Читать книгу Mein Mann, der Engländer und ich - Sabine Anny Renneberg - Страница 6
Planung des Wiedersehens nach zwei Katastrophen
ОглавлениеRob bat mich in einem Telefonat, im November zu ihm zu kommen, mindestens fünf Tage oder wenn ich will, noch länger. Ich hatte eigentlich absolut keine Lust auf eine Wiederholung. Aber nach dem wir in Gössweinstein kein Gespräch über Köln hatten, die ganze Sache dort auch ziemlich in die Hose gegangen war und ich ihn wieder habe allein sitzen lassen, habe ich angefangen, darüber nach zu denken, doch noch einmal nach London zu fliegen. Außerdem interessierte es mich brennend, ob Rob all das, was er mir in den letzten Tagen versprochen hatte, umgesetzt haben wird, wenn ich zu ihm kommen. Wenn nicht, könnte ich ihn wieder damit konfrontieren, dass alles, was er verspricht Null und nichtig ist. Das würde ich aber erst tun, wenn er mich für den Heimflug am Flughafen absetzt, nicht dass ich dann allein dastehe und muss mir noch ein Hotelzimmer suchen, so wie er in Köln. Diplomatie ist nicht meine Stärke, aber logisches Denken.
Dann begann ich nach Flügen zu schauen. Mein Mann fragte mich, was ich am Computer tue und ich antwortete wahrheitsgemäß, dass ich nach Flügen für London schaue.
Dann ging es los, er schrie mich an, «Was soll denn das? Ich denke es ist aus und nun sitzt du hier und schaust schon wieder nach Flügen. Wenn du noch einmal hinfliegst, kannst du auch gleich dort bleiben, ich bin das hin und her leid. Ich glaube dir nicht mehr, wenn du mir sagst, dass es vorbei ist», er wurde immer lauter und ungehaltener. Er hatte ja recht, ich glaubte mir ja selber nicht mehr, ich wusste nicht, was ich wollte. Ich sagte, «in Ordnung, ich bleibe zu Hause und fliege nicht mehr weg, wenn es das ist, was du willst», schaltete den Computer aus und fing wieder an zu heulen. Unter Tränen sagte ich zu meinem Mann, «das eine sage ich dir, wenn ich den Engländer zehn Jahre eher kennen gelernt hätte, ich wäre weg, das unterschreibe ich dir hier sogar, denn ich weiß ganz genau, wenn ich bei dir bleibe, werde ich auf Zärtlichkeit, körperliche Nähe und den Sex verzichten müssen, weil du mir das nicht geben willst, es nicht wichtig für dich ist. Ich dachte immer, wenn alles in Ordnung ist, kann man auf das bisschen Sex auch verzichten, aber nun, weiß ich es besser. Es ist ein sehr großes Opfer für mich, das ich hier für unsere Beziehung bringen muss. Wenn ich das nicht von dir haben kann, brauchst du mich auch nicht mehr drücken oder küssen, das will ich dann auch nicht mehr». Damit war alles gesagt und doch nichts entschieden. Wir hatten beide den ganzen Abend super schlechte Laune und haben uns nur gestritten. Mein Mann war stinksauer, ich sagte ihm, dass wenn ich nicht kochen könnte, er auch in die Gaststätte gehen würde, zum Essen. Er meinte, dass sei ein ganz blöder Vergleich, nein, fand ich nicht.
Am nächsten Tag habe ich dann meine Flüge zu Rob gebucht. Es ist neu, dass die Ryanair zweimal am Tag von Nürnberg nach London-Stansted fliegt, einmal morgens und einmal spät am Abend. Ich buchte für hin und zurück jeweils den Abendflug. Ich habe für beide Flüge 29,98 Euro bezahlt und gleich noch den Parkplatz online reserviert, der war teurer als meine Flüge nach London und zurück. Ich dachte, von Montag bis Donnerstag ist erst mal ausreichend, wir haben dann knapp drei gemeinsame Tage. Nachdem ich das getan habe, ging es mir besser und ich freute mich auf Rob. Meinem Mann sagte ich, dass ich die Flüge gebucht hätte, er merkte, dass ich wieder guter Laune war. Im Grunde genommen weiß er ganz genau, dass mir der Engländer das gibt, was ich nicht von ihm bekommen kann, er mir gut tut um glücklich zu sein und mich gut zu fühlen. Wenn ich glücklich bin, ist es mein Mann auch, wir haben an dem Abend noch eine Komödie geschaut und viel gelacht. Wir waren beide wieder völlig entspannt.
Rob war oberhappy, als ich ihm meine Buchungsbestätigung schickte. Am Abend im Telefonat teilte er mir seine Pläne mit, «Honey, wir können mit der Dampflok fahren, alte Züge anschauen, meine Mutter besuchen, du wirst meinen Bruder und seine Familie treffen, abends werden wir alle in ein neues türkisches Lokal gehen und was Leckeres essen, wir werden einen anderen Antikshop besuchen, um nach alten Kannen für dich zu schauen, wir werden auswärts frühstücken, für 9,00 Pfund, du kannst essen so viel du willst und auch Kaffee haben, so viel du willst». Er hatte schon wieder ganz viele Pläne gemacht für die drei Tage. Rob wollte auch eine neue Flasche Glenmorangie kaufen. Auf meine Nachfrage, was denn mit dem teuren Whiskey vom Juli ist, antwortete er, dass er von dem ab und zu am Abend mit Dave einen kleinen hatte.
Dave. Mir graute nach allem was war vor der Begegnung mit ihm, wenn wir aufeinander treffen, in der Wohnung. Das wäre unser erstes Zusammentreffen nach den Geschehnissen von Köln. Wie wird er reagieren, wenn er merkt, dass er unserer Beziehung mit dem, was er mir alles erzählt hat nicht beenden konnte? Wird da vielleicht von seiner Seite aus noch mal nachgelegt, dass er mir noch schlimmere Sachen erzählt?
Weil ich immer noch nicht wusste, wie Rob zum Flughafen gekommen war, fragte ich ihn in einem Telefonat. Dem Kerl muss man wirklich jede Information aus der Nase ziehen, von selbst sagt er nichts. Er meinte, dass er Glück hatte und von den 150,00 Euro die ich ihm da gelassen hatte für das Taxi nur 70,00 Euro gebraucht hätte und er mir den Rest vom Geld wieder geben wollte. Ich sagte, dass könne er behalten, ich hatte ja dafür den Whiskey und den Kräuterschnaps mitgenommen, die er bezahlt hatte.
Einige Tage später hatte ich ein Gespräch mit Maritta, habe ihr die Ohren vollgeheult und sie gefragt, was ich nur machen soll, der eine kann nicht genug von mir bekommen und den anderen interessiert es nicht. Ich hatte ihr mein ganzes Leid geklagt, Maritta ist sehr gut im Zuhören. Sie meinte nur, ich solle es genießen, so lange es geht und immer daran denken, dass ich nur ein Leben habe und am Ende nichts bereuen will, was ich verpasst oder nicht getan habe. Sie hat mich wieder aufgebaut und ich sagte ihr, dass ich Rob unendlich toll liebe, egal was mir jemand erzählt. Ich sagte ihr auch, dass ich dem Kerl verfallen bin und eigentlich nicht mit ihm aber schon gar nicht ohne ihn kann. Sie meinte dann, mit Hannes läuft es manchmal auch holprig und nicht so optimal. Ist eben in einer Beziehung so.
Meiner Mutter und Bärbel habe ich nicht erzählt, dass ich wieder Flüge zu Rob gebucht hatte und wir uns wiedersehen. Die hätten mir beide den Kopf gewaschen, aber das wäre mir egal, ich war bloß die endlosen Diskussionen leid, denen ich mich beiden gegenüber immer ausgesetzt fühlte, weil sie es nicht verstehen konnten.
Da Rob mich gern mal schockte und mir auch in der Vergangenheit einige schlechte Scherze schickte, ich denke da nur an die Sache, als er schrieb, dass Liebe machen manchmal komisch sein kann und er ein Kleid und Lippenstift tragen wird, wo ich zwei Stunden dachte, ich drehe durch, bis er sich nach einer langen Fahrt meldete und mich dann aufklärte und sagte, dass er das niemals machen würde, dachte ich mir, kannst dich ja auch mal revanchieren.
