Читать книгу Gemeinden ohne Seelsorger, Band II - Rosa Hofer - Страница 9

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Kurze Belehrung über den Ablaß

Der Ablaß ist eine außerhalb des Bußsakramentes aus dem Kirchenschatze erteilte Nachlassung der zeitlichen Sündenstrafen, welche nach bereits vergebener Sündenschuld entweder hier auf Erden oder im Fegfeuer noch abzutragen bleiben. Es ist feierlich erklärter Glaubenssatz: „daß die katholische Kirche die Gewalt hat, Ablässe zu erteilen und daß der Gebrauch der Ablässe dem christlichen Volke sehr heilsam ist.“ Konzil von Trient, 25. Sitzung.

Es gibt vollkommene und unvollkommene Ablässe. Ein vollkommener Ablaß ist die Nachlassung aller für die bereits vergebenen Sünden noch abzutragenden Strafen; ein unvollkommener Ablaß ist die Nachlassung eines Teiles dieser Strafen. Die unvollkommenen Ablässe werden in der Regel nach Tagen und Jahren bestimmt. Ein Ablaß von z. B. 40 oder 100 Tagen, von 3 Jahren will nicht sagen, daß derjenige, welcher einen solchen Ablaß gewinnt, nun 40 oder 100 Tage oder 3 Jahre weniger auf Erden oder im Fegfeuer zu büßen habe, sondern es bedeutet die Nachlassung von so viel zeitlicher Strafe, als ehemals durch eine nach den alten Satzungen bestimmte Kirchenbuße von dieser Dauer an zeitlicher Sündenstrafe vor Gott abgetragen wurde. Die alten Kirchenbußen waren aber sehr streng; für öffentliche Sünden mußte damals meistens auch öffentlich gebüßt werden. Eine Quadragene war in jenen alten Zeiten eine verschärfte äußerst strenge Buße von 40 Tagen. — Bei vielen Ablässen erklärt die Kirche, daß man dieselben entweder für sich selbst gewinnen, oder sie den Abgestorbenen zuwenden könne.

Ablaßbedingungen. Für alle Ablässe, sowohl vollkommene, als unvollkommene wird als wesentliche Bedingung gefordert der Stand der heiligmachenden Gnade. Im Stande der Ungnade kann man keinen Ablaß gewinnen, wie man auch alsdann nichts für den Himmel verdienen kann. Sollte also jemand in eine schwere Sünde gefallen sein, so müßte er, um einen Ablaß zu gewinnen, zuvor beichten oder eine wahre vollkommene Reue mit dem Vorsatze, sobald als möglich zu beichten, erwecken. Ferner wird erfordert eine reumütige Gesinnung. Weil nämlich die Strafe nicht nachgelassen werden kann, bevor die Schuld vergeben ist, eine Vergebung der Schuld aber von Seiten Gottes nicht möglich ist, ohne eine wahre Reue auf Seite des Menschen, so kann man nur für jene Sünden einen Ablaß gewinnen, welche man wahrhaft bereut und verabscheuet hat. Man braucht indes nicht jedes Mal wenn man einen Ablaß gewinnen will, eine ausdrückliche Reue zu erwecken, sondern es genügt, daß man die Sünden früher bereut hat und daß diese reumütige Gesinnung noch fortdauert. Nur wer in schwere Sünde gefallen, müßte wie gesagt, vorher ausdrücklich die vollkommene Reue erwecken, falls er keine Gelegenheit hat zu beichten. Drittens wird für alle Ablässe gefordert, daß man die vorgeschriebenen Gebete oder Werke vollständig und genau nach der Vorschrift verrichte, und daß man die Meinung habe, den Ablaß zu gewinnen; doch genügt die des Morgens auf die Gewinnung der Ablässe gerichtete Meinung für alle Ablässe, die den Tag über zu gewinnen sind und braucht man dann nachher in den einzelnen Fällen, z. B. bei Verrichtung eines Ablaßgebetes nicht wieder ausdrücklich an den Ablaß zu denken, ja es ist nicht einmal nötig zu wissen, welches der mit dem Gebete rc. verbundene Ablaß ist oder ob ein solcher Ablaß besteht.

