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Die Rekonstruktion oder die Wahl der richtigen Farbe
ОглавлениеEine Rekonstruktion kann die Vergangenheit nicht wiederherstellen. Sie kann aber eine Vorstellung davon geben, wie die Reliefs einmal ausgesehen haben könnten. Ein solcher Annäherungsversuch ist abhängig von vielen Faktoren. Zum einen von den Erkenntnissen der Polychromieforschung, die basierend auf den Farbresten an antiken Statuen und Reliefs den einst tatsächlich benutzten Farben auf die Spur kommen, sowie von den Äußerungen antiker Schriftsteller zum Thema.
Worin besteht also das Ziel der vorliegenden Unternehmung? Mit der polychromen Fassung der Ehrenbögen und der Reliefs, die im Zusammenhang mit dem römischen Triumph stehen, wird der Autor die in Marmor gemeißelten Bilder in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen, die Zusammenhänge der einzelnen Bilder neu interpretieren und die Geschichte, die auf diesem Relief dargestellt ist, neu verständlich machen. Der Betrachter wird Details erkennen, die erst durch die Farbe hervorstechen und so jede einzelne Szene lebendig werden lassen. Der Nachteil solcher Rekonstruktionen liegt darin, dass man sich bei ungewissen Punkten für eine bestimmte Lösung entscheiden muss, damit eine farbige Gesamtwirkung entsteht. Die falsche Wahl einer Farbe kann die Wirkung eines gesamten Bildes beeinflussen. Diese Problematik war dem Autor bewusst.
Farbkombinationen beeinflussen sich gegenseitig. Alle Farben lassen sich mit anderen Farben in ihrer Wirkung steigern. Ein kräftiges Rot verliert an Intensität, wenn daneben ein erdfarbener Ton ins Spiel kommt; wenn daneben ein leuchtendes Blau oder ein helles Gelb gesetzt wird, steigert sich die Intensität erheblich. Pastelltöne stehen hier neben einzelnen Farben von hoher Farbkraft. Als Vorlage der vorliegenden Arbeit dienten dem Autor die bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse von Farbigkeit an antiken Skulpturen und Reliefs, Wandmalereien sowie die Bemalung auf Terrakottafiguren und -reliefs. Bei jeder modernen Rekonstruktion ist die Beeinflussung durch den heutigen Farbgeschmack unvermeidbar. Deshalb stellt das Folgende einen Versuch dar, wie die Ehrenbögen und Reliefs einst ausgesehen haben könnten. Bestimmte Objekte erhielten eine Farbe, die ihrem Naturbild ähnlich sind. So sind Bäume natürlich in Grün- und Brauntönen gehalten. Der Himmel behielt seine hellblaue Farbe und Gewässer bekamen ein etwas dunkleres Blau. Für die römischen Gebäude wurde Weiß gewählt, da wir aus der Archäologie wissen, dass z. B. Mauern weiß getüncht wurden.
Durch Überlieferungen antiker Textquellen und farbliche Reste an diversen Terrakottafiguren und Statuen sowie anhand von Wandmalereien aus Dura Europos, Pompeji und dem gesamten Golf von Neapel konnte die Farbenpracht der Antike wieder ins Leben gerufen werden. Auch die zahlreichen Mosaike des Römischen Reiches geben eine Hilfestellung bei der Farbwahl. Mithilfe all dieser Quellen wurde die Farbwahl getroffen. Die Figuren auf den Reliefs mussten so dargestellt werden, dass für den Betrachter auch aus der Ferne klar zu erkennen war, was abgebildet wurde, denn ein Kaiser oder eine göttliche Figur sehen nun mal anders aus als ein Zivilist. Solch eine Erkennbarkeit muss Ziel der an den Bögen beteiligten Künstler und des Auftraggebers gewesen sein. Bisher galten im Allgemeinen gedeckte, erdfarbene Töne als realistische Farben. Allerdings zeigen alle bis dato an antiken Skulpturen, Reliefs und Wandmalereien entdeckten Farben eindeutig ein anderes Bild: Schon auf griechischen Sarkophagen wurden stets leuchtende und kräftige Farben verwendet, man denke nur an das Beispiel des Alexander-Sarkophags aus Istanbul.
Bild 1b: Mitglieder der Gruppe LEG XI CPF aus der Schweiz bei der Veranstaltung „Natale di Roma“ in Rom.