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26. Juni -Teil 2 von Sandra Scott

Ich fand Isabelle schließlich zur Mittagszeit, als sie aus der Kantine des Instituts kam. Ich sah, wie sie sich versteifte, als sie mich bemerkte. Ihr erster Impuls schien darin zu bestehen, vor mir die Flucht zu ergreifen, doch dann kam sie doch zu mir herüber. Als sie mich begrüßte, blickten mich ihre himmelblauen Augen warm und erfreut an.

»Können wir reden?«, fragte ich.

Sie nickte stumm und hakte sich bei mir ein. Gemeinsam spazierten wir zum nahen Parc de Ciutadella und fanden dort ein ruhiges, vor neugierigen Blicken geschütztes Plätzchen hinter einigen Sträuchern in der Nähe des Sees.

Noch ehe ich den Mund öffnen konnte, um etwas zu sagen, brach es aus Isabelle heraus: »Es tut mir so leid, Marc, ich hätte viel früher mit dir reden müssen. Ich habe dir nicht mal erklärt, wer Alex überhaupt ist.«

»Claire hat das übernommen«, antwortete ich. »Zumindest die Kurzfassung.«

Isabelle schüttelte den Kopf. »Das muss alles so schrecklich für dich sein! Ich habe alles falsch gemacht, was man nur falsch machen kann! Ich hätte dir von Alex erzählen müssen, schon viel früher! Ich hab zugelassen, dass ich mich auf dich einlasse, obwohl ich doch wusste, dass Alex jederzeit auftauchen konnte. Ich hab dich in eine unmögliche Situation gebracht. Ich … es tut mir alles so schrecklich leid!« In ihren Augen schimmerten Tränen.

Ich umfasste ihre beiden Hände mit meinen. »Soll das etwa heißen, du bereust, was wir zusammen erlebt haben? Ich bereue es nämlich nicht. Die letzten drei Wochen waren …«, ich unterbrach mich kurz auf der Suche nach einer Formulierung, die meinen Gefühlen gerecht wurde, »die schönste Zeit meines Lebens. Und das lag nicht an Claire oder Carmen oder dieser Stadt, sondern vor allen Dingen an dir. Ich habe mich in dich verliebt, Isabelle. Ich habe selbst eine Weile gebraucht, um das zu erkennen, aber es stimmt. Ich bin in dich verliebt und ich will mit dir zusammen sein. Und was auch immer als nächstes geschieht, was auch immer du tun wirst, ich werde mich immer an unsere gemeinsame Zeit erinnern als die glücklichste Zeit meines bisherigen Lebens.«

Dieses Geständnis war zu viel für Isabelle. Sie öffnete den Mund, um zu antworten, doch stattdessen brach sie in Tränen aus. Ich nahm sie in die Arme und ließ sie sich an meiner Schulter ausweinen, während sie von Schluchzern geschüttelt wurde. Ich sagte kein Wort, um sie zu trösten, denn ich ahnte, dass sie diesen Ausbruch ihrer Gefühle brauchte. Und so beschränkte ich mich darauf, sie einfach festzuhalten.

»Womit habe ich jemanden wie dich nur verdient?«, fragte Isabelle schließlich, als sie wieder sprechen konnte.

»Du bist du«, antwortete ich, genauso, wie ich es schon vor einigen Tagen getan hatte. »Du verdienst nur das Beste.«

Ein leises Lächeln stahl sich auf Isabelles verweintes Gesicht. »Du hältst dich also für das Beste?«

»Du etwa nicht?«, fragte ich mit gespielter Empörung und bemerkte zufrieden, dass Isabelles Lächeln breiter wurde.

Ich nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sanft ihre Augen und ihre Wangen, küsste ihre Tränenspuren fort. Als sich unsere Lippen schließlich trafen, schmeckten sie beide gleichermaßen salzig. Unser Kuss, zunächst zaghaft und behutsam, dauerte an, mutierte, breitete sich aus. Aus Zärtlichkeit wurde Leidenschaft, aus Trost wurde Lust, aus Wärme wurde Feuer. Isabelle öffnete ihre Lippen, um meiner Zunge Zugang zu gewähren. Wir suchten und fanden die Zunge des anderen, saugten daran, ließen sie miteinander spielen.

Isabelle setzte sich kurzerhand rittlings auf meinen Schoß und presste ihren Körper so nahe wie möglich an meinen. Der Saum ihres Kleides verbarg vor der Außenwelt, dass sie darunter meine Hose öffnete und meine Männlichkeit befreite, die ihr pochend und drängend entgegensprang. Das Kleid verdeckte auch meine Hand, die ich zwischen Isabelles Schenkel schob, ihren Slip beiseitestreifte und ihre Spalte streichelte, aus der bereits die ersten Tropfen ihrer Erregung quollen.