Die Gebete, für welche Ablässe verliehen sind, müssen nicht bloß innerlich oder durch bloßes Ablesen mit den Augen aus dem Buche, sondern zugleich mündlich verrichtet werden; doch wird kein lautes Beten gefordert, man braucht sich auch selber nicht zu hören, sondern man muß nur die Worte bilden mit einiger Bewegung der Zunge und der Lippen. Wird ein Ablaßgebet z. B. der Engel des Herrn, die Muttergottes-Litanei, der Rosenkranz ect. von mehreren gemeinschaftlich und abwechselnd gebetet, so braucht jeder Teil, während der andere Teil laut betet, die Worte nicht mitzusprechen, sondern nur andächtig zuzuhören. Ist aber das betreffende Gebet kein Wechselgebet, sondern wird es ganz von jemandem vorgebetet (z. B. unten die Aufopferung aller hl. Messen beim Offertorium), dann müssen die Übrigen das Gebet mündlich (doch nicht laut, nicht vernehmbar) mitsprechen.

Für verschiedene Gebete ist monatlich ein vollkommener Ablaß verliehen. Man muß dieselben einen Monat (30 Tage) lang täglich andächtig verrichtet haben und dann an einem frei zu wählenden Tage beichten, kommunizieren und für die Anliegen der Kirche nach der Meinung des Papstes etwas beten, z. B. die Gebete zur Gewinnung eines vollkommenen Ablasses aus dem Gebetbuche; doch genügt es, wenn man nur fünf Vater unser und Gegrüßet seist du oder ein entsprechendes Gebet, z. B. eine Litanei oder einen Rosenkranz u. dgl. andächtig nach der Meinung des Papstes betet. In der Regel muß man eine Kirche oder öffentliche Kapelle besuchen und dort dieses Gebet (das sogenannte Ablaßgebet) verrichten. Wer täglich mehrere solcher Gebete verrichtet, kann monatlich ebenso viele vollkommene Ablässe und zwar durch eine einzige Beichte und Kommunion gewinnen (einen Ablaß für sich und die andern für die Armen Seelen). Er muß aber für jeden vollkommenen Ablaß, wofür solches vorgeschrieben ist, den Kirchenbesuch und das Gebet nach der Meinung des Papstes verrichten: dieses kann in jeder Kirche oder öffentlichen Kapelle geschehen, auch wenn das allerheiligste Sakrament dort nicht aufbewahrt und auch das heilige Meßopfer (wegen Mangel eines Priesters) nicht mehr dargebracht wird.

Bei einigen Gebeten kann der damit verbundene Ablaß bloß einmal im Tage, bei andern aber jedes Mal, so oft man das Gebet andächtig verrichtet, gewonnen werden.

Kommt in einem Ablaßgebete das „Gegrüßet seist du“ vor, so muß man beten: „bitte für uns rc.“, nicht: „bitte für die armen Seelen“ rc. Die kleineren Ablaßgebete sind im Folgenden meistens durch Anführungszeichen „ “ kenntlich gemacht.

Näheres über den Ablaß findet man in dem vom Verfasser dieses Büchleins herausgegebenen: „Ablaßbuch für alle Stände, Paderborn, Junfermann’sche Buchhandlung.“

Abkürzungen

II. bedeutet: man kann bei täglicher Verrichtung des Gebetes monatlich einen vollkommenen Ablaß gewinnen, wenn man nur beichtet und kommuniziert und die hl. Kommunion für den Ablaß aufopfert (ohne Kirchenbesuch und Ablaßgebet).

III. man muß außer der Beichte und Kommunion auch noch ein Gebet nach der Meinung des Papstes für die Anliegen der Kirche verrichten, doch kann man dieses an einem beliebigen Orte, also auch zu Hause tun;

IV. man muß beichten, kommunizieren, eine Kirche oder öffentliche Kapelle besuchen und dort das Gebet nach der Meinung des Papstes verrichten.

Sterbe-Ablaß: Man kann unter den gewöhnlichen Bedingungen1 in der Todesstunde einen vollkommenen Ablaß gewinnen, wenn man das betreffende Gebet oft im Leben verrichtet hat.

