Читать книгу Seewölfe - Piraten der Weltmeere 283 - Roy Palmer - Страница 4

1.

Оглавление

Die Nacht hatte sich über Plymouth gesenkt. Neblige Spukgestalten geisterten durch die Gassen, nisteten sich in Ecken und Türen ein und krochen die feuchten Mauern der Häuser empor. Der Wind hatte leicht aufgebrist und pfiff über den Plymouth Sound und in den Hafen hinein, bis das Wasser sich kräuselte und kleine Schaumkronen darauf tanzten, doch er vermochte die weißlichen Schwaden nicht zu vertreiben.

Die Schritte von Männern klapperten durch das Hafenviertel. Einer von ihnen trug ein Holzbein, wie durch den trockenen, dumpfen Klang auf den Katzenköpfen, der in rhythmischen Abständen erfolgte, leicht herauszuhören war.

Dieser Mann war Old Donegal Daniel O’Flynn. Er bildete den Abschluß der kleinen Gruppe, die sich zielstrebig in Richtung auf die Kneipe „Bloody Mary“ zubewegte. Sein Sohn Dan schritt genau vor ihm, neben ihm befanden sich Ben und Roger Brighton, die ihrerseits hinter Edwin Carberry und Ferris Tukker hermarschierten, und ganz vorn gingen Big Old Shane und Philip Hasard Killigrew, der Seewolf.

Old O’Flynn blieb plötzlich stehen und wandte sich um. Seine listigen kleinen Augen spähten argwöhnisch in die Dunkelheit, sein verknittertes Gesicht hatte sich zu einer Grimasse verzogen.

Die anderen bemerkten es zunächst gar nicht, doch dann war es Ben, der sich zufällig umdrehte und den Alten wie einen Kobold auf drei, vier Yards Distanz in der Gasse dastehen sah, gebückt, lauernd und wegen der schlechten Sichtverhältnisse in den Umrissen leicht verschwommen.

Ben warf Dan einen raschen Blick zu, dann blieb mit ihnen auch Roger stehen, und zu dritt kehrten sie zu dem Alten zurück.

„Was ist denn los, Donegal?“ fragte Ben. „Hast du wieder mal einen Dämon gesehen?“

„Still“, zischte Old O’Flynn. „Mal bloß nicht den Teufel an die Wand.“

„Au weh.“ Dan hatte sein bestimmtes Grinsen aufgesetzt. „Es wird ernst, Freunde. Die Mächte der Finsternis sind im Begriff, Plymouth anzugreifen. Ich hab’s ja immer geahnt. Hier kann nichts Gutes gedeihen.“

„Laßt uns eben noch den Rum und den Whisky bei Plymson wegholen, dann hauen wir ab“, sagte Roger, der auch eine Ader für diese Art von Humor hatte.

Der Alte begann mit einer seiner Krücken herumzufuchteln, sie mußten ihm ausweichen, um nicht getroffen zu werden. Nur Ben blieb in Old O’Flynns unmittelbarer Nähe stehen und blickte ihn unter hochgezogenen Augenbrauen an. Meistens bahnte sich tatsächlich etwas an, wenn der Alte die Ohren spitzte und mißtrauisch herumzuspähen begann, das hatte sich auf ihren vielen Reisen immer wieder gezeigt.

„Es ist jemand hinter uns her“, brummte Old O’Flynn.

„Der verdammte Nebel gaukelt dir was vor“, sagte Roger.

Der Alte schüttelte den Kopf. „Nichts da. Ich bin mir da ganz sicher, und du, Roger Brighton, solltest lieber die Klappe halten.“

„Hast du jemand gesehen?“ erkundigte sich Ben leise.

„Nein, aber sie sind dicht hinter uns.“

„Mehrere?“

„Jawohl, so wahr ich hier auf meinen lahmen Krücken stehe. Ich spür’s mal wieder in meinem Beinstumpf: Es gibt Verdruß.“

„Das ist die Feuchtigkeit, Dad“, sagte Dan leise. „Vergiß nicht, daß du wetterfühlig bist.“

Sein Vater warf ihm einen giftigen Blick zu. „Wie lange ist es eigentlich her, daß ich mein Holzbein nicht mehr auf deinem Rücken ausprobiert habe, du Schnösel? Bilde dir bloß nicht ein, daß du alt genug bist, um mir gegenüber so eine dicke Lippe riskieren zu können.“

„Nein, Sir. Soll ich Hasard Meldung erstatten?“

„Nicht nötig“, brummte der Alte und wies zum Seewolf, der sich inzwischen ebenfalls umgedreht hatte und Shane, Carberry und Tucker durch eine Geste zum Stehen brachte. „Er ahnt wohl schon, daß was im Busch ist. Los, weitergehen. Wir müssen so tun, als hätten wir nichts bemerkt.“

Sie gesellten sich wieder zu den anderen, und Hasard erkundigte sich mit verhaltener Stimme, was vorgefallen sei.

