Читать книгу Death of a Salesman von Arthur Miller: Reclam Lektüreschlüssel XL - Rita Reinheimer-Wolf - Страница 8
3. Figuren Willy Loman
ОглавлениеAbb. 1: Figurencharakterisierung von Willy Loman
Die Hauptfigur Willy Loman ist weit über 60 Jahre alt und hat seit drei Jahrzehnten für dieselbe Firma als Handelsvertreter gearbeitet. Er ist mit Linda verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne, Biff und Happy. Bereits der Titel des Theaterstücks weist darauf hin, dass der Protagonist im Verlauf der Handlung sterben wird.
Die Leserinnen und Leser werden mit zwei Versionen des Protagonisten konfrontiert: Zum einen erleben sie den ausgebrannten, alternden Willy der Gegenwart, und zum anderen lernen sie den in seinen Ausgebranntsein und FlashbacksFlashbacks erscheinenden jüngeren Willy kennen, einen treusorgenden sowie leicht zu begeisternden und optimistischen Familienvater. Die beiden Facetten ein und derselben Person liegen nicht so weit auseinander, wie man auf den ersten Blick annehmen könnte.
In der Gegenwart ist Willy schnell für neue Pläne zu begeistern, ein Charakterzug, den er auch bereits als junger Mensch zeigte. Allerdings ist Willy in jungen Jahren wie auch im Alter außerstande, seine schnell gefassten Unfähigkeit, Pläne zu realisierenPläne zu realisieren. Diese Eigenschaften stellen die Konstanten seiner Persönlichkeit dar. Es wäre weit gefehlt anzunehmen, dass Willy Lomans Probleme lediglich darauf zurückzuführen sind, dass er zum Zeitpunkt der Handlung stark gealtert ist – er leidet vielmehr seelisch. Woher rührt seine psychische Angegriffenheit, aus der sein Suizid resultiert?
Der Protagonist sieht sich mit seinem zweifachen Scheitern konfrontiert: Weder hat er es geschafft, seinen geliebten Sohn Biff erfolgreich ins Leben zu lancieren, noch ist er in der Lage, den Anforderungen seines Berufs gerecht zu werden. In seiner Frustration gelingt es ihm zudem nicht, die Loyalität seiner Ehefrau und seines jüngeren Sohnes Happy zu erkennen und wertzuschätzen, was ihm in seiner persönlichen Krise durchaus hätte helfen können.
Weiterhin verletzt es seinen Willys verletzter StolzStolz, dass er Linda und sich selbst nur mit dem geliehenen Geld des Nachbarn materiell über Wasser halten kann. Er erkennt zwar teilweise sein Scheitern, gelangt jedoch bis zu seinem Tod nicht zu der entscheidenden Erkenntnis, dass er von Anfang an die falschen Träume verfolgt hatte. Materieller Wohlstand und Beliebtheit sind für ihn die erstrebenswertesten Lebensziele. Dabei versäumt er es, die eigenen Grenzen und die seines Sohnes realistisch einzuschätzen. Dieses Unvermögen mögen die Leserinnen und Leser ihm vielleicht nicht übelnehmen; sein Hang hingegen, Biffs kleinere Diebstähle herunterzuspielen und dessen schulisches Versagen als nebensächlich darzustellen, machen ihn dagegen durchaus angreifbar. In einem negativen Licht erscheint er auch aufgrund seiner Affäre, die von tiefster Unehrlichkeit gegenüber seiner loyalen Ehefrau Linda zeugt. Negativ zu bewerten ist auch sein Unwille, Ratschläge von Charley oder Bernard anzunehmen.
Sein Selbstmord als letzte MöglichkeitSelbstmord stellt für Willy die einzige Möglichkeit dar, den amerikanischen Traum von materiellem Wohlstand zumindest für den geliebten Sohn Biff doch noch zu realisieren. Die Aussicht auf einen potenziellen Erfolg des Sohnes macht er zu seiner eigenen Erfolgsaussicht. Willy bringt mit seinem Selbstmord das denkbar größte Opfer, um den Wohlstand seines Sohnes zu sichern. So erscheint Willy Loman insgesamt als eine in der Gestaltung ihres Lebens eingeschränkte, aber letztlich doch durchaus liebenswerte und gleichzeitig tragische Figur, die einen langen Kampf mit sich selbst und der von ihr entfremdeten Umgebung auszutragen hat.