Читать книгу Gilgul Neschamot: Das Experiment Gottes - Ralph Ardnassak - Страница 4
II
ОглавлениеDer Tod eines Menschen, welcher vor seiner Zeit durch Krankheit oder durch die Einwirkung von Gewalt stirbt, unterscheidet sich von jenem, welcher am Ende seiner Tage aus Altersschwäche von der Welt scheidet.
Prae temporis und cum temporis könnte man diese beiden Todesarten bezeichnen. Vor der Zeit und mit der Zeit. Vor seiner Zeit stirbt jener, den eine unheilbare Krankheit oder ein Unfall dahin raffen. Er stirbt, ohne das Potential seiner Zellen ausgenutzt zu haben. Er stirbt, ohne dazu bereit und vorbereitet zu sein und oftmals ohne Abschied.
Ganz anders jedoch jene Menschen, die, müde, alt und gebrechlich, im Einklang mit dem Lauf der Natur, bereit und gerüstet, diese Welt am Ende ihrer Tage verlassen, ohne darüber Trauer zu empfinden.
Ein halb getanes steht hier gegen ein erfülltes und pralles Leben.
Und dennoch zählt am Ende das eine Leben, ob es nun jung war oder alt, gleich viel.
Es ist unwichtig, ob jener Tote das tun und vollbringen konnte, was er sich für die Spanne seines Lebens vorgenommen hatte oder ob er Tod in inmitten seines Tagwerks überraschte.
Sei Dir also bewusst, dass der Tod allgegenwärtig ist und dass er sich weder durch Dein überschäumendes Glück, noch durch Dein tiefstes Elend beeindrucken lässt und zaudern wird.
Es ist Dir unentrinnbar vorherbestimmt, zu sterben. Und die Tatsache, dass Du Zeit und Umstände nicht kennst, gilt als Gnade.
Ein Becher mit Gift ist Dir zum Tranke bereit gestellt, doch Du wirst ihn nicht erkennen. Nicht einmal dann, wenn Du ihn bereits an die Lippen geführt hast.
Es ist ein Trugschluss, wonach der Tod stets bitter sein soll. Er kann ebenso süß sein, süßer als das Leben mitunter.
Sei demnach vorbereitet und sei bereit und lerne loszulassen! Lerne alles und alle loszulassen, denn Du kannst nicht mitnehmen, in jenes dunkle Land, in welchem andere Werte und Gesetze gelten, als jene, die Du aus der Welt der Lebenden kanntest!
Das Leben wird Dich lehren, loszulassen und zu verzichten. Es wird Dich lehren, die Güter loszulassen, die Du begehrst und die Du doch niemals erlangen kannst, ebenso, wie die Titel und Ehren und all die Menschen und die Tiere, die Du liebst und die Du dennoch lassen musst.
Wenn Du dies begreifst und akzeptierst, hast Du die größte Hürde im Umgang mit Deinem eigenen Tode bereits genommen!
Das Leben ist ein Test, inwieweit Du bereit und fähig bist, loszulassen und zu verzichten, denn nur im Loslassenkönnen und im Verzichtenkönnen liegt der Stachel des Todes.
Sie alle entgangenen Güter und alle entgangenen Liebesbeziehungen also als Schule und als Vorbereitung auf Deinen Tod an, damit dieser Dir umso leichter falle und damit Du bereits zu Deinen Lebzeiten lernen mögest, los zu lassen.
Du wirst nichts über die Schwelle des Todes mit Dir nehmen, als Dich selbst, als Dein Herz, Deine Seele und den Kern Deines Seins.
Also hänge Dein Herz nicht an die irdischen Güter und Genüsse, denn Du wirst sie nicht mit Dir nehmen können und je stärker Du an ihnen hängst, desto schwerer wird es Dir werden, über die Schwelle des Todes zu treten.
Der Tod nimmt Dir und durch dieses nehmen macht er Dich frei. Er macht Dich frei von Schuld und er macht Dich frei von Sühne. Und es steht zu hoffen, dass er Dich auch von jeder Form des Schmerzes befreien wird. Vor allem jedoch vom Abschiedsschmerz um Deine Lieben.
So ist jeder Abschied zu Lebzeiten, ob nun für kurz oder lang oder auch für immer, schon ein kleiner Tod. Und so bist Du bereits zu Deinen Lebzeiten schon tausendmal gestorben und hast gelernt, dass Du doch am Ende stets alles, was Dir lieb und teuer ist, los lassen und verlieren musst.
Dies zu begreifen und zu akzeptieren ist die beste Vorbereitung auf Deinen eigenen unabwendbaren Tod.
Wenn Du im Sterben liegst, so sollst Du nicht die Dinge beklagen, die Du nicht mehr tun konntest und um Dein Leben jammern, das Du nun ganz anders eingerichtet hättest.
Akzeptanz und Geduld sind hingegen jene Dinge, die der Tod Dich lehr und die der Tod Dir abverlangt. Füge Dich in das Unvermeidliche! Und das Unvermeidlichste des Unvermeidlichen ist am Ende Dein eigener physischer Tod, mit dem umgehen können musst!
Du sollst Deinen Tod nicht beklagen und Du sollst nicht fragen, was danach für Dich kommt! Denn wenn es jenseits der Schwelle des Todes etwas Erfahrbares zu erfahren gibt, so wirst Du dessen inne werden!
Du wirst das Wesen des Todes nicht begreifen und nicht ergründen. Denn ebenso wenig wirst Du das Wesen eines Steines oder einer Blume begreifen, denn Du siehst nur ihre Erscheinungsform und ihre Struktur und ihre Veränderungen in Zeit und Raum.
Ebenso siehst Du die Erscheinungsform des Todes und die Veränderungen der Struktur, die der tote Körper in Zeit und Raum erfährt und dies bereitet Dir Angst.
Es liegt aber in der Natur aller Dinge, dass sie entstehen und sich wandeln. Und es ist ein voreiliger Schluss von Dir, wenn Du den Wandeln als ein Vergehen interpretierst. In diesem Sinne ist Dein Tod nichts als eine weitere Form Deiner Metamorphose. Ebenso, wie Deine Geburt eine Form Deiner Metamorphose war.