Old O’Flynn sagte genauso leise: „Wir haben ein paar Kerle hinter uns, die uns ganz bestimmt nicht um ein Almosen anbetteln wollen.“

„Sondern?“ fragte Ferris Tucker, der rothaarige Schiffszimmermann. „Könnten es nicht ein paar fromme Klosterbrüder sein, die uns nach dem Weg zur Kirche fragen wollen?“

„Kann man mit euch Himmelhunden eigentlich kein vernünftiges Wort mehr reden?“ Old O’Flynn schoß einen Blick auf Ferris ab, der so freundlich war wie der eines hungrigen Hais. „Habt ihr euch vorsichtshalber schon einen angesoffen, weil ihr Angst habt, daß es beim alten Plymson nicht genug gibt?“

„Ach, Quatsch“, brummte Carberry. „Es ist wohl mehr die Vorfreude auf das neue Schiff, die die Kerle so ausgelassen stimmt. Was, Shane?“

Der graubärtige Riese begann zu grinsen. „Von welchem Schiff sprichst du eigentlich, Ed? Von der neuen ‚Isabella‘ oder von der ‚Hornet‘?“

„Von beiden“, antwortete der Narbenmann. „Und auch mich juckt’s überall, und zwar gewaltig, wenn du’s genau wissen willst. An Land halte ich es nicht mehr lange aus. Daher ist es auch mir ein innerer Vorbeimarsch, mal wieder so einen feinen Kahn wie diese ‚Hornet‘ unter die Füße zu kriegen. Sie ist doch wirklich für uns bestimmt, nicht wahr, Sir?“

„Nicht so laut“, sagte der Seewolf warnend. „Genaues weiß ich ja noch nicht. Aber um auf deine Beobachtungen zurückzukommen, Donegal – es könnte leicht angehen, daß wir das Interesse gewisser Schnapphähne und Beutelschneider auf uns gelenkt haben, seit mir der Abgesandte der Königin die Pergamentrolle übergeben hat. Wir könnten ja wirklich wichtige Persönlichkeiten sein. Möglicherweise befindet sich an Bord der ‚Hornet‘ ein Schatz, der unter unserem Geleitschutz von Plymouth nach London gebracht werden soll.“

„Wie?“ Carberry war hell erstaunt. „Das glaubst du wirklich? Ist das dein Ernst?“

Ein verschmitzter Ausdruck war in die Züge des Seewolfs getreten. „Ich könnte mir vorstellen, daß die Kerle, die hinter uns her sind, so oder ähnlich denken. Deshalb sollten wir auf alles vorbereitet sein.“

„Verstanden“, sagte Big Old Shane, setzte eine grimmige Miene auf und legte die Hand an das Heft seines Entermessers.

Hasard lauschte und vernahm von irgendwoher das Bellen eines Hundes, dann die Geräusche verhaltener Schritte im milchigen Dunkel hinter ihnen. Er gab seinen Männern erneut ein Zeichen, und wieder hielten sie an. Die Schritte in der Gasse verstummten.

Hasard grinste, in seinen eisblauen Augen tanzten jetzt die bekannten tausend Teufel, ein Zeichen von Verwegenheit und Entschlossenheit.

„Wir drehen den Spieß um“, raunte er seinen Männern zu. „Wer immer uns da auf den Fersen sitzt, wir kommen ihm zuvor und stellen ihm eine Falle.“

Sofort waren Ben, Shane, Ferris und die anderen Feuer und Flamme. Es bedurfte keiner weiteren Worte, mit denen sie sich untereinander abstimmten. Hasard bog in eine Seitengasse ab und führte seine kleine Gruppe auf dem Umweg durch Gänge und Höfe zurück zum Hafen. Hartnäckig blieben die Verfolger hinter ihnen, sie hörten es an ihren Schritten, konnten die Gestalten aber nirgends in Nacht und Nebel erkennen. Abhängen ließen diese Kerle sich nicht, soviel stand fest, und sie schienen ihr Metier zu verstehen.

