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Thorgur

Langsam kam Thorgur wieder zu Bewusstsein. Ihm war kalt. Sein eigener Schweiß hatte ihn ausgekühlt. Die letzten Stunden hatte er tief unter den Straßen der Stadt Karstheim verbracht, in Gewölben, die bis zur Belagerung der Stadt durch die Jünger der Architekten wahrscheinlich lange Jahre unberührt von menschlichen Besuchern gewesen waren. Die Soldaten des Architektenordens hatten sich unterirdische Wege in die Stadt gesucht, und Thorgur hatte mit den eigenen Soldaten - oder auch Stammeskriegern - versucht, diese in den Tunneln unter der Stadt wieder zurückzudrängen. Dabei muss er sich in einem Handgemenge verletzt haben. Oder er hatte sich ganz stumpf den Kopf an der niedrigen Felsendecke angestoßen. Wie auch immer, er muss für Stunden bewusstlos gewesen sein. Entweder völlig unbeachtet, oder, falls ihn jemand gefunden hatte, musste derjenige ihn bereits für tot gehalten haben.

Die Situation war wirklich nicht die allerbeste. Der König stand kurz davor, den Verstand zu verlieren. Nach Thorgurs Meinung war das schon vor Jahren passiert, aber er hielt sich zurück mit seiner Meinung. Es stand ihm nicht zu, den Geisteszustand seines Königs in Frage zu stellen. Die Stadt wurde schon seit Wochen von den Truppen des Ordens der Architekten belagert. Und er verlor sinnlos Zeit, weil er sich in den Tunneln den Kopf angeschlagen hatte. Er versuchte die Benommenheit abzuschütteln. Seine Stirn pulsierte, und er konnte eine kräftige Beule erfühlen. Gut, dass er seine Holzmaske nicht getragen hatte, nachher hätte er sich noch Splitter in den Schädel getrieben. Verdammt sei König Ogur, der ihm vor vielen Jahren in einem rituellen Zweikampf die Nase abgeschlagen hatte.

Als er die Gänge unter der Stadt hinter sich ließ und wieder an die Oberfläche kam, schmerzten ihn die Augen von der Mittagssonne. Seine Beule tat ihr Übriges, um seine Laune zu verbessern. Deswegen dachte er auch zuerst, seine Sinne würden ihm einen Streich spielen. Es gab keine Kampfgeräusche mehr, kein Schwerterklirren, keine abgehackten Schreie. Auch der Geruch von Blut, Kot und verbranntem Holz schien nicht mehr so schlimm zu sein. An den Fahnenmasten auf den Zinnen prangten weiße Fahnen, und, was am allerschlimmsten war, architektische Soldaten patrouillierten durch die Stadt. In ihren gelb-goldenen Uniformen und mit ihrem penetranten Geruch nach Seife. Aber niemanden schien es zu stören. Thorgur war verwirrt. Das Letzte, was er wusste, war, dass der König auf keinen Fall nachgeben wollte und eher mit der Stadt untergehen wollte, als sich den Jüngern der Architekten zu ergeben. Wenn er genauer darüber nachdachte, konnte nur Prinz Robur dahinterstecken. Seine Ambitionen waren stadtbekannt, aber bisher war er seinem Vater gegenüber immer loyal gewesen. Thorgur machte sich auf den Weg in den Palast. Die Architekten-Soldaten sahen ihn, aber schienen sich keine großen Gedanken darum zu machen, dass ein ihnen bis vor Kurzem noch feindlich gesinnter Krieger bewaffnet durch ihre neu eroberte Stadt schlenderte. Er musste unbedingt in Erfahrung bringen, wie der Status quo aussah, wer jetzt das Heft des Handelns in der Hand hatte. Auf den Marktplätzen herrschte ein großes Durcheinander. Das Bild wurde bestimmt von architektischen Händlern mit Tischen prallvoll mit Waren. Die Bewohner von Karstheim belagerten die Stände, wie gestern noch die architektischen Soldaten die Stadt belagert hatten. Er fühlte sich wieder wie der unwissende Barbar, ein Schicksal, von dem er dachte, dass er es hinter sich gelassen hatte. Unvermittelt löste sich ein architektischer Priester aus der Menschenmenge und schritt auf ihn zu. „Seid Ihr Thorgur, der Adjutant der Königsmutter?“, fragte er ihn.

