Читать книгу Seewölfe - Piraten der Weltmeere 556 - Roy Palmer - Страница 7
2.
ОглавлениеIm Heraufziehen des jungen Tages standen Philip Hasard Killigrew, der Seewolf, und Dan O’Flynn auf einer bewaldeten Anhöhe und blickten nach Norden. Sie brauchten die Kieker nicht zu Hilfe zu nehmen, sie sahen auch so, was sie interessierte. Lächelnd sahen sie sich an.
„Wir haben es wirklich geschafft“, sagte der Seewolf.
„Ist das eine Überraschung!“ erwiderte Dan.
„Hast du jemals daran gezweifelt, daß wir das Ziel erreichen würden?“ fragte Hasard.
„Ja, ein paarmal schon“, antwortete Dan. „Aber nicht, weil ich an dein Vorhaben nicht geglaubt habe. Ich dachte nur, wir könnten die Orientierung verloren haben.“
„Das kann ich verstehen“, meinte Hasard. „Aber laß uns jetzt den anderen Bescheid sagen. Die werden staunen.“
Sie suchten das Lager auf, das die Mannen für die Nacht aufgeschlagen hatten. Es befand sich in einer geschützten Mulde. Der Kutscher, Mac Pellew, die Zwillinge, Jack Finnegan und Paddy Rogers waren auf den Beinen und versorgten die Kamele und Maultiere. Als sie zu Hasard und Dan schauten, konnten sie schon an deren Mienen ablesen, daß es gute Nachrichten gab.
„Heraus mit der Sprache“, sagte Hasard junior. „Habt ihr das Meer gesehen?“
„So ist es“, entgegnete der Seewolf. Es klang beinah feierlich. „Das Meer ohne Ende.“
Jack Finnegan stieß einen Pfiff aus. „Phantastisch! Wir kriegen wieder Planken unter die Füße! Das Landrattendasein ist zu Ende!“
Er hatte laut genug gesprochen. Einige der Männer fuhren von ihren Lagern hoch.
„Was ist los?“ rief Carberry. „Sind wir da?“
„Wir haben das Meer ohne Ende erreicht“, erklärte Hasard. „Dan hat es als erster gesichtet.“
„Wie es sich für einen O’Flynn gehört“, sagte Old Donegal Daniel O’Flynn. „Na, sehr gut. Meine Vorhersagen haben sich also bewahrheitet.“
„Ich höre wohl nicht richtig?“ protestierte Big Old Shane. „Du hast uns immer nur prophezeit, daß wir alle über den Jordan gehen würden. Daß uns Werwölfe und Hexen verschlingen würden!“
„Du kapierst aber auch gar nichts“, zischte der Alte.
„Streitet jetzt nicht“, griff der Seewolf ein. „Kommt lieber mit und seht euch das Meer an.“
Kurz darauf schritten die Mannen zu dem Aussichtspunkt. Sie johlten und pfiffen und warfen ihre Mützen in die Luft. Jetzt endlich war die Welt für sie wieder in Ordnung.
Ihre Blicke schweiften über die endlos wirkende Wasserfläche. Graublau war die Farbe der Fluten. Die Oberfläche war glatt wie eine polierte Bleiplatte. Das zunehmende Sonnenlicht nahm dem Farbton die graue Nuance, das Wasser wurde tiefblau.
„Ein feines Meer, Freunde“, sagte Ben Brighton. „Es ist ganz nach meinem Geschmack.“
„Ja, mir gefällt’s auch“, sagte Big Old Shane.
„Was uns fehlt, ist ein handiger Wind“, bemerkte Ferris Tucker.
„Noch haben wir kein Schiff“, gab Hasard zu bedenken. „Vergiß das nicht. Wir sind gezwungen, noch eine Weile zu laufen.“
„Klar, aber wir sind Old England schon wieder ein Stückchen näher“, sagte Matt Davies grinsend.
„Wo finden wir Wohl den nächsten Hafen?“ fragte Don Juan de Alcazar. „Dort können wir uns ein Schiff suchen und es kaufen.“
Der Seewolf rollte die Karten auseinander und betrachtete sie eingehend. „Ich glaube, der nächste Ort ist Batumi. Wie groß er ist, geht aus den Karten nicht hervor. So präzise sind die Eintragungen ja nicht.“
„Ein paar Kähne wird es dort schon geben“, sagte der Profos. „Also, auf nach Batumi!“
„Auf nach Batumi“, sagte der Seewolf.