Ich wusste, dass Rob es nicht mochte, wenn eine Frau behaarte Beine hat. Habe ich zum Glück nicht, musste mir auch noch nie die Beine rasieren, weil da nichts wächst, hatte aber trotzdem eine lustige Idee. Ich saß am Computer und suchte im Internet nach Bildern. Ich fand eins von total schwarz behaarten Frauenbeinen. Die Behaarung war so dicht, dass man nicht mal mehr Haut sehen konnte. Ich machte ein Bild mit meinem Smartphone und schrieb dazu: Schatz, was denkst du, sollte ich mir vielleicht noch die Beine rasieren, bevor ich komme? Und schickte es zu Rob. Die Antwort kam ganz spontan, er schrieb: Oh Gott, wessen Beine sind denn das? Ich schrieb zurück: meine, in unrasiertem Zustand. Er schickte eine Sprachnachricht, zuerst lachte er fast eine Minute lang, dann meinte er, «Schatz, du hast schönes Fell an den Beinen, ich mag es sehr».
Telefonat mit Rob am späten Abend, er war sehr gut drauf und sagte mir, dass er sich sehr freut, wenn wir uns bald wiedersehen werden und er das Fell an meinen Beinen streicheln kann, er sagte mir immer wieder, wie sehr er mich liebt und vermisst, auch bereits am Morgen in seiner Sprachnachricht, mit seiner unglaublichen Stimme. Er fragte mich, was ich essen möchte, wenn ich so spät ankomme, ich sagte, «nichts, ich esse noch zu Hause», er bot mir an, seine Rob-Spezial-Sandwiches zu machen. Ich dachte, noch, wenn die Maschine halb zwölf nachts landet, bis ich durch die Passkontrolle bin und endlich draußen, die Fahrt über die Landstraße bis zu ihm nach Hause und wenn er dann noch die Sandwiches machen will, essen wir ungefähr um halb zwei, das war für mich definitiv zu spät. Deshalb sagte ich ihm noch einmal, dass ich nichts mehr essen möchte und fragte Rob, was er denn heute zum Dinner hatte, er meinte, dass er noch kein Dinner hatte nur einen späten Lunch und er hatte Thai-Food, und er sagte, «das mag ich sehr». Ich hatte einen Kloß im Hals, warst ja lange genug dort, die Erinnerungen waren wieder präsent. Ich fragte ihn, was der Unterschied zwischen Thai-Food und China-Food ist. Rob lachte und meinte, dass er Thai-Food mehr mag, weil das schärfer wäre. So scharf, wie die Weiber dort, dachte ich sofort. Er plapperte munter weiter, ich wurde immer wortkarger, die Gedanken waren schon wieder unterwegs auf der Straße, die Dave in mein Hirn zementiert hat. Ich sagte zu Rob, «ich wusste gar nicht, dass du Thai-Food magst, das ist das erste, was ich von dir höre, ich wusste nur, dass du Thailänderinnen magst», und legte auf. Rob rief mich noch zweimal an, ich ging nicht mehr ans Telefon. Er probierte es immer weiter, bis ich doch dran ging, und fragte, «Was?» Er war erbost über meine Reaktion und meinte, er hätte jetzt keine Zeit mit mir zu diskutieren, weil er eine Fahrt hätte, er würde mich danach wieder anrufen. Immer das Gleiche. Ich war so stinksauer, dann ritt mich wieder der Teufel. Ich googelte in der Zwischenzeit und fand zwei Bilder, eins von thailändischem Essen und eins von einer thailändischen Nutte, die nackt auf dem Bett saß und die Beine schön in die Kamera spreizte, alles gut sichtbar, ich macht mit meinem Smartphone zwei Fotos, eins vom Essen, eins von ihr. Ich schickte ihm die Fotos, und schrieb, du magst beides, das thailändische Essen und die Frauen. Ich schrieb weiter, genieße das Bild von der Frau und habe einen schönen Abend. Er schrieb zurück, was ist falsch, ich erzählte dir nur vom Essen. Ja, er hatte keine Ahnung, dass ich, wenn ich Thai-Food höre und dass er es mag, gleich die Assoziation finde zu den Frauen, die er auch nicht verabscheut, ich denke an Daves Worte, bin fassungslos. Ich schrieb, du kannst in Zukunft beides genießen das Essen und die Frauen, deine Vergangenheit ist deine Zukunft. Rob schrieb zurück, dass er nur mich liebt und keine anderen Frauen will, dass es ein Fehler war, dass er mit einer Thailänderin was hatte, aber das war nur einmal und liegt lange vor unserer Zeit. Ich schrieb ihm, dass es schön sei, dass er mich liebt, aber er sich ja auskennt, dass man Sex auch ohne Liebe haben kann. Er schrieb zurück, du bist sehr dumm und unreif. Ich habe es so stehen lassen und nicht mehr geantwortet. Erst haut er mir die Kenianerin hin und schickt mir Wochen später Songs von einer schwarzen Sängerin und dann offenbart er mir noch die Thailänderin im Mai und dann hatte ich das Gespräch mit Dave in der Küche, über Robs Vergangenheit, die alles in Frage gestellt hat, was Rob mir erzählt hatte. Nun erklärt Rob mir, dass es nur eine Frau in Thailand gewesen ist. Was sollte ich denn noch glauben? Ja, fasse ich es denn, ich bin sehr dumm und unreif. Ich meldete mich nicht mehr, ging ins Bett.
Am nächsten Morgen hatte ich zwei Nachrichten von Rob, in der ersten schrieb er mir wieder, dass es nur eine Frau in Thailand war, dass er sich bei mir für seinen Fehler in Thailand entschuldigte, dass es vor unserer Zeit passiert sei und dass ich die Gedanken darüber stoppen sollte, dass er nicht mit anderen Frauen schlafen will, dass ich nicht besorgt sein sollte und dass ich seine Freundin sei, die er sehr liebt. Weiterhin, dass ich nicht sehr dumm sei, sondern meine Gedanken. Dann wünschte er mir noch einen schönen Tag und schrieb, dass er hofft, noch mein Rob zu sein. Er schrieb allerdings nicht, dass er dass Foto gelöscht hat, vielleicht hat es ihm doch gefallen und ihn an schöne alte Zeiten erinnert oder es dient noch als Vorlage für den Handbetrieb?
Was soll ich denn darauf antworten? Am besten gar nichts. Sagte Rob mir denn die Wahrheit, oder ist das wahr, was Dave mir erzählt hatte? Wer hatte mich hier angelogen? Wenn mir Dave die Wahrheit gesagt hat, wird Rob mir nie seine Vergangenheit erzählen, nur die Bruchteile, die ich bereits kannte. Vielleicht schämt er sich so sehr dafür oder ist Dave doch der Lügner und will uns auseinander bringen?
Ich schrieb Rob doch eine kurze Nachricht, dass er mein Rob ist und es immer bleiben wird, ohne Anrede und ohne Küsschen am Ende. Da kann er jetzt denken was er will. Rob hatte meine Nachricht noch nicht gelesen, da musste ich gleich noch eins drauf packen und schrieb: Ich hoffe die Lady war nicht zu teuer für vier Tage. Hast du Dave davon erzählt? Hattest du mit ihr dasselbe gemacht wie mit mir, viele Küsse und Lecken? Sicher, denn du magst es. Hattest du Sex mit ihr auf dieselbe Art und Weise wie mit mir, natürlich mit Kondomen? Und zusammen geduscht und Küss-Schokolade auch und sicher war sie viel jünger, denn ich weiß ja, dass du auf jüngere Frauen stehst.
Rob schrieb zurück, dass es ein Fehler von ihm war, sie war vierundvierzig, immerhin dreizehn Jahre jünger als er damals, wir sind altersmäßig nur vier Jahre auseinander, dass er mit ihr ausgegangen war und sie bereits zwölf Tage kannte, ehe er mit ihr geschlafen hat. Nein, er hat nichts an sie bezahlt und nein, er hat viele Dinge, die er mit mir tat nicht mit ihr gemacht. Es ist eben seine Vergangenheit, es würde nur das wir und jetzt zählen und wir sollten beide unsere Vergangenheiten allein zurück lassen. Ich sollte nicht verärgert oder eifersüchtig sein, er wolle nur mich und liebe mich.
Da musste ich auf jeden Fall noch mal nachgrasen, denn er beantwortete mir nicht, ob er Dave was erzählt hatte, außerdem unterschied sich diese Version von der, die er mir im Mai erzählt hatte.
