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Ich packe in meinen Rucksack

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KLM zu empfehlen wäre etwas vermessen, weil ich schlichtweg nur KLM für die Reise nach Glasgow kenne. Sie beförderten mich wohlbehalten dahin, daher haben sie ihren Job getan. In Amsterdam hiess es umsteigen, das Gepäck wurde ohne mein Zutun von der Gesellschaft in den anderen Flieger umgeladen. Lächelt jetzt nur, aber dies sind Ungewissheiten, welche den Gelegenheitsreisenden urplötzlich quälen. Also, KLM verfrachtete mich und mein Gepäck in etwa fünf Stunden, inklusive Wartezeit, nach Glasgow. Damit sich die Lachenden noch komplett ausschütten können; Erst trachtete ich die Wartezeit so gering wie möglich zu planen, bis ich erfuhr, dass es mein Problem wäre, so der Flug Verspätung hätte und ich bestenfalls dem Anschlussflug noch nachwinken könne. Also rechnete ich ein wenig mehr ein. Füge ich nur an, falls zufällig der andere Nicht-Globetrotter auf der Welt, es gäbe nochmals einen, diese Zeilen in der Hand hält und auch eine Flugreise plant.

Zweiundzwanzig Komma zwei Kilogramm. Soviel, dachte ich, benötigt der durchschnittliche Mann um zwei Wochen klar zu kommen. Die Waage am Check-In Schalter des Flughafen Kloten lieferte mir dieses Resultat, die nette Dame vom Schalter der Airline KLM winkte den Rucksack durch. Mit der überwältigenden Freundlichkeit, wie sie Flughafenangestellte bei Ferienbeginn nunmal an den Tag legen. Ein Grummel heisst Bordkarte, zwei Grummel mit etwas angehobener Tonlage gegen Ende ist die Erkundigung nach Handgepäck.

Einen bunten Klebestreifen an den Träger meines Leichtrucksacks. Die grosse Packung verschwand in einem schwarzen Loch in der Wand, begleitet von der Hoffnung, selbige im schottischen Glasgow wieder vom Band zerren zu dürfen.

Dreiundzwanzig Kilogramm, ohne Komma, und die Summe der addierten Seitenlängen nicht höher als 158cm, ohne Komma, ist das tolerierte Gepäckmass der KLM. 159 Zentimeter fällt bereits in die Gepäckklasse Golftasche bis Klavier und soll entsprechend vorangemeldet werden.

Auf eine Anfrage bei KLM, ein Rucksack ist so schlecht auszumessen, erhielt ich die Antwort, bei der Aufgabe würde der Fall von Übergepäck geklärt, ich soll einen Beutel Bares mitnehmen. Von diesen Angaben ausgehend bereitete ich meine Packung vor. Unzähliges einräumen, ausräumen, umsortieren, neu verpacken. Dabei die Vorschriften der KLM im Hinterkopf. Keine Gasflaschen, keine Feuerzeuge, keine Messer, kein Zippo; Am liebsten würden sie es sehen, wenn man eine mit Watte gefüllte Tasche aufgibt und Übergepäck bezahlt.

Da ein Rucksack mit allerlei Riemen, Trag- und Befestigungsvorrichtungen ausgestattet ist - nicht zuletzt definiert dies einen Rucksack als solchen - läuft man natürlich Gefahr, dass sich dies gute Stück irgendwo verfängt und aus der Transportkette fällt. Er wird sich verfangen, ganz bestimmt. Den gesamten Gepäckverlad lahm legen. Mit Sicherheit. Wenn man die Schnürsenkel offen trägt, steht man mit absoluter Gewissheit auf selbige und wenn eine unscheinbare Schnalle des Rucksack nicht an ihrem Platz liegt, klickt diese sich unweigerlich in einer Ecke ein. In einer endgültigen Art und Weise, wie man es gewollt nie hingekriegt hätte. Während der Zug bereits zur Weiterfahrt ansetzt.