Der Buchstabe Ω bedeutet: der Ablaß kann den Abgestorbenen zugewandt werden. Man muß alsdann die Meinung haben, den Ablaß einer bestimmten Armen Seele, oder den verstorbenen Angehörigen rc., oder auch den Abgestorbenen im allgemeinen zuzuwenden.

V = Vorbeter (vom Vorbeter gesprochen)

A = Antwort (von allen gesprochen)

Beim gemeinschaftlichen Gebete werde langsam und deutlich vorgebetet, und ebenso seien die Antworten langsam und deutlich.

Morgengebet

V. „Im Namen des + Vaters und des + Sohnes und des Heiligen + Geistes. Amen.“

Ablass von 50 Tagen jedes Mal, so oft man sich andächtig mit dem heiligen Kreuze bezeichnet und dabei die Worte spricht: „Im Namen des Vaters rc.“

Wir beten dich an, o Allerheiligste Dreifaltigkeit, wir loben und verherrlichen dich! Wir sagen dir Dank, daß du uns in dieser Nacht so gnädig bewahrt hast. O wie viele Sünder sind in eben dieser Nacht dahingestorben und durch ihre Schuld ewig verdammt worden! Aus dankbarer Liebe weihen wir uns für heute und immer deinem heiligen Dienste. In Vereinigung mit dem göttlichen Herzen Jesu, deines vielgeliebten Sohnes, schenken wir dir unsere Herzen. Wir opfern dir unser Tagewerk, all’ unsere Gedanken, Worte, Werke und Leiden auf. Wir flehen zu dir um deine Gnade, wir befehlen uns in alle heiligen Messen auf der ganzen Erde, und machen die Meinung, alle Ablässe zu gewinnen, welche wir heute gewinnen können.

Hier mache jeder die Aufopferung für die Abgestorbenen, z. B.: „Ich opfere alle zuwendbaren Ablässe für die Armen Seelen (die Seele N.) auf.“

A. Herr, unser Gott, wir danken dir, wir loben dich, wir preisen dich. „Heilig, heilig, heilig bist du Herr, Gott der Heerscharen! Die Erde ist deiner Herrlichkeit voll. Ehre sei dem Vater, Ehre sei dem Sohne, Ehre sei dem Heiligen Geiste!“

100 Tage Ablaß täglich einmal, sonntags dreimal; IV Ω.

V. Würdige dich, o Herr, an diesem Tage uns ohne Sünde zu bewahren.

A. Erbarme dich unser, o Herr, erbarme dich unser.

V. Herr, allmächtiger Gott, der du uns den Anfang dieses Tages hast erleben lassen: hilf uns heute mit deiner kräftigen Gnade, damit wir doch an diesem Tage in keine Sünde fallen, sondern in allen unsern Gedanken, Worten und Werken deinen heiligen Willen stets treu erfüllen mögen. Durch unsern Herrn Jesum Christum, deinen Sohn, der mit dir lebt und regiert in Einigkeit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

A. „O mein Gott! Ich glaube an dich, weil du die ewige Wahrheit bist. Ich hoffe auf dich, weil du unendlich gütig bist. Ich liebe dich über alles, weil du das höchste Gut bist.“

Ablaß von 7 Jahren und 7 Quadragenen jedesmal, III.; Sterbe-Ablaß. Ω.

V. Es reuet mich von Herzen, daß ich dich mit meinen Sünden beleidigt habe. Ich will nie mehr deinem heiligen Willen zuwider handeln.2

A. „Es geschehe, es werde gelobt und ewig gepriesen der gerechteste, höchste und liebenswürdigste Wille Gottes in allem!“

100 Tage einmal täglich; Sterbe-Ablaß

V. Rufen wir Maria an, zugleich mit der Meinung, einigermaßen die Unbilden zu ersetzen, welche ihr und den Heiligen Gottes zugefügt werden:

A. „Gegrüßet seist du, Königin, Mutter der Barmherzigkeit, unser Leben, unsere Süßigkeit und unsere Hoffnung, sei gegrüßt! Zu dir rufen wir, verbannte Kinder Eva’s; zu dir seufzen wir trauernd und weinend in diesem Tal der Tränen. Wohlan denn, unsere Fürsprecherin, wende deine barmherzigen Augen zu uns und zeige uns nach diesem Elende Jesum, die gebenedeite Frucht deines Leibes, o gütige, o milde, o süße Jungfrau Maria!

