Читать книгу verità - Sara Brändle - Страница 9

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Abenteurerherz!

Ich erwache aus dem Schlaf und blicke um mich. Gegenüber von mir sitzt Julia, die immer noch tief und fest schläft. Heute Mittag hat Herr Schneider uns gesagt, dass wir noch etwas schlafen sollen, weil wir erst um 23 Uhr in Italien ankommen.

Danach hat uns Livia noch ein paar Stunden lang vollgelabert. Um 7 Uhr haben wir dann versucht zu schlafen.

Doch jetzt ist es 9 Uhr und ich bin schon wieder wach. In unserem Zugabteil ist es sehr ruhig und nur wenige sind noch oder schon wieder wach. Wir fahren noch zwei Stunden bis wir endlich ankommen.

Auch Livia sitzt schlafend neben mir und hat ihren Arm über meine Beine gelegt. Ich versuche ihn möglichst behutsam von mir zu nehmen, damit sie nicht erwacht. Dann stehe ich auf und gehe ein Weilchen durch den Zug, um mir die Zeit zu vertreiben. Als ich mich schließlich wieder zurück an meinen Platz begeben möchte, rempelt mich jemand von hinten an.

„Pass doch auf“, sagt eine Stimme und ich drehe mich um. Hinter mir steht ein Junge, der offenbar auch zu unserer Reisegruppe gehört.

Mit finsterem Blick schaut er mich an.

„Kennen wir uns?“, frage ich ihn. Ich bin komplett überrumpelt und realisiere gar nicht was ich da überhaupt sage. Der Junge ist groß und schaut mit seinen kristallklaren, blauen Augen auf mich herab. Er trägt ein schwarzes Shirt und eine genauso schwarze Jeans, was ihn irgendwie böse wirken lässt.

„Ne, wieso sollten wir“, antwortet er genervt, „lässt du mich jetzt endlich durch?“ Er drängt sich an mir vorbei und geht weiter. Ich glaube, den kenne ich doch nicht. So einen arroganten Typen möchte ich auch gar nicht kennen. Es gibt schon unfreundliche Menschen auf dieser Erde.

„Elea“, ruft eine Stimme und ich blicke um mich und entdecke Livia, die wohl aufgewacht ist.

„Schhh…“, flüstere ich, „die anderen schlafen doch noch.“

„Ist ja schon gut, ich halte jetzt meine Klappe“, sagt sie und geht wieder zurück. Wie lange das wohl anhält, frage ich mich und gehe ihr hinterher. So eine Plappertasche wie Livia habe ich zuvor noch nie kennengelernt. Mittlerweile ist auch Julia aufgewacht und sieht mich mit müdem Blick an.

„Na, gut geschlafen?“, frage ich sie.

„Geht so, bequem war es nicht gerade, aber was soll’s. Ich glaube nicht, dass wir die nächste Zeit so viel schlafen. Schließlich sind wir in einem Camp. “

Da muss ich ihr Recht geben, aber ich hoffe trotzdem, dass wir nicht völlig übermüdet aus Italien zurückkehren. Denn dann heißt es wieder: „Ab in die Schule». Doch daran will ich jetzt gar nicht denken. Nun ist erst einmal entspannen und genießen angesagt. Auch wenn ich mir vorstellen kann, dass dieses Lager mehr Abenteuer als Entspannung mit sich bringt. Es ist aber trotzdem viel besser als einfach nur nutzlos Zuhause herumzusitzen und zu warten, bis die Ferien vorbei sind. Denn mein Abenteuer fängt jetzt an. In diesem Augenblick kommen mir zwei Stunden so unglaublich lange vor. Als ich aus dem Fenster schaue, sehe ich, wie die Landschaft an uns vorüberzieht.

Die Sonne ist schon untergegangen und alles sieht jetzt viel dunkler und geheimnisvoller aus. Ich kenne viele Menschen, welche Angst haben im Dunkeln. Doch ich finde, dass die Dunkelheit etwas ganz Besonderes an sich hat. Ich glaube nicht an das Gute und an das Böse, weil in allem Bösen auch etwas Gutes steckt.

Wir verschließen nur viel zu oft die Augen davor. Manchmal kommt es mir vor, als würde die Nacht heller scheinen als der Tag. Denn die Nacht ist nicht böse. Wir Menschen wählen immer den Weg, welcher für uns einfacher ist.

