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Wien, Südbahnhof. Endlich allein. Im Zug nach Graz hatte ich zu meiner Freude ein leeres Abteil gefunden und gab mich meiner Sehnsucht nach Dorothy hin. Da flog die Tür auf, und eine wohlbekannte Stimme rief überrascht meinen Namen; und es war die Stimme der Monika. Sie setzte sich wie selbstverständlich zu mir, genauer, mir gegenüber, und fühlte sich offenbar verpflichtet, mich zu unterhalten (und mich von meinen Gedanken an Dorothy abzulenken). Und nachdem sie lang genug wie die Katze um den heißen Brei herumgeschlichen war, begann sie sich bitter und wortreich über ihre männlichen Kollegen in England zu beklagen. Entweder seien sie so gehemmt gewesen, dass sie ihre Kolleginnen wie Luft behandelt hätten, oder sie hätten sich wie die Verrückten auf die mit dem kürzesten Rock gestürzt. Ich sei der Einzige gewesen, der auch den anderen Frauen Beachtung geschenkt habe. Und dafür, sie zögerte, dafür bewundere sie mich maßlos. Mehr noch, sie zögerte erneut, sie fühle sich zu mir förmlich hingezogen. Und zugleich lehnten sich ihre Knie wie zufällig an die meinen.

Nun ja, Ähnliches hatte ich längst geahnt. Aber nun war es eindeutig zu spät, um ihren Worten Taten folgen zu lassen. Mit der Rückkehr aus England hatte der vielbeschworene Ernst des Lebens wieder begonnen. Wir waren beide auf dem Weg in den Schoß der jeweiligen Familie, oder wie man da sagt.

Ich ergriff ihre Hand und drückte sie zärtlich, lächelte sie verlegen an, dankte ihr für ihre Sympathiebezeigung. Aber leider sei ich halt verheiratet, und wir seien bald daheim.

Diese Eröffnung nahm sie mit sichtlicher Enttäuschung zur Kenntnis. Doch zugleich bewunderte sie mich, wie sie mir versicherte, noch mehr für meine angebliche Tugendhaftigkeit.

Sommer Roman-Paket Unterhaltungsromane und Erzählungen: In Paris und andernorts

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