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Tobias und die Backpflaume.

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(„O meine Brüder, es ist viel Weisheit darin, daß viel Kot in der Welt ist!”)

Also sprach Zarathustra. —

Bin Mistkehrer, liebes Fräulein, gnädige Dame. Ich heiße Tobias.

Was kann Sie denn da?

Eine Backpflaume, liebe Dame.

Ach was lieb von Ihrem Fraueben! Es gibt Ihnen Backpflaumchen mit auf Ihren mühseligen Weg?

Was?

(Die Dame wiederholt es ihm.)

Nein, meine gute Dame, ich habe gar kein Frauchen, ich —. Es ist auch nur eine Backpflaume.

Ih, wirklich? Aber Sie kaun doch so lange!

Ja, ich spucke den Dreck weg, es klebt noch’ne Menge dran.

Ja, was denn?

Na, ich brauche doch den Mist nicht mitzuessen?

Aber Sie werden doch nicht etwa! Herrjeses!

Was? Mir eine rauslangen aus’m Mist — wo werde ich denn nicht? Will doch auch mal naschen. Ach Gott, gute Frau, Sie erbrechen sich ja, machen mir Arbeit; ich hatte den Posten schon intus gehoben. Sich haben Sie auch beschmiert? Warum?

Ja, aber lieber Mann, das geht doch nicht. Wie kann Ihnen das denn schmecken?

Es mundet mir recht gut. Besser als Kautoback.

Sind Sie denn so hungrig? Kommen Sie mit mir dinieren, ich meine Mittag essen.

Sind Sie freundlich, meine Dame. Muß aber jetzt noch Mist fahren. Ich bin gar nicht hungrig.

Also nicht einmal der Hunger entschuldigt Sie? Ohne Bedürfnis essen Sie aus dem Kehricht!

Ich sage Ihnen doch, daß ich naschen will. Ich mache mir Kontiterie. Ich letze mir den Jaum. Das liebe ich.

Na pfui auch, aus dem Mist, wohl gar Kot!

Ja, Madamchen, es ist allens Sonne. Glauben Sie vielleicht, mein Magen ist so umdreherisch wie Ihrer?

Was meinen Sie mit Sonne?

Mir hat einer vom Direktorium mal gesagt, es ist Allens Sonne. Is’n Perfesser, grünes Halsetuch, goldene Brille und so’n Buchstahiergesichte. Alles is Sonne. Wovor wolln Sie sich ekeln?

Sind Sie denn gar nicht ekel? Es gibt doch gewiß Dinge, vor denen auch Sie sich sehr ekeln würden.

Ich ekle mir nie, besonders wenn es zum Naschen ist.

Ich ekle mir provinziell nicht.

Sie meinen prinzipiell. Sie naschen also öfter so?

Tagtäglich; mit Vorliebe Backpflaumen; die befördern ...

... Schon gut, mein Lieber. Bekommt es Ihnen denn?

Wenn ich dran denke, daß Alles Sonne is, mächtig, liebe gnädige Dame. Kriege ich’n kleinen Aufstoßer, wie eben jetzt, tschuljen Sie man, brauch’ ich nur zu denken, es is ja Sonne, dann schlägt der Majen keine Welle mehr. Neilich hatt’ ich Fruchteis gefunden, schade, schon halb zermatscht, aber es war doch was. Jeden Tag’ne Backpflaume, ist das Beste.

Man sollte Ihnen das verbieten, Sie schädigen Ihre Gesundheit, es ist auch ekelhaft, skandalös. Der Herr von Ihrem Direktorium hat das sicherlich nicht so gemeint.

Madamchen, der hat mir essen sehen, und da hat er gelacht, und ich sagte ihm, was er mir gelehrt hatte: es is Allens Sonne. Da lachte er noch mehr. Sehn Se, de Sonne hat das Pfläumchen gemacht und den Mist. Die janze Erde ist ein Sonnenmisthaufen. Glauben Sie mir, es schmeckt. Was nutzt mich die Vornehmheit, wenn ich mir ekle? Je vornehmiger, desto ekliger. Zuletzt kannste nichts mehr in’n Schnabel stecken. Des bischen Jestank! Da is wieder eine mang. (Er kaut.)

(Die Dame erbricht sich.)

Na, da gehn Se doch lieber aus de Promenade! Vor Ihrem Ekel ekle ich mir, da bin ich der Vornehmige.

(Die Dame entfernt sich.)

Sie sind auch nur Jedärm hinten und Jedärm vorne. Adam war ganz aus Mist. Die Sonne hat Ihnen ausgekotzt. (Er schluckt die Backpflaume hinunter.) Menschen auf Erden wie Dreckspatzen auf’m Pferdeappel. Des is ’ne reljöse Handlung, was ich mache; der Herr, der Direktor und ich, wir nehmen immerfort Sonne auf die Zunge und in’n Bauch. Wir sind Sonnanbeter mit Leib und Seele. Weeß se nich, die olle Zieje. Des wolln jebuldete Leute sin! Ekeln sich. Wenn ick nur so rein wie die Sonne bin. So rein is Alles. Dem Einen seine reine Backpflaume, wenn er’n Unflat is, is dreckger als dem Andern seine dreckge, wenn er wie Tobias und der Herr aus’m Direktorium is. Exkermente, sagen se, Fäkalchen. Die wissen nischt von Sonne, und wie des Allens nach Sonne schmeckt. Dreckfresser jejen Sonnenfresser. Nun jeht se ab. Dinieren, sagt se; det wird wohl dünnieren sind. Ich lasse mir nischt verekeln. Am wenigsten die Backpflaume. Da liegt wieder eine! Geschmack ham solche Leute, pikfeinen. Ham nur nich den Sonnengeschmack. Des is jut! Bleibt Tobias mit der Backpflaume alleine — na, höchstens noch der Herr aus’m Direktorium. —

Das widerspenstige Brautbett

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