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Оглавление1. Kapitel: Geld – Tabu & Mythos
Viele Tabus sind in den letzten Jahren gefallen, die Annahme, dass man »über Geld nicht spricht«, hält sich hingegen hartnäckig. Das Wort »Tabu« stammt ursprünglich aus Polynesien und beschreibt bei Kulturanthropologen ein allgemeingültiges Verbot innerhalb einer Kultur, das mit religiösen Gesetzmäßigkeiten erklärt wird, etwa das Verbot, bestimmte Speisen zu essen oder Worte zu benutzen.
Wer ein Tabu bricht, da sind sich indigene Gesellschaften auf der ganzen Welt einig, der bringt Unglück über sich und schlimmstenfalls seine ganze Familie oder gleich das ganze Dorf. Ein Tabu ist also etwas Rätselhaftes, Übernatürliches, mit dem man sich besser nicht anlegt, wenn man sein Glück nicht auf das Spiel setzen möchte. Mit Ratio, klarem Verstand und Fakten hat das Tabu recht wenig zu tun und kann mittels dieser nicht verstanden werden.
Auch unsere moderne Gesellschaft kennt Tabus, wenn auch nicht mehr viele. In der kapitalistischen Gesellschaft ist nichts so sehr tabuisiert wie Gespräche über Geld, während gleichzeitig der Informationsbedarf so hoch ist.
Eine aktuelle Umfrage einer Partnervermittlung1 zeigt, dass immer mehr Paare zwar über ihre sexuellen Vorlieben sprechen, doch wenn es um das Geld geht, herrscht das große Schweigen. Dabei ist umgekehrt Geld unter den Top 3 von Streitgründen für Paare, wie eine Umfrage von Forsa im Auftrag der Rabobank zeigte2.
Die Diskrepanz macht deutlich: Wir sollten alle mehr über Geld reden, mit unseren Partnern, unseren Kindern, unseren Freunden und unserem Chef. Wie tabuisiert der Umgang mit unserem Einkommen ist, zeigt die Tatsache, dass das Reden mit Kollegen über das eigene Gehalt oft per Klausel im Arbeitsvertrag verboten ist.
Was Vermögen für uns vermag
Es lohnt sich, sich das Wort »Vermögen« einmal anzuschauen. Es hat zwei Bedeutungen: Die 1. Bedeutung beschreibt die Fähigkeit bzw. Möglichkeit, etwas zu tun, im Stande zu sein. Die 2. Bedeutung steht für die Gesamtheit an Geld und geldwerten Gütern, die uns zur Verfügung stehen. Diese Gelder bzw. geldwerten Güter müssen zwingend einen materiellen Wert besitzen. Ein Vermögen zu haben, heißt also nicht nur, dass wir über Geld verfügen, sondern auch mehr Möglichkeiten, konkreter: individuelle Freiheit. Wer mehr Geld hat, vermag (hier haben wir das Verb dazu) sich mehr zu leisten, weiter zu reisen und dem bleibt mehr Zeit für Familie, Hobbys und Interessen.
In diesem Buch geht es um beide Bedeutungen von Vermögen – um Finanzen und die Möglichkeiten, die sie uns eröffnen, wenn wir sie nach unseren Wünschen und Zielen gestalten.
Hier tut sich eine erstaunliche Diskrepanz zwischen der Bedeutung, die Geld für unser Leben hat, und der Art, wie wir über es sprechen, oder besser: nicht sprechen, auf. Wie die Erfahrung zeigt, hat das Tabuisieren von Sexualität über viele Jahrhunderte hinweg nur dazu geführt, dass bis heute an vielen Stellen Unsicherheit, Unwissen und Scham regieren, die allerlei negative Konsequenzen wie ungewollte Schwangerschaften, die Ausbreitung von Krankheiten, psychische Probleme und sogar Gewalt zur Folge hat.
Worüber wir nicht sprechen, das können wir nicht verstehen, und was wir nicht verstehen, das können wir nicht gestalten.
Was uns Tabu & Mythos kosten
Als Geldcoach und Finanzblogger rede ich beruflich nicht nur über Geld, sondern Finanzen im Allgemeinen und Wohlstand im Besonderen – und stoße dabei immer wieder auf viele Vorurteile.
