Читать книгу SCRUM - Roman Simschek - Страница 11
1.1Wasserfall versus Agile
ОглавлениеWenn man von Agilem Projektmanagement spricht, kommt man selten daran vorbei, dass Sätze fallen wie „Die Wasserfall-Methode ist doch veraltet“ oder „Wie … ihr managt immer noch nach der Wasserfall-Methode?“.
Wir wollen an dieser Stelle kurz die Unterschiede zwischen den beiden Methoden darstellen und auf ihre jeweiligen Vor- und Nachteile eingehen. Aus unserer Sicht ist es, wenn man sich mit SCRUM beschäftigt, wichtig zu wissen, welche anderen grundsätzlichen Prinzipien und Methoden des Projektmanagements es gibt. So kann man besser verstehen, was der Kern oder auch was das „Revolutionäre“ an SCRUM ist. Wichtig ist uns hierbei, keine vergleichende Bewertung der beiden Modelle Wasserfall-Methode und SCRUM vorzunehmen. Aus unserer Sicht haben beide Modelle ihre Daseinsberechtigung. Jedes der beiden Modelle hat seine spezifischen Charakteristika und Einsatzbereiche. Oft ist es so, dass Anhänger von SCRUM die Wasserfall-Methode als „alt“ beziehungsweise „überholt“ betrachten. Dieser Meinung wollen wir uns nicht anschließen. Es handelt sich einfach um sehr unterschiedliche Ansätze, die jeweils ihre spezifischen Vor- und Nachteile haben.
Was also ist der Unterschied zwischen der klassischen Methodik des Projektmanagements und SCRUM?
Klassisches Projektmanagement nach der Wasserfall-Methode
Das Projektmanagement nach der Wasserfall-Methode erfolgt in mehreren Phasen. Dies bedeutet, dass ein Projekt in mehrere, sich von den jeweiligen Aufgaben unterscheidenden Phasen unterteilt wird. Hierbei folgt jede Phase auf eine andere, sprich eine Phase beginnt erst dann, wenn die vorherige Phase abgeschlossen ist. Die Planung und inhaltliche Ausgestaltung dieser Phasen erfolgt bereits zu Beginn des Projektes. Phasen werden erst dann gestartet, wenn die vorherige Phase abgenommen und dann abgeschlossen wurde.
Ein weiteres Charakteristikum ist, dass die geplanten Phasen, so wie sie geplant wurden, auch sehr starr durchgeführt werden. Dies bedeutet auf der einen Seite eine relativ hohe Planungssicherheit, auf der anderen Seite hingegen auch eine gewisse mangelnde Flexibilität. Gerade bei sehr großen, komplexen und umfangreichen Projekten ist es notwendig, diese Planungssicherheit zu haben und entsprechend auch nach der Wasserfall-Methode vorzugehen. Dies ist darin begründet, dass das Projekt einerseits eventuell international über mehrere Länder verteilt ist, und auch verschiedenste fachliche Bereiche im Projekt berücksichtigt werden. Ein wesentlicher Nachteil der Wasserfall-Methode ist, dass sich Fehler in der Umsetzung im Rahmen des Projektes erst sehr spät in der Projektlaufzeit zeigen. Hier kann es dann durchaus sein, dass im Rahmen der abgelaufenen Projektlaufzeit bereits Budget und Ressourcen investiert wurden, die, wie sich später herausstellt, nicht wirklich zielführend waren. Dieser Kritikpunkt ist auch einer der wesentlichen Treiber, der zu der Entwicklung Agiler Methoden im Projektmanagement geführt hat.
Abb. 2: Klassisches Projektmanagement
Im Kern kann man sagen, dass im klassischen Projektmanagement sehr viel Wert auf Struktur, jedoch weniger Wert auf Flexibilität gelegt wird. Gerade in hierarchischen Unternehmensstrukturen ist es deshalb weiterhin sehr angesagt, Projekte nach klassischen Projektmanagementmethoden zu managen. Agile Methoden wie SCRUM legen hingegen weniger Wert auf Struktur und setzen mehr auf Flexibilität. Abbildung 2 zeigt beispielhaft einen Phasenplan eines nach der klassischen Methode strukturierten und geplanten Projekts.
