Читать книгу Reinkarnation - Kommen wir mehrmals auf die Welt? - Roland M. Horn - Страница 7
Gibt es ein Leben nach dem Tod?
ОглавлениеDiese Frage beschäftigt die Menschheit vermutlich schon, seit sie existiert. Bereits der Neandertaler kannte Begräbnisstätten, und in der Zeit des modernen Menschen haben sich mancherlei Kulte und Religionen gebildet, die sich speziell mit dieser Frage auseinandersetzen. Was ist eigentlich der Tod?
Erlischt mit ihm das Bewusstsein des Menschen, das möglicherweise seinen Sitz im sterblichen Gehirn hat und mit ihm zugrunde geht? Oder ist das Gehirn nur „Verwalter“ eines Bewusstseins, das nach seinem Tod zugrunde geht, während das Bewusstsein weiterlebt? Lange Zeit galt dieses Thema als ein naturwissenschaftliches Tabu, das nur in den Bereich der Religion gehört. Man kann glauben, dass eine unsterbliche Seele den Tod überdauert, man kann daran glauben, dass die Seele nach dem Ableben auf der Erde in einen „besseren Ort“ gelangt, oder dass die „Bösen“ oder wahlweise die „Gottlosen“ von einem strafenden Gott in einen Ort des ewigen Schreckens geschickt werden, oder dass der Mensch beispielsweise nach dem Tod „schläft“, um am Tag des Jüngsten Gerichts wieder aufzuerstehen.
Die Naturwissenschaft geht das nichts an. Sie überlässt die Frage gerne der Religion, denn sie selbst kann nicht „messen“, ob es ein Weiterleben nach dem Tod gibt. Umso erstaunlicher ist es, dass wir in den letzten Jahren immer öfter auch von naturwissenschaftlicher Seite Informationen zu diesem Thema erhalten.
So erschien beispielsweise in der Online-Ausgabe der Welt vom 25. April 2008 ein Artikel des Wissenschaftlers Rolf Froböse, der dem Themenbereich „Quantenphysik“ zugeordnet ist, aber den Titel „Die Seele existiert auch nach dem Tod“ trug.
(http://www.welt.de/wissenschaft/article1938328/Die_Seele_existiert_auch_nach_dem_Tod.html)
In diesem Artikel wird eingangs auf das bekannte Phänomen der „Nahtoderfahrungen“ Bezug genommen. Klinisch tote Menschen berichten oft, dass sie aus ihrem Körper austreten und nachdem sie einige Zeit lang die Vorgänge um sie beobachtet hatten, in einen Tunnel gezogen werden, an dessen Ende meist helles Licht erstrahlt. Oft wird Musik gehört, die so schön ist, dass sie nicht mit jenen Klängen verglichen werden kann, die je auf diesem Planeten gehört wurden – diese Musik gleiche „Engelsgesang“. Oft begegnen die klinisch Toten einem Lichtwesen oder toten Freunden bzw. Verwandten, die ihnen mitteilen, dass sie auf die Erde zurückmüssen, weil sie beispielsweise ihre Aufgabe noch nicht erfüllt hätten. Die „Seelen“, die diese Botschaften hören, sind nie begeistert von dieser Auskunft, ja sie scheint für sie einen Schock darzustellen. Sie empfinden den jetzigen Zustand als viel schöner als alles, was sie zuvor erlebt hatten – sie fühlen sich glücklicher als auf der Erde. Doch es hilft nichts: Die „Seelen“ müssen auf die Erde zurück, und unverhofft finden sie sich oft plötzlich in ihrem Körper – beispielsweise in ihrem Krankenbett oder am Unfallort – wieder.
In dem o.g. Artikel wird von den sonderbaren Erlebnissen des amerikanischen Chemikers James Grant berichtet. Grant war jahrelang in Deutschland in einem Max-Planck-Institut tätig. Das sonderbare Erlebnis, um das es gleich gehen wird, trug sich während seines Studiums zu, das er nicht nur in den USA, sondern auch in London durchführte. Grant wollte in einem Studentenheim ein Zimmer beziehen, doch es war keines mehr frei. Folglich blieb ihm nichts anderes übrig, als sich in eine Warteliste einzutragen. Doch überraschend schnell wurde doch noch ein Zimmer frei.
Eines nachts – er war noch nicht lange Bewohner dieser Räumlichkeit – wurde Grant kurz nach dem Einschlafen wieder wach. Im Schein einer Straßenlaterne sah er einen jungen Mann mit schwarzem, gelocktem Haar. Grant war erschrocken. Er fragte sich: „Hat sich ein Nachbar in der Tür geirrt?“ Grant sprach die Gestalt an, doch jene reagierte überhaupt nicht. Mit einem tieftraurigen Gesichtsausdruck blickte sie Grant an. Als jener das Licht einschaltete, war die Gestalt nicht mehr zu sehen. Grant ist sich absolut sicher, nicht geträumt zu haben, und so erzählte er am nächsten Morgen der Heimleiterin von der mysteriösen Geschichte. Er beschrieb ihr genauestens, wie der Mann ausgesehen hatte, den er in der Nacht sah. Die Heimleiterin suchte nun in ihrem Archiv und holte ein Foto heraus, dass sie Grant zeigte. Und tatsächlich: Der spätere Chemiker erkannte den Mann als die Gestalt wieder, die er nachts in seinem Zimmer gesehen hatte. Natürlich wollte Grant sofort wissen, wer dieser Mann gewesen ist, und mit bebender Stimme sagte die Heimleiterin, dass es sich um Grants Vormieter gehandelt habe, der erst kurze Zeit vor dem Ereignis Selbstmord begangen habe.