Es mag befremdlich erscheinen und sicherlich auch sehr ungewöhnlich, dass wir in diesem Augenblick ausgerechnet an Sex dachten. Ich hatte, ehrlich gesagt, auch nicht damit gerechnet. Ich hatte erwartet, dass wir ein langes, ausführliches Gespräch führen würden über Isabelles Vergangenheit, über unsere Gefühle und darüber, was wir jetzt tun sollten. Aber wir brauchten überhaupt nicht zu reden. Als ich ihr in die Augen sah, in diese wunderschönen, blauen, unendlich tiefen Augen, wusste ich, dass sie für mich das Gleiche empfand, wie ich für sie. Und ich wusste, dass sie sich eine gemeinsame Zukunft mit mir wünschte, ebenso wie ich es tat. Auch wenn ich ehrlicherweise dazu sagen muss, dass mir das selbst erst in diesem Augenblick klar wurde.

Isabelle und ich brauchten keine Worte mehr. Wir brauchten einander. Der Sex war für uns längst nicht nur körperliche Lustbefriedigung, nicht nur physische Ekstase. Er war Ausdruck unseres Verlangens, einander nahe zu sein, emotional wie körperlich, und er erlaubte uns, einander so nahe zu sein, wie es für zwei Menschen nur möglich ist.

Isabelle setzte sich auf die Spitze meines Schwanzes und senkte ihren Körper auf meinen Schoß herab, bis sie ihn ganz in sich aufgenommen hatte. Wir sahen einander glücklich in die Augen, und ich zog sie zu mir heran und küsste sie wieder, während wir beide begannen, uns langsam gegeneinander zu bewegen. Für zufällige Passanten, sofern sie uns in unserem Versteck zwischen den Sträuchern überhaupt entdeckten, mussten wir wie ein Pärchen aussehen, das sich leidenschaftlich küsste. Was unter Isabelles Rock geschah, blieb verborgen und ging nur uns beide etwas an. Anders als sonst ließen wir auch akustisch unserer Leidenschaft nicht freien Lauf. Isabelles Atem wurde schwerer, keuchender, doch unser anhaltender Kuss unterdrückte ihre Lustschreie.

Wie weit entfernt war diese Form der Zärtlichkeit von den wilden, animalischen Ficks, die ich mit Claire teilte, wie weit auch von den spielerischen Experimenten, die ich in den vergangenen Wochen vor allem mit Carmen, aber auch mit Claire und Isabelle gewagt hatte! Wir bewegten uns nur langsam, ohne Hast und ohne den Druck, uns selbst oder den anderen zum Höhepunkt zu bringen. Wir ließen uns Zeit, genossen die Nähe, die Wärme und die sich langsam steigernde Erregung des anderen. Carmen und Claire, Alex und Maria, die WG, die Arbeit, der Park und der Lärm der Stadt um uns herum waren vergessen, waren Teil eines anderen Lebens, weit entfernt und bedeutungslos. Wir versanken ineinander, atmeten, lebten nur noch für uns. Nichts anderes zählte in unserer kleinen, privaten Welt.

Ich verlor jegliches Zeitgefühl und kann nicht sagen, ob diese Erfahrung, die wir teilten, einige Minuten oder einige Stunden andauerte. Irgendwann spürte ich, wie Isabelles Körper sich verkrampfte, sah ihre blauen Augen für einen Augenblick lang in seliger Verzückung ausdruckslos werden, fühlte, wie ihre Möse, die meinen Schaft umgab, zuckte und kontrahierte. Im selben Moment hatte auch ich einen Orgasmus, der mich diesmal nicht überrollte wie ein Sturm, sondern wie die sanfte Brandung des Meeres, und ich ergoss meinen Samen tief in ihr.

Wir blieben noch lange so sitzen, aufeinander und ineinander, und erfühlten uns mit geschlossenen Augen. Ich spürte Isabelles pochendes Herz, das sich nach und nach beruhigte, ihren Atem, der mit meinem im Gleichklang ging, die Wärme ihres schönen, geschmeidigen Körpers. Es war wie ein einziger, perfekter Augenblick, der sich in die Ewigkeit zu dehnen schien.