Der Tag macht uns keine Angst, aber vor der Nacht verschließen wir die Augen. Doch wenn man die Nacht und das Dunkle genießt oder einfach nur den Sternenhimmel betrachtet, dann merkt man, dass die Nacht genauso schön ist. Sich einfach auf etwas einlassen und zu vertrauen ist schwierig, aber es macht das Leben schöner.

Gedankenverloren sitze ich nun in diesem Zug und denke über das Leben nach. Es ist schon 23 Uhr und ich bin total gespannt.

Als Livia sich wieder neben mich setzt und zu tratschen beginnt, scheint die Zeit viel schneller zu vergehen. Schon kurz darauf kommen wir am Bahnhof an. Ein Bus bringt uns bis zu unserer Unterkunft.

Vor uns steht ein großes Gebäude. „Wir sind da“, ruft Herr Schneider und geht auf das Haus zu.

„Ich vermute, ihr seid alle sehr müde. Auch wenn ihr am liebsten zuerst den Ort erkunden würdet, glaube ich, es wäre das Beste, wenn wir nur noch die Zimmereinteilung machen und dann schauen wir morgen weiter.“

Herr Schneider führt uns durch das Haus, bis in den ersten Stock. Dort sind die Zimmer für die Jungs. Ein Stock höher sind die Zimmer für uns Mädchen. Alle stürmen sofort los, um ein möglichst schönes Zimmer zu bekommen. Auch Julia, Livia und ich suchen uns ein Zimmer aus. Als wir endlich das passende gefunden haben, hole ich mein Gepäck nach drinnen.

Nachdem ich den Koffer nach oben getragen habe, schaue ich mir den Raum genauer an. Es ist etwas altmodisch, aber sehr schön eingerichtet.

Es hat ein riesiges Fenster, durch welches man direkt auf das Meer blickt. Ich wusste gar nicht, dass unser Ferienlager so nahe am Meer liegt. Es ist wirklich eine wunderschöne Aussicht. Das Wasser glitzert und der Mond spiegelt sich darin. Jetzt kommen auch Livia und Julia mit ihrem Gepäck in das Zimmer gestürmt.

„Wow!“, sagt Livia, „Da haben wir uns ja ein Zimmer mit einem tollen Panorama geschnappt.“

Damit hat sie wirklich Recht. Besser hätten wir es gar nicht treffen können. Von unseren Betten aus kann man direkt aufs Meer blicken. Im Raum steht ein Kajütenbett und ein einzelnes Bett. „Ich schlaf oben!“, ruft Livia und klettert die Leiter hinauf. Damit sind Julia und ich sofort einverstanden, weil wir beide sonst wahrscheinlich in der Nacht aus dem Bett fallen würden.

Wir diskutieren noch eine ganze Weile, wer von uns welches Bett kriegt, aber schlussendlich einigen wir uns darauf, dass ich im Kajütenbett schlafe und Julia das andere Bett nimmt.

Es ist schon fast Mitternacht und wir müssen uns langsam bettfertig machen. Doch zuerst müssen wir unsere Koffer auspacken.

Wenn wir sie einfach nur durchwühlen, dann werden wir morgen wahrscheinlich gar nichts mehr finden. Während dem Auspacken bemerke ich, dass es vielleicht doch nicht so eine schlechte Idee gewesen wäre, mit meiner Mum zu packen.

Da ich selbst natürlich nicht daran gedacht habe, dass mein Pyjama das Erste sein wird, was ich brauche.

Doch mein Kontrollwahn hat es natürlich nicht zugelassen, dass mir jemand beim Packen hilft. Wenn nicht alles nach meinem Plan läuft, dann drehe ich meistens völlig durch. Als dann auch ich meinen Pyjama, welcher übrigens ganz zuunterst lag, endlich gefunden habe, gehen wir schlafen.

Doch wie wir Livia inzwischen kennen, muss sie uns zuerst noch eine Geschichte erzählen. Aber ich glaube, an Livia werde ich mich bald gewöhnen. Denn auch wenn sie viel spricht, sie sagt in jeder Situation immer genau das Richtige, um mich zum Lachen zu bringen.