Ich schrieb zurück: Hallo Rob, diese Version deiner Erklärung unterscheidet sich aber zu der vom Mai. Im Mai hast du mir erzählt, dass du vierzehn Tage in Thailand warst. Du hast mit ihr die letzten vier Tage deines Urlaubs Sex gehabt. Ich war wütend, denn mit mir wolltest du das nicht in der Türkei. Du hast gesagt, ja, wir hatten nur sieben Tage zusammen. Jetzt schreibst du mir aber etwas anderes. Dass du sie zwölf Tage gekannt hast, bevor du mit ihr Sex hattest. Ich weiß gar nicht mehr, was ich noch glauben soll. Was kommen denn noch für Überraschungen? Eine Frau in China, eine Frau von Marokko oder sonst woher? Noch mehr schwarze Frauen oder Thailänderinnen? Hast du Dave davon erzählt? Weiterhin schrieb ich: du hast auch immer das Talent, mich an die schwarze Freundin zu erinnern, in dem du mir ein paar Wochen später fünf verschiedene Songs von einer schwarzen Sängerin geschickt hast, dann an die Thailänderin, in dem du mir von dem Thailändischen Essen erzählst, dass schärfer ist als China Food. Vielleicht sind auch die Frauen dort schärfer, das wirst du wohl am besten wissen. Als ich dir ein Bild geschickt hatte, von den Handwerkern, die mein Fenster eingebaut hatten, hast du mir gleich geschrieben, dass du es gelöscht hast und ich dir keine Bilder von fremden Männern schicken soll. Du hast mir aber nicht geschrieben, dass du das Bild von der Thailänderin gelöscht hast, was ich dir geschickt habe. Es gefällt dir wohl? Wir haben alle unsere Vergangenheit, ich weiß. Aber du erinnerst mich immer wieder an deine schlechte.
Das hat gesessen. Ich lasse mir doch nicht auf der Nase rumtanzen und mir den Mist erzählen, der ihm gerade einfällt.
Er schrieb, dass er das Bild noch am Abend gelöscht hätte und dass er vor zwei Jahren drei Wochen in Thailand war. Das war mir aber ganz neu. Da stimmt ja gar nichts mehr. Er hätte sie zehn oder zwölf Tage vorher gekannt, schrieb er weiter.
Erst hatte er vier Tage Sex mit ihr, in seinen zwei Wochen, jetzt waren es drei Wochen, also nicht vier Tage, sondern neun bis elf. Es wurde ja immer besser, der erzählt mir hier einen Käse. Ich habe ihn damit konfrontiert, dass seine Aussagen sehr widersprüchlich sind.
Die Antwort kam prompt:
Ich war in Thailand zweimal, einmal zwei Wochen, einmal drei Wochen. Ich kann mich nicht erinnern an jedes Detail von allem, was ich nicht brauche, ist deine Interpretation der spanischen Inquisition, was ich getan habe, bevor ich dich traf, meine Vergangenheit ist nicht deine Angelegenheit.
So, das war es, er wird mir nie die Wahrheit über seine Vergangenheit erzählen. Er lügt mich laufend an, verspricht, hält nichts, erzählt mir die Dinge so, wie er will und verstrickt sich dabei selbst in seinen Lügen und in Widersprüchen. Das ist das gefährliche am Lügen, du musst dir diesen Scheiß merken können, das ist anstrengender als die Wahrheit. Ich denke, Dave hatte Recht mit allem, was er mir erzählt hat. Rob ist wirklich nur ein großes Arschloch.
Aber andererseits schrieb mir Rob, dass er die Frau mehrere Tage kannte, ehe er mit ihr ins Bett ging, das spricht wieder für Rob, so schüchtern hatte ich ihn auch kennen gelernt, kann ein so schüchterner Mensch in zwei Wochen Thailandurlaub zu neun verschiedenen Nutten gehen, wie mir Dave erzählt hatte? Aber mir fiel auch ein, dass Dave davon sprach, dass Rob vor zwei Jahren zwei Wochen dort war, das unterscheidet sich auch wieder von Robs Version, dass er drei Wochen dort gewesen ist.
Ich war nun voll in Fahrt, schrieb zurück, ob er sie auch vergewaltigt hat, im dunklen Zimmer oder ob er mit ihr den zärtlichen Sex hatte, jetzt war mir aber wirklich alles egal.
Rob hat mir geschrieben, dass er erst ein paar Tage in Thailand unterwegs war, ehe er sie traf. Noch eine neue Version. Im Mai erzählte er mir, dass er einmal dort war vor vielen Jahren, eine Rundreise gemacht hätte, dann vor zwei Jahren zwei Wochen Badeurlaub und sie kennen gelernt hat. Rob schrieb wieder, dass er nicht gemerkt hätte, dass ich in Köln Schmerzen hatte, er wollte nur schnelleren Sex als gewöhnlich, nicht harten und ich sollte aufhören, in seiner Vergangenheit rum zu stochern, dass wäre nicht gut für eine Beziehung.
Hatte ich Rob mit meiner ganzen Fragerei so durcheinander gebracht, dass er selbst nicht mehr wusste, wie lange er wann im Urlaub war, oder wie viele Tage er die Frau kannte, bevor er mit ihr ins Bett ging? Oder verstrickte er sich in seinen eigenen Lügen?
Auf meine Anfrage, ob er Dave davon erzählt hat, habe ich keine Antwort erhalten, genauso auf meine damalige Bemerkung, dass ich denke, dass ich nicht die erste Frau bin, der er so etwas angetan hat, genauso wenig auf meine Andeutung oder Mutmaßung, dass er vorher immer nur mit Nutten zusammen gewesen ist. Alles was unangenehm ist, verdrängt er. Und nun habe ich mir noch mit der Aktion die Option weg geschossen, mehr über seine Vergangenheit zu erfahren. Der Zug ist durch.
Ich habe ihn bei whatsapp blockiert. Er kann mich weder anrufen noch mir Nachrichten schicken. Scheiße, jetzt habe ich noch die beiden Flüge und eine Parkplatzreservierung an der Backe. Für den Preis kann ich auch die Flüge verfallen lassen und beim Parkplatzbetreiber rufe ich zwei Tage vorher an, dass ich die Gebühr am 5. Dezember mit bezahle, wenn ich ohnehin dort bin.
Am Morgen hatte ich eine E-Mail von Rob, er schrieb, dass seine Vergangenheit nicht so dunkel sei, wie ich denke, dass er nur die eine Frau in Thailand hatte, er niemals vorbestraft gewesen ist und auch nie im Gefängnis war, dass er vor Jahren gelesen hätte, dass man mit der Frau in der neuen Beziehung nicht über vergangene Frauen sprechen sollte, dass wäre nun auch unser Problem, dass er in jungen Jahren einige längere Beziehungen hatte und einige kurze auch, später, als er älter war. Er meinte, das wäre normal und bei den meisten Menschen genauso. Ich keinen Grund zur Eifersucht hätte, er nur mich wollte und ich doch genau wüsste, dass ich die Liebe seines Lebens wäre, sein ein und alles, alles andere würde nicht zählen.
Also hatte er in den letzten Jahren nur kurze Beziehungen. Was ist kurz, jeder würde den Begriff anders definieren. Mir fiel auch ein, dass Dave mir in der Küche erzählt hatte, dass ich die erste Frau bin, die Rob mit in die Wohnung gebracht hat, beide wohnen seit fast sechs Jahren in der Wohngemeinschaft. Also hatte er die letzten sechs Jahre keine Freundin. Und was war mit der schwarzen Frau, die er angeblich vierzehn Monate hatte, sie war nie mit in seiner Wohnung, wenn sie ihm was bedeutet hätte, müsste Dave sie doch auch kennen, es sei denn sie war wirklich nur ein sexuelles Verhältnis, dann stellt man sie freilich nicht vor, lässt alles was man mir ihr erlebt, da wo es hingehört, in ihrem Schlafzimmer. Hatte ich Rob schon wieder beim Lügen erwischt und es ist so, wie Dave mir sagte, dass ich die erste Beziehung nach seiner Scheidung vor zehn Jahren bin? Verwechselte Rob Beziehung und bezahlten Sex, oder schämte er sich so sehr, dass er mir gegenüber Beziehungen erfand, so dass ich nicht an seiner sozialen Kompetenz zweifelte? Ich kenne Rob mittlerweile sehr gut, ich weiß, dass Sex für ihn sehr wichtig ist, mit und auch ohne Liebe. Wenn man zehn Jahre keine Beziehung hatte, ist es durchaus möglich, dass man dafür bezahlt. Keine Verantwortung, keine Verpflichtung. Mir ging so viel durch den Kopf und ich reimte mir die tollsten Sachen zusammen. Mir fiel auch wieder Robs Narbe auf dem Rücken ein, die er absolut negiert hatte und die ganzen chinesischen Tätowierungen und Daves Satz, dass er ein halbes Jahr in Asien gelebt hatte, nach der Trennung von seiner Frau. In dem halben Jahr hat er sich bestimmt nicht nur die Basare und Sehenswürdigkeiten angeschaut, sondern auch noch so manch andere Sachen.