Meistens gibt es nur zwei Menschen, mit denen wir offen über Geld sprechen, und das sind weder unser Partner noch unser Arbeitgeber, sondern im besten Fall der Finanzberater und der Steuerberater.
Viele Irrtümer rund um Geld, Finanzen, Wohlstand und Vermögen halten sich deshalb besonders hartnäckig und auch hier hat das Folgen: Überschuldung, unzureichende finanzielle Mittel, Scheitern beim Vermögensaufbau, Krisen in der Partnerschaft, und viele geplatzte Träume und verpasste Chancen.
Hören wir davon, dass sich so etwas ereignet, so nehmen wir es wie ein Naturereignis hin. »XY muss sein Geschäft schließen« oder »Z kann dieses Jahr nicht in Urlaub fahren«, so als seien das Schicksalsschläge, gegen die niemand gefeit ist.
Doch anders als bei echten Schicksalsschlägen sind das die Folgen von Entscheidungen – oder Nicht-Entscheidungen –, die wir im Laufe unseres Lebens treffen. Da wir so wenig über Geld reden und uns deshalb zwangsläufig auch nicht genug mit dem Thema Finanzen beschäftigen und stattdessen an den verbreiteten Mythen festhalten, handeln wir zumeist auf Basis falscher Annahmen oder zu wenig Wissen, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass etwas schief geht.
Finanzen lassen sich planen – ebenso wie der Vermögensaufbau – und das vollkommen unabhängig von der aktuellen Lebenssituation und den zur Verfügung stehenden Mitteln. Genau das ist das Geheimnis von Wohlstand – einem Lebensstandard, bei dem wir uns wohlfühlen. Wie man diesen Zustand erreicht, darum geht es in diesem Buch.
Vermögen ist eine Kompetenz-, keine Geldfrage
Schon in meinem ersten Buch Geld(R)evolution3 ging es um ein größeres Verständnis und damit den Erwerb von Kompetenz in Geld- und Finanzfragen. Zu oft glauben wir, wir hätten ein Thema verstanden, vor allem, wenn es so allgegenwärtig ist, wie Geld, ohne es wirklich durchdrungen zu haben.
Diesen Faden greife ich in diesem Buch erneut auf, allerdings folge ich ihm weiter, bis in Hegels Schreibstube. Der große deutsche Philosoph aus dem 18./19. Jahrhundert zeigte mit seiner Dialektik eine Methode des Denkens auf, die uns in einem ständigen Voranschreiten immer größerer Erkenntnis und innerer Freiheit entgegenführt.
Neben der Aufklärung von verbreiteten Irrtümern rund um das Geld und das Skizzieren der Ursachen für unser Nichtwissen, geht es in diesem Buch vor allem um die die Auflösung des Widerspruchs zwischen unserem fehlenden Wissen über Geld und seiner Bedeutung von uns entlang von Hegels Dialektik. Warum gerade Hegel? Weil seine Dialektik eine Einladung dazu ist, aus einem Widerspruch eine Synthese zu machen und so den Widerspruch schließlich überwinden, um zu einer neuen Art von Freiheit durch Wissen zu gelangen. Dass Geld und persönliche Freiheit in enger Verbindung stehen, kann dabei nicht oft genug betont werden.
Hinzu kommt ein Infragestellen dessen, was alle tun und was von uns deshalb als »normal« erachtet wird – Arbeiten, Sparen und Lottospielen. Ziel ist das Erreichen einer neuen, umfassenden Kompetenz in Sachen Geld und Vermögen, in dem wir gemeinsam die Ursachen unseres kollektiven Unwissens verstehen, ebenso wie die Gesetzmäßigkeiten der Vermögensplanung. Wir werden Begriffe und Geldzyklen betrachten und so Schritt für Schritt eine neue, umfassende Kompetenz in Sachen Finanzen erwerben.
Es folgt die praktische Umsetzung in der Anleitung für ein Kaskadenmodell für den individuellen Vermögensaufbau sowie einem 7-Punkte-Plan für einen neuen, gesamtgesellschaftlichen Umgang mit Geld und Vermögen, denn tatsächlich sind wir als Gesellschaft gefragt, uns und unsere Kinder kompetenter in Sachen Geld und Finanzen zu machen.