Froböse betont, dass es sich bei dem Zeugen dieses Erlebnisses um einen vertrauenswürdigen Naturwissenschaftler gehandelt habe, obwohl er zu bedenken gibt, dass das Ganze nach Halluzination klänge. Tatsächlich gibt es die sogenannten hypnagogen Visionen oder Halluzinationen, die auch bei Gesunden nach dem Einschlafen vorkommen können. Sollte es sich um eine derartige Halluzination gehandelt haben, bleibt allerdings die Frage offen, wieso Grant eine reale Person halluziniert haben kann, die er gar nicht kannte. Wenn es nicht der Geist des verstorbenen Vormieters war, den Grant sah, müsste trotzdem eine übersinnliche Erklärung wie „Hellsehen“ herhalten. Grant hätte dann auf übersinnlichem Wege erfahren, wie sein Vormieter ausgesehen hatte und dieses Bild halluzinierte er dann in der Phase des Einschlafens. Doch macht diese Erklärung tatsächlich mehr Sinn als jene, nach der er einen Toten, einen Geist, gesehen hat? Dazu kommt, dass ähnliche Geschichten, wie die Grants, zahllos sind.
Froböse erinnert an eine weitere merkwürdige Geschichte, die ein anderer Wissenschaftler erlebt hat. Es handelt sich um den Naturwissenschaftler und Theologen Emmanuel Swedenborg (1688 – 1772). Diese Geschichte ist vielfach bezeugt. Swedenborg hatte eines Abends eine Vision, nach der in seiner 450 Kilometer entfernten Heimatstadt Stockholm ein Feuer ausgebrochen sei. Dieses Feuer kam einige Häuser vor der Wohnung des Naturwissenschaftlers zum Stillstand. Später bezeugte ein Bote, dass die Katastrophe tatsächlich stattgefunden hatte – genauso, wie Swedenborg sie gesehen hatte.
Ein ähnliches Erlebnis hatte auch eine Großmutter des Autors: Sie erzählte eines Morgens, dass in der Nacht zuvor einer ihrer beiden Söhne, der im Zweiten Weltkrieg kämpfte, gefallen sei. Sie nannte den Ort, an dem er gestorben war und den exakten Todeszeitpunkt. Dabei war sie ganz ruhig und gefasst. Die Familie fragte sich, ob sie irgendwelche Halluzinationen ohne Wahrheitsgehalt hatte, doch am gleichen Tag kam ein Bote und überbrachte die Botschaft vom Tod meines Onkels. Der Bote nannte Zeit und Ort – und beides stimmte mit der Fernwahrnehmung meiner Großmutter überein. Der Bote war darüber verwundert, dass meine Großmutter keinerlei Anzeichen von Überraschung zeigte.
Derlei Erlebnisse gibt es vielfach. Skeptiker versuchen dieses Phänomen statistisch zu erklären: Sie stellen fest, dass insgesamt gesehen nur eine Minderheit der Mütter, deren Kinder im Krieg verstorben sind, derartige Erlebnisse hatten. Dies seien „statistisch zu erwartende Zufälle“. Doch diese „Erklärung“ beantwortet nicht die Frage, wie meine Großmutter Todesort und -zeitpunkt wissen konnte.
Vieles wird heutzutage mittels Statistiken erklärt oder besser „wegerklärt“. Doch Statistiken haben ihre Tücken. So drückt beispielsweise eine statistisch ermittelte Lebenserwartung in einer bestimmten Epoche aus, dass der Mensch in jener Zeit durchschnittlich nur, sagen wir, 40 Jahre, alt geworden ist. Aus dieser Statistik geht nicht hervor, dass es in jenem Zeitraum beispielsweise eine sehr hohe Säuglingssterblichkeit gab, die die Statistik nach unten verfälscht. Man kann aus einer solchen Statistik nicht schließen, dass der Mensch in einer solchen Epoche grundsätzlich nicht alt wurde, obwohl die Statistik dies auf den ersten Blick suggeriert. Anhand des Hilfsmittels „Statistik“ kann auch bewiesen werden, dass der Klapperstorch die Kinder bringt, denn gleichzeitig mit dem Rückgang der Storchen-Population gingen auch die Geburten zurück. Damit soll nicht gesagt sein, dass Statistiken grundsätzlich unbrauchbar sind, sondern es soll nur dazu angeregt werden, eine gewisse Vorsicht walten zu lassen. Und mittels einer Statistik übersinnliche Fernwahrnehmungen „wegerklären“ zu wollen, ist ganz sicher keine allzu seriöse Vorgehensweise.
Doch kehren wir nun zu Froböses Erkenntnissen zurück: Er weist darauf hin, dass eine Reihe von Physikern Erlebnisse wie Grant oder Swedenborg sie hatte, mittlerweile ernst nähmen. Genau gesagt, spricht Froböse in diesem Zusammenhang von Erlebnissen, die landläufig als übersinnlich gälten und vermutet eine hohe Dunkelziffer, denn viele Menschen hätten Angst, sie würden als unglaubwürdig abgestempelt werden, wenn sie mit ihren Erlebnissen an die Öffentlichkeit gingen. Physiker kommen nach Froböse zu dem revolutionären Schluss, dass es eine physikalisch beschreibbare Seele gibt! Und die Basis dieser Behauptung ist das quantenphysikalische Phänomen der Verschränkung.