V. Würdige mich, zu loben dich, geheiligte Jungfrau.

A. Gib mir Kraft wider deine Feinde.

V. Gebenedeit sei Gott in seinen Heiligen.

A. Amen.

100 Tage Ablaß an jedem Wochentage, 7 Jahre und 7 Quadragenen des Sonntags; II, an zwei beliebigen Sonntagen in jedem Monate; Sterbe-Ablaß. Ω. Abends muß man beten: „Unter deinen Schutz.“

V. Wir befehlen uns der lieben Gottesmutter, um von ihr in allen Versuchungen, besonders gegen die heilige Keuschheit, beschützt zu werden:

A. „Gegrüßet seist du, Maria rc.

V. O meine Herrin, o meine Mutter! Dir opfere ich mich ganz auf, und um mich dir ergeben zu zeigen, weihe ich dir heute meine Augen, meine Ohren, meinen Mund, mein Herz, mich ganz und gar. Weil ich also dir gehöre, o gute Mutter, so bewahre mich, beschütze mich als dein Gut und als dein Eigentum. Amen.

A. (Anrufung) O meine Herrin, o meine Mutter! Gedenke, daß ich dir gehöre. Bewahre mich, beschütze mich als dein Gut und als dein Eigentum!“

100 Tage, IV Ω. Man muß es morgens und abends beten. Die Anrufung allein hat 40 Tage Ablaß, wenn man sie in irgendeiner Versuchung spricht.

V. Wir befehlen uns auch unsern lieben heiligen Schutzengeln:

A. „O Engel Gottes, der du mein Beschützer bist, dem ich durch Gottes Güte bin anvertraut worden, erleuchte, beschütze, regiere und leite mich. Amen.“

100 Tage Ablaß jedesmal; IV (wenn man es morgens und abends betet); Sterbe-Ablaß. Ω.

V. All’ unsere heiligen Namenspatrone. — A. Bittet für uns.

V. Heiliger N., Patron unserer Kirche. — A. Bitte für uns.

V. All’ ihr lieben Engel und Heiligen Gottes. — A. Bittet für uns.

V. Lasset uns auch beten für die Armen Seelen im Fegfeuer, insbesondere für unsere verstorbenen Angehörigen, Wohltäter und Freunde: Vater unser… Gegrüßt seit du…

V. Herr, gib ihnen die ewige Ruhe.

A. Und das ewige Licht leuchte ihnen.

V. Herr, laß sie ruhen im Frieden. A. Amen.

V. Ehre sei dem Vater rc. A. Wie rc.

V. „Gelobt sei Jesus Christus. A. In Ewigkeit. Amen.“

Ablaß 100 Tagen, so oft beim wechselseitigen Grüßen der eine sagt: „Gelobt sei Jesus Christus“ und der andere antwortet: „In Ewigkeit. Amen.“

Sterbe-Ablaß. Ω.

Abendgebet

V. „Im Namen des + Vaters rc.“

Eine ruhige Nacht und ein seliges Ende verleihe uns der allmächtige und barmherzige Gott! Brüder seid nüchtern und wachet: denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und suchet, wen er verschlingen könne: ihm widerstehet standhaft im Glauben. Du aber, o Herr, erbarme dich unser.

A. Gott sei Dank.

V. Gütigster Gott und Vater! Von ganzem Herzen danken wir dir für alle Gnaden und Wohltaten, welche du uns in unserm ganzen Leben und auch an diesem Tage wieder so reichlich an Leib und Seele erwiesen hast. Aber wie haben wir dir deine Güte vergolten? Sind wir nicht wieder sehr undankbar gegen dich gewesen? Sende doch einen Strahl deines göttlichen Lichtes in unsere Seele, damit wir alle heute begangenen Fehltritte erkennen und sie von Herzen bereuen mögen!

Bei der nun folgenden Gewissenserforschung hält der Vorbeter nach jeder Frage einen Augenblick inne, und ein jeder denkt bei sich nach, ob und wie er sich verfehlt hat. Die tägliche Gewissenserforschung ist von großer Wichtigkeit.