Dabei spielt auch der Abbau von Ängsten eine große Rolle. Wenn wir in den Nachrichten hören, dass Wirtschaftswissenschaftler düstere Prognosen aufgrund sinkender Exportzahlen oder einem schwachen Euro aufstellen, dann löst das Angst aus. Wir wollen, dass Geld uns zwar zufließt, dann aber soll es möglichst bei uns bleiben. Dabei übersehen wir, dass Geld, ebenso wie alles im Leben, immer im Wandel ist und uns deshalb statisch gar nichts nutzt. Stattdessen müssen wir es »in die Hand nehmen«, wie der Volksmund so schön sagt.
Der Fluch der sogenannten Normalität
Die Idee zu diesem Buch kam mir, als ich der Frage nachging, weshalb wir alle so danach streben, das zu tun, was alle tun, was »normal« ist, anstatt uns darum zu kümmern ist, was eigentlich das Richtige wäre. Das hat verheerende Auswirkungen, auch auf unseren Umgang mit Geld.
Wir orientieren uns an dem, was die anderen machen, statt uns zu fragen, was denn für uns das Beste ist. Auf diese Haltung hin werden wir schon in der Schule geprägt – Anpassung ist das Stichwort, nicht unbedingt Wissen und der Erwerb von Kompetenz.
Was »normal« ist oder nicht, ist das Ergebnis eines gesellschaftlichen Diskurses und die Grenzen sind fließend. Sie sind in jedem Fall wenig dazu geeignet, individuelle Handlungsempfehlungen zu geben oder sich daran zu orientieren. Statt individuelle Entscheidungen zu treffen, bringt der Fluch der sogenannten Normalität uns dazu, uns einer Schafherde anzuschließen und das selbstständige Denken aufzugeben. Das hat Folgen.
Mir fiel auf, dass wir dazu neigen, Geld entlang der stoischen Dichotomie als etwas zu betrachten, was außerhalb unserer Kontrolle liegt, weshalb wir uns erst gar nicht die Mühe machen, uns mit ihm zu beschäftigen. Es erscheint wie auf zauberhafte Weise auf unserem Konto und ebenso schnell verschwindet es auch wieder und wie viel wir davon zur Verfügung haben, folgt mysteriösen und verschlungenen Wegen. Das ist eine Zuspitzung, doch Rudimente dieser Haltung begegnen mir in meiner Arbeit fast täglich.
Sie hängen eng mit dem oben beschriebenen Tabu zusammen. In diesem Buch plädiere ich deshalb dafür, Geld und Vermögen aus dem Topf der Dinge zu nehmen, die wir als außerhalb unserer Kontrolle erachten und ihn in jenen zu packen, die wir verändern können und bei denen sich Engagement lohnt.
Wo sich ein Tabu befindet, ist der Mythos nicht weit, und so ist es auch beim Geld: Das Tabu führt zu einer Reihe von weit verbreiteten Fehlannahmen über Geld und Vermögen.
Die häufigsten Irrtümer über Geld & Vermögen
1. Über Geld spricht man nicht
Auf einige Folgen dieses Irrtums bin ich bereits eingegangen. Er ist die Ursache für alle folgenden Irrtümer oder steht in enger Verbindung mit ihnen. Nur wenn wir über Dinge sprechen, werden sie für uns real und verständlich. Wir lernen, sie von verschiedenen Perspektiven zu betrachten, sie in ihrer Ganzheit wahrzunehmen und zu verstehen. Anders formuliert: Sprache strukturiert unser Denken.
Geld, als übergeordneter Begriff unserer finanziellen Mittel, ist die Grundlage unseres Lebens, es entscheidet darüber, ob wir glücklich sind, wie viel Freiheit und Sicherheit wir erleben, welche Möglichkeiten uns zur Verfügung stehen, es entscheidet sogar über das Überleben an sich. Dennoch wird es aus unserem Alltag ausgeklammert. Es gilt als grob unhöflich, über Geld zu sprechen. Wer zur Schau stellt, dass er viel Geld hat, »protzt«, wer ständig zeigt, dass er keines hat, ein »Schmarotzer«.
