Читать книгу Der Name seiner Mutter - Roberto Camurri - Страница 7

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An einem Tag im Juli wird er zum Mittagessen nach Hause kommen, es wird heiß sein, der Horizont eine flüssige Linie unter einem unscharfen Himmel.

Er wird die Tür öffnen und seine Frau vor sich stehen sehen, die blassen Hände zusammengepresst, das ganze Blut ins Gesicht gestiegen, die Augen weit aufgerissen, im Flur erstarrt wie von einem Bann getroffen.

Sie wird barfuß sein, und unter ihr, zwischen ihren Füßen, wird sich eine nasse Lache auf dem Boden ausbreiten; er wird einen Moment lang reglos verharren, die Zeit wie eingefroren.

Alles wird gut gehen, wird er sagen und staunen, wie ruhig seine Stimme klingt, wie sehr er sich in Panik fühlt.

Alles wird durch ihrer beider Hände gehen, durch die Sonne und die Hitze, die durch die offen gebliebene Tür hereindringt, durch dieses Haus, diesen Hof, ihr Leben bis zu diesem Augenblick.

Ihre Erinnerungen werden vorbeiziehen, die stummen Mittag- und Abendessen, ihr lustloser Sex, die Küsse, die sie sich nicht gegeben haben werden und die aus Angst gegebenen.

Der Motor des R4 wird aufheulen vor den Reihern, die vor ihr auffliegen, während sie tief atmet und sich mit den Händen am Griff festklammert, vor ihm, der immer weiter lacht und sich sagt, dass er endlich damit aufhören muss, hier auf dieser verlassenen Straße, mitten in dieser unendlichen Ebene mit ihren leuchtenden Farben, in der Sommersonne, die das Blau des Himmels verblassen lässt über ihren Köpfen, über Fabbrico.

Sie wird sich den Bauch halten, wird sagen, es tut weh.

Er wird sie ansehen und sich erneut verlieben in dieses Gesicht, das endlich ohne Abwehr ist, verstört, aufgeregt, glücklich und ängstlich, rot und zitternd.

Er wird sich erneut in ihre Hände verlieben, diese Hände, die sich zärtlich durch die Türen des Krankenhauses führen lassen, vorbei an den Gesichtern der wartend herumstehenden Menschen. Er wird Gänge, Aufzüge und Zimmer betreten, die nach Desinfektionsmittel riechen, wird Augenkontakt zu ihr suchen, die ihn unter dem ruhigen Blick der Krankenschwestern zu vergessen scheint.

Sie werden ihr helfen, sich auf einem Bett auszustrecken, werden ihr sagen, sie solle ganz ruhig sein, und sie beide in einem Zimmer allein lassen.

Er wird nicht wissen, ob er aufstehen und das Fenster öffnen soll, ob er versuchen soll, den Rollladen herunterzulassen, damit die Sonne den Raum nicht aufheizt, ob er zu ihr gehen, sie streicheln, küssen und mit ihr sprechen soll.

Er wird entdecken, dass er nichts zu sagen hat, ihr nichts zu sagen hat, wird entdecken, dass er fortlaufen und vielleicht zurückkommen möchte, wenn alles vorbei ist.

Alles wird durch ihr Dortsein passieren, durch die Luft in diesem Zimmer, durch ihre Hände, die sich wiedergefunden haben, kommunizierende Röhren einer einzigen Energie.

Er wird sitzen bleiben.

Sie wird schreien, es tut weh, es tut wirklich weh, und aufstehen, mit Fäusten gegen die pastellfarbene Wand hämmern, so fest, dass die Schläge widerhallen, sie wird mit dem Kopf gegen ebendiese Wand rennen, wird brüllen und fluchen, wie er sie noch nie gehört hat.

Absurd wird sein, sie auf einer Krankentrage wegrollen zu sehen, sie sich im anderen Zimmer vorzustellen, jenseits der Wand, vor seinen Augen verborgen im glühend heißen Verstreichen dieses Tages, absurd wird sein, dass die Welt sich weiterdreht, dass die Arbeiter weiterarbeiten, dass jemand in einer Bar einen Espresso trinkt, jemand anderes gelangweilt zu Hause auf dem Sofa liegt.

Absurd wird sein, dass der Sommer weiter Sommer bleibt, absurd, dass kein Wind aufkommt und alles verbrennt.

Stundenlang wird er warten, wird zusehen, wie der Tag in den Abend übergeht.

Er wird warten, dass sich die Türe öffnet.

Er wird Lust und gleichzeitig Angst davor haben, sein Kind zu sehen, sie zu sehen.

Dann wird Stille eintreten und er wird zittern, sich dem Bett nähern, denken, dass keine Blumen da sind, keine Torte, keine Luftballons, die das Zimmer schmücken, er wird die vier Wände betrachten, wird sie kahl und traurig finden, er wird ihr Gesicht betrachten und denken, dass sie noch nie so schön war.

Er wird mit der Hand ihre Stirn berühren, wird sich auf dem Bett ausstrecken und sie wird ihm Platz machen, er wird still daliegen, das Kind zwischen ihnen, die Luft erfüllt vom Duft seiner Haut und seiner Haare, und schweigend weiter sein Kind betrachten, Pietro.

Der Name seiner Mutter

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