Gewissenserforschung

V. Habe ich gesündigt:

Mit Gedanken? Habe ich mich in unkeuschen Gedanken freiwillig aufgehalten? — War ich hoffärtig? neidisch? argwöhnisch? kleinmütig? — War ich ungeduldig bei der Arbeit oder in Widerwärtigkeiten? aufgebracht bei Beleidigungen?

Mit Worten? Habe ich unkeusche Reden geführt oder mit Wohlgefallen angehört? — Habe ich gelogen? über den Nebenmenschen lieblos gesprochen? — Habe ich Verwünschungen, Fluch- und Scheltworte ausgestoßen?

Mit Werken? Habe ich mit mir selbst oder mit andern etwas Unehrbares getan oder zugelassen? — Habe ich jemand zur Sünde verführt? — War ich gegen meine Eltern oder Vorgesetzten ungehorsam, mürrisch, grob und trotzig? — War ich gegen andere feindselig, unbarmherzig, ungerecht? — Habe ich jemand einen Schaden zugefügt?

Mit Unterlassung? Habe ich das Gebet vernachlässigt? — War ich faul und träge bei der Arbeit? — War ich nachlässig in meinen Standes- und Berufspflichten? — Habe ich über meine Kinder und Untergebenen gewacht? für ihr leibliches und geistliches Wohl gesorgt? — Habe ich andere vom Sündigen abgehalten, wo ich es konnte?

V. Erwecken wir jetzt Reue und Leid, damit der gnädige und barmherzige Gott uns unsere Sünden verzeihen möge:

Litanei von der Liebesreue

(Nach dem ehrwürdigen Papst Pius Vl.)

Herr, erbarme dich meiner!

Christe erbarme dich meiner!

Herr, erbarme dich meiner!

Gott Vater vom Himmel, — erbarme dich meiner!

Gott Sohn, Erlöser der Welt, —

Gott Heiliger Geist, —

Heilige Dreifaltigkeit, ein einiger Gott, —

Der du deine Allmacht und Güte durch Verschonen und langmütige Nachsicht offenbarst, —

Der du die Bekehrung der Sünder so geduldig erwartest, —

Der du die Sünder zur Buße so liebreich einladest, —

Der du dich über die Bekehrung der Sünder so sehr erfreuest, —

Daß ich gesündigt habe, — Reuet mich Herzen, o Gott!

Daß ich so oft und schwer gesündigt habe, —

Daß ich mit Gedanken, Worten und Werken gesündigt habe, —

Daß ich so vorsätzlich und mutwillig gesündigt habe, —

Daß ich durch unzählbare Nachlässigkeiten und Versäumnisse gesündigt habe, —

Daß ich deine heiligen Gebote so frech übertreten habe, —

Daß ich deine Allmacht nicht gefürchtet habe, —

Daß ich deine Liebe verachtet habe, —

Daß ich deine Güte und Langmut mißbraucht habe, —

Daß ich früher dem hochheiligen Meßopfer so oft unandächtig beigewohnt habe, —

Daß ich die heiligen Sakramente so lau empfangen habe, —

Daß ich die Predigt und Christenlehre so oft vernachlässigt oder keinen Nutzen daraus gezogen habe, —

Daß ich die Wunden und Schmerzen deines göttlichen Sohnes erneuert habe, —

Daß ich mich deiner gerechten Strafe in dieser und in der andern

Welt schuldig gemacht habe, —

Wegen alles dieses, — Reuet es mich von Herzen, o Gott!

