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Die Jagd

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In der Nacht, gedeckt durch das Wolkenspiel, war kein Lichtschein. Voller bedacht stieg der große Mann, mit seinem schwarzen Hut, aus seinem Wagen. Die Tür schloss leise und seine Schritte hallten kaum auf dem kalten kargen Asphalt. Seine Blicke wanderte gezielt in die kleine schmale Gasse, wenig mit Licht beglückt. Es waren leise Worte und hauchendes Gestöhne zu hören. Wie erwartet, angekündigt durch die Dunkelheit, fanden sich die Bestien, mit ihrer Gier auf der Suche nach jungem Fleisch. Er wusste um die Unheiligkeit des Ortes, dennoch folgte der Mann mit Hut seinem Weg. Langsam nährte er sich dem dunklen Schlund der Sünde. Ein stechender Geruch von Gier, Trieb und Schande kroch in seine Nase. Der Ekel stellte sich ein und einen Moment versucht wollte der Mann weichen. Doch er konnte nicht, nicht jetzt da er seinem Ziel so nahe. Endlich wäre es so weit, Auge in Auge mit den Häschern des Bösen. Ein kurzes kleines Blitzen holte ihn aus seinen Gedanken. Mit festen Blick erspähte er zwei traurige und leblose blauen Augen in der Finsternis. Eine schwache Mädchenstimme sprach ihn an. "GV 50, Französisch 20 mit ..." Er unterbrach mit dem Wink seiner Hand und die kleine Stimme verstummte sofort. "Nimm deine 7 Sachen und gehe, solange du kannst Mädchen". Die kühle Tonlosigkeit seiner Stimme ließ das kleine Wesen erstarren. Erst das Winken seiner Hand löste sie aus dieser Starre heraus und ließ sie laufen. Abgewandt vom Elend der Qual dieser verlorenen Seele folgte der Mann mit seinem schwarzen Hut dem Weg der Gasse, welche jetzt mehr denn je für ihn zum Vorort der Hölle wurde, um des Teufels Gesicht packen zu können.

Das schemenhafte Bild zweier Gestalten begann sich vor seinen Augen zu formen. Eine weiblich zierliche und kleine Person umrahmt und eingefasst in den großen Schatten eines gewachsenen Mannes. An die Wand gedrückt und angehoben. Sabbernd vor Gier und gelüste hing dieser an ihr und ergötzte sich an dem zarten weichen Körper des Mädchens. Ein Bild das mehr Dreck, Widerlichkeit und Ekel in sich trug als alles was so mancher Mensch jemals zuvor gesehen hatte.

Der beißende Geruch von sinkendem Schweiß, gepaart mit dem Geschmack von Wollust in der Luft erfüllte die Umgebung der beiden vor ihm. Erst als er direkt bei ihnen stand bemerkte der Mann den unerwünschten Besuch, die Störung und auch das Mädchen begriff gerade das diese nicht mehr mit ihrem Freier allein war. Der gewachsenen Mann ließ von der Kleinen ab und drehte sich zu ihm, noch bevor dieser ein Wort sagen konnte glitt, durch einen Ruck der Ellenbogen in Bewegung gesetzt, die schwarze Klinge über den Arm, entlang der Mittleren drei Finger, in die Hand des Mannes mit Hut. Das pechschwarze Metall machte kein Geräusch und verbarg sich im Dunkeln. Die Fingerkuppen gaben nach und der Griff des Bajonetts legte sich in seine Hand. Ein gezielter schneller Schwung durchstach den Hals, zerschnitt die Aorta und drang durch die Kehle über die Luftröhre bis in den Nacken. Der gewachsene Mann hatte nicht einmal die Zeit auch nur den kleinsten Ton von sich zu geben. Es blieb ihm nur ein gurgeln.

Das Mädchen hatte die Lippen offen aber kein Ton war zu hören. Die kleine bleiche Gestalt stand regungslos da und sah mit an wie der Freier langsam zu Boden glitt und die schwarze Klinge wieder frei gab. Der Mann mit Hut drehte nur seinen Kopf. Mit einem kurzen Nicken, in Richtung Ausgang der Gasse, drehte er sich weg und machte seinen Schritt über den noch warmen Leichnam.