Froböse bringt einen der größten aller Wissenschaftler ins Spiel: keinen Geringeren als Albert Einstein. Dieser stieß einst auf diesen seltsamen Effekt und nannte ihn „Spukhafte Fernwirkung“. Während sich Einstein nicht weiter mit diesem Phänomen beschäftigte, lieferte in jüngerer Zeit der Wiener Quantenphysiker Anton Zeilinger, Froböse zufolge, den experimentellen Nachweis dafür, dass dieser Effekt tatsächlich existiert. Ein weiterer Wissenschaftler, der Froböses Indizienkette stützt, ist der Quantenphysiker Professor Hans-Peter Dürr, einstiger Leiter des Max-Planck-Instituts in München. Er ist heute der Meinung, dass der Dualismus (also die Zweiteilung) kleinster Teilchen sich nicht auf die subatomare Welt beschränkt, sondern allgemeingegenwärtig ist. Wie es einen Welle-Teilchen- Dualismus1 gibt, der sich insbesondere am Beispiel des Lichts festmachen lässt, das scheinbar in zwei gegenteiligen Formen – nämlich als elektromagnetische Welle als auch als Teilchen – auftreten kann, gäbe es nach Dürr einen Dualismus von Leib und Seele. Dürr ist, wie wir von Froböse hören, der Auffassung, dass es einen universellen Quantencode gibt. In diesen Quantencode soll die gesamte lebende und tote Materie eingebunden sein. Und dieser soll sich seit dem Urknall über das gesamte Universum erstrecken. Konsequenterweise glaubt Dürr auch an ein Leben nach dem Tod. Das, was wir „Diesseits“ nennen, sei im Grunde die „Schlacke“, die Materie, eben das, was greifbar ist. Das „Jenseits“ sei dabei das Übrige, die „umfassende Wirklichkeit, das viel Größere“.
Froböse weist darauf hin, dass diese Ideen nicht ganz neu sind, denn bereits der Psychologe und Psychiater Carl Gustav Jung habe ab 1947 einen geschäftigen Briefwechsel mit dem bekannten Physiker Ernst Pauli geführt und nach einer physikalischen Deutung so genannter Synchronizitäten gesucht. Hinter diesen „Synchronizitäten“ verbergen sich „Zufälle“, bzw., zeitnah aufeinander folgende Erlebnisse, die nicht über eine Kausalbeziehung verknüpft sind (das eine also nicht die Ursache des anderen ist), vom Beobachter allerdings als „sinnhaft“ und logisch empfunden werden. Leider wurde der lebhafte Briefwechsel zwischen Jung und Pauli bezeichnender Weise ein halbes Jahrhundert lang nicht ernst genommen. Froböse spekuliert, dass die Vorstellung, Seelenzustände und die unbelebten Welten seien miteinander verknüpft und wirkten aufeinander, der Forscherelite für eine ernsthafte Diskussion zu verwegen gewesen sei.
Der Heidelberger Physiker Professor Markolf H. Niemz glaubt, wie Froböse berichtet, dass beim Tod eines Menschen die Seele dessen Körper mit Lichtgeschwindigkeit verlässt. Niemz beschäftigt sich intensiv mit der Nahtodforschung. Diese „Sterbeerlebnisse“, wie weiter oben beschrieben, und insbesondere das Licht, das die Sterbenden am Ende des Tunnels sehen, vergleicht Niemz mit einer simulierten Reise in einem Raumschiff, das beinahe Lichtgeschwindigkeit erreicht. Bei jener entstünde durch den sogenannten Searchlight-Effekt der Eindruck, als bewege sich alles von vorn auf den Beobachter zu. Vergleichbar mit diesem Effekt ist jener, der entsteht, wenn ein Autofahrer bei der Fahrt durch Schneegestöber unterwegs ist. Auch wenn die Seele den Körper verlasse und sich durch den Tunnel bewege, käme es zu einer Bündelung der Lichtstrahlen von vorn. Gleichzeitig erscheinen die übrigen Teile des Alls mit Erreichen der Lichtgeschwindigkeit immer dunkler. Bei einem solchen Effekt müsse der Betroffene unweigerlich das Gefühl haben, durch eine dunkle Röhre hindurch in eine strahlende Lichtquelle am Ende des Tunnels zuzusteuern.
Natürlich ist dem Autor nicht unbekannt, dass diese Nahtoderlebnisse umstritten sind. Oft werden sie durch Halluzination erklärt, die durch Sauerstoffmangel im Gehirn entstehen, oder es wird die Ausschüttung eines Hormons ähnlich der Endorphine angenommen, die während des Sterbens des Gehirns ausgeschüttet werden und dem Sterbenden den Eindruck eines schönen Erlebnisses vermittelt, um den bevorstehenden Tod zu erleichtern. Schließlich ist der betroffene Mensch zwar klinisch tot, sein Herz hat also aufgehört zu schlagen, aber er ist noch nicht biologisch tot, denn mittels eines EEG können noch Aktivitäten im Gehirn gemessen werden.
Ein Problem gibt es freilich, wenn man von solchen Erklärungen ausgeht: Bei vielen derartigen Berichten nehmen die Personen, die eine Nahtod-Erfahrung durchmachen, Dinge wahr, die sie gar nicht gesehen haben können. Sie beschreiben beispielsweise, während sie über ihrem Körper schweben, eine Handlung, die von einer Person durchgeführt wird, die erst nach dem Ende der Herztätigkeit auf der Bildfläche erschien und können nach erfolgreichen Wiederbelebung Person und Handlung genau beschreiben. Als alternative Erklärung müsste man sich auch hier wieder mit einem übernatürlichen Phänomen, nämlich dem des Hellsehens, anfreunden, die aber das Geschehene nicht zwangsläufig plausibler erklärt als die Vorstellung, dass die Seele den Körper tatsächlich verlassen hat.