Rob hatte mir im Mai, als wir im Raucherraum bei Whiskey und Zigaretten über Urlaub sprachen auch gesagt, dass er in China war. Weder wie lange noch irgendetwas anderes, halt einfach so belanglos im Zusammenhang mit Urlaub. War das wieder ein Bruchstück aus seinem Leben, das er mir auf diese Art und Weise mitteilte? Klammerte Rob sich deshalb so an mich, weil ich seine letzte Hoffnung auf eine Beziehung dar stelle, er mir ja bereits vor Monaten gesagt hatte, dass er mich heiraten möchte. Plagten Rob die Verlustängste, so wie Dave mir das erzählt hatte? Rief mich Rob auch deswegen ausschließlich vom Taxistand aus an, dass seine Kollegen das mit bekommen, wie oft er zärtlich «Honey» und «ich liebe dich» ins Telefon säuselt, weil die Kollegen wissen, dass er solange keine Beziehung hatte und er nun so stolz auf unsere ist und andere daran teilhaben lassen will? Auch erzählte Rob mir, dass er sich oft mit Kollegen unterhalten hat, dass er wieder zu mir nach Deutschland fliegt, oder dass ich zu ihm komme und wollte Tipps für ansehenswerte Sachen, was er mir alles zeigen könnte. Dave hingegen hatte mir ja erzählt, dass Rob keine Kontakte zu anderen Taxifahrern pflegt. Ich glaube auch nicht, dass er seinen Kollegen erzählt hat, dass ich ihn habe zweimal sitzen lassen, allein im fremden Land für jeweils drei Tage. Das wäre für ihn ein absoluter Imageschaden und er müsste sich erklären. Genauso wäre es ein Imageschaden, wenn man als Urlaubserlebnisse die man im Ausland hatte, angibt, dass man sich nur in Puffs und mit Nutten rumgetrieben hat. Das erzählt kein Mensch, wenn er so was macht. Und Rob schon gar nicht. Ich kann es mir nicht vorstellen, weil ich weiß, dass er sehr sauber ist, ohne vorher geduscht zu haben, gibt es keinen Sex mit allem drum und dran. Und dass er den mit Nutten hatte, Sex mit allem drum und dran, kann ich mir auch nicht vorstellen, dass er die nass leckt, obwohl er wissen musste, das da Stunden vorher ein anderer drin gesteckt hat. Nie im Leben. Auch hat er Angst vor Krankheiten. So ein Mensch geht doch nicht in Thailand zu Nutten, die sich nach dem Sex mit einem anderen auf irgendeiner versifften Toilette, die so aussieht wie die auf dem Bild aus der Messiwohnung, was ich Rob mal geschickt hatte, als er wissen wollte, wie meine Wohnung aussieht, ein bisschen untenrum mit einem Feuchttuch, vielleicht mehrfach schon benutzt und dreimal gedreht, abfuddelt und sich dann lächelnd für den nächsten Kunden wieder auf ihren Platz an der Straße stellt. Oder haben die Frauen vielleicht ein Zimmer, recht dunkel und sparsam beleuchtet, dass man den Dreck in den Ecken nicht sieht und ein Bett mit schmierigem Lacken, auf denen die DNA von allen Männern der Welt drauf ist und eine Dusche im Flur für alle Frauen? Auf so ein Lacken würde sich Rob im Leben nicht drauflegen, ich denke nur daran, dass er nicht mal meine gewaschenen Handtücher benutzen mochte, als er im März das erste Mal hier war und seine eigenen mitbringen wollte und er mich bei jeder Hotelbuchung, ob im Juni in Erfurt, oder später in Gössweinstein oder unsere geplante Urlaubsreise nach Kroatien immer darauf hingewiesen hat, dass das Hotel sehr sauber sein muss.
Nie im Leben glaube ich, dass Rob mit solchen Frauen mitgegangen ist und auch noch dafür bezahlt haben soll. Je mehr ich darüber nachdenke, desto absurder finde ich das alles, was mir Dave erzählt hatte. Aber andererseits hat mir Rob eine Thailänderin gestanden, Dave hatte mir aber erzählt, dass er in Thailand nur mit schwarzen Frauen ausgegangen wäre. Ich habe das gegoogelt, es gibt wirklich auf dem Thailänder Strich schwarze Nutten und nicht wenig.
Oder darf man die Nutten von der Straße mit ins eigene Hotelzimmer nehmen? Mit der Frau gemeinsam unter die Dusche, Wasser prasselt von oben herab, Küsse im Regenwald, ihr schwarzes langes Haar klebt auf dem nassen Körper, dann die Frau schön unter der Dusche waschen, mit hoteleigenem Duschgel, die seifigen Finger sehr lange und gründlich zwischen ihren Beinen, dann mit der Brause nachspülen, wobei die Frau breitbeinig dasteht und beide diesen Akt des Waschens schon als Vorspiel genießen, dann noch einmal die seifigen Finger etwas tiefer, rein raus und ein bisschen schneller, damit auch alles richtig sauber ist, noch mal mit dem Brausestrahl nachgearbeitet, so dass sämtliche Reste des Vorgängers durch den Abfluss fließen. Die Reinigung des Körpers selbst durchführen, so dass man weiß, es ist alles sauber, worauf man sich einlässt. Die Bettlagen werden ja im Hotel auch täglich gewechselt. Noch nass vom Duschen findet man sich gemeinsam auf dem Bett wieder, die Erregung bereits so stark und die Körper bereit für tabulosen Sex mit allem drum und dran. Oder darf man diese Damen gar nicht mit auf das Zimmer nehmen und Rob hatte wirklich recht, dass er nur die eine hatte, die er bereits mehrere Tage zuvor kannte, bevor er sich mit ihr eingelassen hat? Ich glaubte ihm, weil ich ihn liebe, aber meine Fantasie sah da andere Bilder.
Ich habe die Blockade bei whatsapp wieder heraus genommen und ihn wieder frei geschaltet. Am Nachmittag hat er mich angerufen, natürlich wieder vom Taxistand, mein Mann war auf dem Fußballplatz, ich hatte also Zeit. Rob sagte mir, dass unser Streit bezüglich seiner Vergangenheit ein nichts gewesen wäre und er war wieder der alte, machte Späßchen und Witzchen, erzählte mir, wie die letzten Spiele von West Ham United ausgefallen waren, fragte wie unser Fußballverein da steht und sagte mir immer wieder, dass er noch keine Frau so geliebt hätte wie mich, er mich mehr liebe, als ich mir vorstellen könnte. Er lachte wieder und sagte mir, dass er sich ganz toll auf unser Wiedersehen freut, er mich sehr vermisst und wir wieder für die Kuss-Olympiade trainieren werden. Ich liebe ihn auch so sehr und sagte ihm das auch. Ich habe mich auch bei ihm entschuldigt.
In der Morgennachricht schrieb er wieder, dass er sich sehr freut wenn ich komme und alles dafür tun wird, dass wir eine schöne Zeit haben werden, er mich vermisst und auch sehr liebt, ich ihm das Wertvollste auf der Welt bin. Rob schrieb weiter, dass er nicht arbeiten geht, sein Zimmer umräumt, der große Schrank nun einen besseren Platz hat und sein Zimmer somit größer wirken würde. Er schickte mir am Ende einer Nachricht immer Küsse. XXZZXX. Die X-stehen für Küsse und die Z-für Zungenküsse, dass hatten wir uns einmal an einem lustigen Abend ausgedacht. Und seitdem verwendeten wir das immer für das Ende unsere schriftlichen Nachrichten. Ich bat ihn, mir ein Foto zu schicken, auch wollte ich sehen, ob er bei der Gelegenheit gleich die Schranktüren gerichtet hatte und die freie Wand gestrichen worden ist.
Bevor Rob mich an diesem besagten Abend anrief, schickte er Bilder von seinem umgeräumten Zimmer. Die Veränderung fand ich jetzt nicht so gravierend. Auf keinen Fall hatte er dadurch etwas gewonnen. Er hatte nur den Kleiderschrank umgestellt und diverse Kleinmöbel. Die Wände dahinter machten nicht den Eindruck, als hätten sie einen neuen Anstrich. Aber die Schranktüren schienen bei der Aktion auch gerichtet worden. Im Telefonat teilte er mir mit, dass er die Griffe für den Schrank bei ebay bestellen müsste, weil keine im Lieferumfang des Schrankes dabei waren. Na, das hat er aber früh gemerkt, denn der Schrank steht schon seit Mai in seinem Zimmer. Bei Rob dauert alles ein bisschen länger. Ich sagte zu ihm, dass ich eine bessere Idee für das Umräumen seines Zimmers hätte und versprach ihm eine Skizze zu machen, diese abzufotografieren und zu senden. Er bat mich, die Skizze mitzubringen, er wollte es sich anschauen. Ich habe ihm meine aufgezeichnete Idee trotzdem vorab geschickt. Wir waren uns wieder sehr nah, haben viel gelacht und gescherzt und freuten uns sehr aufeinander.