Er hatte schon oft getötet, wahrlich aus anderen Gründen aber stets mit hoher Präzision und Geschick. Gut hatte man es ihm gelehrt. Schnell und leise war er. Ein Meister seines Faches. Dennoch kannte er die Gesichter all seiner Opfer, nur dieses war ihm egal. Es bedeutete ihm nichts. Er ließ den leblosen Körper hinter sich.

Von der Gegenseite, der kleinen Gasse, stürmte ihm ein Mann jungen Alters entgegen. Gekleidet in einer dicken Jacke und geschmückt mit einer teuren Uhr, warf er ihm Worte in einer fremden Sprache entgegen.

Nur ein kurzer hieb und das schwarze Bajonett drang durch die Brust, zwischen den Rippen, in das schlagende Herz. Ohne die Gefahr zu ahnen, weitete sich die Pumpe des Lebens der Klinge entgegen um dann von dieser durchbohrt zu werden. Der sofortige Stillstand brach in einem Krampf aus welcher den ganzen Körper erfasste. Der Mann mit Hut zog seinen Vollstrecker wieder heraus und drehte sich um das gerade erlegte Opfer herum. Ein Zweiter stürmte heran, bereit ebenso zu töten aber ohne dieselbe Kraft und Ruhe der Entschlossenheit. Ein kurzes drehen der Waffe im Handgelenk, ermöglichte dem Mann mit schwarzem Hut, den direkten Schnitt über den Hals des Stürmenden. Schnell und tief war die Wunde und so gab auch dieser, geschlagen zu Boden sinkender Mann, keine weiteren Ton von sich. Unbeirrt gingen die Schritte des Mannes mit schwarzem Hut weiter. Eine neue Gestalt ließ von einem anderen Mädchen ab und begann stolpernd, der offenen Hose geschuldet, davon zu eilen. Der Arm mit der Klinge machte nur einen kurzen Schwung. Mit Unerbittlichkeit flog das Tötungsinstrument durch die kalte Nachtluft und drückte sich in den Rücken seines fliehenden Opfers, welches geräuschvoll zu Boden ging. Keine zwei Schritte später stand er da, kniete nieder, zog seinen Vollstrecker zum letzten Mal und entledigte sich, des noch lebenden und wimmernden, Mannes am Boden.

Er richtet sich auf. Schaute zu einer kleinen dunkelhaarigen Person welche mit Angst beseelt, kauernd am Boden und den Rücken an der Wand, verzweifelt versuchte sich zu verstecken.

Mit überwinden des Abstandes, nach nur wenigen Schritten, kniete er erneut nieder. Seine Hand berührte die Wange und erfühlte die heißen Tränen. Er hob ihr Kinn. „Gehe, gehe jetzt und komme nie wieder zurück. Dies ist kein Ort für dich“. Ohne die Möglichkeit des Begreifens handelte das Kind instinktiv und begann zu rennen. Ihre Schritte hallten durch die Dunkelheit der Gasse.

Des Winters Kälte zog durch das Leere der Dunkelheit. Totenstille um ihn herum. Er hatte getan weshalb er hier war. Mit Geleit der Schatten und eingehüllt in Finsternis, zog sich der Mann mit schwarzem Hut zurück zu seinem Wagen.

Die Gasse bleibt in einem roten Fluss zurück. Das warme Nass sammelte sich in den Rinnsalen der Straße um dann gemeinsam in den Untergrund zu entschwinden, aus welchen es wohl gekommen war. Der Wärme entstammende Dampf kämpfte gegen die Winterkälte der Nacht. Eine kleine weiße flocke senkte sich durch das Pfeifen des Windes, der sich an den Kanten der Häuser brach und landete ohne Ton auf dem roten Fluss. Die Hitze, des noch warmen klebrigen Saftes, schmälzte diese ein und ließ es einen Teil von ihm werden. Langsam, ohne Geräusch, legten sich noch weitere weiße Kristallformen auf den schwebenden Tod in der Gasse. Behutsam bedeckte der Himmel Stück für Stück das Geschehen der Nacht. Wie eine behütende Decke legte sich ein weißer Bund über die Gasse, die Körper und das Blut.

Kein Ton. Kein Wort. Keine Seele. Nur die Stille und Einsamkeit. Einzig als Zeuge der Wind selbst, der Mond und die Sterne bis der Tag ein Licht auf alles bringen würde.

Lebender Schatten

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