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Kapitel 2: Über Berufswahrzeichen
ОглавлениеArzt mit Patientin / Wunderlich, Farblithografie sign.132/135
Aus dem Zyklus der Mona-Lisa Paraphrasen.
Durch symbolhaft dargestellte Dinge wie Stirnreflektor und Stethoskop assoziiert der Patient Zugehörigkeit zum ärztlichen Berufsstand.
Unterhalten wir uns über den Stirnreflektor und kollateral das Stethoskop.Entstanden ist der Stirnreflektor in seiner Urform aus dem Rasierspiegel des Geheimen Sanitätsrates Friedrich Hofmann1841, der einen in der Mitte perforierten Hohlspiegel zu medizinischen Untersuchungen vorschlug. 1844 kam John Avery auf die Idee, den Beleuchtungspiegel in Stirnhöhe anzubringen unter Verwendung eines Stirnbandes. Dieses Band wurde in der Mitte der 90er Jahre durch einen festen elastischen Stirnreif ersetzt.
In einer Monografie "Der Arzt und sein Spiegel" schreibt Jörg Henning Wolf, dass offenkundig von der kreisrunden, Licht reflektierenden Scheibe, die zuweilen die Stirn des Arztzes nimbusartig überhöht, eine Fascination ausgeht, die eine derart starke Wirkkraft zeitigt, daß der Stirnspiegel sich als Wahrzeichen des ärztlichen Berufes etabliert hat. Der Sirnreflektor hat den Siegeszug vor dem medizingeschichtlich älteren Stethoskop angetreten, obwohl dieses als Symbol die mit dem 19. Jahrhundert einsetzende Moderne gleichermaßen paradigmatisch repräsentiert.
Der Stirnreflektor wird zum Symbol der neuzeitlichen Medizin, die die Diagnose als Ordnungsmacht über Anamnese, Prognose und Therapie einordnet.