Die Geschichte der Gefühle

Die Geschichte der Gefühle
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Gefühle machen Geschichte: Wut und Unzufriedenheit waren immer schon der Antrieb für Revolution und Umsturz. Das «Streben nach Glück» stellte in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung die Vision einer besseren Zukunft dar. Nachhaltig wurde die Welt durch die Aufklärung geprägt, in der irrationale Affekte von rationalen Gedanken strikt getrennt wurden. Gefühle haben aber auch eine Geschichte und ändern mit der Zeit ihre Bedeutung. Sie zu verstehen, ermöglicht es uns in historische Epochen und deren Akteure hineinzuversetzen und die Vergangenheit neu zu interpretieren. Zum ersten Mal werden unseren Emotionen epochenübergreifend die Bedeutung verliehen, die sie für unsere Historie haben. Rob Boddices Geschichte der Gefühle eröffnet damit völlig neue Blickwinkel auf die Antike über die Neuzeit bis hin zur Gegenwart.

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Rob Boddice. Die Geschichte der Gefühle

Die Geschichte der Gefühle von der Antike bis heute

Impressum

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Inhalt

Gefühle und Geschichte

1 Archaische und klassische Leidenschaften

Gottgleiche Bedrohung

Angst und kosmische Dinge

Scham und menschliche Dinge

Praktiken des »Glücks«

2 Rhetorisch heraufbeschworene und körperliche Gefühle

Das Heraufbeschwören von Zorn

Temperament und Humoralpathologie

Ein blutiges Festmahl für die Augen

Sinne, Sünde und die ewige Furcht

3 Bewegungen und Machenschaften

Eine Vision göttlicher Liebe

Liebe und Macht bei Hofe

Ich bewege mich, also bin ich

Die Carte de Tendre

4 Das Zeitalter der Unvernunft

Das Ende der Sorge

Paine und das Glück

Eine der ruhigsten Handlungen der Vernunft

»In einem traurigen, traurigen Zustand des Zerfalls«

5 Unverstand und Gefühllosigkeit

Die vier Stufen der Grausamkeit

Unbedeutende Grimassen

Aequanimitas oder das Ende der Anteilnahme

6 Die Herrschaft des Glücks

Uniformiertes Glück

Die Agenda des Glücks

Die Politik des Glücks

Zurück zu Aristoteles

Epilog: Der Wert des Erlebens

Anmerkungen

1 Gefühl und Geschichte

1 Archaische und klassische Leidenschaften

2 Rhetorisch heraufbeschworene und körperliche Gefühle

3 Bewegungen und Machenschaften

4 Das Zeitalter der Unvernunft

5 Unverstand und Gefühllosigkeit

6 Die Herrschaft des Glücks

Epilog: Der Wert des Erlebens

Literaturhinweise

Zentrale Werke zur Theorie und Methode sowie Einführungen in die Emotionsgeschichte und die Geschichte der Empfindungen

Griechische und römische Antike

Mittelalter und Frühe Neuzeit

Moderne

Zeitgeschichte

Dank

Bildnachweis

Informationen zum Buch

Informationen zum Autor

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Rob Boddice

Aus dem Englischen von Mirjam Stiegel

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Im krassen Gegensatz zur Betrachtung des Menschen als durch die kosmische Erhabenheit herabgesetzt konzentriert sich die Handlung in Thukydides’ Geschichte des Peloponnesischen Krieges, in der kosmische Aspekte keine Rolle spielen, direkt auf die menschlichen Dinge im großen, aber dennoch menschlichen Rahmen. Um die menschlichen Dinge zu verstehen, inklusive der Geschichte des menschlichen Gefühlslebens, müssen wir wissen, was der Mensch ist. Der Reiz von naturwissenschaftlichen Herangehensweisen an Emotionen besteht darin, dass Emotionen unantastbare Einsichten in die menschliche Natur zu bieten scheinen, die das menschliche Erleben überall und für alle Zeiten erklären können. Die Zirkularität einer solchen Forschung ist offensichtlich. Um das menschliche Erleben zu erforschen, muss untersucht werden, was der Mensch ist, was wiederum durch die Erforschung des menschlichen Erlebens herauszufinden ist. Wer zu Emotionen forscht, weiß oft nicht genau, was sein Gegenstand ist, viele gehen aber von der einen oder anderen gewichtigen Annahme aus: Entweder behaupten sie zu wissen, was der Mensch ist, oder sie behaupten, bereits zu wissen, was eine Emotion ist – für alle Zeiten. Eine kritische Lektüre von Arbeiten aus Psychologie, Philosophie, Evolutionsbiologie und anderen Disziplinen führt zu der Schlussfolgerung, dass diese Annahmen üblicherweise falsch sind.

Es sollte uns allerdings überhaupt nicht überraschen, dass es solche Annahmen durchaus gibt. Zwar streben wir danach, uns selbst zu definieren, jedoch zeigt sich im Verlauf der Zeit sehr deutlich, dass diese Definitionen nicht zutreffend sind. Die logische Schlussfolgerung ist allerdings nicht, dass sich uns die wahre und endgültige Definition, die am Ende einer noch zu findenden Forschungsagenda steht, entzieht, sondern dass wir definitiv der Versuchung widerstehen sollten, diesbezüglich Definitionen vorzunehmen. Wenn kategorische Erklärungen bezüglich der Beschaffenheit und Bedeutung des Menschseins keinen Bestand zu haben scheinen, liegt das vielleicht daran, dass diese Beschaffenheit und Bedeutung selbst sich verändern. Dass das menschliche Wesen nicht festlegbar ist, ist zentral für meine Argumentation in diesem Buch. Carl von Linné hat unsere Spezies wie folgt klassifiziert: Homo, nosce te ipsum (»Mensch, erkenne dich selbst«). Dies impliziert die Unbeständigkeit der Subjektivität. Es ist gerade die Unterschiedlichkeit zwischen Achill und Hektor, durch die sie schließlich als Held und Besiegter voneinander abgegrenzt werden: Hektor hat im Gegensatz zu Achill nicht erkannt, was es bedeutet, menschlich (sterblich) zu sein. Das sich verändernde Schicksal dieser beiden Charaktere könnte als ein Anstieg in der Bedeutung der Weltlichkeit und ein Nachlassen der Gottesfurcht zusammengefasst werden. In jedem Fall bieten sie eine ausgefallene und überzeugende Studie über die Veränderlichkeit von Schlussfolgerungen darüber, was ein Mensch ist und tut.

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