Aber noch weit mehr und vor allem wegen deiner selbst, —

Weil ich dich beleidigt habe, —

Weil ich dir mißfallen habe, —

Weil ich dich nicht über alles geliebt habe, —

In Vereinigung mit jener heftigen Liebesreue, welche jemals alle heiligen Büßer gehabt haben, —

In Vereinigung mit jenem äußersten Abscheu vor der

allermindesten Sünde, welchen die jungfräuliche Mutter Maria jederzeit getragen, —

In Vereinigung mit jenen unbegreiflichen Schmerzen, welche dein göttlicher Sohn auf dem Ölberg wegen meiner und der ganzen Welt Sünden in seinem Herzen empfunden, —

O du Lamm Gottes, welches du hinwegnimmst die Sünden der

Welt,— verschone uns, o Herr!
O du Lamm Gottes rc.— erhöre uns, o Herr!
O du Lamm Gottes rc.— erbarme dich unser, o Herr!
Vater unser…

V. Allmächtiger und gütigster Gott, der du dem durstenden Volke in der Wüste einen Quell lebendigen Wassers aus dem Felsen hast entspringen lassen, wir bitten dich, laß doch aus unsern harten Herzen Tränen der Reue hervorfließen, auf daß wir unsere Sünden beweinen und von deiner Barmherzigkeit Verzeihung erlangen mögen. Erzeige uns gnädig, o Herr, deine unaussprechliche Barmherzigkeit, damit du uns von allen unseren Sünden befreiest und von den Strafen, die wir für dieselben verdienen, errettest.

A. Amen.

V. O Gott, dem es eigen ist, sich allzeit zu erbarmen und zu verschonen: nimm gnädig auf unser Gebet, damit wir und alle deine Diener, welche in den Ketten der Sünde gefesselt sind, durch deine unaussprechliche Güte erlöset werden. Durch unsern Herrn Jesum Christum, deinen Sohn, der mit dir lebt und regiert in Einigkeit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit.

A. Amen.

V. Würdige dich, o Herr, in dieser Nacht uns ohne Sünde zu bewahren.

A. Erbarme dich unser, o Herr, erbarme dich unser.

V. Wir bitten dich, o Herr, kehre ein in diese Wohnung, und vertreibe weit von ihr alle Nachstellungen des bösen Feindes. Laß deine heiligen Engel darin wohnen, daß sie uns in Frieden bewahren, und dein Segen bleibe über uns allezeit. Durch unsern Herrn Jesum Christum rc.

A. Amen.

V. Rufen wir Maria an, zugleich mit der Meinung, einigermaßen die Unbilden zu ersetzen, welche ihr und den Heiligen Gottes zugefügt werden:

A. „Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir, o heilige Gottesgebärerin; verschmähe nicht unser Gebet in unseren Nöten, sondern erlöse uns jederzeit von allen Gefahren, o du glorwürdige und gebenedeite Jungfrau!

V. Würdige mich, zu loben dich, geheiligte Jungfrau.

A. Gib mir Kraft wider deine Feinde.

V. Gebenedeit sei Gott in seinen Heiligen.

A. „Amen.“

100 Tage Ablaß an jedem Wochentage, 7 Jahre und 7 Quadragenen des Sonntags; II, an zwei beliebigen Sonntagen in jedem Monate; Sterbe-Ablaß. Ω. Abends muß man beten: „Unter deinen Schutz.“

V. Wir befehlen uns der lieben Gottesmutter, um von ihr in allen Versuchungen, besonders gegen die heilige Keuschheit, beschützt zu werden:

A. „Gegrüßet seist du, Maria rc.

V. O meine Herrin, o meine Mutter! Dir opfere ich mich ganz auf, und um mich dir ergeben zu zeigen, weihe ich dir heute meine Augen, meine Ohren, meinen Mund, mein Herz, mich ganz und gar. Weil ich also dir gehöre, o gute Mutter, so bewahre mich, beschütze mich als dein Gut und als dein Eigentum. Amen.

A. (Anrufung) „O meine Herrin, o meine Mutter! Gedenke, daß ich dir gehöre. Bewahre mich, beschütze mich als dein Gut und als dein Eigentum!“

100 Tage, IV Ω. Man muß es morgens und abends beten. Die Anrufung allein hat 40 Tage Ablaß, wenn man sie in irgendeiner Versuchung spricht.

V. Wir befehlen uns auch unsern lieben heiligen Schutzengeln:

A. „O Engel Gottes, der du mein Beschützer bist, dem ich durch Gottes Güte bin anvertraut worden, erleuchte, beschütze, regiere und leite mich. Amen.“

100 Tage Ablaß jedesmal; IV (wenn man es morgens und abends betet); Sterbe-Ablaß. Ω.

V. All’ unsere heiligen Namenspatrone. —A. Bittet für uns.
V. Heiliger N., Patron unserer Kirche. —A. Bitte für uns.
V. All’ ihr lieben Engel und Heiligen Gottes. —A. Bittet für uns.

