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Wandern mit Kindern

Wandern – Die Touren in diesem Buch sind nicht alles Spaziergänge, da es durchaus einige Höhenmeter zu überwinden gilt und die Wege teilweise recht steil sind. Dafür sind aber die Ausblicke schöner, die Natur einsamer – und das Erfolgserlebnis ist für alle Beteiligten größer als bei einem Spaziergang in der Ebene. Man muss kein Bergsteiger oder Klettersteigprofi sein, um die hier vorgestellten Hütten zu erreichen. Alle Wege sind ungefährlich und auch für Ungeübte zu schaffen. Und eines zeichnet alle Touren aus: Sie sind kinderwagengeeignet!

mit – Die Touren machen nur Sinn und vor allem Spaß, wenn man alles mit den Kindern macht. Angefangen bei der Planung über die Auswahl der Ausrüstung und die Geschwindigkeit beim Gehen bis hin zu den Aktivitäten am Berg.

Die Auswahl der Tragehilfen sowie der Wanderausrüstung sollte mit größter Sorgfalt vorgenommen werden. Wenn die Gummistiefel auf felsigem Untergrund rutschen, die Jacke den Regen nicht abhält oder die Sonne das Kind im Kinderwagen blendet, steht die Tour schnell unter einem schlechten Stern.

Kindern – Unsere damals nur zwei Wochen alte Tochter hat ihre erste Tour ebenso unbeschadet überstanden wie ihr Bruder im Kleinkindalter. Ein Baby kann zwar unkomplizierter im Kinderwagen geschoben werden, erfordert aber ein Mehr an Mitdenken, wenn es um die Kältecreme, das Wickeln und die Stillpausen geht. Die Größeren müssen zwar meist mehr im Zaum gehalten werden und erfordern mehr Aufmerksamkeit, können aber dafür selbst gehen und wissen genau, wann sie Hunger oder Durst haben oder eine Pause brauchen.

Welche Tour sollte man wählen?

Für den Einstieg und für Ungeübte (insbesondere mit Kinderwagen) empfiehlt sich zunächst eine Tour mit wenigen Höhenmetern, die bei den Anforderungen in der Infobox als »leicht« beschrieben ist. Alle Touren sind mit Kinderwagen und Rucksacktrage im Sommer wie im Winter getestet. Es wurden nur diejenigen aufgenommen, die auch wirklich für die ganze Familie geeignet sind. Eine gewisse körperliche Fitness wird natürlich vorausgesetzt.

Mit Kindern unterwegs

Ist man mit kleinen Kindern unterwegs, kommen nur einfache, kurze Wegstrecken in Betracht. Aus diesem Grund sind hier nur Touren aufgeführt, bei denen das Ziel in etwa einer Stunde zu erreichen ist. Rechtzeitige Pausen mit Brotzeit und Trinken sind ein Muss. Die Gehzeit bei Ausflügen mit Kindern ist um ein Vielfaches höher als die am Berg angegebenen Zeiten. Schon das Packen und das Fertigmachen am Ausgangspunkt dauern mit Kindern länger. Die in der Infobox bei den Touren angegebenen Gehzeiten beziehen sich auf die gesamte Gehzeit, also Hin- und Rückweg zusammen.

Tragehilfen und Kinderwagen

»Wie kommt man hoch?« Bei dem Schwierigkeitsgrad der in diesem Buch vorgestellten Touren ist dies eher nicht das Problem, die Frage muss vielmehr lauten: »Wie bekommt man den Nachwuchs hoch?«


Durstlöscher – auch zum Nachfüllen – nicht vergessen

Kinderwagen

Der Vorteil eines Kinderwagens ist, dass das Kind schlafen oder sitzen, sich warm in Decken kuscheln oder sich unter dem Sonnenschutz vor der Sonne verstecken kann. Vor allem für die noch empfindlicheren Säuglinge unter einem halben Jahr ist der Kinderwagen daher ideal. Auf unebenen Wegen steht der Wagen stabil und selbst im tiefsten Winter kommt man gut über Eis und Schnee, wenn der Weg geräumt wurde. Bei steileren und unebeneren Wegen kommt man mit dem Kinderwagen eher schlecht voran. Daher sollte man für das erste Mal auf jeden Fall eine leichte Tour wählen. Der Kinderwagen sollte vorne keine flexiblen Räder haben, die sich bei jedem Stein oder Schneehügel quer stellen.

