Читать книгу Sand und Kiesel - Raphael Nibbana - Страница 11
Grosse Welle
ОглавлениеIn den frühen Tagen der Meiji-Ära lebte ein bekannter Kämpfer namens Onami, Große Welle.
Onami war unglaublich stark und kannte sich in den Kampfkünsten aus. Im Training schlug er sogar seinen Meister. Aber in der Öffentlichkeit war er so schüchtern, dass ihn seine eigenen Schüler auf die Matte schickten.
Onami fühlte, dass ihm irgendwas im Weg stand. Und damals war es nicht unüblich, Hilfe bei Zen-Meistern zu suchen.
Hakuju, ein wandernder Lehrer, hielt Rast in einem kleinen Tempel in der Nähe. So ging Onami zu ihm und erzählte ihm von seinen Sorgen.
»Große Welle ist also dein Name! Bleib heute Abend in diesem Tempel«, riet der Lehrer. »Stell dir vor, du bist diese große Welle. Du bist kein Kämpfer mehr, der Angst hat. Du bist diese riesige Welle, die alles vor sich her fegt und alles verschlingt, was ihren Weg kreuzt. Tu das und du wirst der größte Kämpfer im Land sein!«
Der Lehrer zog sich zurück. Onami setzte sich, um sich zu versenken und versuchte sich selbst als Welle vorzustellen. Doch trübten dieses Bild zu viele Gedanken. Stunden vergingen. Dann, allmählich, fühlte er Wellen in sich aufsteigen. Und als die Nacht ihren Lauf nahm, wurden die Wellen größer und größer. Sie fegten die Blumen aus ihren Vasen – selbst der Buddha im Schrein wurde überschwemmt! Er fühlte, wie die Wellen seine Ängste und Zweifel hinfort spülten. Er fühlte. Und vor der Morgendämmerung war der Tempel nichts als Ebbe und Flut eines riesigen Meeres.
Am nächsten Morgen fand Hakuju den Kämpfer in sich versunken in der Halle: Ein schwaches Lächeln zierte sein Gesicht. Er klopfte Onami auf die Schulter: »Nichts kann sich dir nunmehr in den Weg stellen«, sagte er. »Du wirst alles verschlucken, was deinen Weg kreuzt.«
Am selben Tag stieg Onami in den Ring und gewann. Von jetzt an konnte ihn niemand besiegen!