„Ich bin Thorgur, Adjutant der Königin. Und wer seid Ihr?“

„Ich bin Bruder Jonas. Aber das ist nicht wichtig. Uns wurde aufgetragen, Euch zum Palast zu bitten. König Robur erwartet Euch.“

„Soso, König Robur. Also hat der alte König abgedankt?“

Der junge Priester lächelte schief. „So würde ich das nicht nennen. Aber König Robur hat die weißen Fahnen gezeigt und die Belagerung damit beendet. Er und Pater Vitorius führen gerade Verhandlungen im Thronsaal. Sie erwarten Euch dort. Es hieß, Ihr seid gefallen.“

„Nun, das war möglicherweise Wunschdenken. Wie Ihr seht, bin ich putzmunter, bis vielleicht auf die Beule auf meinem Kopf. Und wenn Ihr irgendwo meine Nase wiederfindet, dann schickt sie mir am besten per Kurier in den Palast nach.“

Anscheinend teilte Bruder Jonas seinen Humor nicht. Der Architektenjünger musterte nur sein Gesicht und sagte dann: „Ihr wisst, dass man so etwas behandeln lassen kann.“

„Was, die Nase? Ihr beliebt zu scherzen. Ich wandle schon seit Jahrzehnten in der Weltenröhre, und noch nie habe ich gesehen, dass eine Nase nachwächst.“

„Dann wart Ihr noch nie bei einem architektischen Heiler.“

Thorgur atmete einmal tief durch. Vielleicht war die Situation doch nicht gänzlich entspannt, da wollte er die Dinge nicht verkomplizieren, indem er einen der architektischen Mönche übers Knie legte. „Nun gut, jetzt bin ich hier. Wollen wir König Robur nicht weiter warten lassen.“

Tinko

Tinko war hungrig. Seit die weißen Fahnen gehisst und die Mönchssoldaten in die Stadt gelassen wurden, hatte sich niemand mehr um die Boten der Wachleute gekümmert. Sie waren alle zwischen sieben und zehn Jahre alt. Tinko wusste nicht, wann er Geburtstag hatte und wie alt er genau war, acht oder neun. Es war ihm auch egal. Es war auch allen anderen egal. Niemand beachtete ihn. Er musste selbst sehen, wie er zurechtkam. Aber was sollte er machen? Er besaß nur die zerschlissenen Kleider, die er am Leib trug, er hatte seit Tagen nichts gegessen, und der Duft von Obst und Gewürzen, der seit dem Waffenstillstand die Luft der Stadt schwängerte, zog ihn magisch an und führte ihn auf einen der Marktplätze. Die Händler, die im Schlepptau der Mönche die Stadt erstürmt hatten, hatten allerhand exotische Waren mitgebracht und boten sie nun feil. Sie nahmen gern die Münzen aus Karstheim an, aber viele Leute bezahlten auch mit diesen merkwürdigen Zetteln, die er nie zuvor gesehen hatte. Er hatte weder Münzen noch Zettel. Das Knurren seines Magens hallte in seinem Schädel wieder. Er hatte versucht, sich etwas zu erbetteln, aber die neuen Händler waren unerbittlich. Also schlenderte er zwischen den verschiedensten Marktständen hin und her und wartete auf eine Gelegenheit. Ab und zu konnte er eine kleine Frucht stibitzen. Aber so ein Apfel hielt nie lange vor. Doch so langsam füllte sich sein Magen, und Tinko wurde mutiger. Auch an diesem Stand war das Gedränge groß. Die Leute rissen den Händlern alles aus den Händen. Bananen, Papayas, Pfirsiche, Datteln und Feigen. Tinko hatte sein Auge auf diese merkwürdige, blassgrüne und sternförmige Frucht geworfen. Er sah sie dort liegen, am Rande des Tisches. Niemand schien auf ihn zu achten, die Städter feilschten mit dem Händler. Er stellte sich ganz nah an den Tisch und versuchte, unbeteiligt auszusehen. Langsam hob er seine Hand, legte sie über die Sternfrucht und zuckte zusammen, als sich urplötzlich eine große Hand um seinen Unterarm schloss und ihn festhielt. In Panik versuchte er, sich zu lösen, doch der Mönch, der ihn festhielt, war zu stark. Mittlerweile hatte auch der Händler mitbekommen, was da am Rande seines Markstandes ablief.

