Читать книгу Tödliche Wollust - Samantha Prentiss - Страница 5
ОглавлениеKapitel 2
Clairé Beauvais' ›Penthouse‹ drohte aus allen Nähten zu platzen. Bei ihr war eine wilde Party im Gange, mit Leuten aus der ›High Society‹. Diplomaten waren diesmal ebenso vertreten wie Politiker des Ober- und Unterhauses, sowie eine Anzahl hochrangige Militärs.
»Wenn wir nicht gewaltig aufpassen, artet das Ganze hier noch in eine wüste Orgie aus … Und das verzeihen uns die Herrschaften nachher nie«, meinte Clairé, eine außergewöhnlich hübsche Frau Mitte Zwanzig, die die Geschmeidigkeit eines Panthers, den Körper einer Venus und Augen wie funkelnde schwarze Diamanten besaß.
Layla kicherte. »Aber vorher werden sie alle begeistert mitmachen!«
»Klar doch«, schmunzelte Clairé, »denn in ihren geheimsten Träumen haben die sich so etwas schon immer gewünscht. Es ist ihnen nur peinlich vor den Leuten, die ebenfalls beteiligt waren. Und dann reden sie sich darauf hinaus, dass sie zu viel getrunken hätten und ich an allem Schuld wäre.« Sie warf ihr langes blau-schwarzes Haar mit einer energischen Bewegung in den Nacken und blickte nachdenklich auf das muntere Treiben.
Ein betrunkener Schotte, der so stark nach Whisky roch, als wäre er in einem ›Glendronach‹-Fass in ›Aberdeenshire‹ aufgewachsen, schwankte auf sie zu. »Das ist noch echte Maßarbeit«, grinste er und starrte unverhohlen auf ihre Oberweite. »Kompliment an die Eltern!«, fügte er lallend hinzu und bestaunte auch ihre weitere Anatomie. »Komm' her, meine Süße! Für dich ist immer ein Platz in meinem Herzen und in meinem Bett.«
Clairé winkte ihm zu, und der riesige Texaner trottete brav wie ein gut dressierter Schoßhund hinter ihr her. Als sie ihn wenig später in einem freien Bett ihrer Gästezimmer verfrachtete, grabschte er nach ihren provozierend gewölbten Brüsten und versuchte, sie gewaltsam an sich zu reißen. Ein einziger Karateschlag beendete das Gerangel, und der Schotte schlief, immer noch auf eine heiße Liebesnacht mit ihr hoffend, schnarchend ein. »Noch zehn Jahre in diesem Gewerbe, und meine Nerven spielen nicht mehr mit«, stöhnte Clairé, als sie wieder neben Layla an der Balustrade der großen Terrasse lehnte.
Layla machte eine wegwerfende Handbewegung. »Immer nur lächeln, dann denken alle, du hättest den tollsten Job der Welt.«
»Pah!«, entfuhr es Clairé. »Schau sie dir doch an. Hier geht's zu wie in einer Sektkellerei: lauter Flaschen und alle voll!« Eine verächtliche Falte begann sich in ihre Mundwinkel einzugraben.
*
An der Bar standen zwei ausländische Diplomaten, die noch halbwegs nüchtern waren. Der eine hieß José Luis Rodriguez de Calahorra, ein echter spanischer Grande. Er war zwar bereits Mitte vierzig, aber heißblütig wie ein Achtzehnjähriger. Der Spanier befand sich zum ersten Mal auf einer von Clairés berühmten Partys und hatte den ganzen Abend über kein Auge von der schönen Hausherrin gelassen. Ihre erotische Ausstrahlung hatte bei ihm bereits seine Spuren in seinem Kleinhirn hinterlassen, sodass nicht einmal ein Presslufthammer sie mehr aus seinem Kopf herausgebracht hätte. »Was soll das heißen, sie sei ein käufliches Schmeichelkätzchen für zärtliche Stunden, Señor?«, fragte er, an seinem Whiskyglas nippend.
Sein Gesprächspartner, Alexandre Dupont, ein alter Grandseigneur aus Frankreich, der die Welt, das Leben und die Frauen kannte, lächelte leicht. »Das bedeutet, dass die bezaubernde Clairé ein äußerst begehrtes Luxus-Callgirl ist, dessen Telefonnummer in der ›High Society‹ sehr hoch im Kurs steht.«
»No, no lo creo, Señor! Das kann ich nicht glauben«, entrüstete sich der Spanier. »Können Sie diese Ungeheuerlichkeit beweisen?«
Der Franzose lächelte immer noch. »Ich befürchte, viele hier im Raum können es. Aber vielleicht gelingt es Ihnen, das Herz der Schönen für sich allein zu erobern. Nur bleibt dann die Frage, wie sich diese Liaison mit ihrer diplomatischen Karriere vereinbaren lässt. Der etwas schizophrene Ehrenkodex der internationalen Diplomatie erlaubt zwar die Besuche bei Clairé als gesellschaftliches Vergnügen, reagiert aber äußerst unangenehm auf Bindungen, die außerhalb des festgelegten Kreises geschlossen werden.« Er schmunzelte und blickte in die Runde der Partygesellschaft. »Aber genug philosophiert, mein Bester, eine von Clairés Freundinnen wird uns jetzt eine heiße Striptease-Show bieten, und wie ich vermute noch einiges mehr.« Er legte dem Spanier kameradschaftlich eine Hand auf die Schulter. »Kommen Sie, mein Freund, gehen wir näher heran! Meine Augen sind nicht mehr die Jüngsten, und für eine Brille bin ich noch zu eitel.«
Clairé trat an das Geländer und klatschte dreimal in die Hände, während Layla die Musik leiser stellte.
