Читать книгу Machtspiel am Hindukusch - Sahar Ohlig - Страница 8
ОглавлениеVorwort
Ich war arm, aber eine alte, weise, liebevolle Mutter.
Ich war das Land der „Arier“, das frühere Ariana, mit einer Geschichte, die über 5.000 Jahre zurückgeht.
Ich habe die Lehre Zarathustras, den Buddhismus, den Hinduismus, den Islam und den Sufismus alle in meinem Schoß wachsen lassen.
Mein Lapislazuli wurde zum Schmuck der ägyptischen Pharaonen. Die Seidenstraße erinnert sich an mich.
Alexander der Große und Dschingis Khans kennen die Härte meiner Wege und die Höhe des Hindukuschs und Pamirs.
Ich war eine uralte Sprache und das Land der Märchenerzähler, Dichter (wie Maulana Jalaluddin Balkhi, bekannt als Rumi) und Heiler (wie Abu Ali Sina-e Balkhi).
Ich war eine alte, großzügige Mutter mit großem Herz, die ihr Brot und ihren Tee mit jedem Gast teilte.
Auf meinem Teppich konnte jeder fremde Reisende übernachten.
Bis meine eigenen Kinder, meine Söhne der Macht, anfingen, mich zu verraten.
Kein anderer, kein Feind, hat mich so sehr verraten, wie meine Söhne der Macht. Wann immer meine Feinde, egal woher, mich überfielen, beraubten und unterdrückten, war einer meiner Söhne auf deren Seite!
Das war mein bitteres Schicksal!
Meine eigenen Söhne haben meinen Namen geändert sowie meine Identität und meine alte Geschichte an meine Feinde verschenkt.
Meine eigenen Söhne haben mich, Teile von mir, an meine Feinde verkauft, haben meine Bodenschätze, mein Gold, meine Edelsteine, mein Lapislazuli, mein Rubin und mein Smaragd meinen Feinden gegeben.
Meine eigenen Söhne haben das Wasser meiner Flüsse und die Bäume meiner Wälder an meine Feinde verschenkt und verkauft. Meine eigenen Söhne haben alles, was ich je hatte, meine Busse, meine Maschinen, meine Bücher, meine Museen, sogar meine Adler und Falken als Geschenke meinen Feinden überreicht.
Meine eigenen Söhne haben mein altes Kulturerbe zerstört, meine antiken und wertvollen Gegenstände meinen Feinden geschenkt, nur um ihnen eine Freude zu machen.
Meine eigenen Söhne haben meine Städte und Dörfer, meine Felder und meine Erde zerstört.
Meine eigenen Söhne haben mein Gesicht,
die Namen meiner Straßen, meines Flughafens und alter,
historischer Gebäude verändert.
Meine eigenen Söhne haben tausende ihrer Brüder und Schwestern getötet, sie ins Gefängnis gesteckt, vergewaltigt, aus ihrer Heimat verjagt und ihnen ihre Häuser geraubt.
Meine Söhne der Macht haben sich nicht für mich geopfert, sondern mich für ihre Ziele.
Meine eigenen Söhne haben Schande über mich gebracht, meinen Namen, meine Identität befleckt, mich als Land des Terrorismus, des Opiums und der Bestechung in der ganzen Welt dargestellt.
Diese Söhne wurden in meinem Schoß geboren, wurden in meinem Schoß groß, spielten als Kinder auf meinem Boden, lebten auf meiner Erde, atmeten meine Luft, tranken aus meinen Flüssen, aber sie verkauften mich an meine Feinde.
Den allergrößten Verrat begingen nicht meine Feinde, sondern meine eigenen Söhne, weil sie die Macht mehr als mich liebten.