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A drink with Bobby Sands
ОглавлениеEin Jahr nach dem “Good Friday Agreement” Friedensabkommen von 1998 bestieg ich in meinem von Kotze gefickten Mantel und Talar ein Flugzeug Richtung Nordirland auf meiner Mission “A Drink with Bobby Sands”.
Nach drei Stunden Flug, Umsteigen in London Heathrow und Dauersuff war ich endlich in Belfast.
Im Flughafen war es dreckig, es stank nach schalem Bier und versiffter Hoffnung. Ich fühlte mich irgendwie zuhause, a sort of homecoming.
Auf der Fahrt mit dem Taxi zum Hotel fuhren wir an einem Friedhof vorbei, wo gerade eine martialische Prozession stattfand.
“A Republican died in a gunfire a week ago. It’s his funeral today“, klärte mich der Taxifahrer auf.
“God bless him and cheers,” erwiderte ich. Er gab mir einen Schluck aus seiner Pulle. Gin pur. “Welcome to Belfast!” Im Hotel checkte ich ein, ging in mein Zimmer, kotzte, schiss und machte mich frisch. Im hoteleigenen Pub trank ich ein Guinness und einen Gin, nicht nur für meine geistig-seelische Befindlichkeit, sondern auch für einen gesunden Magen-Darm-Trakt.
Neben mir sass ein Nordire, Adam, ich kam mit ihm ins Gespräch, er schaute immer wieder misstrauisch um sich. Ich konnte seinen Instinkt nachvollziehen, man weiss nie, wer hinter einem steht oder sitzt oder beides, schliesslich waren wir in Belfast. Er fragte mich, ob ich ihn am nächsten Tag an ein Gaelic-Football-Spiel, eine Mischung zwischen Rugby und Fussball, begleiten würde, es sei im Casement Park Westbelfast, nicht weit von hier. Ich willigte ein, freute mich und gab noch einen aus.
Am nächsten Tag fragte ich die Receptionistin, wie ich zum Casement Park käme. Sie erklärte mir den Weg und sagte noch was von “Good luck”.
“Yes, thanks, honey, see you after, God bless you!”, erwiderte ich mit einem Lächeln. Sie war ziemlich heiss. Ich machte mich auf den Weg. Armeehelikopter kreisten über mir und Crime Stoppers kamen mir entgegen. Ich bog links ab in die False Road, die über einen Checkpoint in ein Quartier mit Heckenschützen der britischen Armee führte. An den Wänden prangten die martialischen Gemälde der Märtyrer der IRA, die Hauseingänge waren zum Teil vergittert. Ich befand mich in einem Viertel einer der IRA-Hochburgen. Seit dem Friedensabkommen 1998 war es eine Splittergruppe der IRA, die Real IRA, die nun das Sagen hatte. Ich kam schliesslich zum Casement Park, es begann zu schneien, ich ging in einen Laden, kaufte mir einen Flachmann und fragte ganz nebenbei den Verkäufer, ob das Spiel zwischen Donegal und Belfast denn nicht stattfände.
“They don’t play,” sagte er gelangweilt.
“Schade, Scheisse, thanks und cheers,” sagte ich.
“Good luck”, erwiderte er...
Da war ich nun, es schneite mir auf die Glatze, ich fror mir den Arsch ab. Ich versuchte ein Taxi anzuhalten, es blieb beim Versuch, niemand nahm mich mit. Die Taxifahrer konnten mich nicht einschätzen, unrasiert wie ich war, mit schwarzem Seemannsmantel und schwarzen Winterstiefeln. Ich ging in ein Pub. Es war vergittert. Um Einlass zu erhalten, musste ich dreimal in einem dunklen Korridor an Türen mit Kameras klingeln. Die wussten warum, alle wussten und wissen das, ich auch. Ich war in einem IRA Pub, bestellte mir einen Gin, niemand sprach mit mir, alle schauten mich nur argwöhnisch an, das verstand ich gut. Es war ziemlich dunkel in dieser republikanischen Kaschemme. Ein Sonnenstrahl fiel plötzlich durch die Jalousien und warf ein mattes Licht auf das Konterfei von Bobby Sands an der Wand, dem Märtyrer der IRA, der im Hungerstreik für seine Überzeugung gestorben war. ‘A Drink with Bobby Sands’, erinnerte ich mich…
Ich soff aus, zahlte, bedankte mich und ging dann ins Hotel zurück. Ich machte mir so meine Gedanken, schade, dass ich den Kumpel vom Vorabend im Hotel-Pub nicht sah.
Ich war eine Woche in Nordirland, soff mit Nordiren und Nordirinnen, die mir ihre Geschichten erzählten, und unternahm Ausflüge mit Bus und Zug. Ich war am Giant’s Causeway. Eine Sage erzählt die Geschichte des Riesen Finn McCool, wie er die treppenartigen Basalttürme hinuntergestiegen war, um seine Geliebte auf den äusseren Hebriden Schottlands zu besuchen und zu ficken.
Ich war auch in der Grafschaft Armagh, einer Hochburg der IRA. Ich musste dort umsteigen, da ich besoffen, wie ich meist gewesen war, den falschen Bus genommen hatte. Eigentlich wäre die Ortschaft Crossmaglan nicht weit gewesen, ein IRA-Dorf, autonom, autark und unerschrocken. Davon zeugen Verkehrszeichen und Piktogramme mit der Warnung “Sniper ahead!” und “Beware of falling Helicopter!”