Mein Mann und ich gehen sehr gern in den Wald zum Pilze suchen, auch genießen wir dort die Ruhe und die frische Luft. Ich habe Rob zwei schöne Bilder aus dem Wald geschickt und auch vom vollen Korb mit Pilzen. In seiner Antwort schimpfte er mich, dass er besorgt wäre und er nicht will, dass ich allein in den Wald gehe und dass in so einem schönen Wald auch ein verrückter Mann wohnt, der die Frauen dann überfallen würde. War aber gar nicht allein, mein Mann war ja mit, allerdings gingen wir immer in verschiedene Richtungen, um uns eine Stunde später wieder am Auto zu treffen. Aber das wusste Rob ja nicht und ich schrieb zurück, dass ich ihm verspreche, nicht mehr allein zu gehen und erfand eine Freundin, die mich künftig begleiten würde. Ich gehe seit hundert Ewigkeiten allein Pilze suchen, wir sind doch hier nicht in einem Wald unweit von Manhatten, sondern am Ende der Welt, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen.
Ich hatte im Internet nach Whiskeygläsern geschaut, die dasselbe schöne Design haben, wie der Dekanter, den ich Rob bereits zum Geburtstag geschenkt hatte. Ich fand zwei Anbieter, die Gläser sahen identisch aus, der Preis war nur sehr unterschiedlich. Einmal fast 40,00 Euro, einmal 22,00 Euro. Ich entschied mich für die preiswerteren. Die Lieferzeit war für in drei Wochen avisiert. Ich kontaktierte den Verkäufer in Großbritannien, das ist ja lustig, ich kaufe die in Großbritannien und schleppe sie wieder hin, ob eine zeitigere Lieferung möglich sei, sie versprach mir, es zu versuchen, meinte aber dass die Ware direkt von Hongkong verschickt werden würde. Ich schickte Rob ein Bild von dem schönen Design des Glases und er sagte mir abends am Telefon, «Honey, die Gläser sind sehr schön, passen sehr gut zum Dekanter, aber bitte bring mir nur drei mit, die anderen drei behälst du, da haben wir, wenn ich bei dir bin auch dieselben schönen Gläser». Wenn er bei mir ist……
Mein Mann und ich hatten für unseren Ofen neue Schamottesteine in einem Baumarkt bestellt. Wir erhielten einige Tage zuvor einen Anruf, dass wir diese abholen konnten. Wir waren in Bayreuth. Ich sagte zu meinem Mann, «du kannst mich am Kaufland absetzen, ich gehe einkaufen und du fährst zum Baumarkt, holst die Schamottesteine für unseren Ofen und holst mich wieder ab. Ich kaufe in der Zwischenzeit in Ruhe ein». «Nein, dass machen wir nicht so, wir fahren gemeinsam in den Baumarkt, holen die Steine ab und kaufen dann ein oder willst du wieder heimlich Geschenke für den Engländer kaufen?», giftete er mich an. Nein, ich wollte keine Geschenke für den Engländer kaufen, das hatte ich schon längst erledigt. Wir fuhren zuerst in den Baumarkt, anschließend ins Kaufland. Dort eröffnete mir mein Mann, dass er keine Lust hätte, durch den ganzen Markt zu latschen, er sich lieber hier ein Bier und eine Brotzeit kauft und in dem Imbiss auf mich warten würde.
Rob schreib mir, dass wir uns in zwölf Tagen sehen und vier schöne Tage und Nächte haben werden. Ich schrieb ihm zurück, dass wir uns in zehn Tagen sehen und drei schöne Tag und Nächte haben werden, weiterhin habe ich ihm noch mal die Flugdaten geschickt und meinen Ankunftstag und meinen Abreisetag. Seine Antwort war, dass er dachte, dass ich von Montag bis zum Freitag käme, dass er sich verrechnet hatte, ließ er unkommentiert, obwohl er am Vorabend am Telefonat noch sagte, «Schatz, in elf Tagen bist du endlich wieder bei mir».
Manchmal denke ich, er vergisst ganz schön viel. Ich hatte ihm schon vorher erklärt, dass es teurer ist, die Flüge für Freitag, Samstag oder Sonntag zu buchen, weil die meisten Leute über das Wochenende nach London fliegen und die Preise entsprechend höher sind. Außerdem hatte ich ihm doch auch meine Buchungsbestätigung per E-Mail gesandt.
Ich hoffte nur, dass Rob den Spieß nicht rumdreht und mich am Flughafen Stansted stehen lässt, mich nicht abholt. So nach dem Motto, du hast mich zweimal drei Tage im Stich gelassen, nun sieh mal zu, wie du klar kommst, fremdes Land, drei Tage allein, so dass ich selbst merke, wie er sich dabei gefühlt haben musste. Aber den Gedanken verdrängte ich schnell wieder, legte aber trotzdem meine Visakarte in den Geldbeutel. Sicher ist sicher.
Am Abend erzählte Rob mir am Telefon, dass er erst am Taxistand bemerkt hatte, dass die Waschmaschine daheim noch an war und er vergessen hatte, die Wäsche raus zu nehmen und aufzuhängen. Er fuhr noch einmal nach Hause zurück, um das zu erledigen. Wo hat der Mensch nur seine Gedanken? Hoffte bei mir. Weiterhin sagte er, dass der ganze Abend ziemlich ruhig sei und wenig los, er das achte Taxi am Stand wäre. Ich hatte gerade begonnen, ihm zu erzählen, dass ich letzte Woche in unserer Tageszeitung ein Stellengesuch hatte, dass ich nicht eine Zuschrift bekommen habe, dass es schwierig ist, auf das Jahresende trotz guter Qualifikation einen Job zu bekommen. Innerhalb dieser wenigen Worten von mir, sagte er auf einmal, dass gleich ein Zug käme, verabschiedete sich schnell, wünschte mir eine gute Nacht, schickte noch ein ich liebe dich hinterher, drei geräuschvolle Schmatzer auf das Display seines Telefons und legte auf. Ich war ganz perplex. Eben noch nichts los und dann mit hektischer Stimme eine schnelle Verabschiedung. Manchmal wusste ich wirklich nicht, was mit ihm los war.