Froböse bringt in seinem Artikel einen weiteren Wissenschaftler ins Spiel: Christian Hallwag, der sich nach Abschluss seines Physik- und Medizinstudiums am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen seit vielen Jahren mit der wissenschaftlichen Erforschung der Hirnfunktionen beschäftigt und der ebenfalls vom Quantenzustand des Geistes überzeugt ist. Er sagt: „Die Eigenschaften des Gehirns entsprechen haargenau denjenigen Charakteristika, die die äußerst rätselhaften und wunderlichen Erscheinungen der Quantenwelt auszeichnen.“
Froböse zitiert weiter den weltbekannten amerikanischen Physiker Professor John A. Wheeler, der sagte: „Viele Physiker hoffen, dass die Welt in gewissem Sinne doch klassisch sei – jedenfalls frei von Kuriositäten wie großen Objekten an zwei Orten zugleich. Doch solche Hoffnungen wurden durch eine Serie neuer Experimente zunichtegemacht.“
Froböse zieht nun auch noch den britischen Kernphysiker und Molekularbiologen Jeremy Hayward von der Universität Cambridge heran, der sagte: „Manche durchaus noch der wissenschaftlichen Hauptströmung angehörende Wissenschaftler scheuen sich nicht mehr, offen zu sagen, dass das Bewusstsein neben Raum, Zeit, Materie und Energie eines der Grundelemente der Welt sein könnte.“
Ist das menschliche Bewusstsein also tatsächlich nicht nur ein chemischer Vorgang, der vom individuellen menschlichen Gehirn erzeugt wird, sondern, wie Hayward es ausdrückte, „eines der Grundelemente der Welt“? Letzterer kommt jedenfalls zu dem Schluss, dass das menschliche Bewusstsein möglicherweise sogar grundlegender als Raum und Zeit sei!
Die buddhistisch-hinduistische „Naturphilosophie“ sieht dies übrigens interessanter Weise ebenfalls so. Doch kommen wir wieder auf Froböse zurück. Dieser resümiert: „Sollten sich die Thesen der Avantgarde unter den Physikern in nachfolgenden Forschungen bestätigen, dürfte dies unser Weltbild maßgeblich beeinflussen. So würden sich Naturwissenschaft und Religion fortan nicht mehr als Gegensätze gegenüberstehen. Vielmehr könnten sie sich komplementär ergänzen – geradewegs wie der rechte und der linke Schuh des Menschen.“
Froböse, der der Autor des Buches „Die geheime Physik des Zufalls, Quantenphänomene und Schicksal“ (Norderstedt 2008) ist, äußert sich auf der Internetseite der evangelischen Wochenzeitschrift Glaube und Heimat in einem Artikel mit dem Titel Zwei Seiten einer Medaille“ zu Wort. (http://www.guh-cms.de:8001/guw/blickpunkt/11-2009, Zugriff am 22.03.2009, später unter http://www.mitteldeutsche- kirchenzeitungen.de/2009/03/12/zwei-seiten-einer-medaille/zu finden. Zugriff am 07.03.2010)
Die dort eingangs gestellte Frage ist, ob die Wissenschaft einen Brückenschlag zur Religion anbieten kann. Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Zitat des oben erwähnten Professors Dr. Hans- Peter Dürr, der sagte: „Du kannst nicht von Gott reden, weil Gott eigentlich das Ganze ist. Und wenn er das Ganze ist, dann schließt es Gott mit ein.“ Dieses Zitat legt zugleich eine pantheistische und panentheistische Weltanschauung nahe, nach der die Gottheit bzw. „das Göttliche“ in allen Erscheinungen der Welt zu sehen ist. Somit vertritt der Pantheismus2 respektive Panentheismus3 die Ansicht, dass das Universum gleichbedeutend mit Gott sei. Dies schließt den Glauben an einen personalen Gott aus. Das evangelische Wochenblatt scheint allerdings kein Problem mit dieser Aussage zu haben.
In diesem Artikel wird das Verschränkungsprinzip mit folgenden Worten anschaulich erklärt: „Ändert ein Teilchen seinen Zustand, so erfolgt diese Änderung wie durch Geisterhand zum exakt gleichen Zeitpunkt auch bei dem anderen mit ihm verschränkten Teilchen. Diese Verschränkung bleibt auch dann erhalten, wenn die Wechselwirkung weit in der Vergangenheit zurückliegt und die beiden Teilchen weit voneinander entfernt sind.“
Große Teile des Universums seien dem naturwissenschaftlichen Mainstream zufolge mit dem vor 13,7 Milliarden geschehenen Urknall miteinander verschränkt. Froböse schreibt, dass diese „fundamentale Eigenschaft des Universums“ „dramatische Auswirkungen auf jedes einzelne Individuum“ habe. Dies liege darin begründet, dass der Körper der Menschen aus Organen, Zellen und Molekülen besteht, die wiederum von atomaren Teilchen gebildet würden. Diese Teilchen hätten auch Wellencharakter, woraus sich folgern ließe, dass auch unser Gehirn über Welleneigenschaften verfüge. Somit kommt Froböse zu dem Ergebnis, dass Teile der belebten und der unbelebten Welt miteinander verschränkt seien und auf subtile Weise miteinander kommunizierten.
