Читать книгу Figurenentwicklung - Roland Zingerle - Страница 4
ОглавлениеIdentifikation
Der Leser identifiziert sich mit einer Figur nur aus einem einzigen Grund: Die Figur will ein Ziel erreichen. Dieses Ziel hat folglich direkte Auswirkung auf den Charakter und die Vergangenheit der Figur, ansonsten wäre das Ziel für sie nicht erstrebenswert. Zum Beispiel:
Eine Figur, die Himmel und Hölle in Bewegung setzt, um an möglichst viel Geld zu gelangen, wird von Beruf kaum Universitätsprofessor sein.
Mit anderen Worten, der Leser muss glauben können, dass Ihre Figur ihr Ziel unter allen Umständen erreichen will.
Geben Sie Ihrer Figur also ein Ziel, das sie erreichen soll. Beantworten Sie sich dazu Fragen wie diese:
→ Was will meine Figur?
→ Warum will sie es?
→ Was hofft sie, damit zu erreichen?
→ Woher kommt der Wunsch, dieses Ziel zu erreichen?
→ Warum hat die Figur dieses Ziel nicht schon erreicht?
→ Wie sind die Hindernisse auf dem Weg zu diesem Ziel gelagert? Steht sich die Figur selbst im Weg?
→ Wie verändert sich die Figur, wenn sie ihr Ziel erreicht?
→ Welche Auswirkungen hat das bisherige Nichterreichen des Ziels auf die Figur?
Lernen Sie so den Charakter Ihrer Figur kennen und geben Sie den einzelnen Charaktereigenschaften dann eine Geschichte. Egal, ob Veranlagung, Erziehung oder Trauma, wenn ein Mensch geizig ist, dann hat das einen Grund, wenn er jähzornig ist, ebenso. Auch wenn Sie viele dieser Informationen vermutlich nie in Ihrer Geschichte verwenden werden, so müssen Sie sie dennoch kennen, um die Figur in jeder Lage schlüssig handeln zu lassen. Je detaillierter Sie Ihre Figur entwickeln, desto glaubwürdiger wird sie.
Aber halten Sie alles im richtigen Maß. Ein komplizierter Charakter wirkt interessant, braucht aber Platz, weil Sie nach und nach seine Hintergründe herleiten müssen. Eine solche Figur macht sich prima in einem Roman, während sie in einer Kurzgeschichte unnatürlich wirken würde.