Strauchdiebe und Gassenräuber, dachte Hasard, na wartet, wir werden es euch schon zeigen.

Durch ein paar Blicke in alle Richtungen vergewisserte er sich, daß der Ort für sein Vorhaben richtig gewählt war. Sie hatten einen winzigen Platz zwischen den spitzgiebligen, hier und da leicht altersschwachen und demzufolge gebeugten Häusern erreicht, auf den gleich vier Gassen mündeten.

Durch die eine hätte man, so wußte der Seewolf, in einer klaren Nacht die Piers erkennen können, die wie Skelettfinger ins Hafenbecken hinausragten. Im Nebel indes waren nur die verschwommenen Lichtflecken zweier Laternen am Kai zu sehen. Doch das beeinträchtigte Hasards Plan in keiner Weise. Von Bedeutung war in diesem Zusammenhang nur, daß das Wasser nicht fern war.

Wieder eine Gebärde des Seewolfs, und die Männer schwärmten nach allen Seiten aus und versteckten sich in den Mündungen der Gassen, in einer Toreinfahrt, einem Hauseingang und hinter einem Stapel alter Kisten. Dan war der einzige, der auf Hasards Anweisung hin weiterging. Gut hörbaren Schrittes entfernte er sich durch die Gasse, die direkt zum Hafen führte – um den Gegner zu täuschen, und damit dieser ja nicht wieder stehenblieb.

Tatsächlich näherten sich die knirschenden, scharrenden Laute dem kleinen Platz und hielten nicht mehr inne. Hasard und seine Männer kauerten mit verhaltenem Atem in ihren Deckungen. Dan kehrte auf leisen Sohlen zu seinem Ausgangspunkt zurück und ließ sich in geduckter Haltung neben Big Old Shane hinter den Kisten auf dem nassen Pflaster nieder.

Der Feind konnte aufkreuzen, alles war für einen gebührenden Empfang bereit.

Der Seewolf und seine Männer hatten allen erdenklichen Grund, mißtrauisch und vorsichtig zu sein. Nach den Irrfahrten, die auf die Abenteuer am Nil gefolgt waren, nach Trennung, Entbehrung und Verdruß hatten sich Plymouth und Cornwall keineswegs als die friedliche Heimat erwiesen, in deren Geborgenheit sie nach einer langen Odyssee zurückgekehrt waren. Es hatte sofort wieder Ärger gegeben.

Kaum hatte der alte Ramsgate die neue „Isabella IX.“ auf Kiel gelegt, waren auch schon die Störenfriede zur Stelle gewesen, die den Bau des Schiffes boykottieren und den Seewölfen eins auswischen wollten: Samuel Taylor Burton und Mark Bromley, zwei alte Feinde Hasards, die sich dann sogar mit Sir John Killigrew zusammengetan hatten, um ihr geplantes Ziel zu erreichen.

Aber am Ende hatte sich die ganze Bande doch ins eigene Fleisch geschnitten. Den Unfrieden, den sie gestiftet, und den Schaden, den sie angerichtet hatten, hatten die Männer der „Isabella“ ihnen mit gleicher Münze zurückgezahlt. Jetzt saßen die Kerle erst einmal hinter Gittern und warteten auf ihren Prozeß.

Wie die Dinge standen, würde Sir John mindestens den gesamten entstandenen Schaden ersetzen müssen. Außerdem würde er eine ganze Weile im Kerker zubringen, statt auf der Feste Arwenack in Falmouth. Seine Karavelle war von den Behörden an die Kette gelegt worden.

Ben Brightons Sambuke war vernichtet, doch die Männer trauerten ihr nicht groß nach. Sie mußten nur auf der „Pride of Galway“, der Galeone, die Hasard aus Irland als Prise mitgebracht hatte, etwas enger zusammenrücken. Die „Pride“ diente der gesamten Crew als Unterkunft, solange sie über die neue, bessere „Isabella“ noch nicht verfügten.

Nachdem Ramsgates Werft wieder aufgeräumt worden war und die Arbeiten vorangingen, hatte es jedoch die nächste Überraschung gegeben. Ganz unvermittelt war ein Uniformierter erschienen und hatte Hasard um eine Unterredung gebeten. Wie sich herausgestellt hatte, war dieser Mann ein Bote aus London gewesen.