Buggy

Der Buggy ist nur für reine Asphalt- oder Kurztouren geeignet. Er ist zwar in der Regel leichter und wendiger als der Kinderwagen, zugleich aber auch wackeliger, der Reifendurchmesser ist kleiner (man taucht in alle Mulden ein) und die Reifen sind meist aus unflexiblem Hartplastik.

Rucksacktrage

Eine Rucksacktrage ist für das Transportieren von Kindern, die schon sitzen können, in den Bergen ideal. Die Kinder sitzen gerne auf dem Rücken von Mama oder Papa und haben beste Sicht. Auch Schlafen ist kein Problem. Der Träger der Rucksacktrage kommt auch über steiles und unwegsameres Gelände. Dank des stabilen Rahmens kann man die Kleinen jederzeit zum Pausemachen abstellen – aber unbedingt immer festhalten! Meist bieten die Rucksacktragen auch Stauraum für Windeln, Ersatzkleidung, Brotzeit etc. Ein weiterer Vorteil gegenüber dem Tragetuch ist der trockene Rücken durch das Rückennetz. Bitte unbedingt darauf achten, dass die Kleinen komplett vor Sonne geschützt sind und im Winter die Füße und Hände warm bleiben. Bei Temperaturen unter –2° C besteht angesichts der geringen Durchblutung beim Sitzen Erfrierungsgefahr, vor allem an den Füßen.

Tragetuch

Im Tragetuch sitzen vor allem kleine Kinder, die noch nicht selbstständig sitzen können, besser. Der Rücken wird (bei richtigem Binden) optimal gestützt. Die Spreizhockhaltung unterstützt die richtige Entwicklung der Hüften. Allerdings liegt das Tragetuch schweißtreibend am Körper an, man kann das Kind nicht schnell und unkompliziert abstellen und das Binden des Tuches erfordert Übung und ist aufgrund der Länge der Tücher oft unkomfortabel. Ebenso fehlt zusätzlicher Stauraum. Es gibt allerdings mittlerweile leichte Tragesysteme aus Stoff, die alle Vorteile des Tragetuches haben, aber viel leichter anzulegen sind. Die beste Informationsquelle ist hier im Moment noch das Internet.


Auch für die Eltern winkt ein Durstlöscher am Ziel.

Schlitten

Über den Einsatz eines Schlittens nachzudenken, lohnt nur, wenn wirklich viel Schnee liegt, und zwar auch auf dem Wanderweg selbst. Ein Zweisitzer für Kleinkinder und Babys mit anmontierter Lehne macht den Rückweg nach der Einkehr für alle lustiger und schneller. Ein kleines Glöckchen am Schlitten warnt Wanderer auf dem Weg. Beim Ziehen auf Eis wird es jedoch schnell wackelig und bei viel Schnee bleibt man leicht hängen und der Schlitten samt »Fracht« kippt um. Auch im Winter muss an Sonnenschutz für die Kleinen auf dem Schlitten gedacht werden. Alle Touren sind mit einem Rodelhinweis in der Randspalte versehen.

Ausrüstung und Gepäck

Sinnvolle Ausrüstung und Gepäck hinsichtlich Qualität und Quantität ist neben der Wahl der richtigen Tragehilfe das A und O beim Wandern mit Kindern.

Rucksack

Ein guter Rucksack gehört zur Grundausstattung in den Bergen. Wichtig sind vor allem eine ausreichende Luftzirkulation am Rücken, ein wasserdichtes Außengewebe und genügend Packvolumen. Nicht nur der Proviant muss Platz finden, sondern auch der Regenschutz, eventuell Wickelzeug und Spielsachen sowie Karte oder Fernglas.

Campinghocker

Gerade bei flachen, leichten Wegen, insbesondere an Flüssen entlang oder um Seen herum, wo es für die Kleinen viele Spielmöglichkeiten gibt, ist diese klappbare, leichte Sitzgelegenheit ein echtes Plus.

Gamaschen

Gamaschen können praktisch sein, um Schnee oder auch Matsch aus den Schuhen und von den Hosenbeinen fernzuhalten. Auch gegen im Gras lauernde Zecken bieten sie einen gewissen Schutz.

Wanderstöcke

Wanderstöcke können Auf- und Abstieg sehr erleichtern, insbesondere beim Tragen der Kinder geben die Stöcke guten Halt und entlasten spürbar Knie und Rücken. Die meist dreiteiligen, ineinanderschiebbaren Stöcke sind zudem auch in der Ebene leicht am oder im Rucksack verstaubar.


