Читать книгу In des Teufels Gasthaus - Ruth von Wedemeyer - Страница 7
EINFÜHRUNG
Оглавление1965 holte mein Bruder Hans-Werner unsere Mutter zu sich in den Schwarzwald in die Stille und Geborgenheit seiner Gaststube. Er fühlte, dass sie in diesem Moment die Kraft hatte, Rückschau zu halten. So schrieb sie in wenigen Wochen ihre Lebensgeschichte mit ihrem Mann nieder. Heiße Tränen mischten sich mit großem Glücksempfinden. Sie verstand selber kaum, wie unter ihren Händen die Gestaltung dieser Erinnerungen entstand.
Ich selber war als der Jüngste nach dem Krieg lange an ihrer Seite und erlebte, wie sie bis an ihr Ende im inneren Dialog mit meinem schon 1942 gefallenen Vater war. Gerade deswegen bin ich für dieses Buch besonders dankbar, weil es, im Grunde für die Enkel geschrieben, meinen Vater und die Welt meines Herkommens schildert. Für mich, der ich jetzt kaum älter bin als Vater zum Zeitpunkt seines Todes 1942, ist diese Zeit 1918 - 1945 recht schwer zu verstehen. Das Buch regt mich an zum Dialog mit der noch lebenden Generation vor mir und insbesondere mit meinen Geschwistern, die Vater noch als Vater erlebt haben und mir noch die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus vermitteln können. Dabei fehlt allerdings meine Schwester Maria. Sie starb 1977 in Boston. Sie stand unserem Vater besonders nah. Ich vermute, dass Mutter ihr deshalb dieses Buch widmete.
So ist ein Gedanke an sie, ihre unendlich glückliche und so schmerzvoll endende Verbindung zu Dietrich Bonhoeffer, in den »Erinnerungen an die Familie« enthalten. Seine Freundschaft mit unserer Großmutter, Ruth von Kleist-Retzow, die der Verlobung vorausging, wird von meiner Schwester Ruth-Alice beschrieben, die beide besser als ich gekannt hat. Sie schreibt auch über das Engagement unserer Eltern im Entstehen der liturgischen Bewegung, an dem sie selbst beteiligt war (s. S. 250).
Die Urfassung des Buches, so, wie es meine Mutter für die Enkel geschrieben hat, wurde von Peter Zimmerling leicht bearbeitet. Das gilt auch für die Kapitelordnung und die Überschriften. Hinzugefügt wurden drei Briefe meiner Großmutter Ruth von Kleist-Retzow an Dietrich Bonhoeffer, für deren Abdruckrechte ich Konstantin von Kleist-Retzow danke, und Mutters Bericht über ihre Reise ans Sterbebett ihrer Mutter in Pommern im Oktober 1945. Mutters besonderes Verantwortungsbewusstsein ihr und dem ganzen Dorf gegenüber lässt die enormen Gefahren beiseite, sich der Vertreibung entgegen nach Osten durchzuschlagen. Sie erreicht die Mutter in der letzten Lebensstunde, wird gefangen genommen, bricht aus, findet die Pätziger Dorfbewohner, die über die Oder nach Hohenfinow ausgewiesen waren, und kehrt nach sechs Wochen zurück zu ihren teils noch kleinen Kindern.
Im Anschluss daran habe ich einen kurzen Abschnitt über das Leben meiner Mutter nach dem Zweiten Weltkrieg geschrieben.
Anmerkungen, Lebensdaten, Ahnentafeln und Orientierungskarte sind zum Verständnis und zur leichteren Lesbarkeit des Buches beigefügt.
Ich danke allen, die mir bei der Vervollständigung und Herausgabe dieses Buches geholfen haben, insbesondere meinen Geschwistern Ruth-Alice und Hans-Werner.
Peter von Wedemeyer