V. Lasset uns auch beten für die Armen Seelen im Fegfeuer, insbesondere für unsere verstorbenen Angehörigen, Wohltäter und Freunde: Vater unser… Gegrüßt seist du…

V. Herr, gib ihnen die ewige Ruhe.

A. Und das ewige Licht leuchte ihnen.

V. Herr, laß sie ruhen im Frieden.

A. Amen.

V. Ehre sei dem Vater rc.

A. Wie rc.

V. „Gelobt sei Jesus Christus.

A. In Ewigkeit. Amen.“

Ablaß von 100 Tagen, so oft beim wechselseitigen Grüßen der eine sagt: „Gelobt sei Jesus Christus“ und der andere antwortet: „In Ewigkeit. Amen.“

Sterbe-Ablaß. Ω.

Bemerkung: Die Kinder mögen noch des Morgens oder des Abends beten: Sonntag, Montag und Donnerstag das apostolische Glaubensbekenntnis; Dienstag und Freitag die zehn Gebote Gottes; Mittwoch und Samstag die fünf Gebote der Kirche und die sieben heiligen Sakramente.

Tischgebet

Vor dem Essen. Aller Augen warten auf dich, o Herr, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit: du öffnest deine Hand und erfüllest alles, was da lebt, mit Segen.

V. Herr, erbarme dich unser!

A. Christe erbarme dich unser!

V. Herr, erbarme dich unser! Vater unser… Gegrüßet…

Herr, segne uns und diese deine Gaben, welche wir jetzt von deiner milden Güte empfangen werden. Durch Jesus Christus, unsern Herrn. Amen.

Ehre sei dem Vater rc.

V. „Gelobt sei Jesus Christus. A. In Ewigkeit. Amen.“

100 Tage Ablaß

Nach dem Essen. Wir danken dir, allmächtiger Gott, für alle deine Wohltaten, die wir von deiner Güte empfangen haben, der du lebst und regierst in Ewigkeit. Amen.

V. Herr, erbarme dich unser!

A. Christe, erbarme dich unser!

V. Herr, erbarme dich unser! Vater unser… Gegrüßet…

V. Der Name des Herrn sei gebenedeit.

A. Von nun an bis in Ewigkeit.

V. O Herr, du wollest allen, die uns um deines heiligen Namens willen Gutes tun, mit dem ewigen Leben vergelten. Und aller abgestorbenen Christgläubigen Seelen mögen ruhen durch die Barmherzigkeit Gottes im Frieden. A. Amen.

V. Ehre sei dem Vater rc.

V. „Gelobt sei Jesus Christus. A. In Ewigkeit. Amen.“

100 Tage Ablaß

Der Engel des Herrn

V. „Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft.

A. Und sie empfing vom Heiligen Geiste. — Gegrüßet seist du rc.

V. Siehe, ich bin eine Magd des Herrn.

A. Mir geschehe nach deinem Worte. — Gegrüßet seist du rc.

V. Und das Wort ist Fleisch geworden.

A. Und hat unter uns gewohnt. — Gegrüßet seist du rc.“

Man kann, was aber zur Gewinnung des Ablasses nicht notwendig ist, Folgendes beifügen.

V. Bitte für uns, o heilige Gottesgebärerin.

A. Auf daß wir würdig werden der Verheißungen Christi.

V. Lasset uns beten. Wir bitten dich, o Herr, du wollest deine Gnade in unsere Herzen eingießen, damit wir, die wir durch die Botschaft des Engels die Menschwerdung Christi deines Sohnes erkannt haben, durch sein Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung geführt werden. Durch denselben Jesum Christum unsern Herrn. A. Amen.

In der österlichen Zeit, d. i. vom Karsamstag Mittag bis zum Mittag des Samstags nach Pfingsten betet man stehend statt des „Engel des Herrn“ das: „Regina coeli laetare“— zu Deutsch:

Himmelskönigin, erfreue dich: Alleluja! Denn der, den du in deinem Schoße zu tragen gewürdigt wurdest: Alleluja!

