Читать книгу Das Märchen von Marrakesch - Sabine Gräfin von Rothenfels - Страница 3
Auf in den Orient!
ОглавлениеEs waren einmal zwei Prinzessinnen aus der Oberpfalz, die ein Märchen im Orient erleben wollten. Die eine dunkelhaarig, die andere blond. Beide viel gereist und ein wenig abenteuerlustig. Sie wollten Luxus, Exotik (nicht Erotik!), Wellness und etwas NEUES.
Es geht nach Marrakesch, der Stadt zwischen Atlantik und Atlasgebirge. Marrakesch oder Marrakech (es gibt verschiedene Schreibweisen), bekannt als „Perle des Südens“, ist eine der „Königsstädte“ im Südwesten Marokkos, mit knapp einer Million Einwohnern.
Weil wir einerseits auf einen gewissen Luxus nicht verzichten wollen, andererseits aber kein Vermögen investieren können, entscheiden wir uns für ein privates Gästehaus (Riad) mit individueller Betreuung, mitten in der Altstadt. Die Lage ist uns wichtig, wir wollen ja ins Leben vor Ort „eintauchen“.
Das Riad Kheirredine hat nur sieben Gästezimmer. Die persönliche Betreuung ist daher garantiert. So haben wir uns das gewünscht. Heimeliger Luxus.
Wir nächtigen in der Juniorsuite „Jasmine“, die sich über drei Ebenen erstreckt. Die Ausstattung ist opulent, bunt, samt und sonders „einheimisch“.
Unser „Wohnturm“ ist etwas gewöhnungsbedürftig. Das Bad ist auf der untersten Ebene. Unpraktisch, wenn man mitten in der Nacht zwei steile, unbeleuchtete Treppen runter klettern muss. In der Mitte befindet sich ein Wohnraum mit Schrank zum Verstauen der Kleidung und ganz oben dann der Schlafraum, der eigentlich nur aus zwei breiten Betten und zwei tollen Nachttischen mit spektakulären Lampen besteht.
Das Beste ist aber der direkte Zugang vom Schlafzimmer zum Hamam und auf die riesige Dachterrasse. Von hier aus kann man ganz Marrakesch überblicken. Katzen sitzen auf den Nachbardächern. Überall Satellitenschüsseln. Wäsche flattert im Wind. Von den Minaretten schallen die Gebetsrufe der Muezzins.
Unser Riad steht unter italienischer Leitung. Die Besitzerin bringt aus Italien immer köstliche Salami, Parmaschinken, Käse und sogar italienisches Gebäck mit. Diese italienischen Leckerbissen, gemischt mit den Köstlichkeiten der marokkanischen Köchin, ergibt eine wunderbare Verpflegung, die wirklich keine Wünsche offenlässt.
Eigentlich ist ja nur das Frühstück im Tagespreis inklusive. Aber wir bekommen am Nachmittag köstlich heißen Kakao (wir haben den Verdacht, es ist einfach eine geschmolzene Tafel Schokolade) mit Keksen, zur Stimmungsaufhellung, wenn es regnerisch ist. Auch in Marokko ist Ende November kein Sommerwetter mehr.
Am Abend haben wir oft keine Lust, noch auszugehen. Dann gibt es (natürlich gegen Aufpreis) typisch marokkanische Küche, in rauen Mengen. Serviert in den traditionellen Tongefäßen, welche die Speisen schön warmhalten.
Zu zweit bekommen wir so viel, dass auch vier davon locker satt werden würden. Vor allem da nur Prinzessin Sa Fleisch isst....
Es schmeckt jedenfalls großartig. Von der schönen Atmosphäre mal ganz abgesehen.
Serviert wird in unserem bunten Speiseraum, mit offenem Kamin und offenen Fenstern zum lauschigen Innenhof. Ein Traum!
Der herrliche Patio ist das Herzstück des Hauses.
Es gibt gemütliche Rattanmöbel. Wunderschöne Sessel und geschnitzte Holztischchen, auf denen der Tee serviert wird. Eine Wassersäule sorgt für Kühle und Frische. Üppige Pflanzen, herrliche Blüten, Vögel.
Die italienische Besitzerin hat noch einen Vorteil, er heißt Marco. Der ist seines Zeichens der offizielle Verwalter, da die Inhaberin die Hälfte der Zeit in ihrer Heimat verbringt. Gleichzeitig ist Marco auch für die Planung von individuellen Ausflügen und Touren verantwortlich. Das ist also unser Mann, wenn wir etwas von der Stadt und dem Umland sehen wollen. Alleine trauen wir uns nämlich nicht.
Zwei weiße Frauen ohne jegliche Begleitung in der Medina unterwegs, das geht nicht. So abenteuerlustig sind wir auch wieder nicht.
Die Medina, die Altstadt, ist ein undurchdringliches Gewirr von engen Gassen und Toren, die alle gleich aussehen. Ohne „Begleiter“ würden wir uns hier hoffnungslos verirren und auch nie mehr zurück zum Riad finden.
Zum Taxiplatz (wo auch breitere Gefährte als Eselskarren fahren können), ist es ein Fußmarsch von etwa zehn Minuten.
Von hier aus, starten wir unsere Ausflüge. Im uralten Mercedes von Mohammed.
Der spricht zwar kein Deutsch, aber sehr gut Französisch. Prinzessin Sa versteht nach ein paar Tagen zumindest leidlich, Prinzessin Co spricht die Sprache praktischerweise fließend. So können wir auch unterwegs kommunizieren.
Marco instruiert Mohammed bezüglich des Tagesablaufs und bezahlt ihn. Zuverlässig fährt uns der Taxifahrer dann, wohin wir auch wollen. Wartet, bis wir zum Treffpunkt zurückkommen und fährt uns abends wieder zurück zur Medina.
Dort steht dann auch Marco wieder bereit und führt uns wieder ins Riad. Ein Rundum-Wohlfühlpaket, aber doch ganz individuell.
Wir lachen uns heute noch schief und scheckig, wenn wir an das seltsame Bild denken, dass wir Drei abgegeben haben müssen.
Marco mit seinem Handtäschchen und seiner Baskenmütze. Groß, schlaksig und auch auf zweihundert Meter erkennbar, schwul. Wir zwei Europäerinnen, blass und die Haare notdürftig verschleiert um uns „anzupassen“. Wer hat hier wohl, wen „beschützt“?
Es ist übrigens sehr angeraten, die französischen Vokabeln etwas aufzupolieren, wenn man einen Urlaub in Marokko plant. Nur auf Französisch kann man sich hier weitläufig verständigen. Noch ein paar arabische Vokabeln einzustreuen, bringt extra Sympathiepunkte. „Shukran“ (Danke) oder „Salam“ (Grüß Gott) zum Beispiel, öffnet die arabischen Herzen für die ausländischen Besucher.