Nicht, dass ich triftige Gründe benötige um im Outdoorshop auf Einkaufstour zu gehen, doch nahm ich dies als Anlass um einen Rucksack-Sack zu bestellen. Eine Hülle mit fingerabtrennendem Traggriff und Namen-Etikette. Wenn wir schon den virtuellen Einkaufswagen durch die Gänge schieben, gibt es hier noch einen Essensbox, da eine Hose, dort ein Kompressionsbeutel, ein Wasserfilter-Entkeimsystem und Trekkingnahrung für eine kleine bis mittelgrosse ausgehungerte Kompanie. Beutel mit dehydriertem Inhalt, welcher sich nach der Zugabe von heissem Wasser in Rindseintopf, Chili-con-carne oder eine leckere Wildplatte verwandeln würde. Ich schreibe nicht sollte, denn ich war sehr überzeugt von diesem Konzept. Eine Empfehlung meines Bruders und der wusste über solche Dinge gut Bescheid. Hat er mir das Trampen vor, was mich nicht zuletzt bewegte, diese Lücke zu schliessen. Es ist ein wenig eine Frage des Stolzes.

Nach dem zehnten Ein- und Auspacken muss man irgendwann einen Schlussstrich ziehen und die Packung verschnüren. Den eigenen Fähigkeiten vertrauen, dass man alles erdenkliche eingepackt hat. Man wird sowieso erst beim umsteigen auf das dritte Beförderungsmittel gewahr, dass der Reise-Steckdosenadapter zuhause im ersten Stock auf dem Esstisch liegt. Gleich neben der Liste der Adressen für die Postkartenempfänger, welche man noch schnell erstellt hat.

Im Handgepäck, trug ich die schweren Wanderstiefel mit. Im Rucksack-Sack fanden diese keinen Platz mehr, zudem wäre der Verlust dieser am ärgerlichsten. Nicht wegen des Anschaffungspreises, sondern weil man gute passende Schuhe ungern hergibt. Für alles andere an Ausrüstung gibt es die Mastercard und verkaufswillige Shopbesitzer.

Ich mag Flugreisen. Und hasse sie.

Für ungeduldige Menschen wie meine Wenigkeit, unfähig ruhig in der Schlange zu stehen ohne den agierenden Menschen hinter den Schaltern ob ihrer Trägheit die Beulenpest an den Hals zu wünschen, ist die Flugreise wohl die unpassendste Wahl, von A nach B zu gelangen.

KLM wünscht, dass Reisende innerhalb von Europa - obwohl sich England ja nicht zu Europa zählt - neunzig Minuten vor Boarding das Gepäck aufgeben. Selbstverständlich befördert mich kein Zug genau auf diesen Zeitpunkt an den Flughafen, zudem ist damit zu rechnen - obwohl die Hoffnung stets besteht - dass man nicht der einzige Passagier ist. An diesem Samstag Nachmittag. Beginn der Sommerferien in dreiviertel der Schweizer Kantone.

Obwohl ich keinen Nachwuchs in staatlichen Bildungsstätten stecken habe, schaffe ich es stets, meine Sommerferien in bester väterlicher Manier auf die Schulferien zu legen.

Leicht panisch schleppte ich keuchend an einem zahnseidenen Traggriff unter Schmerzen den grossen Rucksack-Sack durch die Hallen des Flughafens Zürich-Kloten. Der Ironie gewahr, dass im Inneren dieses Rucksack-Sacks ein Rucksack mit Tragriemen ruhte, welchen ich gedachte über hundert Kilometer durch Schottland zu tragen. Ich bin beileibe nicht der erfahrene Flugreisende, auch wenn man sich ungern als Tourist outet. Geschweige denn im eigenen Land. Doch obwohl noch gut 45 Minuten Zeit, spürte ich einen gewissen Druck. Muss meinen Flug erwischen. Ich nahm die Hilfe eines Gefährts in Anspruch. Mit einem kleinen quietschenden Wagen graste ich sämtliche Check-In des Flughafens ab, um zu guter Letzt eine Däumchen drehende Angestellte in der Wichtigkeit ihrer Beschäftigung zu stören.

Zuvor hatte ich die glorreiche Idee, die zwei Reissverschlüsse meines Rucksack-Sackes mit einem Schlüsselring zu verbinden, dass sie sich nicht selbständig öffnen mögen und irgendwo zwischen Zürich und Amsterdam den Inhalt der Tasche freigeben. Ich spürte die Argusaugen des Wachpersonals, wie ich in der Leere der Flughafenhalle schweissüberströmt, mit vor Anstrengung zitternden Fingern versuchte den Ring über den Reissverschluss zu würgen. Eigentlich wartete ich nur auf eine Einladung, mein Gepäck in einen kleinen Raum zu schleppen und durch eine Glasscheibe getrennt, der fachmännischen Zerstörung meines Rucksacks beizuwohnen. Bevor ich die Tüte vollends zerriss, schmiss ich hin und legte den Transport des Gepäcks in Gottes Hand.

