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Von Dr. Peter Pallmer, Bonn

Klinikschließungen sind auch im Sinne der meisten deutschen Krankenkassen

Die Sprecher der gesetzlichen Krankenkassen in der Bundesrepublik Deutschland kommen gemeinsam zu dem Schluss, dass es eindeutig zu viele Krankenhäuser in Deutschland gibt.

Eine umfassende Klinikreform sei daher erforderlich, wolle der Sektor im europäischen Maßstab wettbewerbsfähig bleiben. Eine Klinikreform, bei der es selbstverständlich auch zur Schließung diverser Krankenhäuser kommen müsse.

Vor allem in den deutschen Ballungszentren wird die Dichte der Kliniken als wesentlich zu hoch angesehen. Betroffen sind hiervon vor allem die vielen kleinen Häuser.

Der Kassen-Spitzenverband forderte vor dem Hintergrund der Sicherung der Profitabilität der Kliniken die Bundesregierung nun zu einer schmerzhaften und einschneidenden Klinikreform auf, in deren Ergebnis die deutsche Krankenhauslandschaft schließlich deutlich wahrnehmbar ausgedünnt werden müsse.

Die von Verbraucherschutzorganisationen derzeit immer wieder angeprangerte hohe Zahl an teuren Operationen in vielen Kliniken sei eine Abwehr-Reaktion vieler Häuser, um überhaupt noch annähernd kostendeckend wirtschaften zu können. Da es zu viele Kliniken gibt, greifen die vorhandenen Einrichtungen immer häufiger auf teure Operationen zurück, um sich refinanzieren zu können, so der Vize-Chef des deutschen Kassen-Spitzenverbandes.

Auch sei die durchschnittliche Lebenserwartung der Deutschen in den letzten Jahren konsequent gestiegen. Diese höhere Lebenserwartung führe zwangsläufig dazu, dass es immer mehr Ältere gäbe, die dann die entsprechenden Operationen, beispielsweise an Herz- und Herzkranzgefäßen oder an Hüft- und Kniegelenken und im Bereich der Augen, benötigen würden.

Die regelrechte Explosion der Anzahl teurer Operationen sei demzufolge die Summe aus einer zu hohen Krankenhausdichte in Deutschland, welche ökonomisches Handeln der Kliniken nach sich zöge und einer immer stärkeren Überalterung der deutschen Bevölkerung.

„Wenn die Dichte der Betreiber von Imbissbuden in einer deutschen Stadt zu dicht ist“, so Jan Ole van Deppenharß vom Kassen-Spitzenverband, „dann ist es verständlich, wenn einzelne Pommes-Buden plötzlich Currywurst mit Blattgold und Champagner anbieten, um eine Nische zu finden.“

Eine Marktbereinigung müsse nun ganz zwangsläufig erfolgen. In einzelnen Bundesländern sei die Klinikdichte annähernd viermal so hoch, wie bei unseren europäischen Nachbarn und dies wäre absolut nicht mehr zu vertreten.

Der Kassen-Spitzenverband sprach sich außerdem dafür aus, dass die deutschen Krankenkassen nicht mehr mit jeder Klinik pauschal Verträge abschließen dürften. Ohnehin weise der Krankenhaus Rating Report aus dem Jahre 2013 bereits aus, dass beinahe ein Drittel aller deutschen Kliniken akut insolvenzgefährdet seien.

Die Kliniken müssten entweder schließen oder sich zu größeren Einheiten zusammenschließen.

Die Beschäftigten in den Kliniken müssten sich auf Entlassung oder noch stärkeren Rationalisierungsdruck einstellen. Dieser Rationalisierungsdruck erfasse vor allem auch die Patienten.

Ein Krankenhaus sei nun einmal ein Wirtschaftsunternehmen und um ein solches profitabel zu betreiben, seien Beschäftigte und Patienten gleichermaßen gefragt. Wer dies aus falsch verstandenem Samaritertum nicht einsehen wolle, fördere den Gesundheitstourismus von Patienten in Richtung Osteuropa.

Die Zeiten, da sich die Bundesländer zu viele kleine Kliniken leisten konnten, sind endgültig vorbei! Fusionierung, Aufkauf oder Schließung stellen daher die einzig sinnvollen Rettungspakete für eine marode und seit Jahren bereits angeschlagen vor sich hin dümpelnde Kliniklandschaft dar! Berater gehen inzwischen sogar so weit, eine regelrechte Abwrackprämie für Kliniken, vor allem in Mecklenburg-Vorpommern, zu fordern!

Weite Wege, beispielsweise für Schwangere, dürften nicht länger als Ausrede dafür herhalten, dass die Mehrzahl der deutschen Krankenhäuser hartnäckig im Minus wirtschaftet!

Chirurgie, Pädiatrie, Nephrologie, Geriatrie und Geburtshilfe sowie Psychotherapie und Suchtmedizin seien dabei die klassischen Kostentreiber, wie Analysen zeigen, die sich vor allem kleine Kliniken nicht mehr erlauben dürfen! Da vor allem in ländlichen Gegenden, in denen bereits Geburtsstationen geschlossen wurden, die Zahl derjenigen Schwangeren zunimmt, die ihr Kind auf dem Weg in die nun weiter entfernte Geburtsklinik, beispielsweise im PKW kurzerhand auf dem Standstreifen einer Autobahn zur Welt bringen musste, bemerkt der Klinik-Spitzenverband, dass es in diesen Fällen möglich sei, Schwangere zur Geburt auch kurzfristig kostenpflichtig per Hubschrauber auszufliegen.

„Da sind wir inzwischen völlig schmerzlos!“, bekräftigte van Deppenharß.

Der Zornige: Werdung eines Terroristen

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