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– Lindsay –

War das peinlich!

Am liebsten wäre ich vor Scham im Boden versunken.

Ausgerechnet so mussten die anderen Rettungsschwimmer mich kennenlernen. Durchnässt bis auf die Haut. Ein nasses, zitterndes Häuflein Elend.

Als Danny, der Rothaarige, und Arnie, der Kleine, Magere, mich in den Gemeinschaftsraum führten, rang ich immer noch keuchend nach Luft. Mein Hals fühlte sich ganz wund an vom Schreien.

Am liebsten hätte ich mich in Luft aufgelöst. Oder mich in eine Pfütze Regenwasser verwandelt.

Das T-Shirt klebte mir am Körper, meine Haare waren an den Kopf geklatscht und meine Turnschuhe waren voller Wasser. Ich setzte meinen Seesack ab. Als er den Boden berührte, gab es ein quietschendes Geräusch.

Eines der Mädchen, eine Große mit kurzen rötlich braunen Haaren, nannte mir ihren Namen. May-Ann Delacroix. Dann stürmte sie los, um mir ein Handtuch zu holen.

Aber ich wollte kein Handtuch. Ich wollte ein Loch, ein tiefes Loch, in dem ich versinken konnte. Einen Platz, um mich zu verstecken. Am besten für immer.

„Was ist passiert?“

„Warum hast du geschrien?“

„Warst du ausgesperrt?“

„Was hast du gesehen?“

„Was hast du da draußen eigentlich gemacht?“

„Hat dich jemand angegriffen?“

Von allen Seiten wurde ich mit Fragen bombardiert. Auf den Gesichtern spiegelten sich Besorgnis und Verwirrung.

Aber ich konnte nicht antworten. Ich zitterte viel zu sehr, um zu reden.

Ich versuchte, mir mit dem Handrücken das Wasser aus den Augen zu wischen. Doch von meiner Stirn tropfte immer wieder welches nach.

„Holt ihr doch erst mal was Heißes zu trinken“, sagte einer.

„Mir … mir geht’s gut“, gelang es mir schließlich hervorzustoßen.

May-Ann kam in den Raum gestürmt und legte mir ein Badetuch um die Schultern. Ich nahm es und rubbelte mir damit die Haare trocken.

Mein Herz raste immer noch. Aber ich fing langsam an, mich wieder zu beruhigen.

Danny, der rothaarige Typ, war zwischendurch für eine Weile verschwunden gewesen. Jetzt kam er in trockenen Klamotten, einem langärmligen blauen Pullover und weißen Tennisshorts, zurück.

„Wie heißt du?“, fragte er. Ich vermutete, dass er der Chef der Rettungsschwimmer war. Jedenfalls verhielt er sich so, als hätte er hier die Verantwortung.

„Lindsay Beck“, antwortete ich.

Dann stellte er mir die anderen vor. Es war unmöglich, mir auf Anhieb alle Namen zu merken. An May-Ann erinnerte ich mich natürlich. Sie hatte mir schließlich das Handtuch gebracht. Das hübsche Mädchen mit den seidigen schwarzen Haaren hieß Deirdre und der blonde Muskelprotz mit dem roten Tuch um die Stirn Phil.

Alle scharten sich um mich und starrten mich an, als wäre ich ein Ausstellungsstück im Museum.

„Das Mädchen im Pool …“, setzte ich an, brach dann aber ab. Ich meine, wie sollte ich Danny das erklären?

Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, was du gesehen hast, Lindsay. Im Pool war nichts – außer ein paar Blättern.“

Ich schluckte betreten.

Dabei hatte ich sie doch ganz deutlich gesehen. Sie trug einen blauen Bikini und ihre Haut war furchtbar bleich. Ihr Haar, das auf dem Wasser trieb, war blond wie meins.

„Es … es tut mir leid“, stotterte ich und spürte, wie mein Gesicht ganz heiß wurde. „Das muss der Regen gewesen sein. Irgendwelche Schatten oder so. Ich komme mir vor wie ein Volltrottel.“

„Hey, entspann dich“, sagte Danny und lächelte mich an. Er hatte ein nettes Lächeln. Normalerweise stehe ich nicht auf rothaarige Typen mit Sommersprossen, aber er war wirklich süß. „Ich wollte sowieso duschen!“, witzelte er.

