor abgestellt hatte, verlor der Kahn an Geschwindigkeit und stieß sanft gegen die unterste Stufe der Treppe, auf der einige Poller standen, die zum Festmachen eines Bootes dienten. Der Mann legte Schlingen um zwei der Poller und lief in Richtung des mobilen Weidezauns.

»Könnte das der Schäfer sein?«, fragte Ludwig.

»Er ist mit einem Boot gekommen«, antwortete Didier. »Ein Schäfer würde bestimmt nicht mit einem Boot zu seinen Schafen kommen.«

»Das mag sein«, sagte Ludwig, »aber er trägt hohe Lederstiefel und einen Filzhut, den man gewiss als Schäferhut bezeichnen kann. Mit dem Vollbart, den Stiefeln und dem Hut sieht er wie das Gemälde eines Schäfers aus.«

»Zumindest fehlt ihm der Schäferstab«, wandte Didier ein, »und einen Hütehund hat er auch nicht dabei.«

»Warten wir doch einfach ab, ob er sich um die Schafe kümmert«, schlug Oskar vor. »Ein Schäfer kümmert sich um Schafe.«

Die Schafe, die innerhalb und außerhalb des mobilen Zaunes standen, hatten schwarze unbewollte Köpfe und weiße Beine, die zerbrechlich wirkten, da sie aus der dicken Wolle der Leiber ragten. Wenn sie das Gras fraßen, wedelten die Schafe mit den schwarzen Ohren, um die Fliegen zu verscheuchen. Hoben sie die Köpfe, weil ein Geräusch ihre Ruhe störte, standen die Ohren waagerecht vom Kopf ab.

Der Mann mit dem Filzhut stieg über den mobilen Zaun und näherte sich den Schafen, die er der Reihe nach untersuchte. Wie es schien, kannten die Schafe den Mann. Sie ließen sich die Untersuchung gefallen. Der Mann war offensichtlich der Schäfer. Er verhielt sich wie ein Schäfer und er sah wie ein Schäfer aus.

»Mein alter Freund Paul McCartney hat ein Lied über ein Schaf geschrieben«, begann Didier zu erzählen. »Das Schaf stammte von seiner schottischen Farm und hörte auf den Namen Jet.«

»Dieses Lied«, unterbrach ihn Ludwig, der sich auf die Seite gedreht hatte und seine gestreckten Hinterbeine gegen Oskars Flanke stemmte, »handelt doch wohl von einem Hund.«

»Mein alter Freund Paul«, empörte sich Didier, »hätte niemals ein Lied über einen Hund geschrieben!« Er hob eine Pfote zu seinem Kinn und kratzte die Stelle ausgiebig. »In dem Lied geht es um ein Schaf, das die Absicht hatte, Paul zu heiraten. Die Ankündigung erzeugte eine unglaubliche Aufregung. Jets Vater, der wahrscheinlich als Sergeant Major beim Militär diente, wollte die Hochzeit unterbinden. Er behauptete, Jet wäre zum Heiraten nicht alt genug. Es stellte sich merkwürdigerweise bald heraus, dass der Sergeant Major eine Suffragette war.«

»Ein Labrador Retriever«, präzisierte Ludwig und drückte seine Beine so heftig gegen Oskars Seite, als würde er ihn von der Bank schubsen wollen. »Das Lied heißt bekanntlich nach einem Labrador Retriever.«

»Paul entschloss sich dazu, mit dem Schaf zu fliehen«, fuhr Didier fort und leckte mit der Zunge über seine Nase. »Er bat das Schaf, das bereits für die Hochzeit gekleidet war, auf den Rücksitz zu klettern, und sie flogen in den Himmel.«

»Sie flogen in den Himmel?«, fragte Oskar. »Es mag um ein Schaf oder einen Hund gehen, manches daran erscheint mir jedenfalls unverständlich.«

»Die Ursache für die Schwierigkeiten bei der Analyse des Textes«, erklärte ihm Didier, »liegt in den Mengen an Marihuana, die Paul zu dieser Zeit rauchte.«

Der Schäfer war erneut über den Zaun gestiegen und untersuchte nun die Schafe, die sich außerhalb des mobilen Geheges befanden. Das Vorderbein eines der Schafe, die in einer Gruppe bei einem Perückenstrauch lagerten, erregte die Aufmerksamkeit des Schäfers. Es schien, als hätte das Schaf eine Verletzung am Fesselgelenk. Der Schäfer klopfte dem Schaf mit einer Hand sanft auf den kahlen Hinterkopf, während er mit der anderen Hand an seinem Bart zog.