„Habt ihr wieder einen erwischt, Bruder Agnus?“, sagte er nur.

„Er war nicht der Erste und wird nicht der Letzte sein.“

Damit schien sich der Händler zufrieden zu geben und widmete sich wieder seiner Kundschaft.

„Bitte tut mir nichts, ich hab doch nur Hunger, ich bin ganz allein, bitte tut mir nichts!“

„Bleib mal ganz ruhig, Kleiner, und komm einfach mit!“

Der architektische Mönch ging los, Tinko immer noch in seinem Schraubstockgriff.

„Wohin bringst du mich? Wirst du mich bestrafen? Ich hab nichts getan!“

Der Mönch antwortete nichts mehr und schleifte ihn einfach mit. Sie gingen Richtung Stadtmauer und ließen dann den steinernen Ring hinter sich. Dort hatten die Mönche und ihre Soldaten ihr Zeltlager aufgebaut. Tinko wurde mitten hinein geführt. Gestern noch wurden hier die Kämpfe um die Stadt ausgetragen, teilweise war der festgetretene Sand dunkelrot vom Blut der Gefallenen und Verletzten. Tinkos Angst wurde immer größer, immer stärker zog er an seinem Arm und versuchte, sich aus dem Griff des Soldaten zu befreien. Aber der beachtete seine Bemühungen gar nicht. Vielleicht war Tinko auch einfach zu klein und leicht und dünn. Nach einer Weile kamen sie an ein Zelt, das größer und prunkvoller schien als alle anderen. Vor dem Zelt saß ein alter Mönch in prunkvollen Gewändern.

„Pater Vitorius“, begrüßte der Mönch mit dem festen Griff den älteren.

„Bruder Agnus, was habt Ihr mir wieder mitgebracht?“

„Einen Dieb, befürchte ich. Er versuchte, Obst zu stehlen. Und wenn ich mir den Schmutz in seinem Gesicht angucke, muss ihm das auch schon irgendwann mal gelungen sein.“

„Ich hab nichts gestohlen, wirklich nicht!“, brach es aus Tinko heraus. Der Prunkvolle stand auf von seinem leinenbespannten Stuhl, ging einen Schritt auf Tinko zu und ging in die Hocke, sodass er ihm direkt in die Augen gucken konnte, ohne dass der Kleinere hochschauen musste.

„Wie ist dein Name, Junge?“

Irgendetwas in dem Blick des Mannes bewirkte, dass er ruhiger wurde. Er hörte auf, an seinem Arm zu zerren und blieb ruhig stehen. Dann sagte er: „Tinko, ich heiße Tinko.“

„Tinko, ein interessanter Name.“

„Ich mag ihn nicht. Die anderen Jungs machen Witze über meinen Namen.“

„Hm, würdest du gern einen anderen Namen haben?“

Tinko sah den Mann mit großen Augen an. Ging das denn?

„Nun, das ist nichts, was wir über das Knie brechen müssen. Was du brauchst, ist erstmal ein Bad, damit du sauber wirst, und dann ein herzhaftes Stück Fleisch, damit du uns nicht zusammenbrichst. Bruder Agnus wird sich um dich kümmern. Und wenn ich von der Unterredung mit König Robur wieder zurück bin, dann reden wir wieder miteinander. Ist das in Ordnung?“

Tinko wusste nicht, was er sagen sollte. Es dauerte einen Moment, bis er sich gesammelt hatte und dann doch ein paar Worte herausbekam.