Froböse verweist auf ein Physikerteam aus Genf unter der Leitung von Professor Nicolas Gisin, das im August 2008 zum ersten Mal die Geschwindigkeit des Informationsaustauschs zwischen zwei verschränkten Teilen messen konnte. Es errechnete, dass die Ausbreitungsgeschwindigkeit der spukhaften Fernwirkung mindestens 100.000-mal größer sein muss als die Lichtgeschwindigkeit. Das hieße, dass die wirkliche Ausbreitungsgeschwindigkeit der spukhaften Fernwirkung unendlich schnell und damit simultan erfolgt.
Der englische Quantenphysiker Terence Graham Rudolph vom Londoner Imperial College kommentiert diese Erkenntnis wie folgt: „Das Ergebnis zeigt, dass in der Quantenphysik das in unserer Vorstellungskraft herrschende Raum-Zeit-Gefüge überschritten wird.“
Froböse drückt diese Erkenntnis so aus: „Die Konsequenzen des Versuches könnten die Fugen unseres Weltbildes nicht minder dramatisch erschüttern wie zur Zeit der kopernikanischen Wende. So wird bereits darüber spekuliert, dass das Verschränkungsprinzip der Quantenphysik eine Pionierbrücke zwischen der Wissenschaft und der Spiritualität schlagen könnte.“
Froböse zitiert einen weiteren Wissenschaftler, der zu der Erkenntnis gekommen ist, dass die Quantenverschränkung den Beweis dafür darstellt, dass Geist und Seele den Körper überdauern können. Es handelt sich um den 1939 in New York geborenen Jack Scarfatti4, einen US-amerikanischen theoretischen Physiker und Autor von populären Werken über Quantenphysik und Bewusstsein. Scarfatti ist der Überzeugung, dass das Paradigma, das Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften trennt, in nicht allzu ferner Zeit zusammenbrechen wird. „Nichts“, so sagt er, „geschieht im menschlichen Bewusstsein, ohne dass irgendetwas im Universum darauf reagiert. Mit jedem Gedanken, jeder Handlung beschreiben wir nicht nur unsere kleine Festplatte, sondern speichern auch etwas im Quantenuniversum ab, das unser irdisches Leben überdauert.
Froböse sagt: „Sollten sich die Theorien der Quantenphysiker in weiteren Versuchen bestätigen, dann würden sich auch Naturwissenschaft und Religion fortan nicht mehr als Gegensätze gegenüberstehen. Vielmehr könnten sie sich als komplementär ergänzen – geradewegs wie die zwei Seiten ein und derselben Münze.“
Es sieht tatsächlich danach aus, dass das oben beschriebene naturwissenschaftliche Tabu am Bröckeln ist, und wir müssen uns fragen, ob Religion und Wissenschaft tatsächlich so weit voneinander entfernt sind, wie es bisher angenommen wird. Können religiöse und spirituelle Vorstellungen von der Wissenschaft bestätigt werden? Es scheint nicht mehr ausgeschlossen zu sein.
Ein interessantes Experiment, das im Fernsehen übertragen wurde, stellt einen weiteren interessanten Hinweis auf ein Weiterleben nach dem Tod dar. Nur steht in dieser Geschichte kein Wissenschaftler im Mittelpunkt, sondern ein Spiritist: Arthur Ford. Über ihn sagt Professor Jerome Ellison von der Universität New Haven: „Arthur Fords Bedeutung für die Wissenschaft liegt darin, dass er die bis heute sichersten Beweise für Kontakte mit dem Jenseits geliefert hat. Sein Weltruf gründet sich auf die Aussagekraft seiner Botschaften von ‚drüben’. Wie ich selbst vermögen Tausende von Menschen zu bestätigen, dass die von ihm übermittelten Nachrichten ganz persönliche Informationen enthielten, deren Inhalt nicht zuvor abgesprochen worden sein konnte. Und die nur von dem Verstorbenen selbst ausgehen konnte.“ (Ford o. J., Rückklappentext.)
Arthur Ford war ein Trance-Medium, durch das während seiner Sitzungen ein „Kontrollgeist“ namens „Fletcher“ sprach. Fletcher war eines Tages, als Ford während einer Séance in Trance war, auf diese Weise erschienen und hinterließ eine Botschaft für Ford: Er werde von nun an sein Kontrollgeist sein. In den folgenden Sitzungen nahm „Fletcher“, der durch Ford sprach, den Kontakt mit den Toten auf. Oft warf er irgendwelche Namen in den Raum und sagte, dass ein Verstorbener Kontakt mit ihm aufnehmen wolle. Die Kontaktaufnahme war nicht immer einfach, denn der in einem frankokanadischen Dialekt sprechende „Kontrollgeist“ beklagte sich oft darüber, dass seine Partner im Jenseits die Botschaften, die er weitergeben sollte, zu schnell sprachen, was nach Fletcher (d. h. Ford in Trance mit dem französisch-kanadischen Akzent) zu Verständigungsschwierigkeiten und Irrtümern führte, insbesondere bei der Weitergabe komplizierter Eigennamen. Dies bedeutete Zeitverlust, und der spielte eine große Rolle, weil Ford nicht unendlich lange in Trance bleiben konnte. So misslang schon einmal die eine oder andere Séance. Ford berichtet auch von Vokabularschwierigkeiten und einer hektischen Sprachweise, die bei Fletchers Vermittlungen auftraten und ihn störten.
Ansonsten schien „Fletcher“ recht zuverlässig zu sein. Einmal hatte ihm ein gewisser Carlson aus dem Jenseits vermittelt, dass er eine wichtige Botschaft habe, in der es um einen Farbigen namens Martin Luther ginge. Es gäbe einen schlimmen Plan. Ein Geistlicher namens „Martin Luther King“ solle sehr bald ermordet werden. Er sah jedoch nicht, wann der Mord stattfinden sollte. Fletcher erklärte, dass Carlson nur „einen Teil des Bildes“ sah. „Vorhersagen wie diese empfängt man nur in groben Umrissen, nur den Plan“. Ein Jahr später, am 4. April 1968, wurde der bekannte Bürgerrechtler Martin Luther King ermordet.