Ist auferstanden, wie er es vorhergesagt: Alleluja!

Bitt Gott für uns: Alleluja!

V. Freue dich und frohlocke, o Jungfrau Maria: Alleluja!

A. Weil der Herr wahrhaft auferstanden ist: Alleluja!

V. Lasset uns beten. O Gott, der du durch die Auferstehung deines Sohnes, unsers Herrn Jesu Christi, die Welt zu erfreuen dich gewürdigt hast: wir bitten dich, verleihe, daß wir durch seine Gebärerin, die heiligste Jungfrau Maria, zu den Freuden des ewigen Lebens gelangen. Durch denselben Christum unsern Herrn.

A. Amen.

Ablaß von 100 Tagen jedes Mal, wenn man des Morgens, oder Mittags, oder Abends beim Glockenzeichen kniend den „Engel des Herrn“ betet; vollkommener Ablaß einmal im Monat (Beichte, Kommunion, Ablaßgebet), wenn man ihn täglich in besagter Weise entweder Morgens, oder Mittags, oder Abends betet. Von Samstagabend bis Sonntagabend einschließlich muß man ihn stehend beten. Es genügt, daß man das Zeichen irgendeiner Glocke hört, die zum Angelus läutet. Die Gläubigen, welche sich an Orten befinden, wo man nicht zum Angelus läutet, gewinnen den Ablaß, wenn sie den Engel des Herrn nach Verschiedenheit der Jahreszeiten beiläufig zu jenen Stunden beten, wo das Zeichen zu demselben gegeben zu werden pflegt.

Während der ganzen österlichen Zeit betet man statt des „Engel des Herrn“ das „Regina coeli“ oder: „Himmelskönigin, erfreue dich“ mit Versikel und Gebet und zwar immer stehend; diejenigen aber, welche das Regina coeli nicht auswendig wissen, können fortfahren, den Engel des Herrn zu beten, ohne des Ablasses verlustig zu werden. Ω.

Stoßgebete

Des Tages über bei der Arbeit, in Versuchungen rc. zu sprechen:

Mein Jesus, Barmherzigkeit!

Ablaß von 100 Tagen jedesmal. Ω.

Süßes Herz Mariä, sei meine Rettung!

Ablaß von 300 Tagen jedesmal; IV. Ω.

Jesus, Maria, Joseph! euch schenke ich mein Herz und meine Seele.

Jesus, Maria, Joseph! stehet mir bei im letzten Todeskampfe.

Jesus, Maria, Joseph! möge meine Seele mit euch im Frieden von hinnen scheiden.

Ablaß von 300 Tagen für diese dreimalige Anrufung; 100 Tage für jede einzelne Anrufung.

Süßes Herz Jesu, sei meine Liebe!

Ablaß von 300 Tagen.

Jesus, sanftmütig und demütig von Herzen, mache mein Herz dem deinigen ähnlich!

Ablaß von 300 Tagen jedesmal. Ω.

O Maria, ohne Sünde empfangen, bitte für uns, die wir unsere Zuflucht zu dir nehmen! Ablaß von 100 Tagen jedesmal. IV.

1 Diese Bedingungen sind folgende: Man muß in der Todesstunde, d. h. in einer wirklichen Todesgefahr:

a) beichten und kommunizieren oder, wenn dieses nicht möglich ist, wahre vollkommene Reue erwecken;

b) mit dem Munde oder, wenn man das nicht mehr kann, mit dem Herzen den heiligsten Namen Jesus reumütig anrufen;

c) vor allem muß man die Leiden des Todeskampfes und den Tod selbst wie aus Gottes Hand und mit Ergebung als Buße für seine Sünden willig annehmen.

Der Sterbende kann sich auf diese Weise selbst, ohne Vermittlung eines Priesters, den Ablaß zuwenden. Vgl. „Lehr- und Trostbüchlein“ Seite 37-44; oder „Ablaßbuch“ S. 166-175.

2 Diese kurze Erweckung von Glaube, Hoffnung, Liebe, Reue und Vorsatz wiederhole man tagsüber für sich allein.

Gemeinden ohne Seelsorger, Band II

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