„Muss ich wirklich baden?“

Die großen Leute um ihn herum fingen an zu lachen. Dann sprach ihn der Mönch wieder an, den die anderen Bruder Agnus nannten. „Sieh das als deine Bestrafung an! Weißt du überhaupt, was Seife ist?“

Arlon Brant

Alles hatte sich verändert. In einem Moment war Arlon Brant noch damit beschäftigt, die Ordensbrüder der Architekten in die Hölle zu schicken, im nächsten Moment war er gezwungen, vor ihnen zu buckeln. Er war wütend. Er wollte seine Rache haben. Er würde den Tod seiner Frau und seiner Tochter nicht vergessen. Doch jetzt im Moment war nicht die richtige Zeit dafür. Er wusste das. Und er konnte warten. Trotz allem wütete der Zorn in seinen Eingeweiden. Er wusste nicht, was Prinz Robur, oder jetzt ja König Robur, dazu bewogen hatte, seinen Kurs zu überdenken, die weißen Fahnen zu hissen und die Jünger der Architekten in die Stadt zu lassen. Arlon Brant war sich sicher, dass der neue König seine Gründe hatte. Er würde nicht kopflos handeln wie sein Vater, der ehemalige König Ogur. Jetzt im Moment war König Robur zusammen mit Pater Vitorius, dem Oberbefehlshaber der architektischen Truppen, in der königlichen Schreibstube. Er wusste nicht, worüber die beiden genau verhandelten. Ihm wurde nur befohlen, vor der Tür zu warten. Er hatte noch nicht einmal Zeit gehabt, sich zu waschen. Er trug immer noch den Schmutz der unterirdischen Katakomben auf seiner Haut, seiner Kleidung und in seinen Haaren. Dort, wo die Mönchssoldaten Tunnel gegraben hatten, um die Belagerung von innen zu durchbrechen. All die Anstrengungen erschienen so sinnlos im Nachhinein. Aber wie hätten die Jünger der Architekten auch ahnen können, dass sich im Palast die Machtverhältnisse so schnell ändern würden? Arlon Brant war sich sicher, dass Ogur seine Krone nicht freiwillig an seinen ungeliebten Sohn übergeben hatte.

So hing er seinen Gedanken nach und ging vor der Schreibstube auf und ab. Irgendwann öffnete sich die Tür, und einer der königlichen Beamten bat ihn hinein. Der Raum war keine Schreibstube im eigentlichen Sinne. Dort wurde nicht viel geschrieben. Es war im Grunde ein Repräsentationsraum und gut geeignet für intime Unterredungen diplomatischer Natur. Die Wände waren besetzt mit vergoldetem Stuck und gerahmten Spiegeln. Dominiert wurde der Raum von einem großen Schreibtisch, hinter dem der König auf einem Stuhl saß. Seine Besucher saßen auf ähnlichen Stühlen vor dem Schreibtisch. Diesmal war es nur ein Besucher. Er trug eine dunkelrote Tunika mit feinen, goldenen Verzierungen und hatte einen kahlrasierten Schädel. Seine rituelle Kopfbedeckung, die dunkelrote Kappe mit der goldenen Bordüre, hatte er abgenommen. Trotzdem erkannte Arlon Brant das Oberhaupt der Mönchssoldaten, Pater Vitorius. Er atmete einmal tief ein und aus, um seinen Puls zu beruhigen und seinen Hass runterzuschlucken. König Robur hatte sich verändert seit ihrem letzten Treffen. Und das war erst vor zwei Tagen gewesen. Damals, in einem Harnisch aus Stahl, der die Patina aus vielen Kämpfen trug, das Haar ganz wild und fettig, versuchte er, mit wilden Reden und derben Witzen die Moral der Terrorvögel aufrechtzuerhalten, obwohl man ihm selbst die Müdigkeit und Resignation schon ansehen konnte. Arlon Brant hatte nur knapp einen Mordanschlag auf den Prinzen verhindern können. Der Prinz hatte ihm als Reaktion darauf die Verantwortung über die Stadtwache übertragen. Ein Posten, den vorher Arlon Brants Vater innegehabt hatte. Sein Vater, Gorgurus, war einer der wenigen Soldaten, der von den Mönchssoldaten in Kriegsgefangenschaft genommen wurde. Er und eine Handvoll anderer Stammeskrieger hatten architektische Gefangene gefoltert und verstümmelt. Arlon Brant hätte vielleicht das Gleiche gemacht. Vielleicht würde er es auch immer noch machen, aber er war Prinz Robur verpflichtet und beugte sich seinem Befehl. König Robur wohlgemerkt. Und so sah er jetzt auch aus. Roburs Gesicht wirkte frischer, möglicherweise hatte er doch wieder etwas schlafen können. Seine Haare waren sauber und glatt, seine Kleidung bestand nicht mehr aus feinstem Stahl, sondern feinster Seide und feinstem Samt. Über einem Wams aus braunem Samt trug er einen roten Umhang aus Seide, den Rand mit Hermelin besetzt. Der Umhang hing über seiner linken Schulter, sodass sein linker, verkrüppelter Arm verdeckt wurde. Eine makellos weiße Strumpfhose bedeckte seine Beine, und seine Füße steckten in aufwändig gearbeiteten Schnallenschuhen. Er sah wirklich wie ein König aus. Nicht wie sein Vater, bei dem die königliche Ausstrahlung immer aufgesetzt gewirkt hatte.

