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Kapitel 3: Der geheimnisvolle Friedhof
ОглавлениеJohn und Tom liefen in den nahen Wald hinein und als sie beinahe eine halbe Stunde lang gejoggt waren, legten sie erst einmal eine Verschnaufpause ein. Beide waren außer Atem.
John setzte sich auf einen umgefallenen Baumstamm und Tom ging in die Hocke.
„Oh, Mann“, stöhnte John. „Wenn erst bei dem Haus so viele Zombies sind, was ist dann erst auf unserem Friedhof los?“
„Genau, das ist es!“, rief Tom. „Auf dem Friedhof ist doch das Grab meines Vaters!“
„Und?“
„Und? Ja, aber begreifst du denn nicht?“, wollte Tom von seinem Freund wissen.
John schüttelte nur den Kopf.
„Wir versuchen doch in dieses geheimnisvolle Haus hereinzukommen, um herauszubekommen, ob der Geist meines Vaters etwas mit der Sache zu tun hat.“
„So weit kann ich dir noch folgen“, sagte John.
„Aber, wenn wir auf den Friedhof zu seinem Grab gehen, dann gibt es vielleicht da einen Hinweis, was mit ihm geschehen ist!“
„Ach so!“, fiel es John wie Schuppen von den Augen. „Da könnte wirklich etwas dran sein. Aber auf eines müssen wir dann achten.“
„Auf was denn?“, wollte Tom wissen.
„Wir müssen auf dem Friedhof wirklich vorsichtig sein“, gab John zu bedenken. „Dort werden bestimmt viele Zombies herumlaufen.“
„Dann sind wir uns ja einig.“ Beide schlugen die Hände aufeinander. So wurde es besiegelt.
Nach der Rast machten sich die beiden auf und wanderten durch den dunklen Wald in Richtung des Friedhofs von Stone Valley. Es war zwar hell am Tag, aber trotzdem drangen unheimliche Geräusche an ihre Ohren; so blieben sie des Öfteren stehen, um zu lauschen. Aber bisher zeigte sich ihnen kein Zombie; sie waren alleine.
Sie kamen gut voran und erreichten am frühen Abend den besagten Friedhof. Dieser lag auf einem kleinen Hügel, hinter dem die Feuerwache des Dorfes zu finden war. Westlich des Friedhofs war der Parkplatz, der über zwei Etagen Parkplätze bot. Der Eingang besaß ein knarrendes, schwarzes Metalltor, das Tom langsam aufmachte, damit es so wenig Geräusche wie nur möglich machte.
„Die Zombies müssen uns ja nicht sofort kommen hören“, bemerkte Tom.
„Genauso ist es“, bestätigte John.
Sie beide schlichen durch das Tor und sahen sich zunächst einmal um. So weit sie sehen konnten, waren hier Reihen über Reihen mit Gräbern zu finden. Auf vielen von ihnen waren Schalen mit Blumen aufgestellt worden.
John fragte Tom: „Weißt du, wo hier das Grab deines ist?“ Er konnte damals bei der Beerdigung von Toms Vater nicht dabei sein, da er im Krankenhaus lag, da ihm die Mandeln herausgenommen wurden.
Tom nickte stumm und führte ihn voran. Noch immer war niemand außer ihnen hier. Der Wind strich über das Gelände und Wolken verdunkelten die untergehende Sonne. Die beiden fühlten sich die ganze Zeit über beobachtet, konnten aber nicht erklären, woran das lag. Wahrscheinlich lag das an den Anstrengungen der letzten Stunden.
Bei einigen großen Grabsteinen wurden lange Schatten auf den Weg geworfen. Die Fantasie spielte den beiden einen Streich und sie glaubten, Zombies krochen hinter diesen Gräbern hervor.
Tom und John sahen sich ängstlich um. Sie wussten instinktiv, dies war ein Ort des Grauens. Sie schlichen weiter durch den Gang, der zu dem Grab von Toms Vater führte. Kurz bevor sie es erreichten, hörten sie Geräusche aus den umliegenden Gräbern kommen. Etwas rührte sich in ihnen. Die Toten klagten und jammerten lautstark.
„Was geht hier vor sich?“, wollte Tom wissen.
„Oh, oh!“, meinte John dazu.
Plötzlich schossen wie Raketen die Zombies aus ihren Gräbern heraus und umzingelten die beiden Freunde.