»Das Schaf muss sich verletzt haben, als es über den Zaun gesprungen ist«, vermutete Oskar und stand auf, weil er genug davon hatte, dass Ludwig ihn mit seinen Beinen bedrängte.

»Schafe sind eben unglaublich dumm«, sagte Ludwig, dessen Beine auf die Sitzfläche der Bank sanken, da sie keinen Halt mehr fanden. »Aus diesem Grund hält man sie auch in Gehegen.«

»Das ergibt doch keinen Sinn, wenn sie über den Zaun springen können.« Oskar machte einen Schritt zur Seite, sodass er ein wenig Abstand zu Ludwig gewann. Er setzte sich aufrecht hin und schlang seinen Schwanz eng um den Körper.

»Unglaublich dumm«, bestätigte Didier. »Hat man jemals von einer Katze gehört, die sich beim Sprung über einen Zaun verletzt hätte? Zudem heißen sie Shaun, Shirley oder Flocke.«

Der Schäfer füllte den Eimer, den er aus dem Boot geholt hatte, bei der Entnahmestelle für die Parkbewässerung und goss das Wasser in die Tränke der Schafe. Nachdem er die Tränke mit frischem Wasser versorgt hatte, zögerte er kurz, stellte dann aber den gefüllten Eimer neben dem Perückenstrauch ab. Er untersuchte noch einmal das Fesselgelenk des verletzten Schafes und zog erneut an seinem Bart. Im Anschluss hob er das Schaf auf seine Schultern, sodass die Beine über seiner Brust hingen. Er hielt das Schaf mit den Händen an den Beinen fest, brachte es zum Boot und legte ab. Die Kater sahen dem Boot nach. Das Schaf stand in der Mitte der Ladefläche und blökte.

»Als ich Paul kennenlernte«, nahm Didier seine Erzählung auf, »hatte er weder eine Farm noch Schafe. Sie mieteten während einer Pause der 65er USA-Tournee ein Haus auf einer Höhe am Benedict Canyon. Es lag ein Stück abseits vom Mulholland Drive und gehörte Doris Day. Als ich dort eintraf, war die Straße vor dem Haus von einer riesigen Menschenmenge blockiert, sodass es mir kaum gelang durchzukommen. Im Innenhof saßen George und Ringo unter einem Sonnenschirm am Pool. Ringo hatte einen Billardstock, den er wie eine Angel hielt. Über dem Haus kreisten Hubschrauber. Es war so laut, dass ich durch ein Fenster nach drinnen floh. Paul saß mit einer Gitarre auf dem Schoß in einer abgesenkten Wanne im Badezimmer. Er sah mich durch das Fenster kommen und spielte sofort The Cat In The Window. Wir tranken dann gemeinsam eine Tasse englischen Tees.

Am Nachmittag trafen weitere Gäste ein. Ich alberte ein wenig mit David Crosby herum und er gab mir LSD auf Würfelzucker. Wir machten uns über Roger McGuinn lustig, der versuchte, Ravi Shankar zu imitieren. Etwas später führte ich eine ernsthafte Unterhaltung mit Allen Ginsberg, wobei ich nach einiger Zeit feststellen musste, dass es sich um Joan Baez handelte. Diese Verwechslung konnte nur passieren, weil das LSD zu wirken begann. Joan war wirklich wütend. Sie schrie: ›You’re making me feel like I’ve never been born‹. Ich glaubte, sie würde mich schlagen wollen, und rannte in Panik um den Pool. ›I know what it’s like to be dead‹, rief ich und überlegte, wer all diese Dinge in ihr Haar gesteckt haben könnte. Inzwischen war Peter Fonda gekommen. Er beobachtete, wie ich um den Pool lief, und schaute mich dabei an, als hätte ich ihm etwas weggenommen.

John hat ein Lied geschrieben, das die Ereignisse dieses Tages berührt. Es erschien im folgenden Jahr auf dem Album Revolver. Ich blieb des Klimas wegen an der Westküste und wurde wenig später als der Erfinder des Country-Rock bekannt.«

»In Doris Days Haus?«, fragte Ludwig.

