Читать книгу Seewölfe - Piraten der Weltmeere 533 - Roy Palmer - Страница 6
1.
ОглавлениеEin Überfall, durchfuhr es die Frau. Sie schlug ihr Tagebuch zu und verstaute es im Pult der Kapitänskammer. Sie sprang auf und blickte sich gehetzt um. Oben wurde es immer lauter. Schüsse krachten, Flüche wurden ausgestoßen. Beherzt riß Doña Elvira eine doppelläufige Pistole an sich und hastete durch den Mittelgang des Achterkastells nach vorn.
Ihr Mann! Er war noch oben, bei Capitán Gandolfo! Jeden Abend sprachen die Männer den Kurs für den nächsten Tag durch, ehe sich Don Manuel zur Nachtruhe in seine Kammer zurückzog. Don Manuel war der Eigner der „Volante“, Gandolfo und die zwanzigköpfige Mannschaft wurden von ihm bezahlt.
Das Geschrei schlug ihr grell entgegen, als sie das Achterdecksschott aufstieß. Fast hätte Elvira de Moirez selbst aufgeschrien. Aber sie bezwang sich. Was sie sah, war grauenvoll: wüste Kerle hatten die Karavelle geentert und kämpften mit Pistolen, Musketen, Säbeln und Schiffshauern gegen die Mannschaft. Mehrere Männer der „Volante“ lagen bereits auf den Planken – in ihrem eigenen Blut. Die Bordlaternen beleuchteten die furchtbare Szene.
Die Frau stürzte den Backbordniedergang zum Achterdeck hoch. Entsetzt stöhnte sie auf. Ein riesengroßer Pirat mit blonder Mähne hieb mit seinem Säbel auf Capitán Gandolfo ein. Ein anderer, hager und häßlich, hatte sich Don Manuel de Moirez vor die Klinge geholt.
Don Manuel kämpfte wie ein Berserker. Dennoch zeichnete sich schon jetzt ab, daß die Angreifer siegen würden. Es handelte sich um schätzungsweise zwei Dutzend Kerle, die hervorragend mit ihren Waffen umzugehen verstanden und weder Tod noch Teufel fürchteten.
Doña Elvira sprang auf den Hageren zu. Sie riß die Pistole hoch, spannte die Hähne und hielt die Waffe mit beiden Händen.
„Zurück!“ schrie sie mit aller Macht.
Der Pirat wandte ihr kurz den Kopf zu. Er schnitt eine verwunderte Grimasse, dann drehte er sich wieder Don Manuel zu, der seinen Degen in einem sensenden Ausfall durch die Luft schwingen ließ. Der Freibeuter blockte den Angriff ab und warf Don Manuel zurück. Don Manuel prallte mit dem Rücken gegen den Handlauf des Schanzkleides.
Nun wollte sich der Gegner auf ihn stürzen. Doña Elvira drückte ab, aber der erwartete Knall blieb aus. Sie betätigte auch den Abzug für den zweiten Pistolenlauf. Wieder ohne Erfolg. Es knackte nur.
Jäh fuhr der Pirat zu ihr herum. Er packte Doña Elvira, riß sie an sich und schlug ihr die Pistole aus der Hand. Dann hielt er die Frau wie einen Schutzschild vor sich fest.
„Deine Kanone war nicht geladen!“ schrie er und stieß ein brüllendes Gelächter aus.
Don Manuel stand wie vom Donner gerührt da.
„Laß meine Frau los!“ rief er.
„Aha“, sagte der Pirat mit grollender Stimme. Er sprach Spanisch, aber seinem Akzent war zu entnehmen, daß er aus einem nördlicheren Land kam. „Sie ist also deine Frau? Ho, was für ein Weib!“
Elvira de Moirez versuchte, sich aus dem Griff des Kerls zu befreien. Aber er hielt sie wie mit Eisenklammern fest. Sie trat nach ihm, aber auch das entlockte ihm nur ein Lachen. Sie keuchte vor Wut und Angst. Gegen seine Bärenkraft hatte sie nicht die geringste Chance.
„Elvira!“ stieß Don Manuel aus.