„Moment mal“, meldete sich Dan O’Flynn. Er hatte nun doch den Kieker hochgehoben und spähte aufmerksam hindurch. „Da unten liegt was vor Anker – in einer kleinen Bucht. Ein hübscher Zweimaster.“
„Donnerwetter“, sagte Ferris Tucker. „Ist der nicht was für uns?“ Er ließ sich den Kieker geben und sah selbst hindurch.
„Was versteht ihr Rübenschweine eigentlich unter einem hübschen Zweimaster?“ polterte Carberry. „Ist das eine Karavelle oder eine Pinasse, oder wie sehe ich das?“
„Keins von beiden“, erwiderte Dan. „Auch keine Schaluppe, Sir. So einen Schiffstyp habe ich noch nie gesehen. Ich wüßte nicht, wie ich ihn einstufen soll.“
Einer nach dem anderen schauten sie nun durch die Fernrohre, und alle sahen sie den Zweimaster, der dort halb verdeckt durch ein paar Bäume und Büsche – friedlich vor Anker lag. An Oberdeck waren ein paar Gestalten zu erkennen.
„Ob das ein Piratenschiffchen ist?“ fragte Ben Brighton.
„Das läßt sich auf diese Entfernung nicht erkennen“, erwiderte der Seewolf. „Aber wir werden es bald wissen. Wir nehmen Kurs auf den Zweimaster. Meines Erachtens wäre er groß genug für uns – und für unsere Ladung.“
„Und wenn der Kapitän das Schiffchen nicht verkaufen will, können wir es uns auch auf andere Weise beschaffen“, sagte Carberry mit breitem Grinsen. „Das kostet uns keinen Silberling.“
„Mal sehen“, sagte Hasard. „Das hängt ganz davon ab, was sich für Leute an Bord des Zweimasters befinden. Wenn es keine Piraten sind, dürfen wir sie nicht behelligen.“
„Hoffentlich sind es Piraten“, sagte Smoky.
Die Männer kehrten zu ihrem Lagerplatz zurück. Rasch hatten sie ihre Sachen zusammengepackt. Nun beluden sie die Kamele und Maultiere. Als das geschafft war, setzte sich die Karawane in Bewegung. Hasard, Ben und Don Juan schritten mit Dan und den Zwillingen an der Spitze der langen Kolonne und führten sie die Hänge hinunter zum Ufer des Meeres.
Noch hatte es keinen richtigen Namen, dieses „Meer ohne Ende“. Aber Hasard war sicher, daß er erkunden würde, wie es tatsächlich hieß. Die Einheimischen würden es ihnen sagen. Vielleicht gelangte man schon bald in den Besitz neuer Karten, die das Geheimnis des Meeres entschleierten.
Was am allerwichtigsten war: Hasard und seine Mannen mußten um jeden Preis herausfinden, ob es einen Seeweg nach Westen gab, eine Verbindung zum Mittelmeer.
Doch dies waren Probleme zweitrangiger Art, wenn Hasard es sich richtig überlegte. Wenn sie sich erst ein Schiff besorgt hatten, würden sie sich nahezu von selbst lösen. Das Schiff! Die Mannen konnten es kaum erwarten, endlich wieder an Bord eines richtigen Segelschiffes zu stehen.
Monate waren vergangen, in denen sie zuletzt nicht einmal mehr Kontakt zu einem Wasser gehabt hatten. Jetzt hatten sie wieder Hoffnung und Zuversicht. Sie brauchten nicht mehr länger „Landwölfe“ zu spielen.
Aber der Segler mußte her, und zwar so schnell wie möglich. Deshalb war Hasard froh, daß Dan den Zweimaster gesichtet hatte. Vielleicht hatten sie ja wirklich Glück und konnten dem Kapitän das Schiff abkaufen.
Das Wasser rückte näher. Nur noch etwa eine halbe Meile, und sie hatten die Küste erreicht. Die Mannen fieberten dem Augenblick entgegen, in dem sie das zweimastige Schiff vor sich haben würden.
