Die Geschichte der Gefühle
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Rob Boddice. Die Geschichte der Gefühle
Die Geschichte der Gefühle von der Antike bis heute
Impressum
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Inhalt
Gefühle und Geschichte
1 Archaische und klassische Leidenschaften
Gottgleiche Bedrohung
Angst und kosmische Dinge
Scham und menschliche Dinge
Praktiken des »Glücks«
2 Rhetorisch heraufbeschworene und körperliche Gefühle
Das Heraufbeschwören von Zorn
Temperament und Humoralpathologie
Ein blutiges Festmahl für die Augen
Sinne, Sünde und die ewige Furcht
3 Bewegungen und Machenschaften
Eine Vision göttlicher Liebe
Liebe und Macht bei Hofe
Ich bewege mich, also bin ich
Die Carte de Tendre
4 Das Zeitalter der Unvernunft
Das Ende der Sorge
Paine und das Glück
Eine der ruhigsten Handlungen der Vernunft
»In einem traurigen, traurigen Zustand des Zerfalls«
5 Unverstand und Gefühllosigkeit
Die vier Stufen der Grausamkeit
Unbedeutende Grimassen
Aequanimitas oder das Ende der Anteilnahme
6 Die Herrschaft des Glücks
Uniformiertes Glück
Die Agenda des Glücks
Die Politik des Glücks
Zurück zu Aristoteles
Epilog: Der Wert des Erlebens
Anmerkungen
1 Gefühl und Geschichte
1 Archaische und klassische Leidenschaften
2 Rhetorisch heraufbeschworene und körperliche Gefühle
3 Bewegungen und Machenschaften
4 Das Zeitalter der Unvernunft
5 Unverstand und Gefühllosigkeit
6 Die Herrschaft des Glücks
Epilog: Der Wert des Erlebens
Literaturhinweise
Zentrale Werke zur Theorie und Methode sowie Einführungen in die Emotionsgeschichte und die Geschichte der Empfindungen
Griechische und römische Antike
Mittelalter und Frühe Neuzeit
Moderne
Zeitgeschichte
Dank
Bildnachweis
Informationen zum Buch
Informationen zum Autor
Отрывок из книги
Rob Boddice
Aus dem Englischen von Mirjam Stiegel
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Im krassen Gegensatz zur Betrachtung des Menschen als durch die kosmische Erhabenheit herabgesetzt konzentriert sich die Handlung in Thukydides’ Geschichte des Peloponnesischen Krieges, in der kosmische Aspekte keine Rolle spielen, direkt auf die menschlichen Dinge im großen, aber dennoch menschlichen Rahmen. Um die menschlichen Dinge zu verstehen, inklusive der Geschichte des menschlichen Gefühlslebens, müssen wir wissen, was der Mensch ist. Der Reiz von naturwissenschaftlichen Herangehensweisen an Emotionen besteht darin, dass Emotionen unantastbare Einsichten in die menschliche Natur zu bieten scheinen, die das menschliche Erleben überall und für alle Zeiten erklären können. Die Zirkularität einer solchen Forschung ist offensichtlich. Um das menschliche Erleben zu erforschen, muss untersucht werden, was der Mensch ist, was wiederum durch die Erforschung des menschlichen Erlebens herauszufinden ist. Wer zu Emotionen forscht, weiß oft nicht genau, was sein Gegenstand ist, viele gehen aber von der einen oder anderen gewichtigen Annahme aus: Entweder behaupten sie zu wissen, was der Mensch ist, oder sie behaupten, bereits zu wissen, was eine Emotion ist – für alle Zeiten. Eine kritische Lektüre von Arbeiten aus Psychologie, Philosophie, Evolutionsbiologie und anderen Disziplinen führt zu der Schlussfolgerung, dass diese Annahmen üblicherweise falsch sind.
Es sollte uns allerdings überhaupt nicht überraschen, dass es solche Annahmen durchaus gibt. Zwar streben wir danach, uns selbst zu definieren, jedoch zeigt sich im Verlauf der Zeit sehr deutlich, dass diese Definitionen nicht zutreffend sind. Die logische Schlussfolgerung ist allerdings nicht, dass sich uns die wahre und endgültige Definition, die am Ende einer noch zu findenden Forschungsagenda steht, entzieht, sondern dass wir definitiv der Versuchung widerstehen sollten, diesbezüglich Definitionen vorzunehmen. Wenn kategorische Erklärungen bezüglich der Beschaffenheit und Bedeutung des Menschseins keinen Bestand zu haben scheinen, liegt das vielleicht daran, dass diese Beschaffenheit und Bedeutung selbst sich verändern. Dass das menschliche Wesen nicht festlegbar ist, ist zentral für meine Argumentation in diesem Buch. Carl von Linné hat unsere Spezies wie folgt klassifiziert: Homo, nosce te ipsum (»Mensch, erkenne dich selbst«). Dies impliziert die Unbeständigkeit der Subjektivität. Es ist gerade die Unterschiedlichkeit zwischen Achill und Hektor, durch die sie schließlich als Held und Besiegter voneinander abgegrenzt werden: Hektor hat im Gegensatz zu Achill nicht erkannt, was es bedeutet, menschlich (sterblich) zu sein. Das sich verändernde Schicksal dieser beiden Charaktere könnte als ein Anstieg in der Bedeutung der Weltlichkeit und ein Nachlassen der Gottesfurcht zusammengefasst werden. In jedem Fall bieten sie eine ausgefallene und überzeugende Studie über die Veränderlichkeit von Schlussfolgerungen darüber, was ein Mensch ist und tut.
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