Читать книгу Fear Street 53 - Eingeschlossen - R.L Stine - Страница 4
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Оглавление„Douglas, fahr langsamer!“, schrie ich und machte die Augen zu, als wir über die vereiste Straße schlitterten.
„Keine Angst, ich habe alles im Griff.“
Blitzschnell riss Douglas das Lenkrad herum und schaffte es irgendwie, den Wagen unter Kontrolle zu bekommen. Noch während das Auto schlingerte, gab er aber wieder Gas.
„Douglas!“, rief ich vom Rücksitz aus.
Er lachte. Es machte ihm Spaß, uns Angst einzujagen. Er liebte das Risiko. Und am liebsten gab er an.
„Ally hat recht“, sagte Shannon, die auf dem Beifahrersitz des alten Ford saß, mit ängstlicher Stimme. „Du fährst zu schnell. Man kann doch kaum etwas sehen.“
Als Antwort trat Douglas aufs Gaspedal. Er grinste, und seine dunklen Augen glitzerten vor Aufregung.
„Sag ihm, er soll schneller fahren“, schlug ich Shannon vor. „Vielleicht fährt er dann ja langsamer.“
„Lass mich doch eine Weile fahren“, meinte Marc, der neben mir saß. Seit wir die Skihütte verlassen hatten, war er sehr still gewesen. „Ich bin schon oft in solchen Schneestürmen gefahren.“
„Hey, lehnt euch zurück und überlasst mir das Fahren!“, sagte Douglas lachend, als hätte er gerade einen Superwitz erzählt. Er wandte sich Shannon zu. „Und hör bitte auf, meinen Arm zu umklammern, okay? Oder willst du, dass ich einen Unfall baue?“
„Douglas, du machst uns echt Angst“, sagte Shannon wütend.
„Du willst doch heute Abend noch nach Hause kommen, nicht wahr?“, fragte Douglas und drehte heftig am Lenkrad, als das Auto wieder ins Schleudern geriet.
„Ja, natürlich“, sagte Shannon leise. Ihre Eltern waren gegen den Skitrip gewesen, doch sie hatte gebettelt und gefleht und ihnen versprochen, dass ihr nichts passieren würde. Schließlich hatten ihre Eltern eingewilligt. Nun wollte sie unbedingt nach Hause kommen, bevor die Eltern anfingen, sich Sorgen zu machen oder wütend zu werden.
Außerdem waren Shannons Eltern von Douglas nicht gerade begeistert. Deswegen hatte sie ihnen nicht gesagt, dass er mit auf den Skitrip kommen würde. Wenn sie herausfanden, dass ihre Tochter ein Wochenende heimlich mit ihm im Schnee verbracht hatte, würden sie ihn noch weniger mögen!
„Es schneit ganz schön“, sagte Marc und wischte über die beschlagene Fensterscheibe, um hinauszuschauen.
Es gab jedoch nicht viel zu sehen.
Als wir aufgebrochen waren, hatte es nur leicht geschneit. Doch als wir die kurvige Gebirgsstraße hinunterfuhren, fing der Wind an zu pfeifen, und es schneite plötzlich dicke Flocken, die wie weiße Wolkenmassen heruntersanken.
Douglas’ alter Wagen schlitterte weiter über jede Kurve der schmalen Straße. Jedes Mal, wenn die Reifen zu rutschen begannen, setzte mein Herz aus.
Kurz vor unserer Abfahrt hatten auch viele andere Gäste die Skihütte verlassen und waren die schmale, kurvenreiche Strecke hinuntergefahren. Doch jetzt schien unser Auto das einzige auf der Straße zu sein.
Die Scheibenwischer kratzten laut über die Windschutzscheibe. Auf dem Glas bildete sich Eis. Ich wusste, dass Douglas nichts mehr sehen konnte. Aber warum fuhr er nicht langsamer?
Weil er eben Douglas war. Weil es ihm unheimlich Spaß machte, den Macho heraushängen zu lassen, den Helden zu spielen. Ich kannte Douglas schon seit vielen Jahren. Er war ein sehr guter Freund von mir. Doch an jenem Tag wünschte ich ihn zur Hölle.
Es wäre so viel angenehmer gewesen, einen vernünftigen Fahrer zu haben!
Die Scheibenwischer liefen auf Hochtouren, doch es schneite so heftig, dass die Windschutzscheibe ständig unter einer dünnen Schneedecke lag. Der Wind heulte und drückte das Auto von einer Straßenseite auf die andere.