Allmählich trat ein wenig Ruhe ein.
»Meine verehrten, lieben Gäste. Soeben ist der Wunsch laut geworden, noch in einen heißen Club zu fahren, … einige würden sich gern einen Striptease oder eine Live-Show anschauen.« Sie lächelte vielsagend. »Sehr gern hätte ich Ihnen diesbezüglich das ›Pleasers‹ gezeigt, aber da die meisten von Ihnen bereits mehr getrunken haben, als es die Polizei am Steuer eines Wagens für statthaft hält, wird ihnen meine Freundin Coralee eine entsprechende Show vorführen. Aber bitte, Gentlemen, behalten Sie Ihre Hände unter Kontrolle.«
In den aufbrausenden Applaus hinein betrat Coralee, die ohne weiteres Clairés Schwester hätte sein können, in einem enganliegenden roten Kleid, das Zimmer. Mit schwingenden Hüften schlenderte sie lässig in die Mitte und begann sich im Rhythmus der wieder eingesetzten Musik zu bewegen. Nach einer Weile ließ sie das Kleid fallen und zeigte sich in einem schlanken ›Betty Page Style‹ - rotschwarzer Spitzen BH, passender Strumpfgürtel und Höschen, Nylons und High Heels, sogar mit einem passenden Strumpfband am Oberschenkel.
Coralee nahm sich einen Stuhl mit offener Rückenlehne und bewies ihr Talent als aufreizende Stripperin, sehr viel ansprechender als das, was man in dieser Hinsicht allgemein geboten bekam. Gleich darauf löste sie ihren BH, worauf sie sternförmige Verzierungen an ihren Brustwarzen zeigten, an denen lange seidige Quasten hingen. Beifall brandete auf, als sie anfing ihren Körper im Takt der Musik zu drehen, was die Quasten zum kreisen brachte und ihre Brüste unverschämt schwingen ließ.
Die Herzen der Männer schlugen schneller und bei den ersten beulten sich die Hosen in eindeutiger Weise aus. Insbesondere bei denen, zu denen Coralee herantrat, um die Quasten direkt vor ihren Gesichtern herumzuwirbeln. Von einem der Anwesenden ließ sie sich sogar einen Bierfilz zwischen ihre Brüste stecken, der nicht einmal herunterfiel, so eng und prall war ihr Dekolleté.
Alexandre Duponts Schwanz pochte wie wild, als Coralees Brüste vor seinem grinsenden Gesicht herumwackelten. Wie Hubschrauberrotoren wirbelten die Enden der Quasten herum. »Oh, ja, Baby! Das gefällt mir!«, jubelte er.
Zurück in der Mitte des Raumes, schlüpfte sie aus ihren Schuhen und machte eine wahre Show daraus, sich ihre Nylons auszuziehen. Elegant stellte sie einen Fuß auf den Stuhl und löste die einzelnen Strapse vom Strumpf. Dann rollte sie ihn aufreizend langsam herunter, bis sie ihren Knöchel erreicht hatte. Jetzt ließ sie sich auf dem Stuhl nieder, streckte ihr fast entblößtes Bein aus, leckte sich herausfordernd über die Lippen und zog den Strumpf ganz herunter, sodass alle ihre rot lackierten Zehennägel bewundern konnten. Gleich darauf wiederholte sie ihr Spiel mit dem anderen Bein.
Als sie sich wieder erhob, war sie nur noch mit den Quasten, dem Strumpfgürtel und ihrem knappen Slip bekleidet. Die Zuschauer noch mehr anheizend, begann sie ihre Nylons provozierend zwischen ihren Schenkeln hin- und herzuziehen. Dann fädelte sie die Strümpfe in ihren Slip ein und machte mit der ziehenden Bewegung weiter, wobei sie rhythmisch mit ihren Hüften wiegte. Als sie ihren Slip dabei ein wenig weiter nach unten zog, gewährte sie den Zuschauern einen eindeutigen Blick auf ihre rasierte Scham.
Schließlich beugte sie sich über den Stuhl und präsentierte ihren Po und zog das Höschen quälend langsam herunter, bis sie mit ihren Füßen herausschlüpfte und es lässig zur Seite kickte.
Wieder wurde ihrer Darbietung applaudiert, und einige der Herren schafften es nicht, ihre obszönen Bemerkungen zu unterdrücken.