Panik packte ihn. Er begriff, daß die Partie vollends verloren war. Aber das war bei weitem nicht das Schlimmste. Er wußte, was diese Galgenstricke, die die „Volante“ mitten in der Nacht geentert hatten, mit seiner Frau anstellen würden.
„Herhören!“ brüllte der Pirat. „Werft die Waffen weg, ihr Dummköpfe, oder ich kitzle das Weib mit dem Messer!“
„Ich ergebe mich nicht!“ schrie Capitán Gandolfo. Wie ein Besessener kämpfte er gegen den blonden Riesen.
Der Hagere riß Doña Elvira das Kleid halb von den Schultern, dann hielt er ihr die Säbelklinge gegen die Gurgel.
„Ich fange an!“ schrie er.
„Nein!“ rief Don Manuel. „Aufhören! Wir kapitulieren!“
„Streicht die Flagge, ihr Bastarde!“ brüllte der Hagere.
„Capitán!“ stieß Don Manuel de Moirez hervor. „Der Kampf ist vorbei! Das ist ein Befehl!“
Gandolfo ließ den Degen auf die Planken fallen. Er blutete aus mehreren Wunden.
„Das ist das Ende“, sagte er erschüttert.
Die Mannschaft des Schiffes mußte dem Beispiel des Kapitäns folgen. Die Waffen klirrten auf die Planken. Schließlich ließ auch Don Manuel seinen Degen sinken.
„Willem!“ sagte der Hagere. „Sammel die Waffen ein!“
Der blonde Hüne bückte sich nach den Degen des Kapitäns und des Eigners. Er nahm ihnen auch ihre übrigen Waffen ab – leergefeuerte Pistolen und Messer –, dann sprang er über die Querbalustrade auf die Kuhl, holte sich auch die übrigen Waffen und schichtete sie auf der Gräting zu einem Haufen auf.
Der Hagere gab Don Manuel einen Wink. „Die Flagge!“
Don Manuel mußte die spanische Flagge aus dem Besantopp niederholen. Die Piraten auf der Kuhl trieben unterdessen die Seeleute vor dem Achterkastell zusammen und hielten sie mit ihren Musketen in Schach. Es waren nur noch sechs Mann der Crew am Leben. Sie bluteten und blickten verstört und erschüttert drein. Zwei von ihnen fluchten leise, einer bekreuzigte sich. Die drei anderen schwiegen.
„Wie viele Tote, Willem?“ wollte der Hagere wissen.
„Einer bei uns, vierzehn bei ihnen“, entgegnete der Blonde.
„Wen von unseren Kerlen hat es erwischt?“ fragte der Hagere.
„Smitt.“
Der Hagere fixierte Don Manuel de Moirez aus schmalen, kalten Augen. „Smitt war einer meiner besten Kerls. Dafür werdet ihr büßen.“
„Und wer büßt für unsere Toten?“ fragte Don Manuel.
Der Hagere stieß ein wütendes Zischen aus. Nach wie vor hielt er Doña Elvira in seinem Klammergriff fest. „Ihr habt eine große Schnauze, ihr Dons! Aber ich werde euren Stolz schon brechen!“
„Henk!“ schrie einer der Piraten auf der Kuhl. „Auf was wartest du? Überlaß das Weib uns!“
„Ja, her mit ihr!“ brüllte ein anderer.
Henk, der Hagere, grinste. „Das könnte euch so passen.“
„Warum töten Sie mich nicht?“ fragte Doña Elvira. „Sind Sie zu feige dazu?“
„Nein“, antwortete der Piratenführer. „Aber ich habe eine bessere Verwendung für dich.“
„Señor“, sagte Don Manuel de Moirez. Es kostete ihn große Überwindung, beherrscht und ruhig zu sprechen. „Ich bitte um Gnade. Sie erhalten unser Schiff und alles, was wir haben. Aber geben Sie uns freies Geleit.“
„Von wegen“, sagte Henk. „Ihr seid unsere Gefangenen. Wir nehmen euch mit.“
„Wohin?“ wollte Doña Elvira wissen.
„Das erfährst du noch früh genug“, sagte der Piratenführer. „Beim Henker, daß ihr Frauenzimmer immer so neugierig sein müßt.“ Wieder lachte er.