»Höchstwahrscheinlich. Es könnte auch Zsa Zsa Gabor gehört haben.«

Tamira schloss die Wohnungstür und ließ die Balkontür offen stehen. Es konnte nicht sinnvoll sein, die Wohnungstür abzuschließen, wenn sich wenige Meter entfernt eine offene Balkontür befand. Die Katzen erwarteten, die Wohnung betreten zu können, sobald sie von einer Runde durch das Revier zurückgekehrt waren. Sie erwarteten ungehindert ins Freie zu gelangen. Es war aufgrund der Erwartungshaltung der Katzen nicht möglich, die Balkontür zu schließen. Tamira mochte nicht nach Hause kommen, um eine verstörte Katze auf dem Balkon sitzen zu sehen, während zwei verstörte Katzen hinter der Tür hockten und vergeblich versuchten, nach draußen zu gelangen. Die Katzen in der Wohnung würden sich an der Balkontür aufrichten, mit den Pfoten gegen die Scheibe schlagen und in anklagendes Schreien ausbrechen. Die Katze auf dem Balkon würde heftig zucken und sich in den Schwanz beißen. Morgen wollte der Tischler eine Katzenklappe in die Wohnungstür einbauen. Sie hatte den Vermieter gefragt, ob er etwas gegen eine Katzenklappe hätte. Er hatte nichts gegen die Klappe. Sie müsse allerdings bei ihrem Auszug mit den Kosten einer neuen Tür rechnen, falls der Nachmieter die Katzenklappe nicht benötige. Das schien Tamira eine angemessene Bedingung zu sein. Zudem war sie gerade eingezogen, der Auszug lag in weiter Ferne. Es wäre ihr lieber gewesen, der Tischler hätte die Klappe bereits eingebaut, sodass sie die Balkontür hätte schließen können, bevor sie sich auf den Weg zu ihrem Lektürekurs machte. Als sie den Termin mit dem Tischler vereinbart hatte, war in der Nachbarschaft noch kein Verbrechen geschehen. Es hatte wegen der Klappe keinen Anlass zur Eile gegeben. Nach diesem Morgen sah es anders aus, wobei eine geschlossene Balkontür im Höchstfall einen Einbrecher abhalten mochte.

Die Stelle, an der die Leiche in der Hecke gelegen hatte, markierte eine Absperrung aus rot-weißem Plastikband. Auf den roten und weißen Feldern des Bandes stand mit schwarzer Schrift: POLIZEI. Der Tote war abtransportiert worden, nachdem die Mitarbeiter der Spurensicherungsgruppe ihre Aufgabe erledigt hatten. Ein einzelner Polizist befand sich als Wachposten bei der Absperrung. Es schien, dass seine Vorgesetzten der festen Überzeugung waren, es müsse den Täter in Kürze zurück an den Ort der Tat treiben. Eine Frau kam aus dem Haus, dessen Rückseite Tamira sah, wenn sie von ihrem Balkon aus zum Wasser schaute. Die Frau trat auf die Terrasse der Erdgeschosswohnung und lief über den Rasen zu dem Weg neben der Hainbuchenhecke. Sie nickte im Laufen dem Polizisten bei der Absperrung zu. Hinter ihr war Frau Bohrfeldt mit ihrer Französischen Bulldogge auf die Terrasse getreten. Tamira winkte grüßend, weil Frau Bohrfeldt sie bereits mehrfach in Gespräche verwickelt hatte. Frau Bohrfeldt zeigte zu der Frau, die sich auf Tamiras Haus zubewegte. Die Frau hatte strohblondes Haar, dessen Schnitt bei Tamira den Eindruck erweckte, der Friseur hätte seine Arbeit unterbrechen müssen. Die Französische Bulldogge begann zu bellen, während sich die Frau auf der Wendeltreppe befand, die zu Tamiras Balkon führte.

»Hinckelsee«, sagte sie, als sie oben angekommen war. »Kriminalhauptkommissar Hinckelsee. Frau Heidbidder? Sie müssen die Leiche gefunden haben.«

»Das muss ein Irrtum sein«, antwortete Tamira schnell und hob eine Hand zu einer abwehrenden Geste. Sie betrachtete die Hand, als ob ein anderer sie zu dieser Geste erhoben hätte. Eine abwehrende Haltung einzunehmen, konnte kein guter Auftakt zu einem Gespräch mit der Polizei sein. Zudem war es nicht gut, der Kriminalhauptkommissarin einen Irrtum hinsichtlich des Leichenfunds zu unterstellen. Es ließ sich allerdings nicht behaupten, dass sie die Leiche gefunden hatte. Die Frau mit der Kamera hatte sie im Gebüsch entdeckt. Tamira hatte die Leiche lediglich an den Beinen genommen, um sie auf den Weg zu ziehen, wobei zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar gewesen war, dass sie es mit einer Leiche zu tun hatte. Erst als der Mann auf dem Weg lag, hatte sie erkannt, dass er den Schlag auf den Kopf nicht überlebt haben konnte. Tamira hätte den Körper des Mannes gewiss nicht berührt, wenn sie geahnt hätte, dass es sich um eine Leiche handelte. Ihre Fingerabdrücke waren an der Hose des toten Mannes! Tamira hatte den Eindruck, dass die Kriminalhauptkommissarin interessiert beobachtete, wie sie ihre erhobene Hand anstarrte. Die Mitarbeiter der Spurensicherung würden ihre DNS an der Bügelfalte der Hose finden, während sie in einer abwehrenden Haltung von einem Irrtum der Kriminalhauptkommissarin sprach.