Nach der Aufgabe meiner Tasche, dem Röntgencheck des Handgepäcks und einem Spaziergang durch den Metalldetektor galt es nun etwas über zwei Stunden totzuschlagen. Mit einem leichten Hunger im Bauch.

Natürlich muss in einem Flughafen niemand Hunger leiden. Wer Gruppen-kuscheln in unzähligem Cafés und Lounges mag, gerne ein labbriges Etwas von einem keimstrotzenden Kunstofftablett verspeist und seine Unterarme in diese schmierig-klebrige Masse der Tischkante drückt, die Rückstände von 529 flüchtig-feuchtem Abwischen, der ist bestens aufgehoben. Wer ein gutes, bodenständiges Sandwich a la Köhler-Beck verspeisen will, steht eher auf verlorenem Posten. Ich habe noch nie versucht, ein Sandwich durch die Gepäckkontrolle einzuschleusen. Doch da bereits ein Fingerbreit Wasser im Gepäck das Swat-Team aufbietet welches einem merkwürdige rote Punkte auf die Brust zaubert, scheint mir die Erfolgsquote eher gering. Den Burger-King entdeckte ich erst auf dem Weg zum Gate. Also verpflegt man sich mit Snickers und Wasser. Oder M&Ms. Oder kauft sich eine dieser 500 Gramm-Tobleronen. Nach der Zollkontrolle gibt es alles nur noch im XXL-Format. Und grundsätzlich zwei für eins. Die Angestellten rollen entnervt mit den Augen, wenn man ihnen erklärt, dass eine Müllbeutelgrosse Packung M&Ms durchaus reicht und man daher gerne auf das zwei für eins-Angebot verzichten würde. Und für jede Packung Kaugummi ist die Bordkarte hervor zu zerren, dass spätestens beim Betreten des Fliegers der Barcode einen Verknitterungsgrad aufweist, welcher die Angestellten vermuten lässt, man hätte diesen Zettel selber gezeichnet und er von keinem Scanner mehr lesbar ist. Selbstverständlich hat man die Bordkarte auch auf dem Smartphone. Man ist modern. Im Gegensatz zu den Akkus der Smartphones, welche einem Säugling gleich alle zwei Stunden angestöpselt werden möchten. Sobald man sein iPhone unter den Scanner schiebt, zeigt das Display nur noch einen blinkenden Akku.

Ich mag bescheidenes Handgepäck. Solches, welches man bequem unter den Sitz des Vordermannes schieben kann. Obwohl auch hier die Vorschriften klar umrissen sind, zerrt der Japaner einen Rucksack XXL durch den schmalen Gang. Gut, an einem Asiaten sieht jeder Rucksack irgendwie XXL aus, gebe ich zu. Nicht, dass ich Groll gegen Asiaten im Allgemeinen oder Japaner im Speziellen hegte, Gott bewahre, man erkennt sie einfach gleich als selbige und ein solcher hatte nun eben dieses Handgepäck bei. Ich hoffe der politischen Korrektheit genüge getan zu haben.

Dieser Herr aus dem Land des Lächelns stritt sich also nun non-verbal mit dem Geschäftsreisenden um den Platz im Fach, welcher seinen Samsonite mit solcher Hingabe in das Gepäckfach würgt, dass die alte Dame vorne links den Gurt Straff zieht, weil sie denkt, der Flieger sei soeben äusserst wackelnd gestartet. Es war ein stummes Gerangel, nur mit Blicken wünscht man sich gegenüber zur Hölle.

Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass immer zuerst der Reisende mit dem Sitz zum Mittelgang ein Flugzeug betritt. Kaum hat dieser sich wohnlich eingerichtet, erscheint der Passagier welcher den Sitz in der Mitte der Dreierkombination hat. Lehnt man sich zurück, hat sich tiefenentspannt irgendwie in den Sitz gequetscht und gepresst, erscheint keuchend und schwitzend der Typ, welcher am Fenster sitzt. Das Keuchen gibt sich irgendwann, das Schwitzen oder zumindest die Ausdünstung bleibt. Nein, er möchte nicht, dass ich mein Frischluftgebläse öffne, es unterkühle seine linke Schulter und er könne danach den Kopf nicht mehr drehen.