Die urige Gschwendtner-Alm mit Viehtränke

Kleidung

Bei der Kleidung von kleinen Kindern, die geschoben oder getragen werden, sollte unbedingt bedacht werden, dass diese sich nicht bewegen. Sie brauchen also vor allem im Winter mindestens eine Schicht mehr Kleidung als die Wanderer. Besonders die Füße und Finger sollten zwischendurch immer wieder kontrolliert werden, um einer Unterkühlung oder gar einer Erfrierung vorzubeugen. In Frühjahr, Sommer und Herbst empfiehlt es sich, immer Regenkleidung mitzunehmen. Bei Sonnenschein sollten die Kinder stets komplett bedeckt sein, um einen Sonnenbrand zu vermeiden, ein Kopfschutz schützt vor Sonnenstich. Im Kinderwagen spendet ein Sonnenschirm oder ein Tuch den Kleinsten zusätzlichen Schatten von Kopf bis Fuß.

Essen und Trinken

Wie für Erwachsene ist auch für Kinder ausreichendes Trinken beim Wandern sehr wichtig und sollte in keinem Rucksack fehlen. Mit Broten, Obst und vielleicht sogar ein paar Gummibärchen oder Keksen kann man nicht nur den kleinen Hunger zwischendurch stillen, sondern auch quengelige Kinder ablenken.

Grödel

Wenn man im Winter unterwegs ist, kommt man um die Anschaffung eines Paares Grödel fast nicht herum. Mit Grödel hat man mit Kind am Rücken oder im Wagen auch auf vereister Strecke einen sicheren Halt. Die meist vierzackigen Grödel sind leicht an jedes Schuhwerk zu schnallen und haben beim Tragen im Rucksack ein geringes Gewicht.

Steigeisen

Steigeisen sind der große Bruder der Grödel mit sieben bis zwölf Zacken und können genauso wie Grödel verwendet werden. Bei einer Neuanschaffung sind Grödel jedoch günstiger und am Berg leichter zu transportieren. Zudem benötigt man für Steigeisen steigeisenfestes Schuhwerk, um einen guten Sitz zu gewährleisten.


Sanft steigt der Weg zur Wildbichleralm an.

Unterhaltung für die Kleinen:
Spiele und Ablenkung am Wegesrand

Die Natur liefert auf der Tour zahlreiche Spielideen. Es kann sich allerdings auszahlen, wenn man bereits beim Packen des Rucksacks an »Forscherutensilien« wie z.B. einen Becher zum Wasserschöpfen, ein Fernglas oder ein Taschenmesser gedacht hat. Wasser zieht Kinder magisch an und man kann Stunden, wenn nicht Tage damit überbrücken. Vom Baden in Fluss oder See über den eigenen Staudamm im Bach bis hin zu Ast- und Laubbooten unter Brücken sind hier der Fantasie keine Grenzen gesetzt.

Auch mit Steinen lassen sich prima Türme, Staudämme oder Bodenmarkierungen bauen. Als Andenken bietet es sich an, einen besonders schönen Stein mit nach Hause zu nehmen und dort mit einem kleinen Klebestreifen zu beschriften, so kann man auch nach 20 Jahren noch die Erinnerung an den Fundort auffrischen.

Laub eignet sich, besonders im Herbst, hervorragend zum Sammeln. Die herbstlich bunt leuchtenden Blätter, die auch im Rucksack nicht ins Gewicht fallen, eignen sich gut geputzt an verregneten Wochenenden ideal zum Basteln.

Mit Ästen und kleinen Stämmen (nicht absägen) kann man tolle Unterschlupfhöhlen zimmern, Naturmikado spielen oder in den größten Erdlöchern herumstochern. Ein provisorischer Wanderstock macht allen Kindern Spaß.

Fast immer hilft einem auch die Natur selbst, die Tour spannend zu gestalten: eine Klamm mit einem tosenden Bergbach, ein Wasserfall, der in die Tiefe stürzt, eine saftige Wiese mit zu bestimmenden Blumen oder gar ein Höhleneingang, der mit der Taschenlampe erforscht wird.

Die Kunst, Vögel am Gesang zu erkennen, beherrschen vermutlich nur noch die Wenigsten. Tiere in der freien Natur zu beobachten und zu bestimmen, ist ebenso eine spannende Ablenkung.

Und nun viel Spaß beim Wandern!


Brotzeit auf der Doaglalm

Wanderungen mit dem Kinderwagen Bayerische Hausberge

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