Mein langes blondes Haar quoll unter meiner Wollmütze hervor. Ich stopfte es wieder unter die Mütze und duckte mich, um einen Blick auf die untergehende Sonne zu werfen. Es war aussichtslos. Das Schneetreiben war viel zu dicht.
Es erinnerte mich an einen dummen Witz, den mein Vater immer machte. Er hielt ein weißes Blatt Papier hoch und fragte: „Ally, wie findest du meine Zeichnung?“
„Was für eine Zeichnung?“, erwiderte ich immer.
„Es soll ein Polarbär im Schneesturm sein“, erklärte er dann. Oder: „Es ist ein Schneemann am Nordpol.“ Früher fand ich das wirklich lustig. Doch da ich mich jetzt in einer Situation befand, die genau wie ein weißes Stück Papier aussah, fand ich es gar nicht mehr komisch.
Plötzlich drehten sich die Räder im Leerlauf. Ich stöhnte leise vor Schreck.
„Reg dich ab“, sagte Douglas. Anscheinend war mein Stöhnen doch nicht so leise gewesen, wie ich gedacht hatte. „Ich habe alles unter Kontrolle.“
„Würdest du bitte mit beiden Händen lenken?“, flehte Shannon ihn an.
„Warum? Meine rechte Hand ist für dich reserviert“, neckte Douglas sie. Er legte die rechte Hand auf Shannons Schulter und drückte sie.
„Douglas, bitte nicht! Du bringst uns noch alle um!“
„Shannon, mach mal halblang, okay?“
Die Stimmung im Auto war sehr gereizt. Einerseits, weil wir auf einer glatten, kurvenreichen Straße blind den Berg hinunterfuhren und ein Verrückter am Steuer saß. Andererseits, weil Sam nicht dabei war, und alle wussten, dass mich das ganz fertig machte.
Und außerdem teilten wir das Auto mit einem Fremden, den wir erst seit ein paar Tagen kannten. Bitte versteht mich jetzt nicht falsch. Wir alle mochten Marc auf Anhieb. Doch es ist schwierig, sich wohl zu fühlen, wenn ein Neuer dabei ist – vor allem in einer so angespannten Situation.
Ich warf einen Seitenblick auf Marc, der die Stirn an die Scheibe presste und aus dem Fenster starrte. „Ich glaube es einfach nicht“, sagte er leise.
Ich musste zugeben, dass Marc ein echt netter Typ war. Schließlich war er zu mir ganz besonders nett gewesen, seit wir uns vor ein paar Tagen auf der Skihütte kennengelernt hatten. Und ich fand ihn auch irgendwie süß mit seinem lockigen roten Haar und den tiefsinnigen, dunklen Augen. Aber ich hätte es natürlich lieber gehabt, wenn statt einer Skibekanntschaft mein Freund Sam neben mir gesessen wäre.
Sam.
Sobald ich an ihn dachte, wurde ich wieder wütend.
Donnerstagnachmittag waren Douglas, Shannon, Sam und ich für ein verlängertes Wochenende die lange Strecke hinauf zur Skihütte gefahren. Wir wollten Ski fahren, Spaß haben und vor allem einfach mal raus aus Shadyside. Doch dann machte Sam uns einen Strich durch die Rechnung.
Auch jetzt fand ich immer noch nicht, dass ich an unserem Streit schuld war. Schließlich hatten wir das Wochenende schon lange geplant. Wie kam Sam plötzlich auf die Idee, dass wir am Sonntagmorgen nach Hause fahren sollten, nur damit er sein blödes Basketballspiel nicht versäumen würde?
Wenn wir morgens aufgebrochen wären, hätten wir einen ganzen Skitag versäumt. Die Unterkunft auf der Hütte war ziemlich teuer, und wir anderen wollten noch länger bleiben, um den Tag voll auszunutzen. Natürlich verschwanden Douglas und Shannon dann diskret, um Sam und mich an dem kleinen Tisch in der überfüllten Empfangshalle alleinzulassen.
Ich konnte es nicht verhindern. Bald stritten wir uns laut. Die Leute starrten uns an, doch das war mir egal. Sam will ständig seinen Willen durchsetzen. Aber ich war fest entschlossen, diesmal nicht nachzugeben.
Als er schließlich sagte: „Ally, versuche es aus meiner Sicht zu sehen“, rastete ich aus. Vermutlich bin ich ziemlich heftig geworden. Und dann sprang er auf, stieß seinen Stuhl mit lautem Getöse um und stürmte wütend aus der Halle.