Beide schrien gleichzeitig los: „Rückzug!“
Sie liefen zum Ausgang, wo nur ein Zombie ihnen im Weg stand. Mit vereinten Kräften hauten sie den einzelnen Zombie um und flohen aus dem Friedhof.
John griff sich einen Stock, der hinter dem Friedhofstor lag und benutzte ihn dazu, das Tor zu versperren. „Das sollte sie eine Weile aufhalten.“
„Aber wir müssen zurück“, gab Tom zu bedenken. „Ich glaube, ich habe etwas auf dem Grab meines Vaters gesehen. Ich konnte nur nicht erkennen, was es war.“
„Aber wie sollen wir die Zombies besiegen ohne Waffen?“, gab John zu bedenken.
Die beiden fanden keine Antwort darauf und rannten die Hauptstraße entlang, als sie auf einen Truppentransporter der Armee trafen.
„Halt!“, rief einer der Soldaten, die bei dem Transporter standen. „Wo kommt ihr denn her?“
„Vom Friedhof!“, antwortete John.
„Dort sind Zombies!“, fügte Tom hinzu.
„Zombies?“ Ungläubig runzelte der Soldat die Stirn. „Ihr spinnt doch nur!“
„Nein, bestimmt nicht!“, hielt ihm Tom entgegen. „Seht doch selber nach!“
„Garantiert nicht“, entgegnete ein anderer Soldat. „Wir sollen hier beim Transporter bleiben, bis unser Hauptmann wieder auftaucht. Mit ihm sollen wir dann nach Greensburrow fahren.“
„Doch nicht etwa zu dem Haus auf den Hügel?“, entfuhr es Tom und John gleichzeitig.
„Woher wisst ihr das?“, verlangte einer der Soldaten von ihnen zu wissen.
John beantwortete die Frage mit einer Gegenfrage. „Na, rate mal, wo wir herkommen?“
„Da sind auch lauter Zombies!“, informierte ihn Tom. „Einige von ihnen haben wir schon platt gemacht. Aber wir haben keine richtigen Waffen, um es mit ihnen aufzunehmen.“
„Zombies gibt es doch gar nicht“, entgegnete einer der Soldaten und lächelte sie müde an.
„Doch, doch! Auf dem Friedhof sind noch welche!“, rief John aufgeregt und zeigte in die Richtung, aus der die beiden geflohen waren.
Auf einmal hörten sie ein metallisches Scheppern und danach ein lautes Stöhnen.
„Was war das denn?“ Einer der Soldaten ging von dem Transporter weg und zog eine Pistole und dem Halfter.
„Das sind die Zombies!“, informierte sie John.
„Gebt uns Waffen, damit wir uns gegen sie wehren können“, verlangte Tom und streckte fordernd beide Hände aus.
„Wieso das denn?“, wollte der Soldat wissen, der sie als erstes angesprochen hatte. „Falls es wirklich Zombies auf dem Friedhof geben sollte, was wollt ihr zwei denn da?“
„Pah!“, machte ein anderer. „Das war bestimmt nur eine Katze.“
Auf einmal entsicherte der vordere Soldat seine Waffe und schrie: „Heilige Mutter Maria! Was ist das denn?“
Ein Zombie schlurfte auf dem Gehweg entlang auf sie zu. Als er sie gesehen hatte, streckte er in freudiger Erwartung einer nahrhaften Mahlzeit die Hände nach ihnen aus und kreischte laut.
Der Soldat zielte mit seiner Waffe auf den Zombie und rief ihm entgegen: „Stehen bleiben! Keinen Schritt weiter!“
„Genau, Mann!“, meinte John sarkastisch. „Ein Zombies und stehen bleiben!“
Tom brachte es für die ungläubigen Soldaten auf den Punkt: „Das sind Zombies, ihr Hirnis! Die bleiben für niemanden stehen!“
„Was wollt ihr da auf dem Friedhof?“, verlangte der erste Soldat noch einmal von ihnen zu wissen.
„Da ist das Grab meines Vaters“, informierte sie Tom. „Er hat etwas mit dieser Zombieplage zu tun. Wir wissen nur noch nicht was.“
„Ja, ja“, bemerkte der Soldat skeptisch. „Und ich bin der Kaiser von China.“
Da der Zombie nicht auf seine Anweisungen hörte, schoss der andere Soldat ihm ins Knie. „So, das hast du jetzt davon!“
Der Zombie heulte laut auf, wankte aber noch immer auf sie zu. Die Kugel schien ihm nicht geschadet zu haben.