An meinem letzten Abend in Belfast ging ich ein Pub gegenüber meines Hotels.
Vorne sassen die Loyalisten, hinten waren die Republikaner, in der Mitte war ich…
Die Champions League lief, keine Ahnung mehr, wer spielte.
Plötzlich kamen fünf Männer rein, der eine fragte mich, wer denn spielen würde, ich sagte, keine Ahnung, meine Mannschaft sei nicht dabei. Ich sprach nicht von Celtic Glasgow. Anhänger von Celtic Glasgow zu sein, ist ein republikanisches Glaubensbekenntnis, da diese Mannschaft im Jahre 1888 in Schottland von den Iren gegründet worden war. Glaubensbekenntnisse sind in Belfast heikel. Einem Freund von mir wurde in Berlin von Fans der Glasgow Rangers ziemlich übel die Fresse eingeschlagen. Der Typ outete sich seinem grün-weissen Schal mit Kleeblatt and “Two In A Row” als glühender Anhänger von Celtic.
“How long do you stay in Belfast?”, fragte er weiter.
“Got to go back home tomorrow. To the madhouse, I suppose. Been there many times,” erwiderte ich mit einem Lächeln.
Die Jungs luden mich schliesslich in ein Pub ein. Beim Aussteigen fragte mich der eine, ob ich wüsste, wo ich da sei. Ich verneinte. Das Pub war in East Belfast, einem Loyalisten-Viertel, neben dem Pub war das Rekrutierungsbüro der UDA (Ulster Defense Army), Deckname auch Ulster Freedom Fighters. Jetzt war ich also bei den anderen. Auch dieses Pub war vergittert und mit martialischen Wandbemalungen von loyalistischen Freiheitskämpfern bedeckt.
Wir gingen rein, ich wurde allen vorgestellt. Ich fragte nach dem Scheisshaus, pisste, vergewisserte mich, dass man meine keltischen irischen Tätowierungen nicht sah, meine irischen Zigaretten versteckte ich auch, denn diese Jungs waren ganz sicher nicht gut auf die Iren zu sprechen.
Da sass ich nun, mitten in einer illustren Runde von Jungs, die eine andere Sicht der Dinge, ihre Geschichte hatten. Wir sprachen nicht über Politik, wir soffen, lachten und grölten, ein lustiger Herrenabend eben.
Einer von ihnen spielte Snooker. Er sei mal Weltmeister gewesen, wurde mir gesagt, er hatte schon ziemlich Schlagseite. Er sei eine Schande für East Belfast, sagte mir der Kommandant, sie würden dem nicht mehr lange zusehen. Ich spürte, was das zu bedeuten hatte. Wir sprachen natürlich auch übers Ficken, einer nahm seinen Sexanzeiger hervor und fragte mich, wer mir gefallen würde. Ich wählte eine Nutte aus, sie legten zusammen und begleiteten mich in einen Puff. Das nenne ich Gastfreundschaft!
Der Puff war eine Wohnung. Ich zählte drei Weiber, vier Freier, meine fünf Jungs und natürlich mich mit einem dicken Ständer in der Hose.
Eine Nutte mit dicken Titten und schiefen Zähnen schleppte sich gelangweilt aus einem Zimmer.
“Who’s next?” Die Jungs zeigten auf mich und grinsten sich einen ab.
“Come in.”
“Yes, ma’m.” Ich stiess sie aufs Bett, ihr Arsch mit einer Tätowierung eines keltischen Hochkreuzes ragte und stank mir entgegen, nahm ihren Tanga aus der Spalte und steckte meinen Dick durch ihre nach Ammoniak riechenden und verfilzten Schamhaare in ihre triefende Fotze, pumpte und steckte meinen von Fotzensaft getränkten Schwanz schliesslich in ihren Arsch.
“Faster!“, quiekte sie. “Fuck the shit off my arse, you fucking tourist.”
Mit einem Ave Maria spritzte ich schliesslich ab. Sie zog sich an und wollte für den geilen Arschfick noch einen Zehner mehr. Ich rief meine Jungs. Sie schauten die Schlampe an und flüsterten “no”.
Wir fuhren zurück ins Pub. Ich musste natürlich von meinem ersten wilden analen Ritt in Belfast erzählen, was ich mit genauer Gründlichkeit und noch ausser Puste dann auch tat...
Der Abend neigte sich dem Ende zu, ich gab noch einen aus, sie lehnten zuerst ab, ich bestand aber darauf.
Der Barkeeper sagte irgendwann unmissverständlich: “Last order, you stay, you don’t, you don’t, you stay.” Ich durfte bleiben. Wir soffen noch den edelsten Whisky, aber nicht mehr lange, sie brachten mich zum Hotel und gaben mir ihre Adressen. Ich gab ihnen meine nicht...
“Bye, bye, thank you very much, God bless.”
Ich schaute im Hotel auf die Uhr, beschloss packen zu gehen und die paar Stunden unter Aufsicht einer Receptionistin zu verbringen, damit ich nicht einschlief.
Sie nahm eine Flasche Whiskey hervor und schenkte mir ein.
“Thanks, Sweetheart!”
“Good luck.”