„He, warum schicken wir das spanische Pack nicht einfach zu den Haien?“ rief Willem, der Blonde.
„Weil ich sie noch ein bißchen aushorchen will“, entgegnete Henk. „So, und jetzt habe ich die Nase voll von eurem Geschwätz. Willem, sieh nach, was der Kahn geladen hat.“
Das tat Willem. Kurz darauf kehrte er mit verdrossener Miene aus dem Laderaum zurück.
„Nur Proviant, Wasser, Wein und ein bißchen Munition an Bord“, meldete er. „Sonst nichts.“
„Kein Gold, kein Silber, keine Juwelen?“ sagte Henk nachdenklich und musterte Don Manuel. „Aber wie arme Schlucker seht ihr nicht aus. Wer seid ihr eigentlich, und was habt ihr hier verloren, ihr Narren?“
Don Manuel gab knapp Auskunft über seinen Namen, seine Frau, seine Mannschaft, das Schiff und den Zweck der Reise.
Henk, der Pirat sah in verständnislos an.
„Forschen wollt ihr?“ wiederholte der Kerl verdutzt. „Seid ihr verrückt?“
„Wir sind völlig normal“, erwiderte Elvira de Moirez.
Henk grinste und schob seine Hand über ihren Bauch. „Na schön. Aber ich will bei der Forscherei dabeisein.“
Die Piraten lachten und johlten. Doña Elvira stöhnte. Am liebsten wäre sie tot zusammengesunken, so groß war die Schande. Aber sie mußte durchhalten – schon ihres Mannes wegen. Vielleicht konnte sie diesen Henk einwickeln, ein wenig umgarnen? Sie wollte es versuchen.
Der Piratenführer wandte sich erneut an Don Manuel.
„Mein Name ist Henk van der Meiden“, erklärte er. „Ich bin der Herr von Kokos.“
„Ein Seeräuber“, murmelte Don Manuel. „Holländer, nicht wahr?“
„Ja“, erwiderte Henk van der Meiden. „Ein Zufall hat uns vor einiger Zeit hierher verschlagen. Ein glücklicher Zufall.“
Wieder grölten und pfiffen die Piraten. Ihr Anführer hob den Kopf und schaute sich stolz um. Aus seiner ganzen Art, sich zu benehmen, sprach das Wesen eines Diktators.
Henk van der Meiden gab seinen Kerlen einen Wink. „Los, werft die Leichen ins Wasser – auch Smitt! Beeilt euch, wir haben schon genug Zeit verloren! Wir segeln zur Insel!“
Die Vorkehrungen waren rasch getroffen. Die Piraten übernahmen die Dreimastkaravelle. Die sechs spanischen Seeleute wurden ins Logis gesperrt. Don Manuel, Doña Elvira und Capitán Gandolfo mußten ihre Kammern im Achterdeck aufsuchen. Sie wurden von zwei Kerlen bewacht.
Henk van der Meiden stand in Herrscherpose auf dem Achterdeck. Er verschränkte die Arme vor der Brust und blickte mit dünnem Lächeln voraus. Wieder einmal hatte er gesiegt.
Die zweimastige Pinasse, mit denen van der Meiden und seine Kumpane von Kokos aus auf Beutezug gingen, war ein schnelles und wendiges Schiffchen. Schon viele Galeonen und Karavellen, Fleuten und Karacken hatten die Holländer überfallen, und jedes Mal verfuhren sie nach demselben Prinzip.
Sie lauerten vorbeisegelnden Schiffen in der Dunkelheit auf und orientierten sich an deren Bordlaternen. Dann pirschten sie sich an, gingen am Achterschiff längsseits oder schoben sich unter die Heckgalerie und enterten.
Auch dieses Mal hatte es geklappt. Der Angriff der Schnapphähne war für die Spanier völlig überraschend erfolgt. Henk van der Meiden und seine Bande hatten die Männer überrumpelt. Jetzt hielt die „Volante“ unter Vollzeug auf die größte der fünf Kokos-Inseln zu, wo sich der Schlupfwinkel der Piraten befand.