Agiles Projektmanagement mit SCRUM
Agiles Projektmanagement setzt im Wesentlichen auf kurze und regelmäßige Entwicklungszyklen. So kann auf Veränderungen, insbesondere auch bezüglich der Anforderungen, die der Kunde an das Endprodukt stellt, schnell reagiert werden. Zudem kann schnell und kurzfristig angepasst werden. Hierdurch kann auch Marktfeedback schnell umgesetzt werden. Diese einzelnen Entwicklungszyklen nennt man bei SCRUM einen Sprint. Letztlich erfolgt die Umsetzung der gesamten Produktentwicklung eines Produkts in mehreren Sprints.
Die wesentliche Vorgabe für den Sprint ist seine Dauer und ein Anforderungskatalog, welcher im SCRUM Product Backlog, beziehungsweise bezogen auf den Sprint dann Sprint Backlog genannt wird. Zudem ist eine fortlaufende und regelmäßige informelle Kommunikation innerhalb eines Sprints vorherrschend. Es geht nicht darum, vorgegebene Reporting-Templates und Statusberichte auszufüllen, sondern in einer persönlichen, direkten, interaktiven und regelmäßigen Kommunikation auf Probleme, Hindernisse oder Herausforderungen zu reagieren. Der Fokus liegt also mehr darauf, schnell zu reagieren als zu dokumentieren. Agilität beziehungsweise der Einsatz von SCRUM bedeutet demnach, weniger Wert auf Strukturen zu legen, sondern mehr Flexibilität in einem Projekt zuzulassen. Dabei liegt die Annahme zu Grunde, dass das Projektteam in einem Maße befähigt und motiviert ist, dass es mit dieser Flexibilität sehr gut umgehen kann und trotz Flexibilität des Projektziel beziehungsweise das Ziel eines Sprints nicht aus den Augen verliert. Agiles Projektmanagement ist wenig hierarchisch und setzt darauf, dass Teams sich selbst organisieren und selbst am besten wissen, wie die vorgegebenen Projektziele erreicht werden. Abbildung 3 zeigt den typischen Aufbau eines Agilen Projektes. Am Ende eines jeden Sprints erfolgt immer die Auslieferung einer neuen Version des Produkts oder der Dienstleistung. Dies nennt man in Scrum das Increment.
Abb. 3: Agiles Projektmanagement
Hybrides Projektmanagement
Gibt es auch Zwischenformen zwischen Klassischem Projektmanagement und Agilem Projektmanagement? Die Antwort ist ein klares Ja: man nennt dies Hybrides Projektmanagement. Beim Hybriden Projektmanagement geht man davon aus, dass sowohl im Agilen Ansatz des Projektmanagements als auch im klassischen Modell (Wasserfall-Methode) Aspekte vorhanden sind, die das Managen eines Projektes erfolgreich machen. Insofern bedient man sich beim Hybriden Projektmanagement mit Elementen aus beiden Methoden. Quasi das Beste aus beiden Welten.
Abb. 4: Hybrides Projektmanagement
So ist in der Praxis insbesondere zu beobachten, dass in klassisch, also nach der Wasserfall-Methode gemanagten Projekten, agile Elemente insbesondere aus SCRUM integriert werden.
Ein typisch agiles Element, das gerne in diesen Projekten umgesetzt wird, ist das Daily Stand up. In SCRUM wird dieses Event dann Daily SCRUM genannt. Seltener ist es der Fall, dass in agilen Projekten Elemente aus dem Klassischen Projektmanagement eingesetzt werden. Dies kommt daher, dass einer der Grundsätze von SCRUM – als wichtigste und am weitesten verbreitete Methode des Agilen Projektmanagements – ist, dass „SCRUM nur SCRUM ist, wenn es SCRUM ist“.
Was wollen wir hiermit sagen? In der Bibel zu SCRUM, dem SCRUM-Guide, beschreiben die beiden Väter von SCRUM, Jeff Sutherland und Ken Schwaber, dass SCRUM nur dann sein maximal erfolgreiches Potenzial ausschöpft, wenn seine Elemente und Komponenten (wie beschrieben im SCRUM Framework, mehr hierzu in Abschnitt 2.5) unverändert und in Gänze zum Einsatz kommen. Jede Veränderung, Ergänzung oder jedes Weglassen der Komponenten von SCRUM wäre somit nicht mehr SCRUM.