Nachdem das Jubeln und Pfeifen nachgelassen hatte, verkündete Clairé, dass sich Coralee bereit erklärt habe, sich von jedem der Herren einmal über die Scham lecken zu lassen, wenn sie einen entsprechenden großzügigen Geldbetrag in die Sammelbox stecken würden, die dem Kindergarten des Wohnbezirks zu Gute kommen sollte.
Ein weiteres Jubeln ging durch die Reihen. »Ich mache den Anfang!«, rief einer und winkte direkt mit zwei Fünfzig-Pfund-Noten.
»Na, dann lasst uns anfangen, Jungs!«, rief Coralee lachend, kletterte auf den Stuhl und winkte ihm einladend zu.
Doch kaum war sie oben, geschah das Schreckliche. Direkt unter ihrer rechten Brustwarze bildete sich ein dunkelroter Fleck. Sie knickte in die Knie ein und kippte nach vorn vom Stuhl, der nach hinten umfiel.
Das Licht erlosch und Panik brach aus. Frauen kreischten hysterisch, Stühle und Tische wurden umgerissen und Männer fluchten.
Clairé bahnte sich einen Weg durch die Menge und beugte sich über Coralee. Sie fühlte ihren Puls, fand aber keinen, auch atmete ihre Freundin nicht mehr …
… Coralee war tot!
*
Die Gäste waren längst gegangen, und auch die Mordkommission des Yards war inzwischen fort. Nur eine weiße Kreidelinie kennzeichnete noch die Stelle, an der Coralee gelegen hatte.
Als das Telefon anschlug, stand Clairé Beauvais gerade unter der Dusche. Sie zögerte einen Augenblick, doch dann überwog ihre weibliche Neugier. Sie drehte den Wasserstrahl ab, rubbelte sich kurz mit einem Badetuch über den nassen Körper und lief auf Zehenspitzen zum Tisch, auf dem ihr Smartphone lag. »Hallo?«, meldete sie sich mit ihrer rauchigen, sexgeladenen Stimme.
Am anderen Ende der Leitung stieß jemand pfeifend den Atem aus. »Alle Achtung, Verehrteste! Sie haben ja einen geradezu klassischen Körperbau!«
»Wieso können Sie mich sehen? Wo sind Sie?«, fragte Clairé und sah sich überrascht um, ohne Anstalten zu machen, ihren Körper zu verhüllen. Schließlich war sie davon überzeugt, dass sich ihr Körper sehen lassen konnte, denn die Männer hatten ihr schon auf der Straße hinterhergepfiffen, als sie gerade dreizehn Jahre alt war.
»Ich bin in dem Hochhaus auf der anderen Straßenseite, Ihnen genau gegenüber. Und ich kann sie deshalb so gut sehen, weil ich Sie direkt im Fadenkreuz meines Zielfernrohres habe.«
Mit einem gewaltigen Satz hechtete Clairé aus dem Stand hinter eine große schwere Couch, die sich seitlich von ihr befand. Geschmeidig rollte sie sich über die Schulter ab und blieb auf dem Teppich sitzen, das Smartphone immer noch in der Hand.
»Sie sind eine Spielverderberin«, tönte es aus dem Lautsprecher. »Ich hatte mich an Ihrem Anblick doch noch gar nicht satt gesehen.«
»Das Risiko, dass Ihnen bei meinem Anblick einer abgeht, Sie das große Zittern bekommen und versehentlich den Zeigefinger krümmen, ist mir zu groß«, erwiderte Clairé herausfordernd. »Außerdem empfinde ich nicht das geringste Lustgefühl bei dem Gedanken, mich nackt vor den Augen eines gemeinen Spanners zu exponieren.«
»Nur keine voreiligen Schlüsse, Verehrteste. Ich bin keineswegs einer aus der großen Familie der Spanner, sondern ein völlig normaler Geschäftsmann«, entgegnete die Stimme. »Ich rufe an, um Ihnen einen Deal vorzuschlagen.«
»Ich bin nur an Geschäften interessiert, die mir mehr Profit einbringen, als dass sie der Gesetzgeber noch sanktionieren könnte!«
»Über den Profit bei diesem Geschäft, werden Sie sich ganz bestimmt nicht beklagen«, meinte der Mann am anderen Ende der Leitung.
Clairé hatte dabei das Gefühl, als würde der Anrufer zynisch lächeln.
»Sie gewinnen mehr, als Sie sich jemals für Geld kaufen können: Ihr Leben!«, setzte der Unbekannte nach.
Für den Bruchteil einer Sekunde verschlug es ihr die Sprache. »Das Geschäft interessiert mich«, sagte sie schließlich, und ihre Stimme klang eigentümlich rau. »Wann und wo können wir darüber sprechen?«
»Am besten gleich. Sie ziehen sich schnell an, und wir treffen uns in einer halben Stunde in der Halle des ›Court Hotels‹ Ecke ›Avendale Road‹. Einverstanden?«
»Einverstanden«, bestätigte Clairé knapp und drückte das Gespräch weg. Ihre Gedanken purzelten wie wild durch ihren Kopf. Dieser Mistkerl meint es mit seiner Drohung verdammt ernst, dachte sie. Daran besteht keinerlei Zweifel!
***