Unsere Situation zu Hause war sehr entspannt. Mein Mann merkte ganz genau, obwohl ich nichts sagte, dass ich guter Dinge war, weil ich wieder zu Rob fliegen würde. Meine Entspannung und gute Laune legte sich auch auf ihn, wir hatten darüber auch keinen Streit mehr, er profitierte somit genauso vom Engländer, wie ich. Win win Situation für alle von uns, nur dass Rob davon nichts wusste, von meiner Harmonie, die ich zu Hause hatte. Deshalb machte es mir auch sehr zu schaffen, wenn Rob immer davon schwärmte, was wir doch an Weihnachten und Silvester für eine schöne Zeit bei mir haben werden. Er träumte vom festlich geschmückten Weihnachtsbaum im deutschen Wohnzimmer, Weihnachtsmusik, Kerzenlicht und Weihnachtsstimmung, von einer duftenden Gans im Ofen, von Stollen und Plätzchen, natürlich von mir selbst gebacken, vom draußen sein im Schnee, Silvester mit dem Sektglas vor der Tür, träumte natürlich weniger vom Ofen heizen, Holz holen oder Schnee wegräumen. Eben nur von den schönen Dingen. Rob wusste ja nicht, dass ich hier mit meinem Mann zusammen lebe, ich kann ihn ja nicht einfach irgendwo hin schicken, um hier einen auf Weihnachten mit dem Engländer machen. Ich hatte überhaupt noch keine Ahnung, wie ich Rob das alles verklickern sollte, dass es für uns hier kein Weihnachten und Silvester geben kann. Auch kann ich meinen Mann nicht hier allein hocken lassen und mir mit Rob schöne Weihnachtstage in England machen. Total verzwickte Geschichte. Das Dumme daran ist auch, dass ich ein Weihnachtshasser bin, der ganze Kram um den Jahreswechsel mir tierisch auf die Nerven geht. Ich brauche das alles nicht, weder den Weihnachtsbaum, noch das ganze andere Gedöns drum herum. Ich habe sogar schon überlegt, ob nicht vielleicht meine Mutter krank werden könnte, ich bei ihr sein müsste, so dass ich eine Ausrede hätte, nicht mit Rob feiern zu können. Aber so fürsorglich, wie er manchmal ist, würde er auf die Idee kommen, hier her zu fliegen, um ebenfalls meiner kranken Mutter Gesellschaft leisten zu können. Ich brauche bis Weihnachten irgendein Wunder. Auch muss ich Rob noch sagen, dass ich im Dezember in die Türkei fliegen werde, wieder Urlaub mit meiner Mutter mache. Die Tatsache allerdings, dass mein Mann mitfliegt und sich mit mir ein Doppelzimmer teilt, werde ich verschweigen. Hoffentlich kommt Rob nicht auf die Idee, dass er auch in dieser Zeit mal wieder Urlaub in der Türkei machen könnte. Ich werde mich rausreden und sagen, dass ich aufgrund der Entfernung, die zwischen dem Wohnort meiner Mutter und meinem liegt, und der Tatsache, dass ich jeden Monat mit Rob einige Tage verbringe, in diesem Jahr wenig Zeit für sie hatte und wir das im Urlaub etwas nachholen wollen. Ich verrenne mich immer tiefer und muss schwindeln, obwohl ich das eigentlich total verabscheue. Aber der Zug ist durch, Rob zu erzählen, dass ich hier mit meinem Mann zusammen lebe, wir uns sogar das schöne Wasserbett teilen. Er würde durch drehen, wenn er das wüsste. Meine Tante hatte sogar schon die Idee, dass ich Rob erzählen sollte, dass mein Mann wieder bei mir eingezogen ist, aber im Gästezimmer wohnt und das kleine Bad benutzt, wir uns nur die Küche teilen, wie eine Art Wohngemeinschaft. Wäre wieder eine Lüge oder Halbwahrheit. Ich habe mich total verstrickt. Auch weiß mein Mann nicht alles, was ich so mit Rob mache oder was wir treiben. Manchmal habe ich das Gefühl, beide Männer stehen an einem Seil jeder an einer Seite und ziehen, ich hänge in der Mitte, mal mehr zu Rob hingezogen, mal mehr zu meinem Mann. Eine aussichtlose Situation. Ich brauchte beide, mal den einen mehr, dann den anderen. Mein Problem war, ich konnte mit meinem Mann nicht über Sexualität, oder körperliche Bedürfnisse reden, er blockte dann total ab. Das war absolut nicht sein Thema, obwohl wir so lange zusammen sind. Durch Rob habe ich ein völlig neues Körpergefühl entdeckt und entwickelt.
Ich schrieb Rob, dass ich zum Zahnarzt musste. Er fragte, ob etwas nicht in Ordnung sei. Nein alles in Ordnung, nur Kontrolle. Nach meinem Zahnarztbesuch suchte ich wieder ein schönes Bild bei Google, dass ich Rob schickten konnte. Ich fand einen zahnlosen Mund, Großaufnahme, die Lippen und der Rest ohne Zähne, Foto gemacht mit dem Smartphone und dann der Text: Schatz, es war mehr nicht in Ordnung, als ich dachte. Der Zahnarzt musste mir leider heute die ganzen Zähne ziehen. Das neue Gebiss bekomme ich erst in drei Wochen. Wir müssen in der Zeit, wenn ich bei dir bin pürierte Suppen kochen, mit Fleischessen ist ein bisschen schlecht und lächeln kann ich auch nicht. Seine Antwort: Schatz, das macht doch nichts, ich liebe dich trotzdem. Der Kerl nahm mich nicht ernst, dachte ich.
Rob sagte mir schon vor langer Zeit, dass er seine Arbeitszeiten ändern wollte, weil wir immer, wenn wir zusammen waren, das Problem hatten, er schlief morgens viel länger, ich war wach, aber am Abend müde, wenn er zur Hochform auflief. Nun arbeitet er nicht mehr nur nachts, sondern am Morgen und von nachmittags bis gegen 22:00 oder 23:00 Uhr. Grund dafür ist auch eine Unterhaltung mit einem Taxifahrer-Kollegen und der meinte, dass man früh morgens sehr gute Geschäfte machen kann, wenn man um 07:00 Uhr am Taxistand ist und erläuterte, dass am Morgen viele Leute, die verschlafen hatten und demzufolge Bus oder Zug verpasst hätten, sich ein Taxi zur Arbeit nehmen würden. Das fand Rob toll und seit einigen Wochen macht er das so, von früh um 07:00 bis knapp 11:00 Uhr arbeiten, dann nach Hause, frühstücken, schlafen bis 14:00 oder 15:00 Uhr, noch ein bisschen rumtrödeln, so nach Robs Art und dann wieder auf Arbeit. Mit der Umstellung kam er gut zurecht und verdiente auch nicht schlecht. Ab und zu hatte er auch einige Terminfahrten am Nachmittag, ob er diese von Dave hatte, oder sich selbst besorgt, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass er einen Passagier mehrmals in der Woche nach Dunton fahren musste, oder ihn dort abholte. Jedenfalls war er sehr fleißig und erzählte mir auch, dass er für unsere Zukunft sparen will und bereits auch schon einiges gespart hatte.
Wenn Rob und ich zusammen einkaufen waren, schaute er auch nicht auf die Preise, wenn ich etwas wollte, bekam ich es, ob es eine teure Käsesorte, oder ungarische Salami, eine Nachtcreme, teurer Whiskey oder Wein war oder eben eine tolle Teekanne. Rob war nicht kleinlich, ich aber auch nicht. Auch da machte mir mein Mann keinerlei Vorwürfe. Ich habe immer gearbeitet und gut verdient, habe mein eigenes Konto und lebe seit einigen Monaten wieder richtig auf, das wäre es doch recht kleinlich, nur das Geld im Auge zu haben. Außerdem hatte sich mein Mann in einem Katalog, der aus Großbritannien war, einen ganz tollen Pullover ausgesucht, reine Schurwolle, tolles Muster, sehr teuer. Ich habe ihm den Pullover gekauft, als Weihnachtsgeschenk, er hat sich ganz toll darüber gefreut. Es ist schon Sarkasmus, mein Mann trägt einen britischen Pullover, ich habe einen Britten im Bett.
Jeden Abend nach zehn ist Rob und meine Zeit, zum telefonieren, meist ist er da schon zu Hause, ganz entspannt mit einem Tee, viel Süßstoff und Milch, frischer Magermilch, nicht so fetter Kondensmilch mit katastrophalen vier Prozent Fett, wie ich sie nach Gössweinstein mitgeschleppt hatte, sitzt in seinem Raucherraum und wir haben sehr lange Gespräche. Meistens eine Stunde oder länger. Wir haben uns darauf geeinigt, die Geschehnisse in Köln und auch in Gössweinstein nicht mehr zu besprechen und einfach ruhen zu lassen und in unsere Zukunft zu schauen. Oh Scheiße, bald ist Weihnachten und Zukunft mit Rob? Wollte ich das? Ich glaube nicht, ich wollte eigentlich, dass alles so bleibt, wie es ist, ein paar schöne Tage mit ihm im Monat, jeder von uns kommt auf seine Kosten, außer mein Mann, der in dieser Zeit allein daheim sitzt und Gedanken wälzt. Verfahrene Kiste, wenn Liebe nur nicht so kompliziert wäre. Rob erzählte mir wieder von den Plänen für unsere gemeinsame Zeit. Er meinte, dass er auf jeden Fall schon einkaufen wird und ich mir überlegen sollte, was ich will und er mir das mitbringen würde. Rob sagte, «viel brauchen wir nicht, nur was für die Sandwiches für Montagabend, dann für das Frühstück am Dienstag und etwas zum Kochen für den Abend. Die anderen Tage sind wir auswärts zum Essen, haben nur noch am Mittwochfrüh das Frühstück». Ich sagte ihm, dass wir auf jeden Fall Brot, Butter für mich (Rob mag lieber Margarine, isst aber Butter mit, in der Zeit, wo ich da bin), Käse, Leberpastete und Marmelade, vielleicht noch Hähnchenfleisch für den Abend und etwas, wovon man einen Salat machen kann. Er versprach, sich einen Zettel zu schreiben und die Sachen zu besorgen, bevor er mich vom Flughafen abholt. Wenn das klappt, ist ein großer Schritt getan, denn vorher hat das noch nie geklappt. Ich lasse mich gern überraschen. Rob lachte und sagte mir, dass er bei den Pferdewetten 70,00 Pfund gewonnen hat und weiterhin meinte er, «Honey, ich habe bereits zwei Flaschen von dem guten Rotwein gekauft, den ich bei Dave gekostet hatte, so einen guten Rotwein hast du noch nicht getrunken, die Flasche kostet fast 10,00 Pfund, ich kaufe aber auch noch Riesling, reichen Dir zwölf Flaschen für die drei Abende?» Ich musste auch lachen und antwortete, «ja, Darling, aber da muss ich mich sehr einschränken». Da lässt Herbert Grönemeyer mit „Alkohol“ schön grüßen.