„Was zum Teufel?“ Der Soldat feuerte noch mehrere Schüsse auf den Zombie ab, aber sie trafen ihn nur an der Brust. Der Zombie stolperte kurz nach hinten, setzte aber seinen Marsch weiter fort.
„Es sind Zombies!“, informierte sie John erneut. „Da hilft nur ein Kopfschuss!“
„Das weiß doch jedes Kind“, meinte Tom und verlangte noch einmal händeringend nach Waffen.
„Ja, Mann!“, nickte der erste Soldat. „Versuch mal einen Kopfschuss.“
Der Soldat mit der Pistole verstand und schoss entschlossen auf den Zombie. Er traf ihn direkt zwischen die Augen. Tot, ohne ein weiteres Geräusch, klappte der Zombie auf der Straße zusammen. Blut lief aus der Hirnwunde und sammelte sich in einer Lache am Straßenrand.
„Heilige Scheiße! Es sind wirklich Zombies!“, riefen die Soldaten entsetzt.
„Was ist nun?“, fragte Tom. „Gebt ihr uns jetzt endlich ein paar Waffen?“
Einer der anderen Soldaten am Transporter holte aus ihm eine Schrotflinte heraus, die er John reichte. Tom bekam ein leichtes MG und beide noch etwas Munition. „Wir müssen hier die Stellung halten. Befehle sind eben Befehle. Ich wünsche euch aber viel Glück!“
Tom und John verabschiedeten sich von den Soldaten und rannten umgehend zum Friedhof zurück. Im Eingang standen bereits zwei weitere Zombies, die sie mit ihren Waffen über den Haufen schossen.
„Ja, damit können wir uns bis zum Grab vorkämpfen“, freute sich Tom.
John nickte zustimmend und gemeinsam liefen sie den Weg zum Grab von Toms Vater entlang. Den umliegenden Gräbern waren bereits so etwa zwanzig weitere Zombies entstiegen. Sie schrien vor Hunger und Zorn. Als sie die beiden Freunde sahen, nahmen sie umgehend Kurs auf sie. John und und Tom zielten, so gut sie es im Laufen konnten, auf die Köpfe der Zombies. Sie explodierten wie überreife Melonen.
„Wieder einer weniger“, scherzte John.
„Headshot!“, grinste Tom.
Doch das Lachen sollte ihnen wieder einmal vergehen. Als sie den Weg bis zum Grab von Toms Vater hinter sich gebracht hatten, stellten sie fest, dass das Grab mit einem fürchterlichen Fluch belegt war.
„Sieh’ mal!“, rief Tom und zeigte aufgeregt dorthin.
John staunte nicht schlecht, als eine schwarze Katze, die über das Grab marschierte, plötzlich strauchelte. Sie fauchte und wand sich, als hätte sie fürchterliche Schmerzen. Mit Schrecken sahen die beiden Freunde, dass die Katze vor ihren Augen immer größer wurde. Ihre scharfen Krallen durchbohrten die Grabplatte und ihre furchterregenden, messerscharfen Zähne blitzten in den letzten Sonnenstrahlen des Tages. Angriffslustig fauchte sie sie an. Ihr Äußeres veränderte sich nun: Es wurde faulig. Der Tod haftete ihr an. Sie wurde zu einer untoten Nachtmähre.
„Um Gottes Willen!“, entfuhr es Tom ungläubig. „Schieß dem Scheiß-Vieh mitten zwischen die Augen!“
John ließ nicht lange auf sich warten, hob die Schrotflinte an, zielte und betätigte den Abzug. KLICK! „Scheiße! So eine Scheiße!“, fluchte er. Ihm war die Munition ausgegangen. „Halte sie solange mit deiner MG auf, Tom.“
„Alles klar!“ Tom mähte mit seiner leichten MG drei Zombies um, die den beiden zu nahe gekommen waren. Die anderen Zombies standen zur Zeit unschlüssig in der Gegend herum. Nicht etwa, weil sie vor den beiden Jungen Angst gehabt hätten, nein, sondern vor der Geisterkatze. Sie wollten ihr nicht in die Quere kommen. Sollte sie die Lebenden töten.
Die Katze fauchte nun bösartig und krallte sich in den Boden; sie war nun sprungbereit.
„Friss Blei!“, rief Tom, riss die MG herum und hielt sie, mit Dauerfeuer schießend, auf die Katze.