Der generelle Umgang mit Geld ist, niemand wissen zu lassen, wie viele Mittel man wirklich zur Verfügung hat, während durch Statussymbole wie ein Auto oder ein großes Haus versucht wird, äußere Signale von Reichtum zu setzen, die tatsächlich aber nur wenig Rückschlüsse ermöglichen. Keinem Haus, keinem Auto sieht man die Kredite an, die es ermöglichen.
Das führt dazu, dass wir schnell einer Reihe von Fehlannahmen aufsitzen, wenn es um das Geld geht. Leben wir in einer Gegend, in der viele Menschen sichtbar arm sind, können uns unsere eher bescheidenen Mittel schon sehr viel vorkommen, umgekehrt kann man sich als Normalverdiener in einer teuren Villengegend schnell vorkommen wie ein armer Schlucker.
Letztlich hängt die Frage, ob wir arm oder reich sind, in erster Linie von unserem eigenen Maßstab ab. Glücksforscher4 haben festgestellt, dass es ab 65.000 Euro Jahreseinkommen keinen Unterschied mehr macht, ob wir mehr verdienen. Anders ausgedrückt: Mehr Geld macht uns ab dieser Grenze nicht glücklicher, weniger allerdings schon. Dabei wird Geld vor allem als Mittel zur Freiheit und zu mehr Freizeit betrachtet.
All das macht es umso unverständlicher, warum wir in einer Welt, die so sehr von Geld geprägt ist, im Alltag so wenig über Finanzen sprechen. Das betrifft schon unsere Kinder, die in der Schule zwar immer noch die Rudimente militärischen Drills erfahren und vor allem Anpassung lernen, aber nichts über Vorsorge, Versicherung oder wie man ein Bankkonto eröffnet, geschweige denn über Finanzplanung. Über Geld nicht zu sprechen, und auf einen oder mehrere Irrtümer rund um Finanzen zu vertrauen, ist die gesellschaftliche Normalität. Genau deshalb ist es so dringend an der Zeit, dass wir diese Normalität in Frage stellen und offen über Fragen zu Geld, Finanzen und den Weg zum Wohlstand zu sprechen.
2. Vermögensaufbau ist hochkompliziert
Diesem Irrtum begegne ich als Geldcoach ständig. »Ach, das ist mir zu kompliziert«, sagen viele oder »Das lohnt sich für mich nicht«. Lustigerweise sind das häufig jene Menschen, die regelmäßig Lotto spielen. Lieber auf das Glück vertrauen als auf die eigenen Fähigkeiten, das ist das genaue Gegenteil von Vermögen!
Ganz gleich, wie wenig oder viel Geld Ihnen zur Verfügung steht, es ist nie zu wenig, um es in Vermögen zu transformieren. Dabei muss Finanzplanung weder kompliziert noch unübersichtlich sein. Vielmehr ist das ein Trugschluss, der letztlich auch der Branche der Vermögensberater in die Tasche spielt.
Er hält Menschen in einer Unmündigkeit in Bezug auf ihre eigenen Finanzen und damit ihre Möglichkeiten. Nicht wenige Menschen wissen gar nicht genau, wie viel Geld ihnen monatlich zur Verfügung steht und was sie damit anfangen. Wie soll dann ein Zustand finanzieller Sicherheit und Freiheit eintreten? Wissen ist Macht – das gilt nirgendwo mehr als im Zusammenhang mit Geld. Damit werden wir uns in Kapitel 2 noch ausführlich beschäftigen.
Nein, Vermögensaufbau muss nicht kompliziert sein! Wie er mit funktioniert, erfahren wir im Laufe dieses Buchs.
3. Sparen ist der sicherste Weg zum Vermögen
Ganz klar: Sparen ist einer der Wege, um zu Wohlstand zu kommen. Zumindest ist das eine der Weisheiten, die uns noch aus den Zeiten des Wirtschaftswunders und aus der Generation unserer Eltern geblieben ist und meistens kommen wir nicht dazu, sie in Frage zu stellen.
Doch in Zeiten niedrigster Zinsen hat sich das Sparen längst als sichere Methode zum Wohlstand überholt. Tatsächlich sind andere Wege sehr viel zielführender, von Wertanlagen bis zur cleveren Finanzplanung. Vermögensaufbau gelingt auch, ohne auf etwas zu verzichten.