Doch nichts auf der Welt währt ewig. Irgendwann drangen die Geräusche der Menschen um uns herum und der Lärm der Stadt wieder zu uns durch. Der Geruch von Hundekot stach unangenehm in das Bouquet von Isabelles Parfum, ihrem Schweiß und dem Duft von Sonne auf ihrer Haut. Und mit einem Mal stellte ich fest, wie unbequem unsere Sitzposition eigentlich war und dass meine Füße einzuschlafen drohten.

Also richteten wir unsere Garderobe und erhoben uns. Während wir Arm in Arm am Strand entlang zurück in Richtung unserer Wohnung spazierten, musste ich mit jedem Schritt, den wir uns unserem Zielort näherten, stärker gegen den Drang kämpfen zu fliehen. Ich wollte mich umdrehen, Isabelle mit mir ziehen und in die entgegengesetzte Richtung laufen. Nach Süden, tiefer nach Spanien hinein. Am besten zum Flughafen und von dort aus irgendwohin, egal wohin, nur weit weg, nur nicht zurück zu Alex und den Problemen, die mit ihm in unserer Wohnung auf uns warteten.

Natürlich tat ich es nicht. Ich war viel zu vernünftig dazu, wie immer.

Als wir unser Haus erreichten, betrat ich die Wohnung als Erster, während Isabelle noch draußen vor der Tür wartete. Nach allem, was Claire mir über Alex erzählt hatte, war er sehr eifersüchtig und ich wollte ihn nicht zusätzlich provozieren, indem ich mit seiner Freundin Hand in Hand durch den Wohnungsflur spazierte.

Meine Bedenken erwiesen sich als unnötig. Von Alex war nichts zu sehen. Doch im Wohnzimmer lagen Claire und Carmen auf je einer Couch und blickten mir mit erschöpftem Gesichtsausdruck entgegen.

»Wo ist Alex?«, fragte ich nach einer kurzen Begrüßung.

»Der schläft«, erwiderte Claire und seufzte. »Endlich.«

»Habt ihr …?«, begann ich.

»Wir haben ihm was in sein Getränk gemischt«, erklärte Carmen. »Aber es hat ewig gedauert, bis es wirkte. Drei Gläser mussten wir ihm einflößen.«

»Und in der Zwischenzeit mussten wir ihn bei Laune halten und dazu kriegen, so viel zu trinken«, fügte Claire mit gequältem Gesichtsausdruck hinzu.

»Seine Kondition ist beeindruckend«, merkte Carmen mit unschuldiger Miene an. In diesem Moment kam Isabelle herein.

»Hallo Süße«, begrüßte Claire sie und wandte sich dann wieder an mich. »Na, hat es sich wenigstens gelohnt?«

Ich grinste. »Ich denke schon.«

»Was hat sich gelohnt?«, wollte Isabelle wissen und legte ihre Stirn in Falten. »Und wo steckt Alex?«

Claire ignorierte sie. »Gut«, sagte sie zu mir. »Ich werde eine Woche lang nicht mehr gehen können, und was noch schlimmer ist, nicht mehr ficken. Du schuldest mir was!«

»Was immer du willst, Claire«, versprach ich ernst.

Claire nickte und wedelte dann mit ihrer Hand. »Und jetzt, husch, ins Zimmer, ihr Turteltäubchen. Alex wacht heute nicht mehr auf, also nutzt die Zeit!«

Isabelle öffnete den Mund, um eine Frage zu stellen, doch ich zog sie rasch in mein Zimmer. Dort setzten wir uns nebeneinander aufs Bett und schwiegen eine Weile. Ich sah Isabelle an, dass sie über Claires Worte nachdachte.

Schließlich fragte sie: »Was glaubst du, was sie wohl gemacht haben könnte? Warum glaubst du, kann sie eine Woche lang nicht mehr gehen? Und nicht mehr ficken?«

Ich wusste, dass es völlig zwecklos war, irgendetwas zu leugnen. »Es war meine Idee«, sagte ich, auch wenn das nicht ganz der Wahrheit entsprach. »Claire und Carmen sollten Alex ablenken, damit wir Zeit hätten. Und, äh, Alex hat sich wohl als ziemlich widerstandsfähig erwiesen …«

Jetzt konnte Isabelle sich nicht mehr zurückhalten. Sie lachte laut auf und ließ sich rücklings auf die Matratze fallen. »Widerstandsfähig?«, prustete sie heraus. »Alex ist ein Tier! Er ist nicht kleinzukriegen!«

Wenn ich ehrlich bin, war mir dieses Thema reichlich unangenehm. Wer sprach schon gern über die sexuellen Fähigkeiten seines Konkurrenten?

»Arme Claire«, sagte ich daher matt.

Marcs TageBuch - Teil 6 | Roman

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