Die Geisterkatze heulte laut auf und hielt schützend ihre Pfoten vor ihr Gesicht. Die Kugel prallten nun wirkungsvoll an ihrem dicken Fell ab. Toms MG lief trocken. „Magazinwechsel!“
Die Katze nutzte die Gunst der Stunde und sprang zu den beiden hinüber. Doch da war John schon wieder bereit. Er schoss alle beiden Kammern seiner Schrotflinte gleichzeitig auf sie ab. Die Schrotkugeln trafen sie in die Augen und in die verwundbare Brust. Die Katze wurde zur Seite geschleudert und überschlug sich mehrmals dabei. Im Rollen riss sie mehrere Zombies nieder. Diese stöhnten entsetzt auf.
Noch war sie aber nicht besiegt, denn sie sprang schon wieder auf die Beine. Sie sah die beiden zwar nicht mehr, aber sie konnte sie ja noch riechen. Wütend schnupperte sie herum.
„Achtung!“, rief Tom, dem es gelungen war, das Magazin der leichten MG schnell zu wechseln. Mit kurzen, kontrollierten Feuerstössen, haute er der Monsterkatze die Kugeln um die Ohren. Auch wenn dieses Mal wieder viele der Kugeln von ihrem Fell abprallten, durchdrangen genügend Kugeln durch die großen Augen ihren Schädel und ließen sie tot zu Boden sacken.
„Das war knapp!“, fand John.
„Viel zu knapp“, bestätigte Tom.
„Komm, lass uns von hier verschwinden.“
„Ja“, pflichtete ihm Tom bei. „Wir wissen nun, was wir wissen wollten. Das Grab meines Vaters ist aus irgendeinem Grund verflucht und wir müssen den Geist dringend von seinem Fluch befreien.“
„Genau, Mann“, stimmte ihm John zu. „Oh!“
„Was ist?“
„Wir müssen dringend vor der Armee zurück zu dem Haus auf dem Hügel.“
„Aber wieso denn?“
„Denk doch mal nach, Tom“, meinte John und erreichte als Erster den Eingang des Friedhofs. Tom folgte ihm. „Die lassen bestimmt keinen Stein mehr auf dem anderen, wenn die loslegen. Dann finden wir dort keinen Hinweis mehr, wie wir zu deinem Vater gelangen.“
„Stimmt.“ Tom nickte und schoss im Vorbeigehen drei weitere Zombies nieder. „Ich hoffe nur, dass wir genügend Munition dabeihaben. Immerhin haben die Zombies Verstärkung bekommen.“
„Das kann ich auch nur hoffen.“ Vor dem Eingang blieben die beiden Freunde stehen. Sie konnten immer noch den Truppentransporter in einiger Entfernung vor ihnen stehen sehen. Plötzlich hörten sie Schüsse. Die Soldaten feuerten auf irgendjemanden, der vom oberen Dorf her kam. Dann: Schreie.
„Sollten wir ihnen nicht helfen?“, fragte John.
„Aber die …“
Wieder ertönten laute Schüsse. Dieses Mal schienen die Schüsse von weiter weg zu kommen.
„Oh, sie haben ihre Stellung verlassen“, vermutete Tom.
„Dann lass uns lieber in die andere Richtung gehen.“ Er zeigte hinter der Kreuzung auf die leicht abschüssige Straße, die hinunter zu der Bahnstation von Greensburrow führte.
„Der Weg ist länger als der andere“, grübelte Tom. „Aber in Anbetracht der Tatsache, dass die Soldaten sowieso mit etwas anderem beschäftigt sind, kommen wir so vielleicht unbehelligt zu dem Haus.“
„Genau das hoffe ich auch. Also, auf geht’s!“
Die beiden rannten die Straße hinunter, fort von dem mysteriösen Friedhof, dessen eines Grab mit einem Fluch behaftet war. Die vereinzelten Zombies, die auf ihm herumirrten, machten keinen weiteren Versuch mehr, die beiden zu verfolgen.
Erst nachdem sie auf der Höhe der Feuerwache, also auf halbem Weg zur Bahnstation, angekommen waren, gingen die beiden in einen leichten Trab über. Ihre Waffen waren schwer und sie waren keinesfalls das, was man als trainiert bezeichnet hätte. Sie waren aber sehr froh darüber, dass Tom die Waffen von den Soldaten abschwatzen konnten. Sie konnten noch überlebenswichtig für sie werden.