Aber sie ahnten nicht, was sie erwartete. Sie konnten nicht wissen, daß sie sich geradewegs in die Hölle begaben.
Zoltan Delanoff hatte nur ganz wenig geschlafen. Aber das spielte keine sonderlich große Rolle. Seine Energiereserven waren enorm. Er konnte zwei Nächte verbringen, ohne ein Auge zu schließen, und war auch danach noch putzmunter.
Plötzlich straffte sich die Gestalt des Kapitäns. Unermüdlich hatte er die Umgebung beobachtet. Jetzt schien es sich auszuzahlen. An Land hatte sich etwas geregt – im Wald!
„Erster“, sagte Delanoff. „Haben Sie das gesehen?“
Der Erste stand auf dem Achterdeck, hob den Kopf, kniff die Augen zusammen und gab sich redlich Mühe, etwas zu erkennen. Doch an Land wirkte alles wie ausgestorben, nicht einmal ein paar Vögel stiegen aus den Wäldern auf.
„Nein, Kapitän“, erwiderte der Erste Offizier wahrheitsgemäß.
„Sie sehen nie etwas, wie?“
„Im allgemeinen halte ich meine Augen offen, Kapitän.“
Delanoff musterte den Offizier kalt. „Werden Sie bloß nicht frech.“
„Das – würde ich mir nie erlauben.“
„Ja, schon gut.“ Zoltan Delanoff richtete sein Augenmerk wieder auf das Ufer und den Wald. Er war ganz sicher, keiner Halluzination erlegen zu sein. Da tat sich etwas. Es braute sich was zusammen.
Die Schmugglerbande trat wieder in Aktion. Am hellichten Tag! Das Gesindel wurde immer dreister und unverschämter.
Delanoffs Gesicht verzerrte sich zu einer Fratze des Hasses. Er konnte es kaum erwarten, zuzuschlagen und diesen Galgenvögeln eine Lektion zu erteilen. Sie würden um Gnade winseln und zitternd vor ihm auf den Knien rutschen.
Er aber würde kein Erbarmen kennen. Wenn man das Höllenpack nicht ausrottete, vermehrte es sich derart stark, daß man seiner nicht mehr Herr werden konnte. Das zeigte sich immer wieder – jetzt auch hier.
Der Kapitän hob das Spektiv ans Auge und peilte zu dem Punkt, wo er die Bewegung wahrgenommen hatte. Eine Weile verharrte er völlig reglos, dann stieß er einen triumphierenden Laut aus.
„Da ist es wieder!“
Der Erste nahm ebenfalls das Rohr zur Hand. Er spähte hindurch, betrachtete die Bäume und dachte: Fahr doch zur Hölle, du blöder Hund.
Die Mannschaft der Dubas war auf den Beinen. Die Kerle blickten sich untereinander an. Hatte der Kapitän jetzt völlig den Verstand verloren? Oder dachte er sich wieder eine neue Schikane aus, um seine Besatzung zu kujonieren?
„Das ist doch der Gipfel der Frechheit“, sagte Delanoff. Er war von Zorn erfüllt und fasziniert zugleich.
Jetzt hatte auch der Erste Offizier mit der Optik etwas eingefangen.
„Das ist ja – kaum zu fassen“, sagte er überrascht.
„Sie sehen also, was auch ich sehe, Erster?“ fragte Delanoff.
„Jawohl, Kapitän.“
„Dann teilen Sie mir mit, was es ist, zum Teufel!“
„Ein Kamel, Kapitän“, entgegnete der Erste. „Genauer ausgedrückt, handelt es sich meiner Ansicht nach um den Kopf eines Kamels, denn mehr kann ich nicht erkennen.“
„Haben Sie schon mal einen Kamelkopf gesehen, der ohne den Rest, ich meine, den zugehörigen Leib, durch die Wälder trabt?“ fragte Delanoff aufgebracht.