Als Beispiel für die Jenseitskontakte, die Flechter vermittelte, sei nur eins genannt: Die Person, die den Kontakt suchte, war Dr. Morris Edmund Speare, Philosophiedozent an der John-Hopkins- Universität in Baltimore. Er lehrte jahrelang an Harvard und war Lektor beim Verlag Oxford University Press. Seine Frau war Florence Lewis Speare, die 1965 starb. Zu ihren Lebzeiten war sie eine bekannte Dramatikerin.
Dr. Speare hatte sechs Sitzungen mit Ford: Die erste am 12. März 1966 und die letzte am 13. März 1968. „Die glaubwürdigen Aussagen und Botschaften, mit denen mich der Kontrollgeist Fletcher überschüttete, haben mein Leben verändert“, sagte Dr. Speare. Die Botschaften stammten in der Hauptsache von Speares Frau, seinen Eltern, seinen früheren Universitätslehrern von verstorbenen Kollegen, von Verwandten seiner Frau und von eigenen Verwandten. Es dauerte manchmal Monate, bis es Speare gelang, den Wahrheitsgehalt bezüglich bestimmter Botschaften zu finden, doch der überwiegende Teil erwies sich nach seiner Darstellung als Wahrheit.
Fletcher gab die Worte seiner Frau wieder, die sagte, dass hier jemand sei, der ihn kenne und dessen Name David Little war. Little war Kurator der Harvard-Theatersammlung. Er würde sagen, dass alle Stücke und Romane von Speares Frau wie auch ihre Briefe von G. B. Shaw, Lady Gregory, William Butler Yeats und bekannten Persönlichkeiten dieser Sammlung zugeführt werden sollen. „Er war Vorsteher von Adams House in Harvard, kanntest Du ihn?“, sagte die Frau durch Fletcher. Doch Speare musste verneinen. Er kannte diesen Namen nicht, und in seiner Zeit gab es in Harvard auch kein „Adams House“.
Speare sagt, dass während der Sitzung nur drei lebende Menschen wussten, dass die Kuratorin der Harvard-Theatersammlung ihn um Florence’ Bücher und Skripte gebeten hätten, dass diese für eine Florence-Lewis-Speare-Gedächtnis-Stiftung bestimmt waren und dass sie neun Tage nach der Séance nach Harvard gebracht wurden. Später bekam Speare von der Harvard-Kuratorin einen Dankesbrief, rief sie an und fragte sie, wer David Little war und welche Stellung er in Harvard hatte; ob er vielleicht Kurator der Harvard-Theatersammlung war. Das war er nun tatsächlich nicht, doch er wurde oft mit den Aufgaben eines Kurators betraut – und er war Direktor von „Adams House“ – einem Haus, das erst lange Zeit nach Speares Zeit in Harvard errichtet wurde.
„Fletcher“ wies Speare darauf hin, dass seine Frau in jüngeren Jahren Flora genannt wurde, in ihrer Jugend jedoch einen anderen Spitznamen gehabt habe: Jean. Er fragte Speare, ob er diesen kenne. Doch Speare wusste davon nichts. Er musste erst nachschauen. Später jedoch fand er Briefe aus der Zeit, in der seine Frau ein junges Mädchen war, aus denen unzweifelhaft hervorging, dass sie damals „Jean“ genannt wurde. Weiter äußerte „Fletcher“, dass Speares Frau ihm das Bild einer Ecke ihres Wohnzimmers zeigte. In der Mitte stand ein Tisch, und er sprach von einer Lampe mit einem rötlichen Schirm. Weiter sprach er von einem Sessel, der rechts davon stand und von den Bücherregalen, die in der Ecke dahinter standen. Aus einem anderen Blickwinkel würde, wenn Speare in diesem Sessel sitzt, er eine Fotografie seiner Frau vor sich sehen. Speare gab zu, dass dies eine genaue Beschreibung seines Wohnzimmers war. Er beharrte darauf, dass Ford dieses Wohnzimmer nie zu sehen bekommen hatte und dass nie jemand sie ihm beschrieben hätte. Speare hatte diese Wohnung erst nach dem Tod seiner Frau bezogen und schloss daraus, dass sie – nach ihrem Tode – oft in diesem Wohnzimmer war.
„Fletcher“ teilte Speare mit, dass dessen Frau sehr glücklich sei. Sie hätte Fletcher gesagt, dass sie mitbekommen hätte, dass Speare unentwegt schreibt. Tatsächlich arbeitete Speare gerade an einem Buch. „Fletcher“ teilte Speare mit, dass ein Mann namens Will Cuppy „hier drüben“ sei, der sich bei Speare darüber bedanken wollte, dass er sich seiner Arbeiten angenommen und sie veröffentlicht hat. Speares Frau hätte Cuppy nie akzeptiert und war der Meinung, dass er es nicht wert sei, sich mit ihm abzugeben.
Speare sagt dazu, dass Cuppy ehemaliger Lektor der New York Herald Tribune gewesen sei und mit ihm zwei Bücher machte: Die großen Mysteriengeschichten der Welt und Die großen Detektivgeschichten der Welt. Cuppy sei brillant und geistvoll gewesen, doch man hätte ihn ständig zur Arbeit treiben müssen; Cuppy sei ein Quartalssäufer gewesen, und Speare hätte großen Einfluss auf ihn gehabt.