„Hattest du auch nötig“, stichelte der kleine Kerl, der mit ihm durch den Regen gerannt war.

Ich schüttelte meinen Kopf und versuchte, meine Haare in Form zu bringen. Dann trocknete ich mir mit dem Handtuch Arme und Hände ab. May-Ann war zu ihrem Sessel auf der anderen Seite des Raums zurückgekehrt und beobachtete mich von dort aus. Sie hatte kalte dunkle Augen und einen angespannten Gesichtsausdruck.

„Du dachtest also, du hättest jemanden im Pool gesehen?“, fragte ein Mädchen mit heiserer, flüsternder Stimme, deren Namen ich schon wieder vergessen hatte. Sie warf ihre weißblonde Mähne über die Schulter zurück.

„Was wolltest du eigentlich am Tor?“, fragte Phil. „Der Klub öffnet doch erst morgen.“

„Wahrscheinlich ein paar Runden schwimmen, bevor es voll wird!“, witzelte Arnie.

Keiner lachte.

„Ich bin Rettungsschwimmerin“, erklärte ich den anderen und schaute auf meinen durchweichten Seesack hinunter. „Ich weiß, dass ich im Moment nicht so aussehe. Aber es stimmt.“

„Hey – Rettungsschwimmer sollen doch nicht selber nass werden!“, scherzte Phil. „Das ist gegen die Regeln.“

„Wie viele sind wir dieses Jahr eigentlich?“, hörte ich das Mädchen mit den weißblonden Haaren Deirdre zuflüstern. Die zuckte mit den Achseln.

Danny machte ein ziemlich verwirrtes Gesicht. Er ging hinüber zu dem Schreibtisch, der an der Wand stand, und begann, einige Mappen durchzuwühlen.

„Hier ist die Liste“, sagte er und zog ein Blatt Papier hervor. Er lächelte mich an. Aber sein Lächeln verblasste, als er die Namen der Rettungsschwimmer überflog.

„Wie war noch mal dein Nachname, Lindsay?“, fragte er.

„Beck“, antwortete ich. Ich fühlte mich schrecklich unbehaglich. Als ich nach unten schaute, sah ich, dass ich mittlerweile in einer Pfütze stand. Ich musste mich dringend umziehen, denn ich tropfte immer noch vor mich hin.

„Komisch“, murmelte Danny und verzog das Gesicht. Er hielt das Blatt hoch. „Auf der Liste steht keine Lindsay Beck.“

„Was?“ Ich keuchte erschrocken auf und umklammerte mit beiden Händen das Badetuch. „Heute ist echt nicht mein Tag“, stöhnte ich und verdrehte die Augen. „Wie können die mich einfach vergessen?“

„Vielleicht bist du im falschen Klub“, rief May-Ann quer durch den Raum. Sie wandte sich an Danny. „Oder ist sie etwa die Vertretung?“

Danny schüttelte den Kopf. „Nein. Ist sie nicht.“

Ich spürte, wie sich mein Magen zusammenkrampfte. „Da muss wohl jemand was durcheinandergebracht haben“, sagte ich zu Danny. Ich gab mir Mühe, meine Stimme ruhig klingen zu lassen, aber es gelang mir nicht ganz. „Eigentlich müsste ich mit auf der Liste stehen. Wenn ich nicht Rettungsschwimmerin im Klub wäre, hätten sie mir doch keine Ausweiskarte geschickt.“

Ich zog die Plastikkarte mit meinem Foto aus der Tasche meiner Jeans. Sie war nass, aber das Wasser perlte davon ab.

Danny durchquerte den Raum und nahm sie mir aus der Hand. Er kniff die Augen zusammen und studierte sie gründlich.

„Und diese Karte ist dir vor Kurzem zugeschickt worden?“, fragte er.

Ich nickte. „Ja.“

Unbehaglich blickte ich mich im Zimmer um. Die anderen Rettungsschwimmer standen wie angewurzelt da und schauten mich misstrauisch an.

Danny warf noch einen Blick auf die Karte. Dann hob er langsam den Kopf und sah mich an.

„Was … was ist denn los?“, stotterte ich.

„Lindsay“, sagte Danny leise, den Blick immer noch fest auf mich gerichtet, „dieser Ausweis ist zwei Jahre alt.“

Fear Street 48 - Das Verhängnis

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