„Noch nie, Kapitän“, antwortete der Erste. „Und wir sehen ja eigentlich recht selten Kamele in unserer Gegend. Das da muß weiter aus dem Süden kommen.“
„Es ist nicht nur ein Kamel“, sagte Delanoff. Er stieß einen Laut aus, der wie ein Grunzen klang. „Da ist noch eins – und dort, dort trabt soeben ein Maultier aus dem Wald. Sperren Sie Ihre Augen gefälligst auf!“
„Jawohl, Kapitän.“ Der Erste war überrascht und betroffen zugleich.
Delanoff, dieser alte Fuchs, hatte also doch recht behalten. Es braute sich was zusammen an der Küste bei Batumi, und es war nur richtig gewesen, die Nacht hier zu verbringen, um die Entwicklung der Dinge abzuwarten.
Jagdfieber ergriff den Ersten Offizier. Jawohl, beim Henker, man muß diesem Schmuggler- und Schnapphahngesindel das Handwerk legen!
„Da sind auch Kerle bei den Tieren“, sagte Delanoff.
„Jawohl, ich sehe sie“, bestätigte der Erste. „Eine ganze Menge Kerle, Kapitän, und es tauchen immer mehr Kamele und Maultiere aus dem Wald auf.“
„Das sieht mir ganz nach einer Karawane aus“, sagte Delanoff und knirschte mit den Zähnen. „Sie rücken mit einem großen Aufgebot an, damit sie die ganze Schmugglerware, die sie aufzuladen gedenken, auch verfrachten und wegschaffen können. Diese Halunken.“
„Die sehen mir nach Fremden aus“, sagte der Erste nach einem weiteren ausgiebigen Blick durch das Spektiv. „Woher mögen die stammen?“
„Es sind Weiße“, brummte Delanoff. „Der Art ihrer Kleidung nach zu urteilen, handelt es sich um Giaurs.“
„Ungläubige Hunde aus dem Abendland.“
„Sie haben einen weiten Weg unternommen, um im Hagel unserer Kugeln zu verrecken“, sagte der Kommandant zynisch.
„Ob es Piraten sind?“
„Natürlich sind es Piraten.“ Delanoff ließ das Spektiv sinken. „Los, Freiwillige vor! Ich gehe mit einem Stoßtrupp an Land, ehe die Kerle den Wald verlassen und ans Ufer vordringen!“ Er trat mitten zwischen seine Männer. „Natürlich gibt es irgendwo ein geheimes Versteck, wo die Schmuggler, die von der See kamen, in der Nacht ihre Ware abgeladen haben. Jetzt erscheinen ihre Verbündeten, um das Zeug abzuholen.“
„Hier, Kapitän“, meldete sich einer der Männer. „Ich bin mit dabei.“ Er war groß und wuchtig gebaut, ein Schrank von Kerl, und er fürchtete sich vor nichts.
„Gut“, erwiderte Delanoff. „Weiter so. Wir werden die Lumpen beobachten, sie umzingeln und das Feuer auf sie eröffnen, sobald sie sich dem Versteck genähert haben. Erster, Sie übernehmen bis auf weiteres den Befehl über die Dubas und geben uns Rückendeckung, verstanden?“
„Verstanden, Kapitän.“
„Aufbruch“, sagte Delanoff. „Wir setzen mit dem Boot über. Beeilung! Los-los, schneller! Wir dürfen keine Zeit verlieren!“
Gesagt, getan: Delanoff ließ sich von acht Männern an Land pullen. Die Kerle rucksten an den Riemen, was das Zeug hielt. Dann sprangen sie in die Brandung, und auch der Kapitän verließ das Beiboot. Die Männer versteckten das Boot in einem Gebüsch nahe des Ufers. Anschließend schlug sich der Stoßtrupp ins Dickicht.
Der Erste Offizier der Dubas hatte unterdessen wieder sein Spektiv auf die Karawane gerichtet. Immer mehr Kamele, Maultiere und Männer tauchten auf. Es wollte kein Ende nehmen. Ja, wie groß war denn diese Karawane der Giaurs? Dem Ersten wurde mulmig zumute. Hatte sich Delanoff da nicht doch übernommen?
„Bei allen Wassergeistern“, sagte der Steuermann der Dubas. „Das ist ja eine Riesenmeute!“
„Und denen sollen wir trotzen?“ fragte ein Mann der Besatzung.