„Arlon Brant, mein treuer Freund“, sagte Robur mit einem breiten Lächeln, als er die Schreibstube betrat.

„Mein König“, antwortete er nur und verbeugte sich tief. Den Pater ignorierte er.

„Mein lieber Freund“, fuhr der König fort „Ich freue mich, dass Ihr hier seid. Pater Vitorius und ich haben herausgefunden, dass wir in vielen Dingen einer Meinung sind. Wir sind beide der Meinung, dass etwas mehr Diplomatie zu einem etwas früheren Zeitpunkt beiden Seiten gut getan hätte und dass dadurch viele Opfer hätten vermieden werden können. Pater Vitorius möchte Euch sein Bedauern über Eure persönlichen Verluste ausdrücken.“

Das war etwas, das Arlon Brant nicht erwartet hatte. Woher wusste der Mönch von seiner Frau und seiner Tochter? Er blickte dem Pater direkt in die Augen und sagte dann: „Vielen Dank. Woher wisst Ihr davon?“

„König Robur berichtete mir von Eurer außergewöhnlichen Tapferkeit, als Ihr den Anschlag auf sein Leben vereitelt hattet. Dabei kam zur Sprache, welcher Schicksalsschlag Euch getroffen hatte. Und nun noch die Sache mit Eurem Vater.“

„Mein Vater hat sicherlich verdient, was immer Ihr für eine Strafe aussprecht.“

„Nun gut“, sagte Robur und riss das Gespräch wieder an sich. „Arlon, ich habe Euch kommen lassen, weil ich einen wichtigen Auftrag für Euch habe. Die Jünger der Architekten haben uns nicht ohne Grund belagert. Es gibt uralte Verträge zwischen den ehemaligen Herren von Karstheim und dem Orden. Der Orden der Architekten sichert Karstheim Eigenständigkeit zu, und die Stadt verwahrt dafür einen wichtigen Gegenstand, den die Ordensbrüder sich hin und wieder ausleihen dürfen, wenn sie ihn benötigen. Für ein wichtiges Ritual, eine Art Gottesdienst, um den Plan der Architekten zu erfüllen.“

„Einen Gegenstand?“, fragte Arlon.

„Es ist ein großer, geschliffener Edelstein“, antwortete Pater Vitorius. „Dieser Stein hilft uns, die Maschinen der Architekten zu bedienen. Er ist etwa faustgroß und schimmert rötlich.“

„Mein Vater hat den Stein damals zusammen mit vielen anderen Schätzen im Felslabyrinth versteckt, den künstlich angelegten Höhlen in den Karstbergen. Es ist wichtig, dass wir diesen Stein so schnell wie möglich dem Orden übergeben. Ich will ehrlich sein. Die Belagerung hat die Stadt ausgezehrt, und die Lebensmittel und anderen Waren, die die Ordensbrüder bereits jetzt in der Stadt verteilen, sollen nur ein kleiner Ausgleich für unsere Unannehmlichkeiten sein. Dieser Stein ist der Grund, warum die Jünger der Architekten überhaupt hier sind. Das Ritual, für das der Stein bestimmt ist, muss nur alle siebzig Jahre ausgeführt werden, aber ohne das Ritual könnte die Sonne von ihrer Bahn durch die Weltenröhre abweichen und Feuer und Tod über große Landstriche bringen. Wenn nicht sogar die Welt zusammenbricht.“

Die Tunnelwelt

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