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Gedanken zum Anfang und zum Schluss

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Dieses Buch entstand aus dem Wunsch heraus, andere Menschen an den Gefühlen und Sichtweisen von Menschen teilhaben zu lassen, die psychische Grenzerfahrungen bewältigen mussten.

Je mehr man diesen Gefühlen und Sichtweisen Eintritt zu der eigenen Gedankenwelt erlaubt, umso deutlicher kann demjenigen die eigene Verletzbarkeit werden.

Gleichsam wird einem zudem gewahr, wie klein der Schritt seien kann, der einem diese Verletzbarkeit an sich selbst entdecken lässt.

Immer wieder berühren wir als Menschen in unserem Leben die Grenzlinie der Verletzbarkeit, die nie deutlich hervortritt, sondern mit unserem Leben in einem dynamischen Auf- und Ab verbunden ist.

Für das Werden und Wachsen eines jeden Menschen kann es hilfreich sein, sich dem hierdurch ermöglichten eigenen Neuentdecken nicht zu verschließen. Genauso wie es immer verschiedene Weg geben kann, auf denen wir unseren Lebensweg fortsetzen, genau so sind die Erzählungen, die in diesem Buch vereint sind, nie fertig oder festgeschrieben.

Ich habe das Glück, dass ich in den vielen Jahren meiner bisherigen beruflichen Tätigkeit immer wieder mit Menschen zu tun hatte, die an einer psychischen Beeinträchtigung litten - oder noch leiden - und mir erlaubten, an ihren Erfahrungen und Sichtweisen teilhaben zu lassen.

Ja, ich bezeichne es als Glück – nicht als Belastung, wie es vielleicht von vielen anderen gesehen wird – diesen Menschen begegnet zu sein und freue mich darauf, ihnen auch möglichst weiterhin begegnen zu können. Nicht nur in den Zusammenkünften in Psychoseseminaren, an denen ich seit vielen Jahren teilnehme.

Wenn es um Auswirkungen von psychischen Erkrankungen geht, prägen in den Medien – leider – die Menschen das Bild, die durch ihre psychischen Einschränkungen zu Gewalttaten gedrängt werden, obwohl diese nur einen winzigen Bruchteil aller Menschen mit psychischen Erkrankungen ausmachen. Der mit riesigem Abstand weitaus größere Anteil aller Menschen, die an einer psychischen Erkrankung leiden, sind oder waren oftmals selbst von Gewalt bedroht bzw. richten meist Gewalt höchstens gegen sich selbst, als dass sie jemals eine Bedrohung für andere darstellen würden.

Vielmehr haben viele Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen gemein, dass sie über ein hohes Maß an Empfindsamkeit und meist auch Einfühlungsvermögen verfügen, den man oft als Schatz empfinden könnte, wenn dieser nicht auch gleichermaßen oft für den Einzelnen eine Belastung darstellen würde.

Der offene und selbstkritische Austausch über Empfindungen und die verschiedenen Sichtweisen durch und auf die Erfahrungen mit psychischem Erleben können eine Bereicherung für Jeden darstellen, der offen und selbstkritisch durch die Welt schreitet und würde unsere Welt mit Sicherheit positiv, nachhaltig verändern.

Gleichgültig über welche seelische Verletzung ein Austausch im Gespräch stattfindet, meist kommen wiederkehrend intensive Empfindungen zum Vorschein, die mit dem Erleben von Vertrauen, Schuld und Angst in Verbindung stehen.

Die Erzählungen in diesem Buch handeln von Menschen, die in ihrem Leben extremen psychischen Belastungen ausgesetzt waren, ihrem weiteren Lebensweg, ihren Begegnungen und Erfahrungen und gleichzeitig dem Wachsen und Erleben von Personen, die ihnen zufällig begegnen. Dabei zeigen sie immer nur Teile einer Lebensgeschichte, die jeder Leser für sich mit seinen eigenen Eindrücken, ausgehend von den vielen eigenen bisherigen Erlebnissen, füllen kann und wird. Die Erzählungen bieten keine Lösungen und keine festgeschriebene Erkenntnis an. Sie können auch nie ein Gespräch mit freundlich zugewandten Freunden oder Gesprächspartnern ersetzen, können aber bestimmt Anregungen hierfür geben. Das Leben ist und bleibt vielfältig.

Die drei, in sich abgeschlossenen Geschichten in diesem Buch sind frei erfunden, wären aber ohne den Austausch mit betroffenen Experten nicht so entstanden und bereichert worden, wie sie es sind.

In jeder der Geschichten verändert die Begegnung der Akteure untereinander oft das Denken und Empfinden des jeweils anderen. Diese Binsenweisheit an sich erhält in der Begegnung mit Menschen, die eigene psychische Belastungserfahrungen gemacht haben, eine tiefere Bedeutung und birgt die Möglichkeit, in besonderem Maße in sich zu reifen und ein tieferes Verständnis für das zu gewinnen, was uns Menschen bewegt.

In diesem Sinne möchte ich mit diesem Buch keine fertigen Lösungen für ein gegenseitiges aufeinander Zugehen oder Erklärungen warum etwas so oder so passiert bereitstellen, sondern jeden Leser einladen an den Gedanken, Erlebnissen und Veränderungen der Handelnden teilzunehmen, um hierdurch bereichert um einige Gedanken und immer mit einer größeren Achtsamkeit für sich und andere Menschen wieder aufzutauchen.

Einige Inhalte in diesem Buch können für Menschen, die auf ihrem Lebensweg besondere Belastungserfahrungen gemacht haben, verstörend, beängstigend und vielleicht auch symptomverstärkend oder -auslösend wirken. Sollten sie dies an sich verspüren, suchen sie bitte einen Ort und/oder Personen auf, wo sie sich aufgehoben und entlastet fühlen. Vielleicht kann ein dann gemeinsamer Wiedereinstieg in das Buch gelingen, wenn Sie es wünschen.

Danke an...

… meine Frau, meine Kinder, meine Familie und die Freunde und vielen Menschen, die ihre oft ganz persönlichen Erfahrungen mit mir teilen

Vertrauen - Schuld - Angst

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