„Ich bin nicht stur!“, schrie ich ihm hinterher. Eigentlich war mir zwar klar, dass er mich nicht hören konnte, aber ich wollte unbedingt das letzte Wort behalten.
Dann merkte ich, dass alle Leute mich ansahen. Ich blieb sitzen und starrte auf den kleinen Tisch, ohne aufzustehen oder mich zu rühren. Ich weiß nicht einmal mehr, was ich dachte.
Doch dann kam Marc an meinen Tisch. „Kann ich dir irgendwie helfen?“, fragte er.
Ich hob misstrauisch den Kopf, um zu sehen, ob er mich anbaggern wollte. Doch das wollte er nicht. Er war so süß mit seinem kindlichen Gesicht und den vielen Sommersprossen. Er wollte einfach nur nett sein.
Marc setzte sich zu mir, und wir unterhielten uns miteinander. Er erzählte mir, dass er in der Nähe des Gebirges aufgewachsen war, doch lange nicht mehr hier gewesen war. Er versuchte, mich aufzuheitern, und ich mochte ihn auf Anhieb.
Ich glaube, es gibt solche Leute. Schon bei der ersten Begegnung weiß man einfach, dass man sie mag. Als Shannon und Douglas zurückkamen, stellte ich ihnen sofort Marc vor. Dann gingen wir zu viert zum Abendessen ins Restaurant.
Marc verbrachte auch den Rest des Wochenendes mit uns. Sam hatte eine Nachricht an der Rezeption hinterlassen, dass er mit dem Bus zurück nach Shadyside fahren würde.
Seine Nachricht machte mich so wütend, dass ich den Zettel in viele kleine Schnipsel zerriss. Wahrscheinlich hielt Sam sich sogar für besonders höflich, weil er überhaupt eine Nachricht hinterlassen hatte. Also gut, dann würde ich halt ohne ihn Spaß haben. Und solange Marc dabei war, war es nicht sonderlich schwer, sich zu amüsieren. Und deswegen boten wir ihm gern an, ihn im Wagen mitzunehmen, als er nicht wusste, wie er nach Brockton zurückkommen sollte.
Allerdings hatten wir die Skihütte erst vor einer Stunde verlassen und waren noch weit von Brockton entfernt. Wir befanden uns im schlimmsten Schneesturm, den ich je erlebt hatte, und vor uns lagen noch mindestens sechs Stunden Autofahrt. Außerdem war ich echt genervt von der Vorstellung, dass Sam jetzt gemütlich und sicher zu Hause saß und sich wahrscheinlich keinen Augenblick lang Sorgen um mich machte.
„Es ist eiskalt hier drin“, beschwerte sich Shannon. Sie drehte sich um und sah mich an, während sie die Kapuze ihrer Skijacke über das kupferrote Haar stülpte. Shannon wirkt immer ein bisschen traurig und missmutig. Das ist ihr natürlicher Gesichtsausdruck. Doch jetzt sah sie richtig unglücklich aus.
„Was soll ich tun? Anhalten und ein neues Auto kaufen? Die Heizung ist halt kaputt“, sagte Douglas gereizt.
„Kannst du überhaupt noch was sehen?“, fragte Marc plötzlich und beugte sich vor.
„Ja, ich sehe Schnee“, erwiderte Douglas und lachte über seinen grandiosen Witz.
„Wir werden es nie nach Hause schaffen“, dachte ich düster. Immer musste ich den Teufel an die Wand malen. Doch ich konnte es nicht ändern. Ich mache mir dauernd Sorgen. Und wenn ich in einer wirklich schlimmen Lage bin, finde ich tausend Dinge, über die ich mir Sorgen mache.
Plötzlich geriet der Wagen ins Schleudern. Bei hoher Geschwindigkeit.
Ich schrie und klammerte mich an die Rückenlehne des Vordersitzes.
Selbst durch das Schneegestöber konnte ich rechts von uns die sehr steile Böschung hinunter ins Tal erkennen. Und ich sah, dass die Straße nicht abgesichert war.
„Nein!“
Shannon schrie auch.
Verzweifelt versuchte Douglas, das Auto vom Abhang wegzulenken. Er trat wie wild auf die Bremse, doch der Wagen wurde nicht langsamer.
„Wir kommen von der Straße ab“, dachte ich entsetzt. „Gleich stürzen wir die Böschung hinunter!“
Ich machte meine Augen fest zu, doch es half nichts. Das Schleudern des Autos war immer noch zu spüren – und dann ein grauenhafter Sog in der Magengegend, als wir anfingen, uns zu drehen.