Gewiß, die Karavelle führte keine Reichtümer mit sich. Aber Henk van der Meiden hatte bereits einen Plan. Er wollte Don Manuel erpressen. Der Mann schien vermögend zu sein. Wenn er seine Frau so sehr liebte, wie es den Anschein hatte, würde er sicherlich bereit sein, einiges für sie springen zu lassen.
Van der Meiden hatte vor, sich den Besitz des Don Manuel de Moirez – um was es sich auch immer handeln mochte – komplett überschreiben zu lassen. Ein Weg, alles irgendwie einzusacken, würde sich bestimmt finden.
Weder Hank van der Meiden und seine Kerle noch die Spanier von der „Volante“ ahnten zu dieser Stunde, daß sich ein weiteres Schiff den Kokos-Inseln näherte. Knapp fünfzig Meilen östlich des winzigen Archipels bewegte sich eine Dreimastgaleone durch den Indischen Ozean – die „Santa Barbara“. Sie lag auf Westkurs und segelte mit raumem Wind. Vor Stunden hatte sie die Weihnachtsinsel im Süden passiert und steuerte jetzt Kokos an.
Philip Hasard Killigrew und seine Männer hatten auch das letzte Abenteuer, in das sie im wahrsten Sinne des Wortes hineingestolpert waren, mit Glück durchgestanden. Südlich der Banda-See, bei Wetar und Timor, vor der Ilha de Ataúro, waren sie in eine Falle malaiischer Piraten geraten.
Die „Santa Barbara“ war aufgebrummt. Im Nu war sie von flachgehenden Booten umringt gewesen. Aber die Seewölfe hatten die Zähne gezeigt. Sie hatten den Kampf für sich entschieden und auch den vermeintlichen Lotsen „abgeräumt“, der sie so heimtückisch in den Hinterhalt gelockt hatte.
Die geringen Schäden, die die Galeone beim Auflaufen erlitten hatte, waren inzwischen behoben worden. Die Bordmittel hatten ausgereicht, das Schiff wieder instand zu setzen. Jetzt segelten die Arwenacks sozusagen auf „Heimatkurs“. Sie wollten den Indischen Ozean ganz durchqueren, dann Afrika runden und bis nach England reisen.
Das eigentliche Ziel ihrer Fahrt, die am Isthmus von Panama begonnen hatte, hatten die Männer erreicht. Sie hatten Brandsätze aus China geholt. Diese Fracht wurde durch die Spezereien bereichert, die die Galeone an Bord hatte. Zuletzt waren sogar noch Gewürznelken hinzugekommen.
Eine perfekte Mischung, wie Edwin Carberry, der Profos, manchmal spöttisch zu bemerken pflegte. Mit gewissen Gewürzen wie beispielsweise Curry hatte er ja unangenehme Nies-Erfahrungen gesammelt.
In dieser Nacht fand in der Kapitänskammer der „Santa Barbara“ eine Besprechung statt. Hasard hatte zu einem Becher Wein eingeladen. Mit dabei waren Ben Brighton, Don Juan de Alcazar, Big Old Shane, Ferris Tucker, Carberry und die beiden O’Flynns.
Die Zwillinge, Hasards Söhne, hockten auf der Koje. Plymmie, die Wolfshündin, lag auf den Planken, hatte ihren Kopf zwischen die Vorderpfoten gebettet und schlief. Sir John, der karmesinrote Aracanga, saß auf Carberrys rechter Schulter.
Der Seewolf trank einen Schluck Wein, dann setzte er seinen Becher auf dem Pult ab.
„Wir werden die Kokos-Inseln anlaufen“, sagte er. „Wir brauchen frisches Trinkwasser. Der Vorrat geht zur Neige, wie der Kutscher mir mitgeteilt hat.“
„Kokos?“ wiederholte der alte O’Flynn. „Dort gibt es also jede Menge Palmen, wie ich annehme?“
„Deshalb haben die Spanier die Inseln so getauft“, erwiderte Hasard. „Ich schlage vor, wir nehmen auch Kokosnüsse an Bord und sehen uns außerdem nach jagdbarem Wild um.“
„Es müßte sich um fruchtbare Inseln handeln“, meinte Don Juan.