»Ich habe die Leiche nicht als Erste gesehen«, fuhr Tamira fort. »Es war die Frau mit der Kamera, die jeden Morgen ihr Haus auf der anderen Seite der Bucht fotografiert.« Tamira beschlich ein unangenehmes Gefühl, weil sie der Kriminalhauptkommissarin von der absonderlichen Gewohnheit der Frau berichtete. In den Augen der Polizei würde das regelmäßige Fotografieren des eigenen Hauses bestimmt Verdacht erregen. Wer in den Morgenstunden eines jeden Tages über die Bucht ruderte, um ein Foto von seinem Haus aufzunehmen, musste damit rechnen, in den Mittelpunkt polizeilicher Ermittlungen zu geraten. Nachdem Tamira das tägliche Fotografieren des eigenen Hauses gründlich erwogen hatte, kam es ihr nicht mehr allzu exzentrisch vor. Der Hinweis auf das Verhalten der Frau mit der Kamera würde möglicherweise nicht von der Unterstellung eines Irrtums ablenken.

»Frau Klingenberg«, nickte die Kriminalhauptkommissarin. »Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass Sie anwesend waren, als Frau Klingenberg die Leiche entdeckte. Mir geht es zunächst darum herauszufinden, ob Sie in der Nacht etwas gesehen oder gehört haben. Der Mann wurde auf eine außergewöhnlich brutale Weise ermordet. Es muss etwas wie eine Eisenstange benutzt worden sein, möglicherweise ein Brecheisen. Die Schädeldecke ist eingeschlagen, die Wirbelsäule gebrochen und es gibt zahlreiche weitere Knochenbrüche. Das dürfte unter einer erheblichen Geräuschentwicklung abgelaufen sein.«

Tamira antwortete, sie hätte nichts gesehen oder gehört, ihr Schlafzimmer würde allerdings auf der anderen Seite des Hauses liegen. Sie hatte es geschafft, ihren zur Abwehr erhobenen Arm zu senken und die Augen von ihrer Hand zu lösen. Ihr Blick wanderte zu dem Knopf an der Jacke der Kriminalhauptkommissarin. Es war ein goldener Knopf mit einem maritimen Motiv. Die Kriminalhauptkommissarin trug eine blaue Jacke, die an den Rändern weiß abgesetzt war. Sie wurde mit einem einzigen Knopf geschlossen. Auf dem Knopf war ein Anker zu sehen, hinter dem Wellenlinien verliefen, die an Wasser erinnern sollten.

Tamira bemerkte, dass ihr die Kriminalhauptkommissarin unangenehm zu werden begann. Es lag nicht an der Person der Kriminalhauptkommissarin, Tamira hegte einen grundsätzlichen Groll gegen maritime Motive. Als Kind war sie mit ihren Eltern im Urlaub an der Ostsee gewesen. An einem der Abende hatten ihre Eltern ihr erlaubt, am Strand zu bleiben, während sie sich für das Abendessen umzogen. Tamira war etwas später zu dem Restaurant gegangen, in dem sie gemeinsam essen wollten. Die Frau am Eingang hatte ihr aber den Zutritt verwehrt. Sie sagte, es wäre nicht möglich, das Restaurant in Badebekleidung zu betreten. Tamira trug ein Strandkleid, auf dem die Abbildungen lachender Seesterne zu sehen waren. Sie erklärte der Frau immer wieder, dass es sich nicht um Badebekleidung handelte. Es war ein Strandkleid und ihre Eltern warteten im Restaurant. Die Frau ließ sich nicht umstimmen. Tamira sah die weiße Bluse noch heute vor sich. Die Bluse hatte goldene Knöpfe. Den Knöpfen waren Anker und Wellenlinien eingeprägt.