Ich finde es jetzt schon total toll, dass ich sie hier kennenlernen darf. Neue Freunde zu finden ist immer eine tolle Sache.

„Guten Morgen.“ Ich öffne meine Augen und blicke in das strahlende Gesicht von Livia. „Heute wird ein wundervoller Tag“, verkündet sie fröhlich.

Verschlafen reibe ich mir die Augen. „In einer Stunde gibt es Frühstück, also macht euch bereit für dieses Abenteuer!“

„Für das Abenteuer Frühstück?“, fragt Julia, die wie ich noch total müde ist.

„Ich weiß zwar auch nicht, was Frühstück mit einem Abenteuer zu tun hat, aber etwas zu essen schadet bestimmt nicht“, antworte ich und stehe auf. Nachdem ich mich ein paar Mal gestreckt, gewaschen und zum Schluss angezogen habe, bin ich nun startklar fürs Frühstück. Auch Julia hat sich nun aufgerappelt, doch die Müdigkeit steht ihr ins Gesicht geschrieben. Frühaufsteher sind wir beide nicht, aber Livia dafür umso mehr.

Die ist schon früh am Morgen die Freude in Person. Vielleicht kann sie uns ja die nächsten Wochen noch ein wenig damit anstecken. Nach dem Frühstück informiert uns Herr Schneider über den weiteren Tagesablauf. Heute wird erst mal ausgepackt und wir können uns etwas von der Reise erholen.

Doch kurz nach dem Frühstück gibt es zuerst einen Rundgang durchs Haus. Herr Schneider führt die Gruppe durch den Essbereich und die Küche, danach kommen wir in den Aufenthaltsraum. Es ist ein großer, gemütlich eingerichteter Raum. Darin steht ein Sofa und rundherum sind viele Sitzsäcke aufgestellt.

Es sieht wirklich sehr bequem aus und am liebsten würde ich mir jetzt gleich mein Buch holen und mich auf dieses wundervolle Sofa setzen. Das wäre jetzt die perfekte Atmosphäre, um ein wenig zu relaxen. Doch jetzt begeben wir uns alle einen Stock höher, wo die Zimmer der Jungs sind. Zum Schluss gehen wir noch in den dritten Stock, wo sich auch nochmals Mädchenzimmer befinden. Dann sind wir auch schon am Ende unserer Besichtigung angelangt. Das Haus ist nicht wirklich groß, aber total gemütlich.

Wir sind insgesamt nur fünfzig Jugendliche, deshalb reicht es völlig aus. Ich freue mich schon darauf, welch tolle Abenteuer wir in diesem Haus erleben werden und wie viele Erinnerungen wir mit nehmen. Doch jetzt gehen Livia, Julia und ich erstmal zurück in unser Zimmer. Wir beschließen, zuerst unsere Koffer auszuräumen. Wir sind alle nicht gerade Ausräumprofis oder besser gesagt Einräumprofis, deshalb brauchen wir ziemlich lange, bis endlich alle unsere Sachen richtig verstaut sind.

Ratlos stehen wir nun in unserem Zimmer. Was sollen wir jetzt tun? Für große Abenteuer haben wir jetzt noch nicht genügend Energie, aber nur herumsitzen, ist auch nicht das Wahre.

Ich sehe mich um und mein Blick fällt auf das offene Fenster. Draußen ist es warm und die Sonne spiegelt sich auf dem Wasser. „Gehen wir doch schwimmen“, schlage ich vor.

„Ja“, sagt Livia begeistert, „tolle Idee.“

Auch Julia stimmt freudig zu. Wir ziehen rasch unsere Badesachen an und gehen hinunter zum Strand. Der Sand ist heiß und meine Füße brennen, während ich hinunter zum Wasser renne.

Das Meer ist klar und wunderschön. Ich bin erleichtert, als meine Füße endlich das kalte Wasser erreichen. Dann bleibe ich stehen und mein Blick schweift der Küste entlang.


Dieser Anblick ist wundervoll und ich könnte stundenlang hier stehen bleiben. Auch Julia ist beeindruckt und springt freudig umher. Es ist wirklich atemberaubend. Ich habe noch nie so etwas Schönes gesehen. Na gut, an meinen letzten Urlaub kann ich mich auch nicht mehr wirklich erinnern.

verità

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