„Fletcher“ überbrachte nun wieder eine Meldung von Speares Frau, die sagte, dass sie und er gemeinsam an einem dreihundertjährigen Gedenktag teilgenommen hätten und wie „Fletcher“ sagt, zeigte sie auf die Zahl 1936. Florence sagte, dass dies in jenem College stattgefunden habe, in dem die beiden sich kennengelernt hätten. Sie sollen sich damals mit jemandem unterhalten haben, der Speare grüßte. Sie beschrieb ihn als „ziemlich klein“ und als „ulkig aussehenden Mann“, der meistens hohe Knopfstiefel trug. Seinen Anzug beschrieb „Fletcher“ als schlotternd, zerknittert und fadenscheinig, er sei aus blauem Serge gewesen. „Fletcher“ übermittelte, dass es sich dabei um „Onkel Fritz“ gehandelt habe. Sein richtiger Name sei Frederick Robinson. Er würde „Fletcher“ ein Bild mit dem Titel Canterbury Tales zeigen und zitierte ihn mit den Worten: „Ich kannte deine Frau viel früher als dich.“ Dieser „Onkel Fritz“ sei in seiner Jugend ein begeisterter Bergsteiger gewesen und Fletcher übermittelte seine an Speare gerichteten Worte: „Ich bin überzeugt, dass Sie, da Ihr Interesse am Leben wiedererwacht ist und Sie die wahre Bedeutung des Daseins erkannt haben, wahrscheinlich so lange leben wie ich.“
Speare konnte bestätigen, dass seine Frau und er an der Gedenkfeier zum dreihundertjährigen Bestehen der Harvard-Universität teilgenommen hatten, die 1636 gegründet worden war. Speare hatte drei Kurse bei Dr. Robinson belegt, und er erinnerte sich auch daran, dass seine Frau einmal zu ihm gesagt habe, sie habe Robinson lange vor ihm gekannt. Speare wollte es aber noch genauer wissen: Er setzte sich mit seinem noch lebenden Neffen im Cambridge in Verbindung, der ihm tatsächlich schrieb, dass sein Onkel von Verwandten und Freunden „Onkel Fritz“ genannt wurde und dass er jahrelang Mitglied des Appalachian Clubs und in seiner Jugend Bergsteiger gewesen sei. Dieser „Onkel Fritz“ sei im Alter von 95 Jahren gestorben und hätte in seinen letzten Jahren seine Anzugtaschen als eine Art Aktentasche benutzt, in dem er alle persönlichen Papiere aufbewahre. Dieser Neffe schrieb auch, dass sein Onkel im hohen Alter maßgearbeitete Knopfstiefel trug. Fords Buch „Bericht vom Leben nach dem Tod“ enthält zahlreiche derartige Berichte, die wie die Sitzung mit Speare dort wörtlich wiedergegeben wurden.
Interessanter noch als diese Episoden erscheint mir das oben erwähnte Fernsehexperiment zu sein, das ebenfalls einige Hinweise dafür hervorbrachte, dass es ein Leben nach dem Tod tatsächlich gibt. Es war im Jahr 1967. Allen Spraggett, Redakteur für religiöse Angelegenheiten beim Toronto-Star, gab ein Buch über spiritistische Phänomene heraus. James Pike war Bischof der Episkopalkirche von Kalifornien und Verfechter fortschriftlicher Ansichten über tägliche Fragen des christlichen Glaubens. Nun waren die beiden zusammen mit Ford dazu eingeladen worden, im Fernsehen über Spraggetts Buch zu diskutieren. Vor dem Auftritt bat Pike Ford noch um eine private Séance. Ford schlug vor, diese Sitzung während der Fernsehsendung abzuhalten. Pike war einverstanden und ebenso die Verantwortlichen vom kanadischen Fernsehen. – Nun war „Fletcher“ also als Fernsehmoderator gefragt. Während dieser Fernseh-Séance meldeten sich „mehrere jenseitige Persönlichkeiten“, die Pike gekannt hatten. Am meisten suchte sein verstorbener Sohn Jim den Kontakt mit dem Bischof.
Jim hatte sich im Februar 1966 im Alter von einundzwanzig Jahren in einem kleinen Hotelzimmer in New York erschossen. Warum er dies getan hatte, blieb ein Rätsel. Das Verhältnis zu den Eltern war bis zuletzt außergewöhnlich gut. Einen Abschiedsbrief gab es nicht. Krankheiten oder berufliche Schwierigkeiten hatte Jim Pike auch nicht gehabt.
Es waren etwa zwei Wochen seit Jims Beerdigung vergangen, als in Pikes Wohnung – er hielt sich zu dieser Zeit zu Gastvorlesungen in Cambridge auf – merkwürdige „poltergeistartige“ Phänomene auftraten. Neben Pike selbst wurden die Phänomene von seinem Sekretär und einem weiteren Geistlichen, einem gewissen David Barr, beobachtet. Es war Morgen, als alle Uhren in der Wohnung stehen blieben – sie alle standen auf acht Uhr neunzehn. Auf die europäische Zeit übertragen war es genau der Zeitpunkt, an dem Jim sich in New York das Leben genommen hatte! Aber damit nicht genug: Überall in den Räumen tauchten auseinander gebogene Sicherheitsnadeln und Büroklammern auf. Die Spitzen dieser Büroklammern glichen Uhrzeigern, die ebenfalls diese Zeit anzeigten! Bücher, die in irgendeiner Beziehung zu Jim standen, standen nicht mehr auf ihrem Platz. Gesang- und Gebetbücher waren an Stellen aufgeschlagen, an denen es um das ewige Leben ging. Pike, Barr und der Sekretär saßen im Arbeitszimmer zusammen, während sie ein Poltern im Kleiderschrank vernahmen. Als sie nachschauten, fanden sie die Kleidungsstücke, die dort aufbewahrt wurden, durcheinander gewühlt am Boden liegen.