Jeden Abend freute ich mich darauf, wenn mein Schatz anrief und mein anderer bereits im Bett lag. Ich hatte somit viel Zeit, ein Glas Wein und Robs tolle Stimme. Mit ihm konnte ich, wie auch mit meinem Mann über alles reden, beide hatten stets offene Ohren und gute Ratschläge. Aber ich konnte mit dem einen nicht über den anderen sprechen. Wollte ich auch nicht, ging nur mich was an, ich genoss jeden einzelnen von ihnen, wenn ich mit ihm zusammen war, entweder persönlich oder am Telefon. Ich liebe beide.
Meinem Mann ging es nicht gut, ich litt immer mit ihm, er hatte ungefähr zweimal im Jahr Probleme mit der Gicht, konnte dann sehr schlecht laufen und hatte große Schmerzen im Fuß. Wir saßen zusammen am Computer und haben im Internet geschaut, welche Lebensmittel man meiden sollte. purinhaltige Lebensmittel. Wir schauten uns zusammen die Tabelle an, alle dort aufgeführten Lebensmittel essen wir für gewöhnlich nicht, wir ernähren uns sehr gesund. Wir forschten weiter nach Ursachen und wie wir durch eine noch gesündere Küche zukünftig vermeiden können, dass er Schmerzen hat. Wir dachten beide erst, es sei von der Linsensuppe, die wir zwei Tage hintereinander gegessen hatten, aber das war auch nicht der Grund. Mein Mann meinte, ein Bekannter bekäme das immer, wenn er Tomaten essen würde, aber Tomaten waren in der Liste purinarme Lebensmittel enthalten. Wir waren am Ende auch nicht viel schlauer als vorher. Ich versuchte ihm in der Zeit viel abzunehmen, holte Holz aus der Garage und erledigte viele Sachen, die er sonst macht, so dass er keine unnötigen Gänge hatte und sich schonen konnte.
Später Abend. Blick auf die Uhr. Es war kurz nach zehn. Ich wartete auf Robs Anruf. Er schrieb mir eine kurze Nachricht, dass er bereits zu Hause sei, aber noch schnell etwas essen wollte, bevor er mich anruft. Ich hatte noch schnell eine Zigarette vor der Tür, unser rotes Licht konnte ich auch sehen und freute mich bereits auf Robs Stimme. Einige Minuten später rief er mich an. Seine erste Frage ist immer, «Honey, geht es dir gut, ist bei dir alles in Ordnung?» Er war stets besorgt um mich und wollte, dass es mir gut geht.
Er erzählte mir, dass er ein Telefonat mit seinem ehemaligen indischen Mitbewohner Abhi hatte und dass die Hochzeit im Februar in Kalkutta sein sollte, wir wären nach wie vor recht herzlich eingeladen. Rob sagte mir, dass wir über die Einzelheiten sprechen würden, wenn ich da bin, dann erzählte er von seinem Tag, berichtete mir wie viele Touren er hatte, was er verdient hatte, wie viel Trinkgeld er bekam. Es war ein guter Tag für ihn. Das war aber nicht immer so, manche Tage geht viel, andere eher weniger. Rob erzählte mir, dass er in der Apotheke gewesen sei, es zwei verschiedene Mittel für Fußpilz gäbe, einmal ein Spray und eine kleine Flasche mit Pinsel zum Auftragen. Ich riet ihm zu der Flasche mit Pinsel. Rob meinte, dass beide Medikamente sehr teuer wären, fast 30,00 Pfund kosten würden. Ich war von den Socken, kostete das Zeug bei uns auch so viel?
Er würde aber in den nächsten Tagen das Mittel mit dem Pinsel kaufen. Ich lasse mich überraschen. Wir unterhielten uns noch über Wetter und andere Dinge und auch darüber, wie sehr wir uns beide aufeinander freuten. Rob lachte am Telefon und sagte, dass er eine Idee für ein neues Sex-Spiel hätte. Er meinte, dass mir das sehr gefallen würde. Vor meinem geistigen Auge sah ich das Bild von den Handschellen, das Rob mit geschickt hatte und dachte noch, ob diese in seiner Idee auch eine Rolle spielen werden? Ich fragte ihn, «Wann ist dir denn das eingefallen? Gestern oder heute beim Warten auf einen Fahrgast?» «Nein Honey, bereits vor zwei Wochen», war seine Antwort. Das fiel zeitgleich mit dem Foto zusammen. Auf meine weiteren Fragen diesbezüglich lachte er wieder sein schönes tiefes Lachen und meinte, ich solle mich überraschen lassen. Ich war sehr gespannt, was er sich ausgedacht hatte, hoffte nur, dass es keine Wiederholung einer Sache für ihn war, die er bereits anderweitig ausprobiert hatte und diese sehr schön fand und es nun mit mir auch machen wollte, sondern dass es eine erste gemeinsame Sache für uns Beide sein würde. Mir fiel ein, Rob hatte mir ja auch in der Vergangenheit schon oft erotische Massagen versprochen, die aber immer scheiterten, weil er vergessen hatte, das Öl zu besorgen. Vielleicht ging es diesmal in diese Richtung? Ich sagte zu ihm, ich hätte eine Idee, was es sein könnte, «wir sitzen im Bett und spielen Karten, wer gewinnt, darf dem Verlierer etwas ausziehen». «Gute Idee, Honey, das können wir auch machen, aber es ist nicht das, was ich meine, aber Honey, du kannst auch deinen schönen Schlafanzug mit den Bärchen drauf mitbringen.» «Ist es wohl so kalt in deiner Wohnung?», fragte ich ihn. «Nein, aber wenn du den trägst, weiß ich, dass du nicht willst», war seine Antwort und ein schallendes Lachen. Ich musste mir auf jeden Fall auch noch was Tolles einfallen lassen, mein Nightie und meine Stockings waren ja noch bei ihm, die kannte er ja bereits, aber irgendein Highlight musste noch sein. Ich habe ein langes weißes Nachthemd mit lauter kleinen roten Herzen drauf, ein Schocker und so ein richtiger Abtörner, oder vielleicht auch mein kunstvoll besticktes ägyptisches Kleid, das ich noch nie anhatte? Ich habe auch noch einen Zweiteiler aus schwarzer Seide. Den vielleicht mit Stockings?
Am drauf folgenden Abend habe ich vergeblich auf einen Anruf gewartet. Rob hatte so viel zu tun, zweimal am Tag arbeiten. Er schrieb mir am Nachmittag die letzte Nachricht. Dann musste er sehr beschäftigt gewesen sein, ich wartete auf seinen Anruf bis halb zwölf. Von zehn bis halb zwölf habe ich zweimal angerufen, niemand hob ab. Ich schickte ihm auch noch eine Nachricht, dass es spät sei und ich nicht mehr warten könnte. Wünschte ihm eine gute Nacht, schrieb, dass ich ihn liebe und sendete noch Küsse XXZZXX. Dann ging ich draußen noch eine Rauchen, als ich reinkam, Blick aufs Telefon. Keine Nachricht, er war auch nicht online, hatte demzufolge auch meine Mitteilung nicht gelesen. Ins Bad, Zähne geputzt. Noch mal zum Handy, unverändert. Das war aber komisch. Was trieb er denn?? Das gibt es doch nicht, dass man vergisst seiner Freundin, die man so über alles liebt, eine Nachricht zu schicken oder kurz anzurufen, wenn man eine Tour beendet hat und bevor man einen neuen Fahrgast aufnimmt, ein paar Minuten sind da immer drin, für eine Zigarette hat er auch immer Zeit, während dessen könnte er sich doch auch kurz bei mir melden.
Es sei denn man ist wirklich mit etwas anderem so derart stark beschäftigt und abgelenkt, dass man da überhaupt nicht drüber nachdenkt und sich acht Stunden nicht bei seiner Freundin meldet.
In seiner Nachtnachricht, die ich am nächsten Morgen las, schrieb er, dass er am Flughafen Gatwick auf einen Fahrgast gewartet hatte, draußen stand und das Telefon im Auto vergessen hatte. Weiterhin, dass er sehr beschäftigt gewesen sei. Meine Antwort, dass er wenigstens zwischen zwei Zigaretten hätte eine kleine und kurze Nachricht an mich senden können, mit dem Inhalt, dass er keine Zeit hätte. Aber mich hier stundenlang warten zu lassen, ist auch nicht schön. Er hat sich dafür entschuldigt. Manchmal ist es nicht einfach mit ihm, aber mit meinem Mann auch nicht.
