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Hoffnung, die uns trägt
„… und siehe, es war sehr gut!“
W
as die einen von uns mit geschwellter Brust zur Kenntnis nahmen, geriet für die
anderen zur peinlichen Vorstellung: die Bekanntgabe der Noten nach einer
Klassenarbeit. Anstatt die Leistungsschwachen anzuspornen, waren sie dem Mitleid
und Spott der Klassenkameraden ausgesetzt. Später wurden zwar keine Noten mehr
verlesen, dennoch konnten wir die Ersten von den Letzten unterscheiden. Je früher
jemand seine Arbeit ausgehändigt bekam, desto besser war die Note ausgefallen. Der
Erste war meist der Klassenprimus, den alle beneideten – und manchmal auch ihren
Frust spüren ließen. Je besser er (oder sie) war, desto schlechter standen die ande-
ren da. Deshalb waren überdurchschnittliche Leistungen meist verpönt; Fleißige gal-
ten als „Streber“.
In unserer Welt sind Unvollkommenheit und Mittelmaß an der Tagesordnung. Für
uns ist das ganz normal. „Nobody is perfect“, sagen wir entschuldigend. Noch ver-
nichtender klingt der Satz: „Er hat es gut gemeint“ (aber nicht gut gemacht). Auf der
anderen Seite gibt es die echten Könner, die unsere aufrichtige Bewunderung verdie-
nen: die überragende Solistin, der geniale Nobelpreisträger, die ungeschlagene Mann-
schaft. Höher – schneller – weiter. „Das Bessere ist des Guten Feind.“ Dabei gehen wir
davon aus, dass das Bessere, Vollkommene vor uns liegt, während wir das Primitive
und Unterentwickelte hinter uns gelassen haben.
Anfang gut – alles gut?
Ganz anders die Bibel. Sie überrascht uns schon auf den ersten Seiten mit der lapi-
daren Feststellung, dass „am Anfang“ – als Gott Himmel und Erde schuf – alles „sehr
gut“ war (1 Mo 1,31). Bestnote: 1,0! Damit unterscheidet sich das biblische Verständ-
nis der Schöpfung prinzipiell vom evolutionistischen Modell des 19. Jahrhunderts, in
dem der philosophisch geprägte Entwicklungsgedanke sich auf allen Gebieten der
Wissenschaft (Biologie, Geschichte, Religion usw.) durchsetzte und bis heute quasi
Immunität genießt. Wer ihn ernsthaft in Frage stellt, gilt als hoffnungslos rückstän-
dig und wissenschaftsfeindlich – eben als unterentwickelt. Doch darüber machten
sich die Schreiber der Bibel keine Gedanken. Sie gingen nicht nur wie selbstverständ-
Keine Schöpfung ohne Schöpfer