„Wenn sich so etwas doch einmal in meiner Gegenwart ereignen würde!“, sagte ein Gast, nachdem Pike ihm von den Vorkommnissen erzählt hatte, und prompt löste sich der Rasierspiegel, den Jim einige Monate vorher bei einem Besuch in Cambridge benutzt hatte, vom Kommodenaufsatz und fiel auf den Boden. Drei weitere Zeugen waren anwesend. Mervyn Stockwood, Bischof von Southwark, der sich mit Spiritismus beschäftigte, kam auf den Gedanken, dass Jim Pike verzweifelt versuchte, mit seinem Vater in Kontakt zu treten und brachte Pike mit dem Medium Edna Twigg zusammen. Sie wusste nicht, wer ihr Séance-Partner war, übermittelte jedoch dem Bischof Botschaften, die offensichtlich von dessen Sohn stammten. Ein weiterer Geistlicher, John Pierce-Higgins begleitete Pike als Zeugen und erklärte später anhand seines Protokolls, Jim habe seinem Vater durch das Medium mitgeteilt, er bereue seinen Selbstmord aufs Schärfste und wollte seinen Eltern nicht wehtun, ja, er wünschte, er könne seine Tat ungeschehen machen. Druck vor einer Examensarbeit sei offensichtlich ein Grund gewesen, doch es war auch von Drogen die Rede und dass „er einfach durchgedreht“ habe, wie aus Pierce- Higgins’ Protokoll hervorging.
Nun befand sich Pike also in der Fernseh-Séance und konnte durch „Fletcher“ an Einzelheiten gelangen. „Jim“ erklärte durch „Fletcher“, dass es mit einem gewissen Halverston begann, doch „Fletcher“ korrigierte den Namen gleich auf „Halverson“, der auch im Jenseits sei. Er ist nach „Fletchers“ Aussage kurz nach Jim gestorben. Als Pike der Name Halverson nichts sagte, ergänzte „Fletcher“, dass er mit Vornamen „Marvin“ hieß und mit moderner Musik und Kunst zu tun hatte.
Jetzt konnte sich Pike erinnern: Marvin Halverson war für den National Council of Churches tätig. Er arbeitete für den Nationalen Kirchenrat über das Verhältnis der Glaubensgemeinschaft zu moderner Musik und Kunst. Pike hatte vor Jahren eine Fernsehdiskussion, danach hatte er nie mehr etwas von ihm gehört. Jim gestand, wie „Fletcher“ äußerte, dass Jim während seiner Collegezeit in Berkeley, Kalifornien, zur Einnahme von Drogen, insbesondere LSD, verführt worden sei. Jim wollte dem entrinnen, indem er nach New York ging, um dort weiter zu studieren, doch dort traf er einige seiner College- Kameraden wieder. Und unter ihrem Einfluss nahm er erneut Drogen. „Fletcher“ übermittelte auch den direkten Grund für den Selbstmord: Er war die Folge eines Horrortrips, das Leben erschien ihm auf einmal nicht mehr lebenswert.
Nach der Séance fanden Ford und Pike eine Bestätigung für das Gesagte: Sie telefonierten mit Kontaktpersonen in Los Angeles und London. Durch sie wurden die Angaben, die „Jim“ über „Fletcher“ machte, bis ins Detail bestätigt. „Fletcher“ hatte übrigens auch von einem alten Mann slawisch- jüdischer Herkunft gesprochen, der Jim geholfen habe, sich dort einzugewöhnen. Pike war sich sicher, dass es sich dabei um Jims Großvater mütterlicherseits handelte – er war ein russischer Jude.
„Fletcher“ vermeldete auch die Anwesenheit eines Louis Pitt, einem Universitätsgeistlichen, der vorgab, Pike zu kennen. Auch das stimmte. Er war Pikes Vorgänger an der Columbia-Universität. Noch eine weitere Person, die Pike kannte, meldete sich über „Fletcher“.
Das Echo auf die Fernsehsendung war überwältigend.
Eine lange fruchtbare Zusammenarbeit schien zwischen Pike und Ford zu entstehen. Doch es kam anders. Ein Jahr nach der Fernsehsendung unternahm Pike auf eigene Faust eine Fahrt mit einem Kleinwagen durch die Wüste Negev zu den Fundstätten der Schriftrollen am Toten Meer. Auf der unwegsamen Wüstenpiste hatte er eine Panne und beschloss, sich zu Fuß zu der nächsten Siedlung durchzuschlagen. Er verlor die Orientierung und wurde erst nach ein paar Tagen weitab von der Piste in der Gluthitze der Wüste Israels gefunden. Er war tot.
Im Licht der eingehenden Informationen über die Verschränkung, die uns Froböse lieferte und die Aussage verschiedener Wissenschaftler, die sich dafür aussprachen, dass es ein Leben nach dem Tode geben müsse, scheinen Fords Darstellung gar nicht mehr so unwahrscheinlich. Jetzt scheinen Spiritismus und Naturwissenschaft sich einander zu nähern, und das naturwissenschaftliche Tabu, von dem wir eingangs sprachen, verkleinert sich. Eines Tages wird es hoffentlich ganz überwunden sein.