Ich hatte mir darüber Gedanken gemacht, was ich an Geschenken für seine Familie mitnehmen möchte. Das war gar nicht so leicht. Ich hatte Rob noch gefragt, er sagte mir, dass ich immer gute Ideen hätte und mir schon was einfallen würde, aber es sollte nicht so teuer ein, es käme auf die Geste und die gute Idee an.
In drei Tagen wollte ich fliegen und hatte noch nichts eingekauft. Aber ich hatte wenigstens schon Ideen. Bei Robs Mutter war es leicht, zwei Packungen Edle Kirschen, die mag sie total und Rob meinte, eine Schachtel würde als Geschenk für sie ausreichend sein, die andere Schachtel wäre für uns. Ich habe die Schachtel für seine Mum schön eingepackt und noch eine kleine Weihnachtstischdecke für ihre Kommode mit dazu gelegt. Schwieriger war der Rest. Das habe ich heute alles erledigt, auch gleich unseren Wochenendeinkauf gemacht.
Ich habe für Rob Bruder einen Bierkrug aus Keramik besorgt, mit der Werbung einer Biersorte aus unserer Region. Mein Mann fand den ziemlich hässlich und ging in unser Gartenhaus, in dem wir bereits schon viele Feste gefeiert hatten und holte einen sehr schönen Bierkrug aus weißem Porzellan mit postkartenähnlich gestalteten Ansichten aus Stadtmotiven, die gemalt waren. Sah sehr schön aus. Mein Mann meinte, «der ist besser, nimm den mit als Geschenk». Ich traute meinen Ohren nicht.
In den Bierkrug habe ich dann Tiroler Kaminwurzen und geröstete Erdnüsse getan, schön dekoriert mit einer halb rausschauenden Serviette und alles schön in Folie gepackt mit Schleife. Ein richtiges Herrengeschenk zum Bier. Für seine Frau habe ich eine Tüte ganz toller namhafter Pralinen gekauft, diese in einer kleinen und sehr alten Glasschale mit drei Füßchen arrangiert und auch verpackt mit Folie und Schleife. Für Robs Neffen kaufte ich vier Tüten verschiedener Sorten Haribo und band noch zwei kleine Modellautos, die Originalen aus dem Jahre 1964 und 1971 maßstabsgetreu nachgebaut wurden mit an die Schleife. Ich hoffe, dass meine Geschenke ankommen würden. Diese deponierte ich bis zu meiner Abreise, auf dem Tisch in unserem Büro und mein Mann sah all die Sachen, die ich wieder mitnehmen wollte, er verlor kein Wort darüber.
Ich musste Rob nun aber langsam die Türkei-Reise beichten, viel Zeit war nicht mehr. Als Rob mich am Abend anrief, war er sehr gut drauf, weil er sich schon sehr freute, dass ich bald kommen würde. Ich dachte, das ist die Gelegenheit und sagte ihm, dass ich im Dezember mit meiner Mutter für zehn Tage in die Türkei fliegen werde, getrennte Zimmer und Abflug von unterschiedlichen Flughäfen. Ich sagte ihm, dass ich wenig Zeit für meine Mutter hatte, in diesem Jahr und wir deswegen zusammen Urlaub machen. Er fragte nicht, in welchem Hotel, weil er vielleicht die Absicht hätte, ebenfalls (oh Gott!) dort aufzutauchen. Er meinte nur, dass wäre eine gute Idee und ich sollte mich auf jeden Fall vor türkischen Kellner in acht nehmen. Rob fragte mich noch, ob ich mir dort wieder einen neuen Mann suchen wollte. Ich hatte doch meinen eigenen dabei. Ich sagte zu Rob, dass er völlig ausreichend für mich sei und ich nicht die Absicht hätte, jemanden kennen zu lernen. Ich hatte mit meinen beiden Männern schon zu viel um die Ohren. Und musste Rob endlich die Wahrheit sagen.
Nach dem Frühstück hatte ich dann eingecheckt, allerdings nur für meinen Hinflug, Für den Rückflug war das erst einen Tag später möglich. Aber es gab Probleme auf der Homepage der Fluggesellschaft, ich konnte mein Ticket nicht drucken. Hatte einen ganz blöden Platz, Reihe 19 Sitz B. Na toll. Mitten zwischen zwei Leuten. Hoffentlich muss der Fensterplatz-Sitzer nicht laufend aufs Klo. Das hasse ich wie die Pest.
Rob schickte mir als Song für meinen Tag ein Lied, es war ein Video mit einem uralten Robin Hood Film in schwarz weiß. Ich schrieb zurück, dass Lied sei furchtbar, damit könnte er mich in den Schlaf singen. Prompt kam eine Sprachnachricht, Rob sang mir das Lied vor und wünschte mir gute Nacht und schlafe schön. Es war abends gegen sechs. Ich habe mir Robs Gesang mehrfach angehört und musste so sehr lachen. Mein Lachen erhielt er dann als Sprachnachricht zurück.
Ich hatte gut gekocht, Gulaschsuppe. Es war noch ein guter Rest übrig, diesen stellte ich in den Kühlschrank und sagte zu meinem Mann, den könnte er sich am Dienstagabend warm machen, da hatte er gleich noch etwas zu Essen. Ich koche für ihn immer vor oder sage ihm, dass noch gekochte Sachen im Frost sind, so dass er was zu essen hat, wenn ich nicht da bin. Es tut mir schon wieder sehr leid, ihn allein zu lassen, weil ich weiß, dass es für ihn eine fürchterliche Zeit ist. Aber ich musste, denn Rob zog stärker am Seil, als mein Mann und ich würde für drei Tage wieder nur ihm gehören. Auch wenn ich mit Rob zusammen war, dachte ich immer an meinen Mann, wie er allein zu Hause ist, die Sachen, die wir immer gemeinsam erledigt hatten, nun allein machen musste, er allein in unserem Bett lag und an mich dachte, es schmerzte mich schon sehr.
Habe an meinem Abreisetag noch meine E-Mails gecheckt, wir haben die Unterlagen für unsere Reise im Dezember erhalten. Ich habe alles ausgedruckt und angeschaut. Die Flugzeiten hatten sich erheblich geändert. Von abends auf mittags, das war besser. Habe meine Mutter angerufen, um ihr zu sagen, dass sie bei Erhalt ihrer Unterlagen darauf achten soll, dass es möglich sein könnte, dass sich auch ihre Flugzeiten geändert hätten. Es war nur der Anrufbeantworter dran, ich hinterließ ihr eine Nachricht und wollte mich später noch einmal melden. Am Nachmittag hatte mein Mann noch einen Termin zum Reifen wechseln von Sommer auf Winter. War auch dringend notwendig, Hatten schon erste Schneeflocken. Als er weg habe, ich noch mal meine Mutter angerufen. Sie war zu Hause. Ich sagte ihr noch einmal dasselbe, was ich bereits dem Anrufbeantworter erzählt hatte. Sie meinte, sie hätte ihre Unterlagen noch nicht, kämen bestimmt in den nächsten Tagen, sie wollte mich dann anrufen. Mist, da bin ich doch gar nicht zu Hause. Ich hatte ihr nicht erzählt, dass ich wegfliegen würde, wieder zu Rob. Das musste ich jetzt tun. Sie hat mich angeschrien, «Was, fliegst du wohl schon wieder zu dem hässlichen Vogel? Was willst du nur von dem, dein Mann ist viel schöner». Da kommt es doch überhaupt nicht drauf an, dachte ich. Dann setzte sie noch nach, «ich wünsche dir die Pest an den Hals, der Teufel soll dich holen, am besten wäre es, wenn eine Bombendrohung am Flugplatz wäre». Ich fragte sie, ob es ihr wohl am liebsten wäre, wenn ich gleich mit dem Flugzeug in die Luft fliege? Sie sagte, «verdient hättest du es schon». Ich dachte, ich traue meinen Ohren nicht. Aber sie war noch nicht fertig, «ich werde im Urlaub mal mit deinem Mann ein ernstes Wort reden, dass er dich endlich rausschmeißt». Ich beendete das Gespräch und begann meinen kleinen Koffer zu packen, um wieder zu dem hässlichen Vogel zu fliegen. Die Whiskeygläser waren leider noch nicht angekommen, so musste ich ohne fliegen. Aber Rob wusste ja bereits, dass ich ein Geschenk für ihn gekauft hatte.