4. Vermögensaufbau ist nur etwas für Besserverdienende
Klar, wer ein hohes Einkommen hat oder schon mit reichen Finanzmitteln ausgestattet in das Leben startet, hat es leichter, zu Vermögen zu kommen, doch Vermögensaufbau bedeutet auch, dieses Vermögen weiter zu vermehren und nicht schlimmstenfalls zu verlieren.
Wer aber clever anlegt und mit Know How an die eigene Finanzplanung herangeht, der kann auch mit geringem Startkapital und niedrigem Einkommen entsprechende Erfolge erzielen. Das Stichwort hier heißt Kompetenz. Solange wir Vermögen als etwas betrachten, das außerhalb unserer Möglichkeiten liegt, können wir es auch nicht erreichen. Wir müssen die notwendige Selbstwirksamkeit entwickeln, um Geld als etwas zu betrachten, dass wir zu unseren Gunsten beeinflussen und gestalten können. Dann ist Vermögensaufbau keine Frage des Geldes mehr – sondern der Fähigkeiten.
5. Geld und Liebe sollte man strikt trennen
Wie schon die Einleitung zu diesem Kapitel zeigt, ist das eines der größten Irrtümer im Zusammenhang mit Geld. Ob Liebe entsteht, hat zwar mit Geld auf den ersten Blick nicht viel zu tun, doch ob sie bleibt, sehr wohl. Streit um das Geld, der häufig auf Missverständnissen und vor allem auf Unwissen beruht. Der Paarberater Michael Mary5 hat dazu die Begriffe von »kaltem«, »warmen« und »heißen« Geld geprägt, je nachdem, welchen emotionalen Bezug wir innerhalb der Beziehung dazu haben. Er lädt dazu ein, Geldsachen ganz nüchtern zu klären, wie etwa die Frage, welchen finanziellen Ausgleich der Partner erhält, der für die Kinderbetreuung beruflich mehr zurücksteckt. Ansonsten kann das schnell zu einem Streit- und sogar Trennungsgrund werden.
»Ich habe für dich alles geopfert«, lautet dann der Vorwurf. Das gilt umgekehrt genauso, denn der Hauptverdiener muss sich eben um seinen Job kümmern. Ihm oder ihr vorzuwerfen »Du warst doch nie da«, erscheint dann in einem anderen Licht.
So wie man in einer verantwortungsvollen Partnerschaft über Verhütung und Familienplanung spricht, so sollte man auch über die Finanzplanung sprechen, und das Thema nicht tabuisieren oder nur einem allein überlassen.
Immerhin ist eine der althergebrachten Bestimmungen der Ehe der gemeinsame Vermögensaufbau, den der Staat mit entsprechenden Steuervergünstigungen unterstützt. Die Ressource des gemeinsamen Vermögensaufbaus sollte deshalb nicht einfach dem Zufall überlassen werden.
6. Reichsein ist Glückssache
Vermögen und Reichsein ist nicht unbedingt das selbe, immerhin kann sich auch als »reich« betrachten, wer »materiell« wenig besitzt, doch gerade in Deutschland mit seinen noch immer recht undurchlässigen sozialen Schichten scheint es, als seien sowohl Armut als auch Reichtum und das nicht nur genetisch, sondern auch im wörtlichen Sinn5.
Auch das oben bereits erwähnte Lottospielen fällt unter die Annahme, dass Reichsein etwas mit einem Glücksfall zu tun hat, nicht mit Strategie und Kompetenz. Mit diesem Irrglauben aufzuräumen, ist für mich eines der wichtigsten Anliegen in diesem Buch.
Wohlstand, Vermögen und der Umgang mit Geld ist keine Frage eines glücklichen Schicksals, sondern cleverer und kompetenter Planung, die eben nichts dem Zufall überlässt.
Hier geht es um nicht weniger als einen grundlegenden Wandel der Perspektive in der Betrachtung der eigenen Möglichkeiten. Geld und der Zugang dazu folgen nicht dem Glück, sondern eröffnen sich jenen, die im Umgang mit ihnen kompetent sind. Reichsein ist Kopfsache!