Der Flug dauert circa neunzig Minuten. Auf dem Weg zum Gate habe ich vier Toiletten passiert, ich nehme an, die übrigen Flugreisenden auch. Kaum erlischt das Anschnallzeichen, stehen sie Schlange vor dem Klo. Noch nie sah ich ein Flugzeugklo von innen, vielleicht hat dies einen besonderen Charme. Muss es beinahe, junge gesunde Menschen können keine solch schwache Blase haben. Wer nicht den fünf Bier vor dem Start Tribut zollt, macht sich an seinem Handgepäck zu schaffen. Taschen werden heruntergezerrt, Notebooks befreit und vermanschte Thunfischsandwichs mit Selleriesaucenbeilage zwischen Necessaire und T-Shirt hervorgezerrt. Gott bewahre, dass man in diesen 90 Minuten in 10'000 Metern Höhe dem Hungertod erläge.

Entschuldigung, darf ich? Wieder das grosse Sesselrücken. Wobei man dem Herren zu Dank verpflichtet ist, dass er mit seinem zerfledderten Sandwich, dem tropfenden Fruchtsaft und seinem IBM Thinkpad zwischen den Zähnen nicht versucht über die Beine zu steigen. Reise nach Jerusalem auf dem Flug nach Amsterdam.

Endlich sitzend fällt ihm auf, dass er entweder sein Notebook aufklappen oder das Tischchen herunterklappen kann, beides geht nicht. Sitzt da und räkelt sich um den Selleriesaft seines triefenden Thunfischsandwich von seinem Armani fernzuhalten. Wirkt mit seinem Notebook zwischen den Zähnen wie Donald Duck, als er sich nickend der Stewardess zuwendet, welche ihn soeben fragte, ob er ein Getränk möchte.

Ich bin kein Unmensch, stellte ihm mein Tischchen zur Verfügung. Aber er solle sein triefendes Sandwich auf seiner Seite lassen. Ein "Du-tust-jetzt-aber-auch-blöd"-Blick mit abschätzigem Betrachten meiner Wanderhose soll sowas wie ein Dankeschön sein.

Es mag lobenswert sein, wenn man seine Arbeitszeit nutzt. Aber wie viel Arbeit lässt sich auf einem Economy-Sitz in 60 Minuten ohne Internetverbindung bewältigen? Bis die alten Firmen-Notebooks aufgestartet sind - man erkennt sie an den P-Touch-Klebern der IT mit irgendwelchen merkwürdigen Nummern und allgemein am versifften Zustand - vergeht schon eine Ewigkeit. Danach werden in einer Powerpoint drei oder vier Zeilen geschrieben. Links von mir, ein Unilever-Mitarbeiter, tippt offline eine Mail und in der vorderen Sitzreihe ist man mit dem Wegklicken von Fehlermeldungen beschäftigt. Kaum haben die Herren ihren Desktop soweit vorbereitet und gesäubert, kommt die Stewardess mit den Snacks. Danach nochmals auf die Toilette.

Eigentlich beginnen sie erst zu "arbeiten", nachdem die Durchsage erklungen ist, dass man die Notebooks schliessen und verstauen soll, man würde nun zur Landung ansetzen. Dafür jetzt umso hektischer. Unter Augenrollen und entnervtem Grummeln verstauen sie ihre Arbeitsgeräte, nachdem die Stewardess sie höflich dreimal aufgefordert hat, der Anweisung Folge zu leisten. Wie bitte soll die Wirtschaft einen Aufschwung erfahren, wenn man noch nicht einmal seinen Satz zu Ende tippen darf?

Kaum setzt der Flieger mit seinen hinteren Rädern auf, drängeln sie in den Gang, jetzt muss alles schnell gehen. Gewiss öffnen sich die Türen schneller, wenn man die Vierstunde Fahrt nach der Landung über den Amsterdamer Schiphol - ich bin kein Vielflieger, mich beeindrucken die Dimensionen der Flughafen immer noch - bereits steht und schubst.

