Читать книгу Mit dem Leben hadern- Meine Zeit vor der Psychiatrie - Sandra Mularczyk - Страница 9
Mein alter Freund-Die Einsamkeit
ОглавлениеEinsam.
Bittere Einsamkeit.
Alles schon erlebt,
alles schon gefühlt.
Dachte ich.
Ich hielt Einsamkeit für einen mir vertrauten Bekannten.
Wir waren so was wie Freunde
und haben uns regelmäßig getroffen. Auch die Melancholie hat sich häufig zu uns gesellt.
So saßen wir oft da,
gemeinsam und doch einsam
und fragten uns,
wo wir hin gehören,
wieso wir das Gefühl haben,
hier falsch zu sein.
Wir fühlten uns wie Außerirdische.
Irgendwie seltsam.
Irgendwie fremd.
Irgendwie anders.
Als wären wir nicht für dieses Leben gemacht.
Als wären wir nur ausversehen hier gelandet.
Quasi ausgesetzt worden.
Wenn ich diese Treffen von früher mit dem Jetzt vergleiche,
mit dem Jetzt, das sich anfühlt
wie etwas Fortlaufendes,
wie etwas niemals Endendes.
Mit dem Jetzt, das sich nicht anfühlt wie ein Besuch
oder wie ein Treffen unter guten Kumpels,
sondern wie ein Gefängnis,
könnte ich laut los lachen.
Ja, wäre das Ganze nicht so schlimm, würde ich tatsächlich lachen.
Ich würde lachen
und mich vor lauter Lachen nicht mehr einkriegen.
Ja, ich würde lachen,
hätte ich DIESES Gefühl nicht.
Dieses Gefühl in einem Drama festzustecken.
Dieses Gefühl gegen Wände zu laufen.
Gegen Mauern aus Beton.
Dieses Gefühl, das die Zeit still steht und doch viel zu schnell rast.
Dieses Gefühl, für das ich keine Worte finde,
keine Bezeichnung.