Er hatte Hasard mit knappen Worten erklärt, daß man in der Zwischenzeit selbstverständlich auch in London von der Rückkehr des Seewolfes erfahren habe, und auch der Verlust seiner „Isabella VIII.“ sei dem Hofe bekannt.

Der Abgesandte, der nach seinen eigenen Worten im Namen der Königin nach Plymouth gereist war, hatte Hasard daraufhin mit einer Kutsche zu einem etwas abgelegenen Kai gebracht – und dort hatte der Seewolf zum erstenmal die Dreimast-Galeone „Hornet“ gesehen, die gerade im Begriff gewesen war, in See zu gehen.

Der Gesandte der Königin hatte Hasard eine Pergamentrolle übergeben und ihm auseinandergesetzt, daß Elizabeth I. ihm, Philip Hasard Killigrew, die „Hornet“ zur Verfügung gestellt habe. Er könne sie bald übernehmen, sie müsse nur noch ausgerüstet werden, was in den nächsten Tagen der Fall sein sollte. Er werde also im Namen und auf Order Ihrer Majestät, der Königin von England, segeln.

Einigermaßen ratlos war der Seewolf zu seinen Männern zurückgekehrt. Nähere Einzelheiten sollte er in den nächsten Tagen erfahren, die Botschaft des Abgesandten war nur eine Vorabinformation gewesen. Auch aus dem Text der Pergamentrolle ging nicht mehr hervor als das, was der Mann ihm bereits am Kai mitgeteilt hatte.

Die ganze Crew, von Ben Brighton bis hin zu den Zwillingen, war nun gespannt, was die nahe Zukunft bringen würde. Bislang hatte es keine weiteren Nachrichten aus London gegeben, aber vielleicht stand den Männern ja ein neuer harter Raid bevor, bei dem es wirklich um einen Schatz ging, wie Hasard eher ironisch hatte anklingen lassen.

Ihnen sollte dies nur recht sein, die Herumhockerei in Plymouth ging ihnen ohnehin auf die Nerven. Außerdem war diese „Hornet“ ein schmuckes Schiff. Wie Hasard geschätzt hatte, verfügte sie über etwa zwanzig Kanonen und zusätzlich sechs Drehbassen auf dem Vor- und Achterkastell. Damit war sie stärker armiert als die alte „Isabella VIII.“, die im Sand des Todeskanals ein unrühmliches Ende gefunden hatte.

Dies war der Stand der Dinge, und auch der Bau der „Isabella IX.“ ging wieder voran. Doch wo der Seewolf sich auch aufhielt, früher oder später erschienen seine Feinde auf der Bildfläche, scharten sich die Schakale und Schnapphähne zusammen, die all die Gerüchte um die sagenhaften Schätze gewittert hatten und jetzt auf schnelle Beute hofften.

Burton und Bromley mochten Freunde haben, die jetzt darauf aus waren, Rache an den Seewölfen zu üben, oder aber irgend jemand hatte etwas von dem Schatz der Spanier erfahren, den Hasard aus Irland mitgebracht hatte. Möglich war alles, und die Gründe für einen Angriff auf den Seewolf und seine Crew waren mannigfaltig. Schon aus dieser Erwägung heraus war es von vornherein ausgeschlossen, daß diejenigen, die der Gruppe in dieser Nacht auf den Fersen saßen, vielleicht doch friedliche Absichten hegten.

Hasard ließ sich all dies noch einmal durch den Kopf gehen, während er reglos in der Mündung der einen auf den Platz führenden Gasse hockte. Er war immer für Fairneß gewesen und hatte nie den ersten Stein in einer beginnenden Auseinandersetzung geworfen, sondern immer erst das Ansinnen des Gegners abgewartet. Doch in der letzten Zeit hatte er viel einstecken müssen. Nicht nur die Geschehnisse am Nil, sondern auch die Erfahrungen, die sie in Irland hatten sammeln müssen, hatten ihn wieder so manches gelehrt.

Oft war die ganze Fairneß für die Katz. Es war ein Ding der Unmöglichkeit, stets gerecht und dazu auch noch ritterlich zu handeln, denn in vielen, Fällen stand nicht nur sein Leben, sondern das der kompletten Mannschaft auf dem Spiel.