„Wir werden ihnen trotzen“, entgegnete der Erste. „Wir gehen dichter unter Land. Klar Schiff zum Gefecht!“
So wurde die Dubas etwas näher zum Ufer verholt – und die Mannschaft griff zu den Waffen. Musketen, Tromblons und Arkebusen: Andere Waffen hatten Delanoffs Soldaten nicht.
Die Dubas verfügte über keine fest montierten Geschütze wie Drehbassen oder Mörser. Kanonen hatte sie schon gar nicht. Schließlich war der Zweimaster in erster Linie ein Segler zur Aufklärung.
Mit einigermaßen gemischten Gefühlen blickten die Männer der Dubas den anrückenden „Giaurs“ entgegen. So manchem rutschte das Herz etwas tiefer – und dann sogar in die Hosentasche. Denn die „Piraten“, das war ganz offensichtlich, hielten mit ihrer Karawane geradewegs auf den Ankerplatz der Dubas zu. Offenbar hatten sie das Schiff gesichtet. Was wollten sie wohl? Friedliche Absichten hegten sie ganz bestimmt nicht.
Delanoff und die acht Mannen krochen im Gebüsch nahe des Ufers herum, bezogen „strategisch kluge“ Positionen und warteten darauf, daß die Karawane sich ihnen näherte. Mit verkniffener Miene spähte der Kapitän durch eine winzige Lücke im Blätterwerk und sah die ersten „Giaurs“, wie diese mit ihren Tieren das Ufer betraten.
„Da sind sie!“ zischte Delanoff.
„Und sie kommen direkt auf uns zu“, murmelte der Große, der sich als erster freiwillig gemeldet hatte.
„Was die wohl vorhaben?“ flüsterte ein anderer Mann hinter ihnen. „Etwa die Dubas vereinnahmen? Das dürfen wir nicht zulassen.“
„Halt doch dein Maul, Kerl“, wies Delanoff ihn zurecht. „Die wollen keine Dubas, die wollen Schmuggelware. Sie sind die Kuriere, die die Ware in den Orient schleppen, vielleicht auch ins Abendland. Weiß der Teufel, wohin. Mir ist es egal. Ich will die Köpfe dieser Galgenstricke.“
„Sie deuten auf die Dubas“, brummte der Große. „Ich kann es deutlich erkennen.“
Delanoff schnitt eine höhnische Grimasse. „Na und?“
„Die haben schon einen Plan“, meinte der Mann hinter ihnen.
„Sie scheinen irgendwas abzusprechen“, sagte der Große. „Vielleicht wär’s besser gewesen, wenn wir die Dubas hätten verschwinden lassen.“
„Maul halten!“ schnarrte Delanoff. „Die Entscheidungen treffe ich, verstanden? Und was ich entscheide, ist immer richtig.“
„Jawohl, Kapitän“, murmelten die acht Mannen.
„Ruhe jetzt!“ zischte Delanoff. „Sie sind schon nah heran. Gleich können sie uns hören. Haltet die Waffen bereit. Wenn wir schießen, dann muß jede Kugel sitzen.“
Selbstverständlich hatte auch er in der Zwischenzeit begriffen, daß die „Giaurs“ klar in der Überzahl waren. Sie waren mindestens doppelt so viele wie die Männer der Dubas, wenn nicht gar noch mehr. Und bewaffnet waren sie auch. Logisch – welcher Schmuggler oder Galgenstrick lief schon ohne Schießprügel durch die Gegend?
Delanoff war weit davon entfernt, seine Entscheidung zu revidieren. Er hielt an seinem Vorhaben fest. Natürlich hatte er das Überraschungsmoment auf seiner Seite. Er würde diesen Kerlen schon das Fürchten lehren, keine Sorge. Heulend würden sie die Flucht ergreifen.
Allerdings staunte Delanoff nicht schlecht, als die Karawane der „Schmuggler“ in unmittelbarer Nähe der Dubas anhielt. Damit nicht genug. Einer der Giaurs erdreistete sich sogar, etwas zu der Dubas hinüberzurufen – etwas, das keiner verstand, denn seine Sprache war ein fürchterliches Kauderwelsch.
Was – bei Allah und sämtlichen Propheten – hatte das zu bedeuten?