Читать книгу Eigentlich heiße ich Rachel - Sandra Erb - Страница 5

Emmi

Оглавление

Obwohl Emmi kein Familienmitglied im eigentlichen Sinne war, wurde sie doch als solches behandelt. Ihre ursprüngliche Aufgabe war es, die Familie zu bekochen. Da die Mutter aber so viel im Kaufhaus arbeiten musste, übernahm sie auch die Funktion des Kindermädchens.

Emmi war die reinste Frohnatur. Es gab nur ein Thema, bei dem sie ernst wurde: Wenn es um ihre Vergangenheit ging. Über diese redete sie nicht gerne. Mit den Jahren und wachsendem Vertrauen gab sie dann doch einige Details aus ihrem früheren Leben preis.

Sie stammte aus ganz einfachen Verhältnissen. Die Eltern waren Kleinbauern und schon früh verstorben. Geblieben war ihr nur der jüngere Bruder namens Rudolf. Der Bruder erbte den Bauernhof, war jedoch nicht gut zu seiner Schwester. Er ließ sie von morgens bis abends nur schuften und hatte kaum ein nettes Wort für sie übrig. Für ihn war sie nur ein weiteres hungriges Maul, das man stopfen musste. Sie könne nur aus dem Grund bleiben, weil er ein guter Christenmensch sei, er mit seinen sechs Kindern. Dies ließ er sie jedenfalls mehr als einmal wissen.

Irgendwann hat sie es dann nicht mehr auf dem Hof ausgehalten. Sie ging weg in eine große Stadt, in der sie nie zuvor war und auch niemanden kannte, bis auf eine frühere Freundin. Diese hatte ihr dort eine Stelle vermittelt: Bei „Herrschaften“, wie es auf dem Lande hieß. Für eine unverheiratete Frau mittleren Alters war dies die einzige Chance vom Hof wegzukommen.

Und so ist sie dann zu uns gekommen. Im Gegensatz zu der Schwerstarbeit, die sie zu Hause gewohnt war, war diese Arbeit annehmbar. Die Familie zu bekochen und auf die Kinder aufpassen: Das war für eine Frau vom Lande keine allzu schwere Aufgabe.

Und sie machte ihre Sache gut. Als Kindermädchen sorgte sie hingebungsvoll für uns Kinder. Wenn irgendeines der Kinder Sorgen hatte oder einfach jemanden brauchte, der es mal in den Arm nahm, war Emmi immer zur Stelle.

Eigentlich heiße ich Rachel

Подняться наверх