Halten wir also fest: hybrides Projektmanagement ist eine Mischform aus klassischen und agilem Projektmanagement. Es ist somit der Versuch, das Beste aus beiden Welten in einer Methode zu vereinen. Wir sehen, dass dies sehr oft in der Praxis angewandt wird. Oft auch mit Erfolg. Wie man beide Ansätze kombiniert, hängt dabei von der Art des Projekts, aber auch von seiner Projektphase ab. Die Abbildung 4 zeigt die Zusammenhänge von klassischen Projektmanagement und Agilem Projektmanagement.
Übungsfragen zum Kapitel: „Warum ist SCRUM so erfolgreich?“
Hinweis: Diese Übungsfragen sollen dir dabei helfen, die Inhalte dieses Buchs zu reflektieren. Die Lösungen findest du in Abschnitt 5.5. Den ausführlichen Prüfungsfragenkatalog mit allen möglichen Prüfungsfragen findest du in unserem Onlinekurs unter www.agile-heroes.de.
[1]SCRUM ist eine Methode des …
Klassischen Projektmanagements
Hybriden Projektmanagements
Agilen Projektmanagements
Wasserfall-Projektmanagements
[2]Der Fokus im Klassischen Projektmanagement liegt auf:
Flexibilität und Anpassung
Kundenbedürfnisse frühzeitig erkennen
Planung und Struktur
regelmäßige und kurzfristige Reaktion auf Veränderungen
[3]Der Fokus des Agilen Projektmanagement ist:
Planung nach Projektphasen
hierarchische Projektstruktur
Flexibilität und Eigenorganisation
Planung und Struktur
[4]Die Wasserfall-Methode ist charakterisiert durch:
Ablauf in aufeinanderfolgenden Phasen
hierarchische Projektstrukturen
Fokussierung auf Planung und Strukturen
regelmäßige Entwicklungszyklen
[5]Agiles Projektmanagement ist charakterisiert durch:
kurze und regelmäßige Entwicklungszyklen
schnelle Reaktion auf Marktveränderungen
direkte und informelle Kommunikation im Team
Fokus auf Flexibilität und Eigenorganisation
[6]Hybrides Projektmanagement ist eine Mischform aus
Wasserfall-Methode und dem klassischen Projektmanagement
Agilem Projektmanagement und SCRUM
Agilem Projektmanagement und klassischem Projektmanagement
keiner der aufgeführten Möglichkeiten
[7]Gemäß den Vätern von SCRUM sollte…
SCRUM durch andere Methoden ergänzt werden
SCRUM mit klassischen Methoden gemischt werden
SCRUM nur in seiner reinen Form angewendet werden
SCRUM nicht durch Weglassen oder Ergänzen verfälscht werden
[8]SCRUM ist …
die einzige aus heutiger Sicht erfolgreiche Methode des Projektmanagements
unbedingt jeder anderen Form des Projektmanagements vorzuziehen
nicht die einzige erfolgreiche Methode des Projektmanagements
eine der führenden Methoden des agilen Projektmanagements
[9]Ein guter Projektmanager sollte …
sich auf SCRUM fokussieren, denn es ist die Methode der Zukunft im Projektmanagement.
sollte SCRUM nicht weiterverfolgen, denn es handelt sich nur um einen aktuellen Trend, der nicht weiter von Relevanz sein wird.
sowohl agile als auch klassische Methoden des Projektmanagements beherrschen, um flexibel auf unterschiedliche Rahmenbedingungen zu reagieren.
Keine der Antwortmöglichkeiten.
[10]SCRUM ist …
bisher nur in Nordamerika verbreitet. Im europäischen Raum findet es kaum Anwendung.
bei mehr als 90% aller agilen Projekten weltweit im Einsatz.
notwendig, um Projekte in Phasen zu strukturieren und zu planen.
Keine der Antwortmöglichkeiten ist richtig.