Читать книгу Weihnachtswunsch der kleinen Julia - Sandra Hanslicek - Страница 4
Julias Weihnachtswünsche
ОглавлениеNoch 2 Tage bis zum heiligen Abend. Julia sitzt in ihrem Zimmer auf dem Boden, inmitten ihrer unzähligen Puppen und spielt - Mutter - Vater - Kind. In der Schule war Weihnachtsfeier und es wurden selbstgebackene Kekse verschenkt, die nun auf Julias Nachttischchen stehen. Noch nie hatte die Mutter des kleinen Mädchens
Kekse selbst gebacken. Die Eltern die
6 jährigen
sind zu sehr beschäftigt, beide sind voll berufstätig und haben wenig Zeit für solche Dinge. Nicht das es Julia schlecht ginge. Sie bekommt alles
...
, alles was man kaufen kann!
Wie gut die duften
...
Julia hält zum wiederholten Male die Nase an die Tüte. Nein, essen will sie die nicht. Es ist ihr wichtiger, dass die Plätzchen einen weihnachtlichen Duft in ihrem Zimmer verbreiten.Sie verlässt ihr Zimmer und geht durch den großen Flur hinunter in die Küche um sich etwas zu Essen zu holen. Marion, die Mutter der Kleinen, telefoniert. Vermutlich organisiert sie ein Neujahrstreffen mit den Frauen der Geschäftspartner ihres Mannes. Das tut sie jedes Jahr. Die feine Gesellschaft möchte immerhin unterhalten werden.
Julia schüttelt im vorbeigehen den Kopf. Ist sie erst einmal groß, möchte sie keinen Prinzen und sie möchte auch keine Prinzessin sein. Sie möchte einen Mann der einen nicht verantwortungsvollen Beruf hat wie ihr Vater. Ja, genau! Einen Bäcker wünscht sie sich, sobald sie erwachsen ist. Er würde ihr zu Weihnachten Kekse backen und das ganze Haus würde duften. Das wäre toll!
Alex, Julias Vater ist ein renommierter Schönheitschirurg. Von klein auf hat Julia den Zeitdruck, die Verpflichtungen, den Stress und die geschäftliche Auftritte, die noch im alten Jahr erledigt werden mussten, mitbekommen. Da wird eine neue Nase verschenkt, dort ein neuer Busen usw. Einmal fragte das Mädchen ob ihr Vater auch verletzte Personen wieder schön macht. Nein, das tat Alex nicht. Das würde nicht genügend Geld einbringen. Er war inzwischen so bekannt, dass er sich seine Patienten aussuchen konnte. Julia war erschrocken über diese Antwort. Durften Menschen mit weniger Geld nicht schön gemacht werden?
Verträumt sitzt das kleine Mädchen alleine am großen Küchentisch. Wie immer isst sie alleine. Selten sitzt die Familie zusammen am Tisch. Der Vater geht während der Mittagszeit mit Kollegen zu Tisch und die Mutter während sie ihren Verpflichtungen in der Gesellschaft nachkommt. Zweimal in der Woche kommt eine Köchin und kocht für Julia für die nächsten Tage vor. Die kleine Dame braucht sich das Essen nur aus dem Eisfach nehmen und auftauen. Julia schaut Erika gerne beim Kochen zu. Erika, die Köchin, ist lustig. Manchmal jongliert sie mit Kartoffeln. Gerne würde das Mädchen beim Kochen helfen, aber die Mutter verbietet es. Die kleinen Hände könnten nach Zwiebeln riechen und immerhin würde die Köchin ja gut bezahlt werden.
Es klingelt! Ahh, ok, da kommen die Dekorateure und bringen den Weihnachtsbaum. Das Mädchen freut sich nicht wirklich darüber. Ja, natürlich, schön sieht er jedes Jahr aus. Aber Julia hatte noch nie einen Baum geschmückt. Auch dies wurde von Personen übernommen, die von den Eltern eine Menge Geld dafür bekamen. Was eine Verschwendung. Julia war für ihr Alter erschreckend reif, was nicht zuletzt daran lag, dass sie sehr früh gelernt hatte Verantwortung zu übernehmen. So musste sie bei Veranstaltungen, an denen auch die Kinder der Patienten und Geschäftspartner teilnahmen, diese beschäftigen. Ihr Aufgabe war es, den meist doch sehr verzogenen Kindern das Gefühl zu geben, dass alles nach deren Wünschen läuft. So läuft es im Leben sagten die Eltern immer. Willst du an das Geld der Leute, dann gib ihnen das Gefühl etwas Besonderes zu sein und lasse sie denken, dass sie die Regeln bestimmen!
Vor zwei Wochen hatte Julia einen Brief an das Christkind geschrieben. Es war das erste Weihnachten an dem sie schreiben konnte. Nichts machte ihr mehr Spaß, wie in der Schule schreiben zu
lernen. Vielleicht würde ihr Weihnachtswunsch so erfüllt werden. Von Mitschülern hörte sie, dass die Eltern immer den Brief mit den Wünschen der Kinder verfassten und in den Postkasten warfen. Ihre Eltern hatten das nie getan. Julia sollte immer im Internet schauen. Das Christkind würde es dann schon mitbekommen.