„Wie groß?“ wollte der Profos wissen.
„Inselchen, die auf der Karte kaum zu erkennen sind“, erwiderte der Seewolf. „Es sind fünf, wenn man den Aufzeichnungen vertrauen darf. Die größte werden wir anlaufen.“
„Hoffentlich gibt’s dort auch Kannibalen“, sagte Shane.
„Und Piraten, bitte schön, damit wir keine Langeweile kriegen“, fügte Dan grinsend hinzu.
„Meinst du, daß das ganze Seegebiet des Indischen Ozeans von Galgenstricken verseucht ist?“ fragte Ferris Tucker den Seewolf.
„Ich kann auch nur Vermutungen anstellen“, entgegnete Hasard. „Wenn es hier so zugeht wie in China, auf den Molukken und in der Banda-See, können wir auf einiges gefaßt sein. Darauf sollten wir uns vorbereiten.“
„Auf alles“, sagte Don Juan. „Aber wir haben genug Munition, Höllenflaschen und Brandsätze. Notfalls können wir uns auch gegen einen ganzen Verband von Gegnern behaupten.“
„Na, wir wollen ja hoffen, daß auf diesen Kokos-Inseln alles glattgeht“, sagte Shane. „Was meinst du denn, Donegal?“
„Ich will nicht wieder schwarzmalen, aber ein Zuckerschlecken wird es bestimmt nicht“, erwiderte Old O’Flynn. „Vor allen Dingen sollten wir darauf achten, daß wir nicht in Schlangennester treten. Ich habe da so eine gewisse Vorahnung.“
„Wir werden aufpassen“, sagte der Seewolf. Er rollte eine Karte auseinander und tippte mit dem Finger darauf. „Ich habe noch einmal unseren weiteren Kurs abgesteckt.“
Die Männer beugten sich über die Karte.
„Nach Kokos geht es hinüber nach Afrika“, murmelte Ben Brighton. „Das wird ein langer Törn. Ich kann nur hoffen, daß wir nicht in Kalmenzonen geraten.“
„Wir laufen Madagaskar an“, erklärte Hasard. „Vorher vielleicht noch eine kleinere Insel, weil das Wasser bis nach Madagaskar kaum reichen wird. Von Madagaskar segeln wir zum Kap der Guten Hoffnung, dann an der Westküste von Afrika nach Europa – falls alles so verläuft, wie ich geplant habe.“
Der alte O’Flynn kicherte plötzlich. „Und wenn wir unterwegs bei den Dons etwas Beute zu schnappen kriegen? Was ist dann?“
Hasard lächelte. „Dann ändern wir unsere Pläne. Günstige Gelegenheiten, die Gewürzladung mit Gold, Silber und Juwelen anzureichern, lassen wir uns natürlich nicht entgehen.“
Die Männer lachten. Sie stießen miteinander an und tranken. Hasard rollte die Karte wieder zusammen und verstaute sie in der Schublade des Pultes. Er lehnte sich zurück und prostete seinen Männern zu.
In Gedanken ging er die Ereignisse durch, die hinter ihnen lagen. Seit sie von der Neuen Welt mit ihrem „Leihschiff“, der „Santa Barbara“, aufgebrochen waren, war viel geschehen. Allein die Vorfälle in China reichten aus, um ein Buch damit zu füllen.
Nun aber hatten sich die Männer endlich wieder ein wenig von den Strapazen und Entbehrnissen der letzten Wochen erholen können. Sie hatten neue Energien gesammelt und waren frisch und ausgeruht.
Das einzige Problem, das es im Moment zu bewältigen galt, war die Wasser- und Nahrungsbeschaffung. Doch die Lösung lag nah. Solange es Inseln gab, die man mit dem Schiff ansteuern konnte, war auch die Aussicht groß, auf Wasserquellen zu stoßen, Früchte zu ernten und Wild zu erlegen.
Die „Santa Barbara“ rauschte bei frischem Wind aus Nordosten durch die Nacht. Kokos war nicht mehr fern. Im Morgengrauen, so rechnete der Seewolf, würde man die Inselgruppe erreichen.