7. Für Geld muss man hart arbeiten
In unseren Köpfen und in unserer Gesellschaft sind Arbeit und Geld untrennbar verbunden. Nur wer arbeitet, hat Geld, wer nicht arbeitet, nicht und nur wer viel arbeitet, verfügt auch über viel Geld.
Auch das ist eine Überzeugung, die vor über 60 Jahren entstanden ist und damals auch schon nicht ganz stimmte. Heute aber, in Zeiten des Digitalen Wandels löst sich diese Verbindung endgültig auf.
Arbeit ist zwar ein Weg, um den Lebensunterhalt zu verdienen, doch um den Lebensstandard im Sinne von Vermögen anzuheben, ist Lohnarbeit tatsächlich nur auf sehr lange Sicht und auch dann nicht allein geeignet, solange sie nicht in entsprechende ergänzende Strategien zum Vermögensaufbau eingebunden ist. Will heißen: Auch wer viel Geld verdient, kann aufgrund mangelnder Kompetenz daran scheitern, ein Vermögen aufzubauen.
8. Wer viel Geld hat, ist auch vermögend
Dieser Irrglaube schließt sich unmittelbar an den vorangegangenen an. Viel Geld zu haben, bedeutet in erster Linie, liquide zu sein, doch dieses Geld kann eben auch geliehen sein und dann ist es das genaue Gegenteil von Vermögen.
Mit viel Geld um sich zu werfen, ist deshalb kein Ausdruck von Vermögen und Vermögen heißt auch nicht, dass man zwangsläufig mehr Geld zur Verfügung hat, sondern mehr finanzielle Möglichkeiten.
Das klingt zunächst wie ein Widerspruch, aber wie ich im Verlauf des Buchs noch zeige, löst sich dieser rasch auf, wenn wir uns mit dem »7-Konto-Modell« beschäftigen.
9. Es gibt beim Vermögen keinen Königsweg
Ganz klar, Vermögensaufbau ist auch den Wechselfällen von individuellen Entscheidungen, Entwicklungen am Finanzmarkt und größeren politischen und geopolitischen Zusammenhängen unterworfen, doch ebenso wie Vermögensaufbau nicht kompliziert oder Glückssache ist, so ist es auch kein großes Mysterium, dem wir uns nur anvertrauen können, ohne es je ganz zu verstehen.
Vielmehr folgt er klar erkennbaren Gesetzmäßigkeiten und kann durch entsprechende Maßnahmen zuverlässig gestaltet werden. Deshalb gibt es vielleicht nicht den EINEN Königsweg, der in allen Details für jeden und jede funktioniert, doch diese Mechanismen sind allgemeingültig und können deshalb von allen genutzt werden. Doch dazu muss man sie eben erst einmal kennen! Und genau damit werden wir uns in den kommenden Kapiteln beschäftigen, bis hin zu der praktischen Umsetzung. Das Ziel lautet: Kompetenzaufbau als Grundlage für Vermögensaufbau!
Endnoten:
1 Elite-Partner Studie 2019: So liebt Deutschland http://www.mynewsdesk.com/de/elitepartner/documents/elitepartner-studie-2019-so-liebt-deutschland-87822, abgerufen am 26.01.2020.
2 Partnerschaft: Zoff um Zaster. Umfrage Forsa/Rabobank 2018 http:://www.rabodirect.de/ueber-uns/neuigkeiten/2018/vorurteile-zoff-um-den-zaster, abgerufen am 26.01.2020.
3 Wagner, Ronny (2019): Geld(R)evolution: Die Entwicklung von Kompetenz im Umgang mit Geld. 2. Auflage. Tredition.
4 Jeff et. al. (2018) Happiness, income satiation and turning points around the world, nature online http://www.nature.com/articles/s41562-017-0277-0, abgerufen am 26.01.2020.
5 Mary, Michael (2018): Die Liebe und das liebe Geld: Vom letzten Tabu in Paarbeziehungen. Piper Verlag.
6 Monitor Jugendarmut in Deutschland 2018 http://jugendsozialarbeit.news/wp-content/uploads/2018/11/Monitor-Jugendarmut-in-Deutschland-2018.pdf, abgerufen am 26.01.2020.