Ja ich bin einer, welcher aus dem Fenster guckt und ob der wippenden Klappen auf dem Flügel in Entzückung gerät, während der routinierte Vielflieger die Passagiere über seinen Status als Globetrotter in Kenntnis setzt, indem er alle Sicherheitsvorschriften ignoriert. Vor mir wird während des Starts online der Blick gelesen, das Smartphone hoch erhoben, man soll sehen, was für ein abgebrühter, ganzer Kerl er ist und rechts von mir schreit der Holländer in das Telefon, er verstehe nichts, weil der Flieger eben gerade Schub gäbe.

Nicht, dass ich nun befürchte, die Boeing werde die Nase in die Piste bohren weil der Gast auf 21D ein dringendes Telefonat führen muss, aber irgendwie merkwürdig erscheint es einem schon. Vor allem aber respektlos.

Als letztes Kriterium, anschnallen ist für Kleinkinder. Die Gurte werden lose in den Schoss gelegt. Wohl hat er dreimal so lange, die Gurtschnalle mit Hemdfalten so zu kaschieren, dass es aussieht als hätte er sich angeschnallt um den Kontrollblick des Personals zu täuschen, aber es ist eine Frage des Prinzips.

Damn it feels good to be a gangsta.

Ankunft in Glasgow

Adressen:

Glasgow Pond Hotel, Great Western Road, North West, Glasgow, etwa 20 Minuten mit dem Taxi vom Flughafen

Ich liebe Hotels und ich liebe Camping.

Doch wie ich über meinen Whopper keine heisse Schokoladensauce giesse, lassen sich auch diese zwei Domizile schlecht verbinden. Entweder fühle ich mich mit dem halbmannshohen Rucksack an den Schultern vor der Theke der Rezeption extrem underdressed, oder bleibe mit dem Samsonite Rollkoffer im Kies des Campingplatzes stecken.

Dieses mal musste ich über meinen Schatten springen. Erst abends um zehn in Glasgow eingetroffen hatte ich nicht immens Lust mich am Flughafen in die Büsche zu schlagen, also checkte ich im Hotel ein.

Arg underdressed brauchte ich mich nicht zu fühlen, da das Hotel mit seinem 37cm-Röhrenfernseher und dem durchgelaufenen Spannteppich auch nicht mit Hilton im Konkurrenzkampf lag. Vor dem Fenster lümmelten Halbwüchsige in fleckigen Unterhemden, zogen an Glimmstengeln und labten sich am Gerstensaft. Auf dem Parkplatz spielten einige Kinder Fussball, das Tor markierte ein deutscher Reisecar. Angetrunkene Erwachsene bestärkten sie durch Applaus. Eine ganz feine Gegend hatte ich mir ausgesucht.

Selbstverständlich habe ich ohne Frühstück gebucht. Nicht bewusst, die Schnäppchenpreise bei ebookers scheinen stets ohne irgendwelche Mahlzeiten zu sein, auf dem Smartphone-Display sieht man dies auch nicht so genau.

Morgens steht man also im Frühstücksaal und fühlt sich wie ein eingeschlichener Penner, während die korpulente Dame auf ihrer Liste verzweifelt die Zimmernummer sucht. Zehn Pfund halfen über die allgemeine Peinlichkeit hinweg. Ich liebe die Währung. Franken ist was starkes, seriöses. Euro ist einfach Spielgeld. Aber Pfund, dies hat etwas mondänes, elitäres. Die Abgehobenheit schwingt mit, im Gegenzug ist es auch eine Idee anrüchig, ein Hauch Glosse spielt ein. Pfund hat einfach Charakter, ich wechsle es auch ungern wieder zurück. Stets habe ich das Gefühl, ich erhalte minderwertige Ware dafür.

Auf fettige Würstchen, Speck und Bohnen verzichtete ich, hiess es doch ordentlich zu marschieren heute. Schon so besorgt, ob mein eingepacktes Toilettenpapier reichte, war ich nicht bemüht irgendwelche rein natürliche Vorgänge in der Bauchregion einer unnötigen Beschleunigung auszusetzen.

Zum letzten Mal erstellte ich die Packung. Kippte den gesamten Inhalt auf das Hotelbett und stellte sie wiederum komplett zusammen. Das Wasser aus der Leitung hatte diesen Chlorgeschmack, welcher zu sagen scheint 'Wir wissen, dass es nicht sauber ist, aber es wird sie nicht umbringen'. Vorsichtshalber entkeimte ich es. Nur weil ich das Set zum entkeimen bei mir hatte.

Ein Schaffhauser auf dem West Highland Way

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