Читать книгу Aufgreifen, begreifen, angreifen Band 4 - Rudolf Walther - Страница 6
ОглавлениеVorwort
»Es gibt viele zu packen.
Tun wir’s ihnen an!«
Fritz Glunk (ehemaliger
Chefredakteur der »Gazette«)
Auch der vierte Band besteht wieder aus Texten, die ich als Publizist, Kolumnist und Sachbuchkritiker in den letzten zwanzig Jahren geschrieben habe. Im Unterschied zu den vorangegangenen Bänden enthält er auch Essays, die nicht für Zeitungen oder Zeitschriften, sondern als Beiträge für Sammelbände und Ausstellungskataloge entstanden sind sowie die Druckfassung eines Vortrags. Für die anderen Textsorten (Porträts, politische Kommentare, Glossen, Verrisse) hat sich gegenüber den anderen Bänden nichts verändert. Beibehalten habe ich wiederum den Titel »Aufgreifen, begreifen, angreifen«, obwohl der – zumindest in seiner formalen Struktur – dem Satz »Ergründe, ergrabe, ergreife das Glück« gleicht. Ich habe Goethes Aphorismus allerdings erst vor ein paar Wochen das erste Mal gelesen. Er hat mich darin bestärkt, den Titel beizubehalten. Die oben erwähnte Arbeitsdevise Fritz Glunks gilt nicht allein für die Verrisse von mediokren Büchern, denen der Medienbetrieb trotz fehlender Qualität viel Beachtung schenkte, sondern auch für Interventionen ins politische Handgemenge und – positiv gewendet – für »Porträts gegen das Vergessen«.
Das Kriterium für die Auswahl war wiederum die Haltbarkeit der Texte über den Tag hinaus und deren Verständlichkeit ohne erklärende Fußnoten. Der älteste Text stammt aus dem Jahr 1994. Unter dem ständig wachsenden Tempodruck bei der medialen Produktion und dem Einfluss beschleunigter Kommunikationsmittel wird Schnelligkeit die Regel, Haltbarkeit dagegen sekundär. Vieles, was in der Branche schnellfingerig geschrieben und abgeschrieben wird, mag man schon Tage später nicht mehr lesen. Es sind Texte, die sich so zügig verflüchtigen wie Beiträge in dialogischen TV- oder Radiosendungen, in denen ein Kritiker von einem Moderator abgefragt wird, der das besprochene Buch nicht kennt oder die kritisierte Ausstellung nicht gesehen hat. Selbst Autoren so entstandener Texte bzw. Sendungen hoffen auf die Gnade des baldigen Vergessens. Diesem Trend stelle ich mich entgegen und beanspruche entsprechende Lese- und Reflexionszeiten, bevor ich Texte liefere.
Die drei Texte in eigener Sache gelten drei Verstorbenen, denen ich in ganz unterschiedlicher Weise verbunden war und bin. In den Texthinweisen steht das Kürzel UTV (ursprüngliche Textversion) für Texte, die ich so nachdrucken lasse, wie ich sie abgeliefert habe – vor der manchmal etwas groben redaktionellen Zurüstung. Ich drucke die Texte sonst unverändert und kommentarlos ab – mit zwei Ausnahmen. An zwei Texte (II.4 und III.4) habe ich aus aktuellem Anlass ein datiertes Postskriptum angehängt.
»Je n’ai pas vidé mon sac«, sagt man im Französischen, wenn man sagen will, dass man noch nicht alles ausgepackt hat. Ob dem vierten ein fünfter Band folgt, weiß ich noch nicht. Ich habe noch einiges und neues kommt hinzu, obwohl das unter den veränderten Bedingungen nicht einfacher geworden ist.
Mein Dank gilt wiederum Michael Billmann, Henrike Knopp und Roland Tauber vom Verlag für die mustergültige Aufbereitung der Texte für den Druck und die umsichtige Betreuung des Buches in Münster. Aus der Zusammenarbeit mit den Verlagsmitarbeitern ist mittlerweile eine freundschaftliche Beziehung geworden, die allerdings nur während der Tage der Buchmesse unmittelbares Leben und Nähe gewinnt. Ich widme auch dieses Buch Eva-Maria in Dankbarkeit und Bewunderung. Trotz widriger Umstände hat sie alle Texte als Erste gelesen, korrigiert, kritisiert und mich in lebhaften Debatten vor vielen Irrtümern bewahrt. Die verbliebenen rechne ich mir allein zu.
Frankfurt, Juni 2014 | Rudolf Walther |