Und Burton und Bromley? Und Sir John? Hatten die ein anständiges, ehrenhaftes Verhalten verdient? Wenn man nicht höllisch aufpaßte, schossen sie einem das Schiff unter den Füßen weg und jagten alles in die Luft, ehe man sich auf ihre Offensive einstellen konnte. Wer konnte denn dafür garantieren, daß die Kerle, die sich da in der Dunkelheit näherten, nicht ihre Verbündeten waren?

Kein Mensch. Hasard preßte die Lippen fest zusammen und bereitete sich auf sein Handeln vor. Er war nicht gewillt, den Gegner diesmal erst auf die Probe zu stellen.

Gestalten tauchten aus dem dichter werdenden Nebel auf, die Umrisse nahmen klare Formen an, die Verfolger hatten den Platz jetzt erreicht. Hasard beobachtete sie aus schmalen Augen. Plötzlich, als sie gewahr wurden, daß sie in der Auswahl der Fortsetzung ihres Weges mehrere Möglichkeiten hatten, blieben sie abrupt stehen und murmelten untereinander etwas, das kaum zu verstehen war.

Sie sind nicht aus Plymouth, dachte der Seewolf, ich habe sie hier noch nie zuvor gesehen, und sie scheinen sich nicht sonderlich auszukennen.

Von dem, was sie sprachen, vernahm er nur ein paar Wortfetzen:

„… sind verschwunden, die Kerle – müssen sie aber erwischen – entgehen dürfen sie uns nicht …“

Er erhob sich und bewegte sich lautlos auf sie zu. Sie wandten ihm gerade ihre Rücken zu – sechs Männer unterschiedlich großer Statur, aber alle kräftig und muskelbepackt. Ihrem Akzent nach waren sie auf jeden Fall Engländer, aus unterschiedlichen Gegenden, aber wahrscheinlich alle von der Küste. Nach den Ausdrücken zu urteilen, die sie benutzten, mußten sie auch allesamt Männer mit Salzwassererfahrung sein.

Küstenwölfe, dachte Hasard, Cornwell-Haie. Aber diesmal ist euch ein Fehler unterlaufen.

Er war dicht an sie herangelangt und tippte nun dem, der ihm am nächsten stand, einfach auf die Schulter.

Die Wirkung war unmittelbar: Der Kerl fuhr zusammen, wirbelte zu ihm herum und riß seine Faust hoch. Hasard hatte für einen Moment sein verzerrtes, erschrockenes Gesicht vor sich, dann aber blieb keine Zeit mehr für eingehende Betrachtungen. Er mußte sich wehren. Blitzschnell blockte er die hochschießende Rechte des Mannes ab, drückte seinen Arm weg und hieb selbst mit der linken Faust zu.

Der Kerl gab nur noch einen halb verblüfften, halb entsetzten Laut von sich, als die harten Knöchel sein Kinn trafen, dann brach er zusammen und streckte sich der Länge nach auf dem Pflaster des Platzes aus.

Jetzt warfen sich auch die fünf anderen herum und stießen unterdrückte Flüche aus. Sie griffen an und wollten sich allesamt auf den hochgewachsenen schwarzhaarigen Teufel stürzen, der ihnen da so unversehens in die Quere geraten war, aber da waren noch die Brightons, die O’Flynns, Shane, Carberry und Ferris Tucker.

Die hatten mittlerweile nämlich ihre Deckungen verlassen und sprangen mit beängstigender Schnelligkeit auf die Gegner zu, warfen ihnen ein paar Flüche an die Köpfe, die alle vorher laut gewordenen Verwünschungen in den Schatten stellten, und begannen auf sie einzuschlagen.

Aber die fünf hatten sich von ihrem ersten Schreck erholt und konterten. So leicht ließen sie sich denn doch nicht überrumpeln, und sie dachten auch nicht daran, die Flucht zu ergreifen. Aus welchem Holz sie geschnitzt waren, stellten Hasard und seine Männer in den nächsten Momenten fest, in denen die Keilerei heftigere Ausmaße annahm, als er anfänglich geglaubt hatte.

Im Nu war der Teufel los, das Keuchen und Fluchen der Männer löste die Stille ab, die eben noch auf dem vom Nebel zugedeckten Plätzchen in der Nähe des Hafens geherrscht hatte.

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 283

Подняться наверх