Rosa, die schöne Schutzmannsfrau
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Salomo Friedländer. Rosa, die schöne Schutzmannsfrau
Salomo Friedländer. Rosa, die schöne Schutzmannsfrau. Und Andere Grotesken
Der zarte Riese
Die betrunkenen Blumen und der geflügelte Ottokar
Von der Wollust über Brücken zu gehen
Von der Wolke, welche so gern geregnet hätte
Mein Sohn
Verstellung
Die alte Witwe
Wigwamglanz, der stolze Indianer
Das Weihnachtsfest des alten Schauspielers Nesselgrün
Der Schutzmannshelm als Mausefalle
Charaktermusik. Eine haarige Geschichte
Was bin ich?
Die Torturen des Gottes Mumba. Paulo Scheerbart in Züchten!
Rosa, die schöne Schutzmannsfrau
Goethe spricht in den Phonographen. Eine Liebesgeschichte
Das Wunder-Ei
Das Abgebrochne
Das vertikale Gewerbe
Tobias und die Backpflaume
Die vegetabilische Vaterschaft
Die lüderliche Nase
Das Nachthemd am Wegweiser
Das widerspenstige Brautbett
Gebratenes Sphinxfleisch
Chorus Mysticus
Die Entführung
Die langweilige Brautnacht
Der gut bronzierte Floh. Eine Rokoketterie
Die Kunst, sich selber einzubalsamieren
Beschreibung meiner Braut
Warum ich immer so traurig bin?
Der Sonnenmissionar
Mein Papa und die Jungfrau von Orleans
Zu Mynonas hundertstem Geburtstag
Neues Kinderspielzeug
Hässlichkeit entstellt nicht immer
Faust lacht sich ins Fäustchen
Ich. Autobiographische Skizze (1871–1936)
Nachwort
Anmerkungen. Nachwort
Bibliographie
Über Rosa, die schöne Schutzmannsfrau
Ebook-Kolophon
Отрывок из книги
Herausgegeben von Ellen Otten
Oo, so! erwiderte Ottokar, Sie sind – Sie sind diese Blumen! Er sah sie freundlich an und legte seine Rechte auf ihre linke Schulter: wie kommt das? fragte er ebenso schmucklos. Na, Theorie? lächelte sie. Liebster Ottokar, man hat Verstand oder man ist phlegmatisch. Ein Mädchen hat keinen Ursprung als – den Wunsch des Mannes. Wie wäre das doch naiv, wenn ein Mann viel danach fragte. Ein Mädchen ist immer schon eine Antwort. Und mein lieber Freund, wenn Sie in einer trunkenen Sommernacht Blumen berauschen, Welkheit zu Blut, zum Tanz und Gesang wecken – mein lieber Freund: man macht etwas sehr Liebliches niemals geweckt und trunken, ohne daß ein Mädchen daraus wird – hahaha, es gibt angenehme Tendenzen. Was schlummert nicht alles und wartet, bis man es weckt. Wie – wie – wie sehr, Ottokar, wartete ich auf dich – auf dich in diesen Blumen – ja Blumen! Ottokar nahm seine Hand von ihrer Schulter, trat zurück und fragte: wie nenne ich dich? – Nenne mich: Theo; lasse das -rie eben weg, mein Freund! Und wie, fragte Ottokar, und wie, Theo, verwandle ich dich in meine guten dürren Blumen zurück?
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Eine Zeitlang widerstand der Leib, dann wurde er von einem so höllischen Schmerzensfeuer durchrast, daß er vorzog, zu weichen. Ottokars Geistesgegenwart, enorm angespannt und erhöht, wohnte nur sehr kurze Zeit dieser Art Leib inne, dann verließ sie mit unmerklicher Plötzlichkeit ihren Körper, sah ihn, während ein neuer sie sacht umgab, außen vor sich liegen und fühlte sich eigen in diesem neuen; der alte lag wie eine abgeworfene Schlangenhaut auf dem gelben Gartensandweg im Mondlicht. Und Ottokar fühlte Flügelarme und -beine an seinem neuen Leib. Er erinnerte sich seines früheren Selbstes wie eines anderen. So hatte ich recht, argumentierte Ottokar, als ich den Menschen für ein gelähmtes Flügelwesen hielt. Es hat wehgetan, und eigentlich bin ich gestorben, da liegt mein Kadaver und meine erstarrte Patsche hält noch das Giftfläschchen. Das ist mir einmal ein amüsanter Selbstmord! «Stirb und werde!» pflegte Goethe zu sagen. Übrigens haben nicht bloß die Schmerzen des Sterbens etwas Betäubendes, zum Vergessen Verführendes – sondern, vor allem hat das unsagbar süße Einströmen des neuen Leibes etwas so unerhört Entzückendes, daß nur eine rasende Selbstsucht den Zusammenhang des Gedächtnisses wollen, erzwingen wird – sonst wird man vorziehen, «einen neuen Adam anziehend», den alten abrupt abzutun. Ja, ja, ja, die Selbstvergessenheit ist der wahre Tod! Und wie sagt immer wieder Goethe: «Die höchste Rettung – Gegenwart des Geists.»
Der Mond hatte sich gesenkt, die ersten schwachen Sonnenstrahlen brachten ihn zum Verblassen. Am Himmel haben wir die Allegorien, deutete Ottokar mit erhobenen Flügeln hinauf. Jenseits des Gartens erhob sich Geräusch, der Tag brach an, man hörte Wagengerassel, vereinzelte Schritte und Menschenstimmen. Im Hause wurde es lebendig. Es soll mich gelüsten, dachte Ottokar, jetzt meinen Triumph über Menschen auszukosten – hah!
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