»Ich gebe Ihnen meine Karte«, sagte die Kriminalhauptkommissarin und nahm eine Karte aus der Handtasche, die über ihrer Schulter hing. »Rufen Sie mich an, wenn Ihnen noch etwas einfällt. Es wird in jedem Fall eine offizielle Vernehmung stattfinden.« Sie hielt Tamira die Karte hin. »Schließlich waren Sie dabei, als die Leiche gefunden wurde.«

Tamira betrachtete die Karte. Maia Hinckelsee, Kriminalhauptkommissarin stand darauf und Landeskriminalamt Berlin, Dezernat 11, dann folgten mehrere Telefonnummern. Tamira war erleichtert, keine maritimen Motive zu entdecken. Sie schaute erneut zu dem Knopf an der Jacke. Die Kriminalhauptkommissarin würde sich inzwischen fragen, aus welchem Grund sie immer wieder zu dem Jackenknopf schaute. Es musste ihr Misstrauen wecken, wenn sie zwanghaft auf den Knopf starrte. Tamira hob ihren Blick, der an Frau Hinckelsees seltsam verschnittenen Haaren hängen blieb.

»Ich saß gerade beim Frisör«, erklärte die Kriminalhauptkommissarin. »Der Anruf wegen der Leiche kam, bevor er die endgültige Form hineingebracht hatte.« Sie schüttelte den Kopf, als ob sie durch das Schütteln eine Verbesserung hätte erzielen können. »Das Problem ist, dass er meinen plötzlichen Aufbruch gar nicht gut verkraftet hat. Ich nehme an, ich werde nie wieder einen Termin bei Kahn Shahim bekommen.«

»Das tut mir leid«, beeilte sich Tamira zu versichern. Wenn sie nicht mit dem Kaffee in der Hand zum Steg gegangen wäre, hätte Frau Klingenberg möglicherweise ihr Foto gemacht, ohne die Leiche zu entdecken, und die Kriminalhauptkommissarin hätte nicht mit einem unvollendeten Haarschnitt durch die Stadt fahren müssen. »Weiß man eigentlich, wer der Tote ist?«, fragte sie, um das Gespräch auf einen anderen Gegenstand zu lenken.

»Der Mann hatte einen Ausweis in der Tasche.« Die Kriminalhauptkommissarin deutete zu dem Haus jenseits des Weges. »Er war der Galerist der Katze.«

Tamira erinnerte sich, Frau Bohrfeldt in einem Gespräch über eine malende Katze reden gehört zu haben. Es war ihr aber nicht bewusst gewesen, dass es einen Zusammenhang zwischen dieser malenden Katze und dem Haus jenseits des Weges gab. Sie hatte einige Male eine weiße Katze auf dem Balkon des Hauses gesehen.

»Ich glaube, Sie waren gerade dabei aufzubrechen«, sagte die Kriminalhauptkommissarin. »Im Augenblick habe ich keine weiteren Fragen.«

»Ich muss zur Universität«, antwortete Tamira und versuchte, die Uhr am Handgelenk der Kriminalhauptkommissarin zu lesen.

»Was studieren Sie denn?«, wollte sie wissen, während sie ihr Handgelenk in eine Position brachte, die es Tamira erleichterte, die Zeiger zu erkennen.

»Es ist Neogräzistik, aber ich bin Dozentin.«

»Neogräzistik«, wiederholte die Kriminalhauptkommissarin, als würde sie überlegen, ob die Neogräzistik in einem ihrer früheren Mordfälle eine Rolle gespielt hatte. »Sie haben da eine schlimme Verletzung am Kopf.«

»Das kommt von einem herabfallenden Buch.« Sie war von einem herabfallenden Buch verletzt worden. Es entsprach der Wahrheit, musste aber merkwürdig klingen. »Die Katze hat das Buch vom Regal gestoßen«, fügte sie erklärend hinzu. Wie kam sie darauf, einer Katze die Schuld zu geben? Das machte es nicht besser, weil niemand glauben würde, dass ihr eine Katze die Kopfverletzung mit einem Buch beigebracht hatte. Kriminalhauptkommissarin Hinckelsee wandte sich dem Haus auf der anderen Seite des Weges zu. »Nicht die weiße Katze«, stellte Tamira richtig. »Es war einer von meinen Katern.«

Der Juniwind löste die Blüten des Bauernjasmins, der unter dem Balkon des Hauses auf der anderen Seite des Weges wuchs. Ein Blässhuhn am Ufer sang ein anhaltendes Krök. Die Kriminalhauptkommissarin ließ ihren Blick über Hecken, Wege und Balkone bis zum Wasser wandern. Tamira hatte eine Kopfverletzung und ihre DNS befand sich an der Bügelfalte der Hose des Toten. Nirgendwo war ein Kater in Sicht.

Weiße Katze auf weißem Grund

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